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Frau an der Küste © Judith Altrogge

"Das Meer, die letzte Kolonie?"

Ausstellung zeigt Zusammenhang zwischen Ausbeutung und Flucht

Sind reiche nördliche Länder verantwortlich für die Armut auf der südlichen Erdhalbkugel? Eine Ausstellung in Bremen veranschaulicht eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen der Ausbeutung der Meere und dem Schicksal der Küstenbewohner im Süden. Von Dieter Sell

Freitag, 06.07.2018, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 08.07.2018, 16:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Mit einer Ausstellung in Bremen wollen Meeresschützer auf den engen Zusammenhang zwischen der zunehmenden Ausbeutung der Meere und dem Schicksal der Küstenbewohner vor allem auf der südlichen Erdhalbkugel hinweisen. „Die Industrialisierung und Kolonialisierung der Meere durch die Länder im globalen Norden entzieht vielen traditionellen Küstengemeinden die Lebensgrundlagen“, sagte Projektkoordinator Kai Kaschinski von der Bremer Organisation „Fair Oceans“ am Donnerstag dem „Evangelischen Pressedienst“.

Unter dem Titel „Das Meer, die letzte Kolonie?“ ist die Ausstellung bis zum 11. Oktober im Bremer „Haus der Wissenschaft“ zu sehen. Anhand von sechs Schwerpunktthemen werden vielfältige Bezugspunkte zwischen Umwelt- und Entwicklungsfragen auf See vorgestellt. Beispiele unter anderen aus der Fischerei, dem Meeresschutz und der Schifffahrt veranschaulichen die globale Dimension der Ozeane und werfen zentrale Zukunftsfragen auf.

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Hinter dem Projekt steht neben „Fair Oceans“ die Organisation „Brot für die Welt“. Die Initiatoren machen auch darauf aufmerksam, dass die Meere für viele Menschen im Süden weit mehr bedeuten als eine Ressource für Fisch und Rohstoffe. „Nach dem Verständnis der Menschen in Papua-Neuguinea beispielsweise ist das Meer ein flüssiger Kontinent, ihr Dorf endet nicht am Strand“, erklärte Kaschinski.

Zerstörte Existenz

Info: Aussstellung „Das Meer, die letzte Kolonie?“ vom 5. Juli bis zum 11. Oktober im Bremer „Haus der Wissenschaft“, geöffnet montags bis freitags 10 bis 19 Uhr, sonnabends 10 bis 14 Uhr. Nach der Präsentation in Bremen soll die Ausstellung in Schleswig-Holstein in Kiel, Niebüll und Tönning gezeigt werden.

Neben dem Klimawandel und dem damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels bedrohten die weltweite Expansion des Tourismus, industrieller Fischfang, die wachsende Schifffahrt und der geplante Tiefseebergbau traditionelle Küstengemeinschaften, erläuterte Kaschinski. „Insbesondere durch den Tiefseebergbau, an dem auch Deutschland forscht, kommen neben der Offshore-Industrie, der Plastikvermüllung und dem Nährstoffeintrag neue Belastungen auf die Meere zu.“

Auch Überfischung und Sperrzonen der Öl- und Gasplattformen zerstörten die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen und seien Fluchtursachen, führte Kaschinski aus. „Dadurch verlieren Bewohner ganzer Küstenstriche ihre Nahrungsgrundlage und werden arbeitslos gemacht.“

Gilt auch für Deutschland

Obwohl weltweit 95 Prozent aller Waren mit Schiffen transportiert würden, spiele der politische Charakter der Meere und ihre weitreichende Bedeutung für das Verhältnis des globalen Nordens zum globalen Süden bisher kaum eine Rolle. Vor diesem Hintergrund gelte auch für Deutschland: „Wir sind viel maritimer, als wir alle denken“, sagte Kaschinski.

„Wir müssen uns entscheiden, welches Meer wir haben wollen: Ein Meer der Konkurrenz um Ressourcen oder ein solidarisches Meer, das für alle sozial gerecht zugänglich bleiben soll“, mahnte der Experte. „Wenn es solidarisch zugehen soll, müssen beispielsweise die betroffenen Küstenbewohner mit entscheiden dürfen, wenn es um Fischerei, Tiefseebergbau oder auch die Einrichtung von Schutzgebieten geht.“ (epd/mig) Aktuell Politik

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  1. Ute Plass sagt:

    „Wenn es solidarisch zugehen soll, müssen beispielsweise die betroffenen Küstenbewohner mit entscheiden dürfen, wenn es um Fischerei, Tiefseebergbau oder auch die Einrichtung von Schutzgebieten geht.“

    Diese Solidarität betrifft den ganzen Kosmos, d.h.: Weg vom zerstörerischen, kapitalistischen Konkurrenzsystem, hin zu einem wirtschaftlichen Kooperieren im Sinne eines „Genug für alle“.