Demonstration, Türken, Türkei, Köln, Demo, Demokratie, Putsch
30.000 Türkeistämmige demonstrieren gegen den Putschversuch in der Türkei © TwitterPictures

Umfrage

Spannungen zwischen Berlin und Ankara belasten Deutsch-Türken

Der Umgang zwischen Türkeistämmigen und Deutschen hat sich seit den Spannungen zwischen Berlin und Ankara verschlechtert. Das geht aus einer Umfrage unter Deutsch-Türken hervor. Jeder zweite Befragte hält die Kritik gegen Erdoğan für ungerechtfertigt.

Mittwoch, 06.12.2017, 6:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 11.12.2017, 17:40 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Spannungen zwischen den Regierungen in Berlin und Ankara belasten offenbar das Verhältnis zwischen Deutsch-Türken und Deutschen. In einer am Montagabend vom NDR veröffentlichten Umfrage unter 2.800 türkischstämmigen Bürgern erklärten 52 Prozent, der Umgang miteinander habe sich in den vergangenen Jahren verschlechtert.

Gefragt nach den Gründen, nannten die wenigsten schlechte persönliche Erfahrungen. Die Regierungsstreitigkeiten seien schuld, erklärten 59 Prozent. Auch die Medienberichterstattung spiele eine große Rolle, sagten 53 Prozent. Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Data 4U im Auftrag des NDR-Magazins Panorama erhoben.

___STEADY_PAYWALL___

Jeder Zweite hält Erdoğan-Kritik für ungerechtfertigt

Laut der Umfrage sind 44 Prozent der Deutsch-Türken der Meinung, die deutsche Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und seiner Partei sei nicht gerechtfertigt. Nur zwölf Prozent der Befragten halten sie für berechtigt. Die Antworten der Deutschtürken, die in erster, zweiter oder dritter Generation in der Bundesrepublik leben, unterscheiden sich dabei kaum voneinander.

Zugleich ist die türkischstämmige Bevölkerung in Deutschland in der Haltung zu Erdoğan selbst gespalten: Während sich laut Umfrage 27 Prozent der Deutschtürken kritisch zu Erdoğans aktueller Politik äußern, stimmen 29 Prozent seinem Kurs seit dem Putschversuch 2016 zu.

Bildung zentraler Schlüssel

Laut NDR zeigt die Erhebung hier einen eindeutigen Zusammenhang: Mangelt es an Integration und Anerkennung, wächst die Zustimmung zu Erdoğan – und umgekehrt. „Bildung ist der zentrale Schlüssel zum Verständnis unserer Studie“, erläuterte Data-4U-Chef Joachim Schulte.

„Die formal höher Gebildeten weisen den höchsten Integrationslevel auf, stehen der Politik des türkischen Präsidenten Erdoğan am kritischsten gegenüber und sind auch die einzige Gruppe, die das Türkeireferendum im April 2017 mehrheitlich abgelehnt hat.“ Bei den weniger gut Ausgebildeten steige die Sympathie und Zustimmung für die Politik Erdogans sprunghaft an. Mit dem Referendum hatte sich Erdoğan einen Ausbau seiner Machtbefugnisse gesichert. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Antoinette de Boer sagt:

    Eine sehr interessante Studie.
    Erdogan hat genau das erreicht : T e i l e und h e r r s c h e.
    Er hat sehr gezielt diesen Streit nach Deutschland entfacht,um seine Macht ausbauen zu können.(innen-und aussenpolitisch).
    Die Leidtragenden sind nicht nur die Deutschen sondern a u c h die Deutschtürken und Türken in unserem Lande,weil sich die Kluft dadurch immer mehr vergrössert hat.
    Erkenntnisse,gegenseitiger Respekt und Bildung können uns hoffentlich zusammenführen.

    Wir a l l e müssen uns um den Frieden in u n s e r e m Land bemühen,sonst formieren sich immer mehr Kräfte am r e c h t e n Rand – und das könnte für
    unsere ganze Gesellschaft sehr gefährlich werden N a t i o n a l i s m u s ist ein s c h l e i c h e n d e s G i f t ,siehe unter Anderen Polen,Ungarn,Türkei,aber eben auch bei uns in Deutschland.