Martin Schulz, Angela Merkel, TV-Duell, Bundestagswahl, Fernsehen
TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderr Martin Schulz (SPD)

Studie zum TV-Duell

Islam hat am meisten polarisiert

Ein Live-Experiment hat die Wirkung des TV-Duells 2017 zwischen Angela Merkel und Martin Schulz untersucht. Die am stärksten polarisierende Aussage des Abends kam von Martin Schulz als er darlegte, dass der Islam eine Religionsgemeinschaft ist wie jede andere auch.

Dienstag, 05.09.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.09.2017, 21:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei der Live-Debatte zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Martin Schulz (SPD) am Sonntagabend hat die Diskussion um den Islam einer Untersuchung zufolge die heftigsten Zuschauer-Reaktionen ausgelöst. Insbesondere die Aussage des SPD-Politikers, der Islam sei „eine Religionsgemeinschaft wie jede andere auch“, habe das Fernsehpublikum stark polarisiert, teilten Wissenschaftler der Universitäten Koblenz-Landau und Mainz am Montag mit. Martin Schulz hatte wörtlich gesagt: „Sie sehen, der Islam ist eine Religionsgemeinschaft wie jede andere auch (…) Lassen Sie uns nicht aufzwingen, dass die fünf Prozent oder drei Prozent fanatische Integristen den Islam in diesem Land verraten und verleumden können. Dazu bin ich nicht bereit.“

Mit anderen integrationspolitischen Thesen trafen die beiden Kontrahenten eindeutiger die Ansichten der rund 200 Teilnehmer eines Experiments zur Wirkung des TV-Duells. So stieß Merkels Aussage, nicht alle Flüchtlinge könnten nach Deutschland kommen, auf große Zustimmung bei den Zuschauern. Auch Schulz wurde für seine Forderung positiv bewertet, Menschen, die Werte wie die Gleichberechtigung von Mann und Frau ablehnen, hätten „in Deutschland nichts verloren“. Auch für seine Forderung, die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei abzubrechen, erhielt er von den Teilnehmern der Wahldebatten-Studie zustimmende Bewertungen.

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Merkel punktete auch mit ihrem Plädoyer für eine diplomatische Lösung des Konflikts um das nordkoreanische Atomprogramm und ihre Forderung, die westliche Lebensart gegen Terrorangriffe zu verteidigen.

Schulz in Rheinland-Pfalz vorn

Im Gegensatz zu repräsentativen Umfragen vom Sonntagabend sehen die rheinland-pfälzischen Wissenschaftler die Kanzlerin nicht als Siegerin der Debatte. Schulz habe stärker von der Sendung profitiert als die Amtsinhaberin. Für die Studie waren etwa gleichgroße Gruppen von Anhängern verschiedener Parteien und parteipolitisch nicht festgelegter Personen ausgewählt worden. Die Anhänger kleiner Parteien waren somit stärker vertreten als im Bevölkerungsdurchschnitt.

Einen anderen Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse sahen die Forscher um den Mainzer Politologie-Professor Thorsten Faas auch darin, dass die Probanden unmittelbar nach dem Ende der Diskussion befragt wurden und die Nachfolgeberichterstattung nicht mehr verfolgen konnten. Während der Sendung sollten die Teilnehmer der Studie fortlaufend die Überzeugungskraft der beiden Politiker spontan über Drehregler und Druckknopfschalter bewerten. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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  1. karakal sagt:

    Die Tatsache, daß die Aussage, daß der Islam „eine Religionsgemeinschaft wie jede andere auch“ ist, zu einer Polarisation und einer derartigen Kontroverse führt, zeigt, wie sehr ein Großteil der Bevölkerung dank der Mehrzahl der Medien, einiger Politiker und bestimmter staatlicher Institutionen bereits verhetzt ist.