Anerkennungsgesetz
Mehr Einwanderer arbeiten in ihrem erlernten Beruf
Der Arzt, der in Deutschland Taxi fährt, soll nach dem Willen von Bildungsministerin Wanka der Vergangenheit angehören. Vor fünf Jahren wurde das Gesetz zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse eingeführt. Zehntausenden eröffnet es neue Chancen.
Donnerstag, 08.06.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 13.06.2017, 23:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Eine steigende Zahl von Zuwanderern arbeitet in Deutschland im erlernten Beruf. Das geht aus einem Bericht des Bundesbildungsministeriums hervor, den das Kabinett am Mittwoch in Berlin billigte. Der Bericht zieht fünf Jahre nach dem Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes für ausländische Berufsabschlüsse eine positive Zwischenbilanz.. Drei Viertel der Anträge waren danach erfolgreich, der ausländische Berufsabschluss wurde also anerkannt. Der DGB bezeichnete das Gesetz als wichtigen Schritt zur Integration.
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) zeigte sich zufrieden, bedauerte aber, das Anerkennungsverfahren sei immer noch nicht bekannt genug. Die Zuwanderer hätten einen Rechtsanspruch darauf, dass ihre berufliche Qualifikation geprüft und bewertet werde. Den Bundesländern, die für die Lehrer und Sozialberufe zuständig sind, warf Wanka vor, nicht genügend Personal eingestellt zu haben, um die Verfahren abzuwickeln. Außerdem seien die Kriterien für die Anerkennung etwa in Dresden und Köln nicht einheitlich. „Das muss geändert werden“, forderte Wanka.
Vor der Antragstellung lassen sich die Zuwanderer beraten. Nur jeder Vierte macht danach den zweiten Schritt und lässt die Anerkennung seiner Qualifikationen prüfen. Offenbar funktioniere die Beratung, bilanzierte Wanka, denn mit 2,6 Prozent sei die Ablehnungsquote sehr gering. Knapp ein Viertel der Antragsteller erhalten nur eine Teil-Anerkennung oder müssen sich nachqualifizieren lassen, damit sie in Deutschland in ihrem Beruf arbeiten können.
Nach Anerkennung 90 Prozent berufstätig
Insgesamt wurden bis Ende 2015 auf Bundesebene 63.400 Anträge auf Berufsanerkennung gestellt. Hinzu kommen Anträge an die Bundesländer, die für die Anerkennung landesrechtlich geregelter Berufe zuständig sind.
Dem Bericht zufolge sind neun von zehn Fachkräften nach der Anerkennung ihres Abschlusses berufstätig, vorher nur knapp 60 Prozent. Drei Viertel der Anerkannten arbeiten ihrer Qualifikation entsprechend. Ihr Bruttoeinkommen steigt um durchschnittlich 1.000 Euro im Monat. Damit verbessere sich die Lebenslage der Betroffenen erheblich, sagte Wanka.
DGB bemängelt Verfahrenskosten
Der DGB begrüßte den Bericht, bemängelte aber, die Kosten des Verfahrens von bis zu 1.000 Euro seien eine Hürde für die Antragsteller. Dazu sagte Wanka, seit dem vergangenen Jahr könnten die Betroffenen einen Anerkennungszuschuss von 600 Euro beantragen.
Seit Ende 2015 sind gut 40 Prozent derer, die sich beraten lassen, Flüchtlinge, die meisten Syrer. Etwa jeder zehnte Antrag auf eine Berufsanerkennung in Deutschland wird inzwischen aus dem Ausland gestellt. Eine solche Möglichkeit gab es bis 2012 nicht. Damit werde auch die gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften gestärkt, heißt es in dem Bericht. Fachkräfte fehlen vor allem in technischen Berufen und im Gesundheitswesen. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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