Integrationsbremse für Flüchtlingskinder

Sonderklassen ohne deutschsprachige Kinder erschweren Spracherwerb

In Deutschland müssen Flüchtlinge Monate warten, bis sie zur Schule gehen können. Doch auch nach der Einschulung gibt es Probleme: In Sonderklassen bleiben Flüchtlingskinder häufig unter sich. Das erschwert den Spracherwerb.

Von Lynn Osselmann Montag, 20.02.2017, 4:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 21.02.2017, 17:46 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Flüchtlinge müssen nach Ansicht des Vereins SOS-Kinderdorf oft zu lange warten, bis sie zur Schule gehen können. Nicht in allen Bundesländern gebe es sofort eine Schulpflicht für Flüchtlingskinder, sagte die stellvertretende Vorsitzende, Birgit Lambertz dem Evangelischen Pressedienst.

„De facto verzögert sich der Schulbesuch oft um Monate oder gar bis zum Abschluss des Asylverfahrens.“ Das verstoße nicht nur gegen das Recht auf Bildung der UN-Kinderrechtskonvention, sondern auch gegen das Nicht-Diskriminierungsprinzip, sagte Lambertz mit Blick auf den Welttag der sozialen Gerechtigkeit am Montag. Der Tag wurde 2007 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen.

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„Aus unserer Erfahrung ist der weit überwiegende Teil dieser jungen Menschen sehr motiviert, die Schule zu besuchen“, sagte die promovierte Psychologin. Die Flüchtlinge verbrächten einen großen Teil der Zeit damit, zusätzlich Deutsch zu lernen und sich mit Lerninhalten zu beschäftigen. „Man sollte diesen Motivationsschub, den die jungen Leute mitbringen, wirklich nutzen und nicht ins Leere laufen lassen“, forderte Lambertz. „Denn Integration ist zuallererst eine Bildungsaufgabe.“

Problem: große Sonderklassen

Zugleich betonte sie, das System bemühe sich durchaus: „Aber viele Menschen auf einmal adäquat zu versorgen ist nicht immer einfach. Es sind nicht ad hoc Ressourcen da, die man vielleicht bräuchte.“ Es gebe Kommunen, die sehr schnell agiert hätten, sagte die promovierte Psychologin. „Wir kennen aber auch Kommunen, die ohnehin einen Mangel an Kindergartenplätzen und wenig finanzielle Ressourcen haben.“ Auch dort kämen viele Flüchtlinge an, so schnell seien aber keine neuen Kindergarten- oder Schulplätze zu schaffen.

Große Sonderklassen, in denen es keine Kinder gebe, die Deutsch sprechen, erschwerten den Spracherwerb der Flüchtlinge sehr, erklärte Lambertz. „Aus unserer Sicht ist es vor diesem Hintergrund zentral, dass Flüchtlingskinder so schnell wie möglich in die Regelangebote aufgenommen werden, damit Integration gelingen kann“, betonte sie.

Bildungsungleichheit in Deutschland

Lambertz verwies auch auf die bestehende Bildungsungleichheit in Deutschland. „Nicht nur bei geflüchteten Menschen hängt der Schul- und Lebenserfolg stark vom Elternhaus ab.“ Ein Drittel der 30- bis 35-Jährigen mit Migrationshintergrund hätten keinen Schulabschluss, bei jungen Menschen ohne Migrationshintergrund seien es nur 10 Prozent. „Das sollte eine Gesellschaft so nicht zulassen“, betonte sie.

„Kinder sollten unabhängig von ihrer Herkunft oder von ihrer familiären Lebenslage durch unser Bildungssystem die gleichen Chancen bekommen und sie gleichermaßen nutzen können“, forderte Lambertz. „Formale Bildung ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen Integration. Das gilt für alle Menschen.“ (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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  1. Alfons sagt:

    Ein ganz generelles Problem. Warum werden die Kinder nicht gleichmäßig auf die Schulen verteilt? Es gibt Schulen bei denen 90% der Schüler einen Migrationshintergrund haben. In anderen, meist besser gestellten Gegenden, gibt es in den Schulen hingegen kaum Kinder mit Migrationshintergrund. Meisten sind diese Schulen zudem in einem viel besseren Zustand, weil im Gegensatz zu den Schulen in den „schlechteren“ Gegenden, eine elitäre Elternlobby dahintersteht. Man braucht zentralisierte Schulen mit einer gleichmäßigeren Verteilung der Schüler aller gesellschaftlichen Schichten. Anders werden wir es nicht schaffen.

  2. Die stellvertretende Vorsitzende des SOS-Kinderdorf e.V., Frau Dr. Birgit Lambertz, ist bekanntlich immer sehr schnell dabei aufzufordern, Kinder oder Jugendliche noch besser zu unterstützen oder unsere Gesellschaft anzuklagen zu wenig Hilfe für Bedürftige zu leisten. Im Jahr 2016 wollte sie für die hier bereits eingetroffenen, unbegleiteten, minderjährigen Ausländer einen Familiennachzug ermöglichen, was die Flüchtlingsproblematiken in Deutschland sicherlich noch weiter vergrößert hätte. Auf politischer Ebene war dies aber nicht gewollt.

    Die Einwanderung einer so großen Anzahl von Flüchtlingskindern kam für die Kommunen natürlich sehr überraschend, und daher ist es durchaus nachvollziehbar, dass ihre Integration eine sehr große Herausforderung für die staatlichen Systeme darstellt. Es dauert eben eine gewisse Zeit bis zusätzliche Plätze in Kindergärten und Schulen in ausreichender Anzahl geschaffen worden sind. Um die Qualität der Bildungs- und Betreuungsangebote für einheimische Kinder und Jugendliche nicht zu gefährden, ist es durchaus legitim, für die Zuwanderer und ihre Kinder zunächst einmal separate Leistungen mit passgenauen Hilfsangeboten bereit zu stellen, nämlich Deutschkurse und spezielle Integrationsklassen in den Schulen.

    Wir fordern Frau Dr. Lambertz auf, die UN-Kinderrechtskonvention in ihrem eigenen Verantwortungsbereich sicher zu stellen, bevor sie andere Missstände fokussiert, für die sie nicht zuständig ist. Mit einem sog. Kinderschutz-Vorgang des SOS-Kinderdorf Dießen und mit fachlich haltlosen Beschuldigungen wie „Kindesmissbrauch durch den Vater“ wurde unsere Familie massivst und in unzulässiger Weise bei der Rückführung unserer beiden Kinder in ihr Elternhaus behindert. Schließlich mussten wir mit drei familiengerichtlichen Verfahren unsere beiden Kinder aus diesem SOS-Kinderdorf quasi heraus klagen, was drei Jahre lang dauerte. Der vom Familiengericht beauftragte Gutachter stellte keinerlei Indikatoren für Missbrauch fest.

    ( Familie Scheffler Google+ )