Internationale Organisation für Migration

Niger erschwert Transit für Migranten Richtung Europa

Niger hat den Transit für Flüchtlinge, die nach Europa wollen, erschwert. Die Internationale Organisation für Migration beklagt, die Menschen würden ohne Wasser, Lebensmittel oder Schatten in der Wüste zurückgelassen.

Von Elvira Treffinger Freitag, 17.02.2017, 4:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 24.02.2017, 15:40 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Das westafrikanische Niger hat den Transit für Flüchtlinge und Migranten erschwert, die illegal über Libyen oder Algerien nach Europa wollen. Die Zahl der Reisenden Richtung Norden gehe unter den schärferen Verkehrs- und Transportkontrollen seit Mai definitiv zurück, erklärte das Büro der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in der nigrischen Hauptstadt Niamey dem Evangelischen Pressedienst.

Im Dezember 2016 schätzten die IOM-Experten, dass rund 13.000 Migranten nach Libyen oder Algerien wollten. Im Mai waren es noch über 70.000. Die Behörden im Niger konfiszieren laut IOM Fahrzeuge und nehmen Lastwagenbesitzer und Transportvermittler fest, die illegal Menschen befördern oder befördern könnten. „Die repressiven Maßnahmen wurden vor allem in der Region Agadez eingeführt, sehr weit von den Landesgrenzen entfernt“, sagt die IOM-Sprecherin im Niger, Monica Chiriac. Ziel sei es, Schmuggler und Schlepper zu erwischen.

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Niger der wichtigste Ausgangspunkt

An den Grenzen selbst stellt die IOM kaum Änderungen fest. Niger gehört der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) an. Für die Bürger der 15 Mitgliedsstaaten, darunter Nigeria, Elfenbeinküste, Senegal und Mali herrscht Freizügigkeit. Sie können allein mit ihrem Personalausweis innerhalb der Ecowas reisen.

Die Stadt Agadez ist im Niger der wichtigste Ausgangspunkt für die Reise nach Norden Richtung Mittelmeer. Das Vorgehen der Behörden hat es Migranten schwerer gemacht, Transportmöglichkeiten von Agadez nach Libyen oder Algerien zu finden. Wegen der höheren Risiken erhöhten die Schmuggler die Preise. Auch für Rückkehrer aus Libyen und Algerien wird es schwieriger. Im Dezember waren es immerhin 1.700.

Keine Rettungsaktionen in der Wüste

Der höhere Druck führte auch zu Änderungen der Fluchtrouten durch den Niger. Genaue Zahlen und neue Wege ließen sich dazu aber nicht nennen, erläutert Chiriac. „Es gibt keine Rettungsaktionen in der Wüste wie im Mittelmeer, die Klarheit schaffen könnten.“ Als Alternativen böten sich eine westliche Route näher an der algerischen Grenze oder im Osten ein Weg über den Tschad nach Libyen. Schlepper könnten aber auch versuchen, in der Wüste alle Siedlungen oder militärischen Kontrollposten zu umgehen.

Die IOM unterhält im Niger zwei Beobachtungsstellen im Norden und fünf Zentren, in denen Migranten Beratung, Unterkunft und Lebensmittel bekommen, und Opfer von Menschenhandel Hilfe finden. Wer in seine Heimat zurückkehren möchte, erhält zudem Unterstützung bei Formalitäten, Transportvermittlung und der Suche nach Job-Perspektiven.

Von Schleppern ausgeplündert

„Die Migranten werden auf ihrem Weg von Schleppern zunehmend ausgeplündert, vor allem in Libyen, wo sie körperlich, psychisch und sexuell misshandelt werden“, sagt Chiriac. Viele würden ohne Wasser, Lebensmittel oder Schatten in der Wüste zurückgelassen. „Sie werden verletzt, vergewaltigt oder getötet“, sagt Chiriac. „Und wenn sie den ganzen Weg nach Libyen geschafft haben, droht ihnen Gefängnis, das kann traumatisierende oder tödliche Folgen haben.“

Die IOM versucht, Migranten über Alternativen zu illegaler Einwanderung zu informieren. Vielen Menschen unterwegs seien die Gefahren nicht klar. Sie könnten sich durch Diskussionen, Videos und Fotos ein Bild machen, um sich dann zu entscheiden. „In Agadez haben wir Community-Aktivisten und Rückkehrer, die jeden Tag in die Ghettos gehen, um mit den Migranten zu diskutieren“, sagt Chiriac. „Nicht um sie zu überreden, sondern um sie zu informieren.“ (epd/mig) Aktuell Ausland

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