Länderumfrage

Nur wenige Migranten werden Polizisten

In den meisten Bundesländern sind unter neuen Polizeibeamten im Vergleich weniger Menschen mit ausländischen Wurzeln als in der Gesamtbevölkerung. Doch aus Expertensicht sollten die bloßen Zahlen nicht überbewertet werden.

Mittwoch, 01.02.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 06.02.2017, 16:31 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Polizisten mit ausländischen Wurzeln sind immer noch vergleichsweise selten. Einer Umfrage des Mediendienstes Integration zufolgte liegt der Anteil von Migranten bei Neueinstellungen in neun Bundesländern unter deren Anteil in der Gesamtbevölkerung. Nur in Berlin und Sachsen-Anhalt wurden im vergangenen Jahr überdurchschnittlich viele Migranten eingestellt, wie aus der am Dienstag in Hamburg vorgestellten Erhebung hervorgeht.

Den Daten des Mediendienstes zufolge hatten 29 Prozent der Neueingestellten bei der Polizei in der Bundeshauptstadt einen Migrationshintergrund. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt dort bei knapp 28 Prozent. In Sachsen-Anhalt hatten neun Prozent der Neueingestellten eine Zuwanderungsgeschichte, während dort nur fünf Prozent der Einwohner ausländische Wurzeln haben.

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In Nordrhein-Westfalen hatten im vergangenen Jahr 11,7 Prozent der neu eingestellten Polizisten einen Migrationshintergrund, während es in der Bevölkerung 25,6 Prozent sind. In Schleswig-Holstein hatten 3,5 Prozent der neuen Polizeibeamten ausländische Wurzeln bei einem Migrantenanteil im Land von 13,2 Prozent. Seit der vorangegangenen Umfrage des Mediendienstes für das Jahr 2013 hat sich den Daten zufolge der Anteil von Migranten bei Neueinstellungen in sieben Bundesländern erhöht, in drei Ländern aber auch verringert.

Polizei bunter geworden, aber nicht anders

Der Hamburger Polizeiwissenschaftler Rafael Behr warnte indes vor falschen Erwartungen. Polizeianwärter mit Migrationshintergrund seien in der Regel gut integriert und unterschieden sich nicht in besonderer Weise von deutschstämmigen. Aktuelle Flüchtlinge etwa seien unter ihnen nicht finden. Die Polizei sei bunter geworden, sagte Behr, aber nicht anders.

Im internationalen Vergleich steht die deutsche Polizei nach den Worten von Daniela Hunold, Wissenschaftlerin an der Polizeihochschule Münster, mit ihrem Migrantenanteil gut da. Die deutsche Polizei setze oft auf Konfliktlösungen durch Gespräche, stelle Kontaktbeamte ein und biete interkulturelle Schulungen. Entscheidender als die kulturellen Grenzen seien ohnehin die sozialen Unterschiede. Die Diskriminierung von Menschen mit anderer Hautfarbe („Racial Profiling“) sei weniger gravierend als die unterschiedliche Behandlung von verarmten Menschen oder Bewohnern sozialer Brennpunkte („Social Profiling“).

Zahlen schwanken stark

Abgefragt wurden Daten der Landespolizeistellen, die diese Daten auf freiwilliger Basis erheben. In Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Bayern gibt es keine Daten über Migrantenanteile. In Mecklenburg-Vorpommern liegt er bei Neueinstellungen unter 0,1 Prozent. Ausbildungskampagnen und Ausbildungstrends lassen die Zahlen offenbar schwanken. So sank in Baden-Württemberg der Anteil der neu eingestellten Polizisten mit Migrationshintergrund von 24,8 Prozent in 2013 auf 20,8 Prozent in 2015.

Der Mediendienst Integration, getragen vom Wissenschaftszusammenschluss „Rat für Migration“, stellt Daten und Fakten zu den Themen Zuwanderung und Asyl zur Verfügung. Er wird von mehreren Stiftungen und der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung finanziert. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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