Gelichter
Wem es hier nicht gefällt, soll gehen
Hach, was war das doch wieder für eine Woche: Das sogenannte „rechte Lager“ erleidet gerade einen regelrechten Lagerkoller. Und je rechter der Berliner wählt, desto linker seine Regierung. Von Sven Bensmann
Von Sven Bensmann Dienstag, 27.09.2016, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 28.09.2016, 16:50 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Um ganz unten anzufangen: CSU-Generalsekret Andreas Scheuer – auf den übrigens das adjektiv „bescheuert“ zurückgeht – hat gut vernehmbar seine Verachtung für alles Nichtdeutsche – im Detail wohl eher alles Nichtbayrische – kundgetan. Und er sprach dabei so offen, dass er dafür sogar aus der eigenen Partei kritisiert wurde. Die verwies ihn umgehend darauf, dass man sowas in der CSU natürlich gern denken, aber eben nicht allzu laut sagen darf.
Sein Alptraum, so Scheuer inhaltlich, sei ein übervorbildlich integrierter Schwarzer, weil man den nämlich nicht mehr loswerde. Diese Aussage, gerade im Wortlaut und unter direkter Nennung der von Scheuer ausgemachten Übeltäter, könne die so namentlich erwähnten christlichen Kirchen und alle, die schonmal eine Kirche betreten haben ODER das Konzept der Nächstenliebe zumindest konzeptionell verstanden haben, von der CSU entfremden. So jedenfalls die Partei. Dabei sieht sie sich doch als Vertreterin ebendieser Christen. Zumindest ein Minimum an Heuchelei müsse man daher schon aufrechterhalten – das gehöre sich für einen Christen.
Und auch die Hooligans, zweite Kernwählergruppe der CSU, könnten fortan mit der CSU hadern, wenn der neue Stürmerstar in einem Lager steckt, statt Tore für den Verein zu schießen.
Sein Alptraum, so Scheuer nun wörtlich und in gebrochenem Hochdeutsch, sei „ein Fußball spielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da [ist]“, „[w]eil den wirst du nie wieder abschieben“ – den Scheuer leider auch nicht, den will ja keiner. Dass ein solcher Ausspruch wiederum auch moralisch fragwürdig sein könnte, nicht nur in Sachen Wählerbindung bei Christen und Vereinen, kam glücklicherweise niemandem in den Sinn. Ein Rücktritt war damit schnell abgewendet.
Ein Lutz Bachmann, bekannt als verurteilter dresdener Auftragseinbrecher und Drogenhändler und zwischenzeitlich illegal nach Südafrika geflüchtet, will da natürlich nicht zurückstehen. Jener hatte vor einer Weile Geister gerufen, die ebenso beschränkt sind, wie er selbst – in Dresden keine Minderheit – um gegen Leute, die sind wie er selbst, aber mit anderem Pass, auf die Straße zu gehen. Und wollte damit als politischer Aktivist ernstgenommen werden.
Nun ist er erneut ins Ausland geflüchtet, diesmal, um auf den Kanaren Asyl zu finden und sich in die vaterlandsfremde Sonne zu fläzen. Und während es ja schon interessant genug ist, dass der Pegida-Führer mal wieder im Ausland unterkommt, ohne im Mittelmeer ertrinken zu müssen, ist vor allem der Grund bemerkenswert. Denn Bachmann gibt nicht etwa an, vor kriminellen Ausländern oder radikalen Linken Asyl auf den Kanaren gesucht zu haben, was ja in seine Erzählung der Pegida passt, sondern vor rechten Gewalttätern, die ihn und seine Familie bedrohen.
Einen echten rechten Hetzer kann das natürlich nicht erschüttern: Er flog weiter regelmäßig aus Nordafrika ein, um den Zurückgebliebenen nach dem Mund zu reden.
Seine neue Wahlheimat widerspricht zwar seiner Erzählung und der der versammelten Horde. Dieser andererseits seinen Hass auf fremde Einwanderer und Flüchtlinge, die Asyl vor Gewalt suchen, weiter zu predigen, wollte er wohl auch nicht aufgeben. Was ist schon ein Führer ohne Volk?
Diese Hybris der eigener Existenz zu erkennen, wohnt dem Rechten per se ohnehin nicht inne. Und so jettete Deutschlands berühmtester Asylant seit dem NPD-Bundesvorsitzenden Holger Apfel, der sich nach Mallorca absetzte, eben Montags von Nordafrika nach Dresden, um über eine Politik zu schwadronieren, von der er tausende Kilometer weit entfernt lebt, und über ein Land, dem er längst den Rücken gekehrt hat.
Wem es hier nicht gefällt, soll gehen – so ja der Konsens der neuen Nazis: Ihre Führer haben es bereits getan, jetzt muss das Pack nur noch folgen. Und tatsächlich: Ungarn scheint sich aktuell als Migrationsziel für Deutsche, die sich von Ausländern umzingelt fühlen, zu etablieren. Dort gibt’s ja bekannterweise seit jeher nur Volksdeutsche, wird nur deutsch gesprochen. Aber auch Südamerika soll ja schön sein um diese Jahreszeit… Aktuell Meinung
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