Rassismus, Demo, Transparent, Ausländerfeindlichkeit
Das Problem heißt Rassismus (Archivfoto) © strassenstriche.net @ flickr.com (CC 2.0)

Ausspielen von Rassismen

Frauen gegen Flüchtlinge, Homosexuelle gegen Muslime

Zunehmend werden verschiedene Diskriminierungen gegeneinander ausgespielt: Frauen gegen Flüchtlinge, Homosexuelle gegen Muslime. Gegen diesen Diskurs müssen Betroffene sich wehren. Von Tarek Mohamed Hassan

Von Freitag, 19.08.2016, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 21.08.2016, 19:21 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Spätestens seit dem Civil Rights Movement der Fünziger und Sechziger Jahre ist Solidarität aus Diskussionen über soziale Gerechtigkeit nicht mehr wegzudenken. Damals hatten Afroamerikaner unter Martin Luther King Jr. zu zivilem Ungehorsam gegen gesetzlich festgeschriebene Diskriminierungen aufgerufen.

Eine Gruppe, die Marginalisierungen erfährt, ist angehalten, sich mit anderen diskriminierten Gruppen zu solidarisieren. Gemeinsam soll sich gegen Rassismus, Ausbeutung der Arbeiter, Sexismus, Homo/Inter/Transfeindlichkeit und andere Formen von Diskriminierung ausgesprochen werden.

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In der Theorie klingt das Konzept nach einem effektiven Mittel, um sich gegen soziale Ungerechtigkeit stark zu machen. Die Praxis zeigt aber, wie oft Frauen* 1 und Minderheiten gegeneinander ausgespielt werden. Nicht zuletzt die Debatte um sexualisierte Gewalt in Köln zur Silvesternacht illustriert, wie Feminismus instrumentalisiert werden kann, um gegen Geflüchtete und Migranten zu hetzen.

Auch die LSBTIQ2-Szene ist kein diskriminierungsfreier Raum. Besonders reaktionäre Parteien machen sich diesen Zustand zunutze, wie zuletzt die Alternative für Deutschland (AfD). Im queeren Szenekiez um den Nollendorfplatz zeigten Werbebanner ein homosexuelles, weiß-deutsches Paar, mit der Aussage: „Mein Partner und ich legen keinen Wert auf die Bekanntschaft mit muslimischen Einwanderern, für die unsere Liebe eine Todsünde ist.“

Die antimuslimischen Ressentiments, die AfD und andere in der queeren Szene säen wollen, sind dabei halbherzig und nicht glaubhaft. Wer sich in den eigenen Reihen gegen „Homo-Propaganda“ und die „Zerstörung des traditionellen Familienbildes“ einsetzt, hat kein aufrichtiges Interesse an Emanzipationsbestrebungen sexueller Minderheiten.

Der Hass gegen Muslime und Araber in queeren Kreisen ist nicht nur in Europa zu finden. Ein homosexueller Muslim in den USA berichtet über Beleidigungen, die er auf einer Plattform für Homosexuelle nach den Attentaten im November 2015 in Paris erhielt.

Besonders nach dem Mord an LSBTIQ in einem Regenbogenclub in Orlando, Florida, wird sich diese Dynamik in den USA noch einmal festigen. Präsidentschaftskandidat Donald Trump nutzte den Anschlag bereits, um muslimische Menschen weiter zu kriminalisieren.

Das Ausspielen von verschiedenen Diskriminierungen wird ein Diskurs sein, der sich fortzieht. Besonders Frauen und betroffene Minderheiten müssen sich geeint gegen die Instrumentalisierung ihrer Bürgerrechte stellen. Ausgrenzung mit noch mehr Ausgrenzung zu rechtfertigen führt uns nicht aus dem Teufelskreis heraus, sondern tiefer in diesen herein.

  1. Das Asterisk hinter „Frauen“ soll zeigen, dass es sich hierbei um ein soziales Konstrukt und keine biologische Kategorie handeln
  2. LSBTIQ ist Akronym für lesbisch, schwul, bisexuell, trans- und intersexuelle sowie queer und soll die Vielfalt sexueller Identitäten und Orientierungen widerspeigeln.
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