Islamwissenschaftler
Begräbnisverweigerung als Distanzierung vom Terror
Sollen Moscheegemeinden den Attentätern von Ansbach und Würzburg eine islamische Bestattung verweigern? Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Rauf Ceylan ist zwiegespalten.
Donnerstag, 11.08.2016, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 14.08.2016, 19:51 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Rauf Ceylan hat sich zwiegespalten über die Haltung deutscher Moscheegemeinden geäußert, den Attentätern von Ansbach und Würzburg eine islamische Bestattung zu verweigern. Die Weigerung sei ein Zeichen dafür, „wie sehr ein Attentat als Verstoß gegen ein islamisches Leben“ gelte, sagte Ceylan der Zeit-Beilage Christ und Welt. Er persönlich würde als Imam aber das Totengebet sprechen, auch weil die schwerstmögliche Sanktion im Islam vor allem die Hinterbliebenen der Attentäter treffe.
Ein Nein zum Totengebet sei in diesen Fällen sowohl eine Botschaft an die muslimische Gemeinde als auch an die Mehrheitsgesellschaft. „Es dient als Distanzierung vom Terror, die von Muslimen oft gefordert wird“, sagte der in Duisburg geborene Muslim. Auch die Moscheegemeinde im französischen Rouen hatte sich geweigert, einen der ihren nach islamischer Tradition zu bestatten, nachdem der Mann bei einer Geiselnahme in einer Kirche einen Priester getötet hatte.
Kritisch bewertete der Wissenschaftler die Weigerung der türkischen Regierung, die in dem Land getöteten Putschisten islamisch bestatten zu lassen. „Hochverrat gegen den Staat ist ein politisches, kein religiöses Vergehen“, sagte Ceylan. Nach den jetzigen Plänen sollen die Toten des 15. und 16. Juli ohne Ritus auf einem „Friedhof der Verräter“ am Rande Istanbuls vergraben werden. Damit gehe die Staatsführung zu weit, betonte der muslimische Theologe. Den Menschen würden „nicht nur die rituelle Waschung und das Totengebet verweigert, sondern auch der Grabplatz in der Gemeinschaft“. Noch werde in der Türkei über diesen Schritt kontrovers diskutiert. (epd/mig)
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