Widerliche Tat

Anschlag auf Denkmal für ermordete Sinti und Roma in Berlin

Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma wurde mit Hakenkreuzen beschmiert. Die Täter hinterließen unter anderem den Schriftzug "Vergasen". Politiker reagieren empört und fordern entschlosseneres Vorgehen gegen Antiziganismus.

Montag, 02.11.2015, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 02.11.2015, 17:40 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im Zentrum Berlins ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas geschändet worden. Im Eingangsbereich des Denkmals fand sich ein großformatiges Hakenkreuz und der Schriftzug „Vergasen“, wie die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das Denkmal war 2012 eingeweiht worden und erinnert an rund 500.000 in der NS-Zeit ermordete Sinti und Roma. Politiker und Funktionäre verurteilten den Anschlag auf das Schärfste.

Der Denkmal-Stiftung zufolge ereignete sich der Vorfall bereits vor etwa zwei Wochen. Die Schmierereien seien inzwischen entfernt worden. Die Stiftung, die auch für die Betreuung des Denkmals zuständig ist, habe Anzeige erstattet und die Sicherheitsmaßnahmen an der Gedenkstätte nahe dem Brandenburger Tor verstärkt. Der Staatsschutz ermittelt.

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Jelpke: widerliche Tat

Die innenpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Ulla Jelpke, sprach von einem dreisten Anschlag auf das Gedenken Hunderttausender NS-Opfer. Sie gehe davon aus, dass diese „widerliche Tat“ auch ein Produkt des Hasses sei, der von der islamfeindlichen „Pegida“-Bewegung „und anderen Rassisten“ gesät werde. Es sei wichtig, dass die Demokraten in Deutschland nun dagegenhielten und sich mit Flüchtlingen solidarisierten, betonte Jelpke.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Volker Beck, forderte ein entschlosseneres Vorgehen gegen Antiziganismus. „Taten wie diese veranschaulichen die hässlichen Abgründe der deutschen Gesellschaft, doch sie haben keine Konsequenzen“, sagte er. Die deutsche Gesellschaft müsse die Tat als einen „Anschlag auf die Menschenwürde und unser aller Freiheit“ sehen.

Angriff auf den Prozess der Versöhnung

Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, bezeichnete den Anschlag als „abscheuliche Tat“. „Wir dürfen es nicht hinnehmen, wenn Sinti und Roma in Deutschland diskriminiert werden und antiziganistische Hetze verharmlost wird“, sagte Lüders. Die Feindschaft gegenüber Sinti und Roma habe in Deutschland keinen Platz.

Der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, verurteilte den Anschlag als „aggressiven Antiziganismus“. Der Komponist und Direktor der „Hildegard Lagrenne Stiftung“, Romeo Franz, sprach von einem Angriff auf den Prozess der Versöhnung, der viele Sinti und Roma mit ihren leidvollen Familiengeschichten sehr persönlich treffe. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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