Reise nach Thüringen
Sich im eigenen Land nicht frei bewegen können
Meine Angst ist schwer greifbar. Ich weiß, wie unfair sie Thüringen gegenüber ist und wie nachsichtig gegenüber Solingen, Dortmund und Köln. Der Osten Deutschlands ist unbekanntes Land. Er ist mir so fremd, wie ich ihm. Von Sami Omar
Von Sami Omar Freitag, 09.10.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 14.10.2015, 17:39 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Ich bin deutsch. Ich habe braune Haut. Doch, das geht. Sie werden das so hinnehmen müssen. Als ich deutsch wurde, war Helmut Schmidt Bundeskanzler. Als Helmut Kohl übernahm, war ich es längst. Ich war deutsch, als die Münchner Freiheit „Ohne dich“ sang, als Mathias Rust auf dem Roten Platz landete und bei allen Familienreisen in die DDR. Ich war deutsch als 1989 die Berliner Mauer fiel und während der rassistischen Ausschreitungen 1991 in Hoyerswerda. Ich war und blieb deutsch als Dieter Bohlen 400.000 Exemplare seiner Biografie in 14 Tagen verkaufte.
Und doch kann ich mich in diesem Land, meiner Heimat, nicht frei bewegen. Hier in Köln fällt mir das nie auf. Zwar wurden in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2014 exakt 3.286 rechts motivierte Straftaten registriert. Darunter 370 Gewaltdelikte, davon sechs Branddelikte und 332 Körperverletzungen. Aber in meiner Nachbarschaft zwischen DM und Alnatura will einfach keine rechte Furcht in mir aufsteigen.
Das ändert sich erst jetzt. Schuld ist ein kleiner Ort in Thüringen an der Grenze zu Sachsen im Altenburger Land. Ich muss dort hin. Eine Familienangelegenheit. Es ist schön dort. Es gibt Schafe und Hunde, Auslauf für die Kinder. Und Nazis. Ich habe Angst. Ich sehe Fern und lese Zeitung. Ich war noch nie im Altenburger Land und doch bin ich mir sicher, mich in eine Gefahrenzone zu begeben. Ich habe mir Schreckschusspistolen im Internet angesehen. Ich erkenne keinen Unterschied zu echten Pistolen, weil ich noch nie eine echte Waffe in der Hand hatte. Überhaupt stört mich der Gedanke, eine Pistole zu besitzen. Sicher würden unsere Kinder sie finden und ich müsste das dann noch vor dem nächsten Kindergottesdienst rechtfertigen.
Im Jahr 2014 wurden im Freistaat Thüringen 1.060 Fälle politisch motivierter Kriminalität von rechts erfasst. Ein Großteil hiervon (790) waren Propagandadelikte. Bei 100 Fällen handelt es sich um Gewaltdelikte von der Backpfeife bis zu Brandanschlag und Mord. Natürlich gibt es auch von anderen Seiten politisch motivierte Kriminalität in Thüringen. Im selben Jahr waren es 303 Fälle von links und 12 Fälle sogenannter Ausländerkriminalität. Die restlichen 312 Fälle waren politisch „nicht zuzuordnen“. Insgesamt stieg die Anzahl der Fälle um fast neunzehn Prozent. Wer in den letzten Monaten die Nachrichten verfolgt hat, kann für 2015 keinen Rückgang erwarten.
Meine Angst zeigt sich in Bildern von Naziaufmärschen in Innenstädten und Reichskriegsflaggen in Schrebergärten, die mir in den Sinn kommen. Bilder von „White Power“- Flaggen und Prügeleien. Es sind Bilder aus meiner Kindheit in der schwäbischen Vorstadt darunter. Kleine und größere Gemeinheiten. Jährlich wiederkehrende Mahnungen meiner Mutter am 20. April vor Anbruch der Dunkelheit vom Bolzplatz nach Hause zu kommen. Es sind Bilder brennender Unterkünfte Asylsuchender aus den Abendnachrichten. Es sind Reportagen, in denen Bilder von Udo Voigt mit dunkel aufbrausender Musik unterlegt sind. Es sind Bilder von Helmut Kohl und Klaus Kinkel dabei, wie sie im Fernsehen Dinge über Nazis sagen, die wie Rechtfertigungen klingen.
Meine Angst ist schwer greifbar. Ich weiß, wie unfair sie Thüringen gegenüber ist und wie nachsichtig gegenüber Solingen, Dortmund und Köln.
Der Osten Deutschlands ist unbekanntes Land. Er ist mir so fremd, wie ich ihm. Und wie alles Fremde lässt er schrecklich viel Raum für all meine Ängste. Ich muss mir das verdeutlichen. Es gibt asiatische Leute in Weißenfels, die einen Imbiss betreiben. Ich vermute, sie sind freie Menschen. Sie könnten das woanders tun. Im Westen zum Beispiel. Ich muss diese Reise machen. Ich muss bei Leipzig einen Döner essen und abends spazieren gehen. Ich muss meinen Kindern zeigen, dass sie in ganz Deutschland zu Hause sind.
Und doch frage ich mich, ob das alles wirklich lohnt. Habe ich hier in Nordrhein-Westfalen nicht genug zu tun mit der Abwehr von kleinen Attacken auf mein Selbstbild als Deutscher oder der Selbstverständlichkeit, mit der ich auf Englisch oder Französisch angesprochen werde – pure Ironie, denn wäre ich Franzose oder Brite, zählte ich den meisten nicht als Ausländer? Es kostet genug Kraft, hier zu Hause höflich zu bleiben, wenn das gute Deutsch meiner Kinder gelobt wird. Ich bin Logopäde, sage ich manchmal, um die Verwirrung zu vervollständigen.
Warum also Ostdeutschland? Warum muss ich mich mit ihm versöhnen? Fehlt mir denn ein Ort wie Wernigerode? Nein! Doch seit 1990 gehört er zu Deutschland. Und wenn Deutschland wirklich meine Heimat ist, kann ich nicht zulassen, dass für mich weniger Reisefreiheit besteht, als für jeden anderen Deutschen. Ich kann mir kein Recht versagen, auf das jeder Asylsuchende mit einer Duldung bis zum Januar 2015 sehnsüchtig gewartet hat.
Unsere Reise beginnt an einem Freitag. Auf der A4 schieben sich Autos durch verregnetes Land. Ich herrsche die Kinder an. Sie haben längst verstanden, dass mit mir heute nicht zu scherzen ist. Die Nacht zuvor war kurz und unruhig. Thüringen rüttelte im Schlaf an mir. Auf der Höhe der ehemaligen innerdeutschen Grenze machen wir derbe Scherze über Ostdeutschland. Wir erheben uns über seine Bürger. Es tut mir gut. In den letzten Tagen habe ich mich völlig auf eine Zahl versteift. Sie lautet zweiundvierzig. So viel Prozent der Thüringer Bürger waren im Jahr 2013 laut einer Umfrage der Überzeugung, ihr Land sei von Ausländern übervölkert. Ich gebe mir Mühe an die anderen 58 Prozent zu denken. Doch je näher wir unserem Ziel kommen, je dünner das Land besiedelt, je ferner die Stadt, desto größer wird meine Anspannung. Nun herrscht stille im Auto. Nur die Kinder streiten noch leise um die nächste Runde Angry Birds.
Der Hof, auf dem wir das Wochenende verbringen liegt im Zentrum einer kleinen Gemeinde. Hier ist kein Krämer, keine Post und kein Getränkemarkt. Das alles gab es einst, wird uns erzählt. Doch nun fahre man in einen nahen Ort, um einzukaufen. Als der Ortsname fällt, erinnere ich mich, ihn schon zuvor gelesen zu haben. Er ist die Heimat einiger Größen des Thüringer Heimatschutzes (THS). Cheforganisator des THS war einst Tino Brandt, der heute als treuer Bote und Gehilfe des NSU-Trios gilt. Der Thüringer Heimatschutz macht mich vergessen, was ich mir vorgenommen habe: Menschen begegnen. Frei sein. Zu unser aller Sicherheit trenne ich unsere Familie in zwei Gruppen auf. Die eine ist hellhäutig. Sie erledigt die Einkäufe und erkundet die Landschaft um uns. Die andere ist dunkelhäutig und hütet den Hof – bis zu unserer Abreise. Feuilleton Leitartikel Meinung
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Es ist ja ein sehr zu würdigender Anspruch, Ostdeutschland als Mensch mit dunkler Hautfarbe offen begegnen zu wollen. Aber trotzdem bleibt es mir unverständlich, warum der Autor sich und seiner Familie das antut. Nicht nur wegen der durchaus ernst zu nehmenden Gefahr. Ostdeutschland hat Sie und Ihr Geld doch gar nicht verdient! Haben Sie schonmal den großartigen Blog trollbar gelesen? Dort berichtet ein Schwarzer Autor sehr eindringlich von seinen Erfahrungen mit Rassismus in Leipzig. Nach dieser Lektüre war mir klar, dass ich und meine Familie uns nicht (mehr) in diesen Teil Deutschlands begeben werden. Und das Problem, das die Menschen dort mit uns Anderen Deutschen haben, hat auch nichts mit uns zu tun oder wäre durch uns zu ändern. Es ist ein deutsch-deutsches Problem, ein Problem von Politiker*innen und Entscheider*innen und Mitläufer*innen, die sich entschieden haben, dort mit dem Strom zu schwimmen und die Probleme zu ignorieren oder sogar auf Seiten der Rechten zu stehen und diese zu decken. Und auch wenn es den Rechten in dieser Hinsicht in die Hände spielt, dass dann evtl. dort wirklich keine People of Color mehr aufkreuzen, so ist es doch langfristig gesehen zu ihrem Nachteil. Und warum sollte der Autor sein Leben auf`s Spiel setzen für – ja für was eigentlich?
Machen Sie lieber Urlaub im Rhein-Main-Gebiet; dort gibt es zwar auch rassistische Menschen, aber die Schwarze Community ist groß, genauso wie die Präsenz anderer POC. Da trauen sich die Rechten nicht, über blöde Kommentare hinauszugehen (okay, auch hier gibt es Vorfälle, aber nicht so wie in anderen Teilen Deutschlands und man kann hoffen, dass eine andere Person of Color dazukommt und einem hilft).
Der Autor spricht von einer Familienangelegenheit, die ihn nach Thüringen führte, was auf familiäre Verbindungen zum Osten schließen lässt.
Auch der Hinweis auf die rechtsextremistischen Verbrechen in seinem eigenen Bundesland NRW, zeigt, dass er sich um Objektivität gegenüber dem Osten bemüht.
Nur wagt er dann nicht, zusammen mit seinen weißen Familienmitgliedern die Umgebung seines Feriendomizils zu erkunden, so dass er laut seiner Schilderung außer diesem Hof, in dem er sich einquartiert hat, nichts von Thüringen und seinen Einwohnern kennengelernt hat. Immerhin hat Thüringen eine rot-rot-grüne Landesregierung, so dass die Mehrheit der Thüringer vermutlich keine Nazis sind. So bleibt offen, ob seine Bedenken berechtigt waren, oder nicht.
Ein schöner Artikel, aber er hat mich als Thüringer auch traurig gemacht. Die Deutschen leben in einem Land des Wohlstands und der Sicherheit. Aber sie sind voller Angst. Eigentlich irrational. Um die Angst in den Griff zu bekommen, bauen sie sich Ende Reihe Vorurteile auf. Die richten sich dann gegen Muslime, Schwarze, Leute in Anzügen, Fußballfans oder eben Ostdeutsche. Ich lebe in Thüringen. Hier gibt es eine Menge anständiger Leute. Hier gibt es auch Leute, die von ihren Ängsten geleitet werden und es gibt in Thüringen auch Leute, die diese Ängste gezielt schüren. Es ist nicht anders in Thüringen als im Rest der Welt. Vielleicht haben die Leute ein mehr Angst, weil sie das bisschen, das sich in 25 Jahren aufgebaut haben, nicht wieder verlieren wollen. Vielleicht, weil sie noch nie die Gelegenheit hatten, ihre Vorurteile durch ein positives Erlebnis abzubauen. Vorurteile lassen sich nicht mit Vorurteilen bekämpfen sondern nur mit positiven Erlebnissen.
Kanada hat nicht von ungefähr eine Reisewarnung für Ostdeutschland ausgesprochen.
Und ich fühle mich genauso. Ich kann mich im eigenen Land nicht frei bewegen. An meiner Qualifikation kann es wohl nicht liegen. Sobald ich jedoch auf Menschen aus dem Westen stoße geschieht immer dasselbe. Die kleine Nuance von Sächsisch in meiner Sprache lässt die meisten nur Grinsen und denken, dass ich doch in Wahrheit ein Vollidiot sei. Das kommt nach einigen Wochen dann klar heraus. Manchmal habe ich dafür auch im Nachhinein eine Entschuldigung erhalten. Leute aus meiner Umgebung im Osten fragen mich eher aus welche Ecke von Westdeutschland ich komme. So schwach ist mein sächsisch, dass es Einheimischen gar nicht auffällt. Auch 25 Jahren nach der Wiedervereinigung fällt es vielen Westdeutsche schwer eine klare Trennung zwischen Dialekt und Herkunft sowie fachlicher Kompetenz zu ziehen. Als zweites wird man dann gleich mit den gängigen Storry konfrontiert. „Bei euch gibt es doch nur Nazis!“ oder „Als Ausländer lebt man im Osten doch bestimmt gefährlich?“ Wie posteo.de bereits sagte find ich es enttäuschend, dass der Autor sich lieber von seinen Vorurteilen leiten lässt und die Umgebung lieber nicht erkundet. So wird sich in den Köpfen der Nazis ganz bestimmt nichts ändern. Den ersten Absatz mit dem Verweis auf die Hautfarbe hätte der Autor auch weglassen können. Dann wäre es eben die Geschichte eines durchschnittlichen Westdeutschen auf einer Reise in Ostdeutschland gewesen. Meine Erfahrungen, die mich aufgrund meiner Herkunft und damit auch Sprache diskriminieren, empfinde ich als Rassismus. Auch ich konnte mir meinen Geburtsort und Umgebung nicht aussuchen. Wie Jenna sagte, ist es ein deutsch-deutsches Problem. Dennoch ebenfalls enttäuschend, dass der Osten von Jenna schlicht abgelehnt wird. Wegducken und einfach weitermachen? Ändert sich so etwas?
Es ist eine Schande daß es in unserem Land immer noch Menschen gibt die sich an Äußerlichkeiten aufhalten. Ob jemand eine dunkle Hautfarbe hat oder nicht, einen Irokensenschnitt oder nicht, Tatoos auf dem ganzen Körper, am Hals oder im Gesicht, all das spielt nicht wirklich eine Rolle. Aber bleiben wir doch objektiv. Überall und in jedem Teil der Welt gibt es diese Spinner die nicht davon ablassen können den Anderen rein nach dem Äußeren zu bewerten und gar abzuurteilen. Mir geht es genau so. Ich trage kaum Haar (genetisch bedingt) und habe daher eine Frisur die 5mm Haarlänge nicht überschreitet. Ich trage gerne schwere Schuhe und dunkle Kleidung. Wenn ich bei uns in der Region durch Stadtvierteln mit einem starken Migrantenanteil gehe, so werde ich auch hin und wieder angefeindet und sogar als Glatze oder Nazi bezeichnet. Nicht immer offen, sondern oft mit kaum hörbaren Kommentaren. Man schaut mich verächtlich an, beobachtet mich und was ich mache und scheut auch nicht vor provokantem Gehabe zurück. Ist das besser? Macht mir das unbedingt Lust mich an diesen Orten umzusehen? Wohl eher nicht. Aber das ist natürlich nicht so popular darüber zu berichten und es gibt aus den Reihen der Migrationsfreunde bestimmt hundert Argumente wieso ich das falsch sehe und warum das eigentlich gar nicht schlimm, sondern verständlich ist. Aber genau hier fängt es an! Verurteilen wir doch die grundsätzliche Diskriminierung auf der Straße. Warum lassen wir es zu daß Frauen in islamisch dominierten Vierteln verbalen und teils handgreiflichen Anfeindungen ausgesetzt sind weil sie kein Kopftuch tragen ebenso wie der tatsache daß ein mensch mit dunkler haut nicht ohne mulmiges Gefühl durch ganz Ostdeutschland gehen kann. Man kann nicht nur mit dem Finger auf die „primitive Dunkeldeutschen“ zeigen ohne gleichzeitig deutlich zu machen daß es auch andere Gruppen unserer Gesellschaft gibt die im so toleranten Westen leben und die nicht anders vorgehen, eben nur gedeckt von unseren toleranzverliebten Migrationsbefürwortern. Wir haben uns hier auch ähnliche Strukturen in unser Land geholt wie den THS, nur heißen sie hier Graue Wölfe. Mili Görrüs, oder Dittip. Macht mal die Augen auf, dann seht Ihr es vielleicht auch.
Es fällt mir schwer, Thüringen oder Sachsen als „mein eigenes Land“ zu betrachten: Zu meiner Zeit als junger und auch schon älterer Erwachsener war uns Westdeutschen dieses Land unzugänglich, da wir dort keine Verwandten hatten, die die DDR-Behörden zu besuchen uns erlaubt hätten, und nach der teilweise gescheiterten „Wiedervereinigung“ habe ich meinen Lebensmittelpunkt nicht mehr in Deutschland. Die neuen Bundesländer sind für mich genauso Ausland wie die Schweiz oder Österreich, und manchmal habe ich das Gefühl, als ob viele der „Ossis“ eine andere Mentalität haben und auch heute noch anders denken als die „Wessis“. Hätte man zur Wiedervereinigung einen Volksentscheid abgehalten, dann hätte ich damals dagegen gestimmt.
@ Karakal
Ja, Sie haben recht. Es wäre wirklich besser gewesen, wir, die Ossis , wären ein eigenenr Staat geblieben, eben DDR-Neu. Streng genommen diente ja der politische Aufbruch in der DDR in seiner ersten Phase nicht der Wiedervereinigung , sondern dem Sturz des alten DDR-Regimes und der Installierung demokratischer Verhältnisse. Wäre es dabei geblieben, hätten wir heute einen Status wie die Tschechische Republik, wie Polen, die Slowakei oder Ungarn. Auch diese Länder sind nicht im Chaos versunken, weil sie keinen westdeutschen Bruder hatten, der sie aufpäppelte. Was den industriellen Entwicklungsstand betraf, war die alte DDR mit der CSSR durchaus vergleichbar. Und leben die Tschechen heute schlecht? So wie sich westdeutsche Konzerne in der CSSR ansiedelten, wäre das auch in der DDR-Neu der Fall gewesen. Aber was wäre uns erspart geblieben? Eine Regierung mit der Die Linke? Sicher. Eine Merkel? Sicher. Ein Krieg in Afghanistan? Sicher. Ein Krieg im Kosovo? Sicher. Geld für Griechenland? Sicher. Eine EU? Wahrscheinlich nicht, aber keine Barzahler und Jasager in Brüssel, sondern Vertreter eigener Interessen, wie das die Regierungen der Tschechei, der Slowakei, Polens und Ungarn tun. Unser Verhältnis zu Russland wäre um Größenordnungen besser! Und unsere Asylpolitik würde in Bonn oder Westberlin (!) mit Häme überschüttet, aber von der DDR-Bevölkerung weitgehend akzeptiert werden. Es heißt immer, die DDR-Bevölkerung hätte 1990 ihre historische Chance genutzt. Ich denke, die DDR-Bevölkerung hat 1990 eine einmalige Chance verpasst. Aber wie sagt man so schön: man ist immer klüger, wenn man aus dem Rathaus kommt.
Die Kanadische Reisewarnung hat sich auf 2005 bezogen: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-10/kanada-reisewarnung-ostdeutschland-rassismus.
Als Frau könnte ich laut einschlägiger Reisewarnungen in den meisten Ländern auch nicht alleine herum reisen, wie ich es als Studentin trotzdem getan habe.
Ebenso dürfte ich laut den Bedenken mancher Mitbürger nach Einbruch der Dunkelheit mein eigenes Haus nicht mehr verlassen.
Die Zahl der Männer, die in Parkhäusern überfallen werden, ist übrigens doppelt so hoch wie die der Frauen, folglich kann sich niemand absolut gefahrlos bewegen.
Das grundlegende Problem liegt darin, dass es in Deutschland immer noch nicht gelungen ist Menschen mit bestimmten phänotypischen Merkmalen als Deutsch anzusehen. Dabei handelt es sich zumeist keineswegs um rassistische Motive. Auch ist nicht davon auszugehen, dass dies auf Dauer so bleiben wird, dennoch ist es für die Betroffenen immer wieder eine Quelle der Identitätsverunsicherung, zumindest wenn sie sich selbst als Deutsch definieren was ja oft auch nicht der Fall ist. Josef Özcan / Diplom Psychologe / http://www.mig-gesundheit.com