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Studie

Forscher entlaven Flüchtlingsdebatte als aufgeregte Defensivdiskussion

Aus Sicht von Forschern ist die aktuelle Einwanderungsdebatte kontraproduktiv. Sie sei geprägt von Ängsten. Die positiven Seiten von Migration hingegen würden kaum berücksichtigt. Das sind Erkenntnisse aus einer aktuellen Migrationsstudie.

Dienstag, 21.07.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach Ansicht von Forschern werden die positiven Seiten von Migration zu wenig berücksichtigt. Dies geht aus einer am Montag in Berlin vorgestellten Studie der Hilfswerke „terre des hommes“ und Welthungerhilfe hervor. Migration aus Entwicklungsländern in reichere Staaten könne einen Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Herkunftsländer leisten, heißt es darin. Aber auch die Aufnahmeländer von Migranten könnten profitieren. Die Hilfsorganisationen forderten die Politik auf, mehr für den Schutz der Migranten zu tun.

Laut der Studie mit dem Titel „Zusammenhänge zwischen Migration und Entwicklung“ ist die Abwanderung heute meist erzwungen und mit großen Gefahren verbunden. Zudem werde die Debatte um Migration vor allem in den reichen Ländern geführt und sei auch gekennzeichnet durch deren Interessen.

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Die Diskussion über Migration sei vor allem geprägt durch die Themen Geldüberweisungen der Migranten in ihre Herkunftsländer und die Abwanderung der „besten Köpfe“, sagte Jochen Oltmer, Migrationsforscher an der Universität Osnabrück. Dabei könne Migration die Handlungsmacht von Familien und Gemeinschaften stärken.

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„Migration ist ein globales Phänomen, das wir als Teil der Realität akzeptieren müssen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Kinderhilfswerks „terre des hommes“, Danuta Sacher, bei der Vorstellung der Studie. Migration und Flucht dürften nicht länger als „kurzfristiger Unfall“ betrachtet werden. Die aktuelle Debatte über den Anstieg der Flüchtlingszahlen bezeichnete sie als „aufgeregte Defensivdiskussion“. „Wir dürfen Migration nicht verhindern“, sagte Sacher.

Tipp: Die Studie „Zusammenhänge zwischen Migration und Entwicklung“ kann in deutscher und englischer Fassung kostenlos heruntergeladen werden.

Wanderungsbewegungen müssten unter bestmöglichen Bedingungen geschehen. Dies beinhalte humanitären Schutz, Rechtssicherheit in den Aufnahmeländern, aber auch den Schutz vor Ausbeutung.

Unterstützt wurden die Aussagen vom Leiter der Politikabteilung der Welthungerhilfe, Ulrich Post. Er warf der Bundesregierung bei der Bekämpfung von Fluchtursachen wie Hunger und Krieg vor, kein Konzept zu haben. Die einzelnen Politikressorts würden nicht zusammenarbeiten. „Die Arbeit der Entwicklungszusammenarbeit wird überschätzt“, sagte Post.

Auch Wissenschaftler Oltmer forderte eine Debatte über langfristige Ziele in der Migrationspolitik und mehr Forschung auf dem Gebiet. Dazu zählten auch Überlegungen, Zuwanderung für Arbeitskräfte zu vereinfachen und vor allem zu legalisieren. Zudem müsste sich die EU von Abwehrmechanismen gegenüber Migranten verabschieden. Auch Oltmer plädierte für eine stärkere Zusammenarbeit von Entwicklungs-, Sicherheits- und Außenpolitik.

Nach Angaben der Vereinten Nationen gibt es weltweit mehr als 230 Millionen Migranten. Von ihnen sind weit über 21 Millionen Flüchtlinge, die ihr Heimatland verlassen haben. Insgesamt sind derzeit rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht, die meisten im eigenen Land. Die Hälfte sind Kinder unter 18 Jahren. Aktuell Politik Studien

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