Umgang mit hochqualifizierten Einwanderern

„Nein, eher können Sie als Putzfrau arbeiten, aber Ärztin geht nicht.“

Während die Politik händeringend nach Lösungen für den Fachkräftemangel sucht, bleiben Potenziale von Einwanderern ungenutzt. Nicht selten aus rassistischen Gründen. Das belegt eine aktuelle Studie der Universität Duisburg-Essen.

Montag, 09.02.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Potenzial von hochqualifizierten Zuwanderern wird einer Studie zufolge zu wenig genutzt. Häufig arbeiten eingewanderte Akademiker in Jobs, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung der Universität Duisburg-Essen hervorgeht. Dafür wertete die Duisburger Soziologieprofessorin Anja Weiß gemeinsam mit kanadischen Wissenschaftlern Interviews mit über 200 gut ausgebildeten Einwanderern in Deutschland, Kanada und der Türkei aus.

Die Interviews zeigen den Angaben zufolge, dass eingewanderte Akademiker meist rechtlich nicht als Hochqualifizierte, sondern als Flüchtlinge, Ehepartner oder Studenten behandelt werden. Ausländerrechtliche Ausnahmeregelungen für Hochqualifizierte würden in der Praxis oft nicht umgesetzt.

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Arbeitsagentur fehlt Verständnis
Die Wissenschaftler kritisieren zudem, dass der Arbeitsagentur ein grundlegendes Verständnis für die Komplexität der Arbeitsmarktintegration fehlt. Sie bietet ausländischen Akademikern fast nur berufliche Umschulungen an, kein Studium. Das führt dazu, dass die Hochschulabsolventen unter den Spätaussiedlern häufiger arbeitslos sind, als beruflich Gebildete.

Eine anerkannte Asylbewerberin berichtet: „Ich bin zur Gesundheitsbehörde gegangen und habe gesagt: ‚Ich habe im Irak als Oberärztin gearbeitet und bin jetzt auch in Deutschland als Ärztin anerkannt worden‘. Dann hat der gesagt: ‚Nein, eher können Sie als Putzfrau arbeiten, aber Ärztin geht nicht‘. Die Autoren schlussfolgern aus diesen und ähnlichen Erzählungen, dass nicht immer sachliche Gründe dafür ausschlaggebend sind, ob der bereits absolvierte Bildungsweg am Arbeitsmarkt verwertet werden kann.

Offener Rassismus
Manche Hochqualifizierte erleben sogar offenen Rassismus. So musste sich eine Anwältin in der S-Bahn anhören, dass sie bestimmt Prostituierte sei, da sie aus Brasilien komme. Und ein Informatiker afrikanischer Herkunft erlebte einen Arbeitgeber, der beim Vorstellungsgespräch verblüfft ausrief: „Aber Sie sind ja schwarz!“ Solche Erfahrungen tragen dazu bei, dass sich die ausländischen Akademiker teils in Positionen wiederfinden, in denen sie mit ausländischen Klienten arbeiten. In diesen „ethnisierten“ Tätigkeitsfeldern wird ihre internationale Erfahrung geschätzt; oft sind sie dort aber auch schlechter bezahlt und haben wenig Aufstiegschancen.

Weiß erläutert, dass diese Prozesse, ebenso wie die Weiterqualifikation, je nach Land verschieden sind. In manchen Berufsfeldern sind aber länderübergreifend Ähnlichkeiten zu beobachten: So streben Manager in Kanada, Deutschland und der Türkei vor allem verhandlungssichere Sprachkenntnisse an. Die Ärzteschaft kämpft dagegen eher damit, bürokratische Barrieren zu überwinden. In beiden Berufsgruppen finden sich erfolgreiche Verläufe, ebenso wie bei jenen, die in internationalen englischsprachigen Berufsfeldern wie z.B. den Naturwissenschaften tätig sind. (mig/epd) Gesellschaft Leitartikel Studien

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  1. der Don sagt:

    Ich habe unserem Sohn (Neurologe spez. Kinderneurologie) und unserer Tochter( Psychologin) davon abgeraten nach Deutschland zu kommen. Erst Recht nachdem meine Frau (Mexicanerin) von so einem braunem Subjekt angegriffen wurde und ich die Polizei rufen musste.

  2. Fragender sagt:

    Ist es rassistisch festzustellen, dass die akademischen Standards in vielen Teilen der Welt wesentlich geringer sind als in Westeuropa?

  3. Die schöne Judith sagt:

    @Fragender Die Frage ist tatsächlich berechtigt. Deutschland ist zwar Exportweltmeister, aber das ändert nichts daran, dass z.B. die Ukraine einen höheren Akademikeranteil hat.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Ukraine#mediaviewer/File:Graduates_in_tertiary_education-thousands.jpg

  4. Mike sagt:

    Schöne Judith: Viele Länder kennen das duale Ausbildungssystem der Bundesrepublik nicht. Viele ausländische Abschlüsse, die in den Herkunftsländers als „akademische Abschlüsse“ bezeichnet werden, fallen nach dem deutschen Ausbildungssystem nicht unter die „akademischen Abschlüsse“… Ob beispielsweise die Ukraine einen höheren Akademikeranteil hat, ist also gänzlich offen…. und der „Akademikeranteil“ besagt ja auch offensichtlich-wie uns ein Blick auf die Ukraine lehrt- nichts über die Leistungskraft einer Volkswirtschaft!

  5. Svonimir sagt:

    @Mike In diesem Punkt hat Pegida schon recht. Wenn die Medien von „Akademikern“ sprechen, dann sollten auch „Akademiker“ drin sein oder es sollte darauf hingewiesen werden, dass „Akademiker“ nicht gleich „Akademiker“ ist.

  6. humanoid sagt:

    @fragender und der rest

    papier ist geduldig , auch deutsches papier !

    ob ein arzt oder ingenieur oder manager fachlich geeignet sind oder nicht lässt sich innerhalbt eines tages festellen von einem fachkundigen experten !

    man kann sogar prüfungen ablegen um die fähigkeiten festzustellen .

    somit ist die mähr vom „deutschen standart“ ganz einfach festzumachen , daran soll es nicht scheitern

    vielmehr ist es in deutschland so das selbst die größte niete mit nem deutschen stempel immer noch anerkannt wird , wobei zum teil phd’s ,
    professoren in teutonischer arroganz unter dem teppisch gekehrt werden und bis vor kurzem , die möglichkeit einer anerkennung gar nicht existierte .

    kein wunder das die leute liebe nach kanada ,usa, neuseeland und australien auswandern.

    dort wird ein phd oder master degree anerkannt und auch die headhunter wissen wie man wissen nachweist ! dort werden solche leistungsträger mit kusshand genommen .

    deutschland ist alt und verknöchert , nicht mehr lange dann werden die babyboomer in den ruhestand gehn und dann sehn wir mal weiter wie der “ deutsche standart “ über alles geht

  7. K. Döring sagt:

    @humaoid Wenn alle unter dem Generalverdacht der Unfähigkeit stehen, ist es so und so sinnlos, Leistung zu zeigen. Wozu dann noch ein Beitrag in unserem Land? Haben Sie noch nie in die Pisastudie geschaut und die Leistungen von Biodeutschen und Migranten verglichen?

  8. Cengiz K sagt:

    …vielmehr ist es in deutschland so das selbst die größte niete mit nem deutschen stempel immer noch anerkannt wird…

    ja, man/frau muss Deutschland einfach lieben.. Nicht zuletzt, weil „Deutsche zuerst“ eine Losung ist, nachdem nicht gerade wenige ebensolche Leute ihren Alltag begründen..

  9. Belgier sagt:

    @Cengiz K

    Ich verstehe rein gar nichts.

  10. Cengiz K sagt:

    …Ich verstehe rein gar nichts….

    Geht mir genauso..