Übrigens

Es braucht mehr Aufklärung und bessere Berichterstattung

Wie soll eine vernünftige Diskussion über Islam und Muslime entstehen, wenn der Rahmen, den die Medien setzen, derart einseitig und lückenhaft ist? Ein Blick auf Medienauswertungen zeigt, wie negativ sie gezeigt werden. Positives ist Ausnahme.

Von Freitag, 23.01.2015, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.04.2015, 13:33 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Nach dem Pariser Terroranschlag und der Fahndung nach potentiellen Attentätern in vielen Ländern hat es die Stimme der Vernunft noch schwerer als ohnehin. Pegida und NoPegida , der von weiterer Auspeitschung bedrohte saudische Blogger Raif Badawi, der „Islamische Staat“ und Boko Haram machen die notwendige Debatte um Islam und Islamismus noch schwerer.

Gerade deshalb nehmen die Stimmen zu, welche abwägen und erklären. In einem sind sich immer mehr einig – viele Menschen wissen viel zu wenig über die verschiedenen Religionen. Wissen allein wird die Urteile und Vorurteile auf allen Seiten nicht beseitigen, schon gar nicht über Nacht. Aber wenn sich daran mittelfristig etwas ändern soll, braucht es eine andere Qualität von Aufklärung in den Schulen und bessere Berichterstattung in den Massenmedien. Wie die Berichterstattung heute aussieht, zeigen die folgenden Studienergebnisse von Media Tenor International.

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Bewertung von Religionen in deutschen Medien, Dezember 2013 bis Dezember 2014

Basis: 265.950 Berichte über Akteure in 19 tonangebenden, TV-, Radio- und Printmedien, 5.141 über die genannten religiösen Gruppen © Mediatenor

Basis: 265.950 Berichte über Akteure in 19 tonangebenden, TV-, Radio- und Printmedien, 5.141 über die genannten religiösen Gruppen © Mediatenor

Schon vor dem Pariser Terror fiel das Bild der christlichen Kirchen und des Islam dramatisch anders aus. Aber selbst über die Evangelische und Katholische Kirche berichten die Medien in negativen Zusammenhängen deutlich öfter als in positiven. Im letzten Jahr dominierten Berichte über die Gräueltaten des IS das Bild der deutschen Medien.

Basis: 265.950 Berichte über Akteure in 19 tonangebenden, TV-, Radio- und Printmedien, 1.438 über die genannten religiösen Gruppen © Mediatenor

Basis: 265.950 Berichte über Akteure in 19 tonangebenden, TV-, Radio- und Printmedien, 1.438 über die genannten religiösen Gruppen © Mediatenor

Beim Thema Zuwanderung interessiert die deutschen Medien gegenwärtig wieder mehr, wer für oder gegen ein Zuwanderungsgesetz ist. Und vor allem wer da gegen wen innerhalb der CDU/CSU agiert. Das ganze findet vor einer weltweit negativen Fernseh-Kulisse statt.

Migration weltweit in den TV-News als Negativ-Thema vermittelt

Über Migranten wird in den TV-Nachrichten aller analysierten Länder negativ berichtet. Themen wie illegale Einwanderung und die Überforderung der Regionen mit den Flüchtlingsströmen stehen dabei oft im Vordergrund (Zeitraum der Grafik: Dezember 2013 bis November 2014).

Basis: 4.077 Berichte über Migranten und Ausländer / 1.218.040 Berichte über alle Protagonisten in 20 internationalen TV-Nachrichten © Mediatenor

Basis: 4.077 Berichte über Migranten und Ausländer / 1.218.040 Berichte über alle Protagonisten in 20 internationalen TV-Nachrichten © Mediatenor

Wie soll eine vernünftige Diskussion entstehen, wenn der Rahmen, den die Medien setzen, derart einseitig und lückenhaft ist? Da muss der französische Muslim aus Mali, der jüdische Mitbürger vor muslimischen Attentätern im koscheren Supermarkt versteckt und rettet, als Ausnahme erscheinen statt als Regel. Über den nun als Helden verehrten Franzosen wurde viel berichtet. Über den Aspekt Regel, nicht Ausnahme habe ich nichts gehört und gesehen.

Ich weiß, niemand wird das aufgeheizte Klima schnell ändern können. Aber ein paar müssen das auch in solchen Zeiten versuchen. Am ehesten dürfen wir darauf setzen, dass der objektive Bedarf der wirtschaftlich florierenden Länder Europas an Fachkräften nicht nur deren Zuwanderung erleichtern wird, sondern auch den Umgang mit ihnen ändern muss. Realistisch gesehen wird dieser egoistische Ansatz das Migrationsthema weiter bringen als idealistische Bemühungen. Darauf sollten sich die Idealisten pragmatisch einlassen. Am Ende zählt das Ergebnis. Aktuell Meinung

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  1. Spin sagt:

    Nachfrage: Also damit mehr Zuwanderung reinkommt, damit die Arbeitnehmer unter druck kommen, besonders die sozial Unterpriviligierten (gutes Ziel?), dafür sollen wir mal die Zähne zusammenbeißen und die Hetze über uns ergehen lassen. Nein der Zweck heiligt nicht die Mittel. Welcher Zweck überhaupt. Das Mittel der Ausländerhetze war schon immer ein Mittel einer Schicht um mit einem Sündenbock die Hohheit zu behalten, um wegen „Facharbeitermangel“ die Löhne unter druck zu setzen etc. . … Entschuldigung, aber das ist mir zuviel Spin hier.

  2. surviver sagt:

    DAS TRIFFT DEN NAGEL AUF DEN KOPF „NEGATIVE BERICHTERSTATTUNG“
    Egal ob man das Radio im Auto einschaltet, Abends TV-Sendungen schaut oder im Internet Online-Nachrichten liest.
    Es ist IMMER das selbe.
    „Islamischer Terrorismus“, „Radikalismuss“, „Salafisten“ usw usf.
    Der GEZ-Zahler hat ein RECHT auf ehrliche Berichterstattung.
    Die schaffen hier „Gespenster“ oder Feindbilder um Verwirrung in der Bevölkerung zu stifte und die Gesellschaft zu spalten.
    Was soll das eigentlich?