Nach dem SZ-Artikel
„Es gab die üblichen Abwehrreaktionen, sobald das Gespräch auf Rassismus kommt.“
Alex Müller ist ein schwarzer Deutscher, 32 Jahre alt und lebt in Leipzig. In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung beschreibt er den Rassismus, der ihm im Alltag widerfährt. MiGAZIN sprach mit ihm über die Reaktionen auf seinen Text und sein Verständnis von Rassismus.
Von Ananda Rani Bräunig Dienstag, 09.12.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 18.05.2015, 17:18 Uhr Lesedauer: 8 Minuten |
MiGAZIN: In Ihrem Artikel „Warum Alltagsrassismus keine Einbildung ist“ in der Süddeutschen Zeitung schreiben Sie über Rassismus, den Sie täglich am eigenen Leibe erleben. Wie haben andere auf Ihren Text reagiert?
Alex Müller 1: Es gab die üblichen Abwehrreaktionen, mit denen man konfrontiert wird, sobald das Gespräch auf Rassismus kommt. Übliche Ausflüchte waren:
- Das kann nicht sein.
- Der Artikel ist maßlos übertrieben.
- Vermutlich liegt das gar nicht an der Hautfarbe, dass er so mies behandelt wird, vielleicht kann man ihn grundsätzlich nicht ausstehen.
- Wenn die Ausländer sich mal benehmen würden, würde so was nicht passieren.
- Ich als Weißer habe dies und das erlebt…
Überraschend fand ich aber das enorme Feedback auf den Artikel. Bisher gab es mehr als 20.000 Social-Media-Aktivitäten (Facebook, Twitter, Google Plus und inklusive der verwursteten Artikel bei der Huffington Post) und unfassbar viele Menschen haben den Artikel geteilt, ohne zu widersprechen. Außerdem haben viele mutmaßliche Mehrheitsdeutsche Internetrollen Paroli geboten, wenn die versuchten, das Problem wegzudiskutieren oder mir die Schuld für Rassismus zu geben.
Außerdem hat mir die Redaktion Leserbriefe weitergeleitet, in denen sich Menschen bei mir bedankten. Da waren andere Rassismus-Betroffene, die meine Erfahrungen bestätigten und ganz besonders auf den empfundenen Ost-West-Unterschied eingingen. Da war ein Mann, der schrieb, dass er sich auch dabei erwischt hat, wie er sich nie neben Nichtweiße gesetzt hat. Er wolle jetzt, da er meine Erfahrungen kennt, darauf achten, dass er sich nicht mehr so verhält. Viele haben ihre Anteilnahme ausgedrückt.
Wo fängt Rassismus Ihrer Meinung nach an?
Müller: Kurz gesagt: Rassismus ist Vorurteil plus Macht. Ich als Schwarzer kann zwar eine weiße Person als „Kartoffel“ bezeichnen. Das mag vielleicht eine Beleidigung sein, aber was fehlt, ist die Dimension Macht. Und die findet sich in umgekehrter Richtung, wenn z.B. weiße Richter entscheiden, dass ein bestimmtes Verhalten oder Wort nicht rassistisch ist, dann kann man sich dagegen nur schwer oder gar nicht wehren. Denn an den solchen Machtzentren sitzen nun mal in der Regel weiße Menschen, siehe etwa die Richterin in Eisenhüttenstadt, die ihre Macht missbraucht, indem sie rassistisch motiviert Gerichtsurteile fällt, und dabei von der Staatsanwaltschaft gedeckt wird. Macht heißt auch, dass weiße Menschen in der Regel sicher sein können, schwarze anzugreifen und die herbeigerufene Polizei erst einmal sie, womöglich nur sie, befragt, was denn der Schwarze angestellt hat. Eine Studie der Polizeihochschule Sachsen-Anhalt hat da wenigstens ein ekelhaftes Beispiel parat.
Wo sehen Sie in Deutschland bewusste und unbewusste Vorurteile?
Müller: Ein Fass ohne Boden. In der Regel gehen bewusste und unbewusste Vorurteile ineinander über. In Leipzig erlebe ich z.B. täglich wie Menschen ihre Wertsachen (z.B. Handtaschen) festkrallen, sobald sie mich erblicken. Es spielt da auch keine Rolle, wie viele Weiße vorher da waren. Wichtig ist es den Menschen, ihre Wertsachen vor mir, dem Schwarzen zu retten. Das geht dabei fast automatisch. Spricht man die Menschen darauf an, werden sie sich verteidigen. Entweder, sie hätten das gar nicht getan oder sie wären immer vorsichtig, oder sie verteidigen ihre Handlung, indem sie sagen, dass Ausländer nun mal kriminell sind. Dass ich weder Ausländer noch kriminell bin, interessiert nicht.
Bewusste Vorurteile sind zum Beispiel: Ausländer sind kriminell, unsere deutschen Frauen und Kinder sind in Gefahr, Schwarze handeln mit Drogen, Schwarze stinken, Schwarze sind dreckig, Schwarze sind hässlich. Solche Vorurteile werden oft unbewusst eingepflanzt, aber oft erlebe ich Menschen, dass sie sich mit voller Absicht aussprechen.
Das Thema Rassismus ist ja auch recht diffus. Es gibt nicht nur die einen, die fremdenfeindlich sind und die anderen, die es nicht sind. Dazwischen gibt es viele Nuancen. Wie sollte man das Thema angehen?
Müller: Am wichtigsten finde ich es, Mehrheitsdeutsche mit nichtweißen Menschen zusammenzubringen. Gerade in Ostdeutschland, wo es kaum nichtweiße Deutsche, Migranten und Ausländer gibt, müsste man die Menschen zu ihrem Glück zwingen. In Leipzig-Wiederitzsch zum Beispiel formiert sich gerade Widerstand von Einfamilienhaus-Rassisten, die kein Erstaufnahmelager in ihrer Nähe dulden wollen. Sie tun zwar auf besorgte Bürger, argumentieren aber mit den gleichen rassistischen Argumenten – Kinder sind gefährdet, die Kriminalität könnte ansteigen usw. Ich wünsche den Menschen, dass sie gar nicht anders können, als in Kontakt mit anderen Kulturen zu kommen, anders lernen sie es nicht. Die Menschen sollten nicht nur mit anderen Kulturen in Kontakt kommen müssen, sondern ganz generell mit Menschen, die nicht weiß sind.
Ansonsten ist es wichtig, Kinder von klein auf mit nichtweißen Kindern zusammenzubringen, weil Kategorisierungen schon früh eingeprägt werden und sie so schon lernen können, wie normal es ist, nicht weiß zu sein. Daneben ist es wichtig, dass endlich Diversität in die Medienlandschaft kommt. Noch immer sind schwarze Schauspieler auf Klischeerollen wie Asylsuchende, Prostituierte, Dealer usw. abonniert. Rollen wie Rechtsanwalt, Ärztin und Polizisten bringen viele Verantwortliche gar nicht mit einer schwarzen Hautfarbe zusammen. Der Zuschauer würde es ja nicht verstehen. Daneben braucht es mehr Journalisten mit Migrationshintergrund, damit Themen auch mal aus anderen Blickwinkeln betrachtet werden, oder auch nichtweiße Experten zu Wort kommen können.
- Der Autor schreibt unter Pseudonym, weil er sonst mit Veröffentlichung dieses Textes den Anfeindungen und Drohungen derer ausgesetzt wäre, über die er schreibt.
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Ein wichtiger Beitrag. Vielen Dank dafür! Alleine der Grund, den Namen wechseln zu müssen, um über die eigenen Erfahrungen im strukturellen und/oder direkten Rassismus zu erzählen, zeigt die Notwendigkeit solcher Artikel und Interviews.
Ganz ehrlich: wäre meine Haut schwarz, so würde ich lieber in Brasilien oder in den USA wohnen. In Deutschland lebt es sich nicht gut als Schwarzer. Eventuell wenn man viel Geld hat und man einem das ansieht…
Ich denke das dieses Phänomen im „Osten“ Deutschlands ausgeprägter ist als im Westen liegt auch daran, dass die „Ossis“ oder die Menschen in Ostdeutschland damals in der „DDR“ 40 Jahre in Kommunismus-Gefangenschaft gelebt und daher den Bezug zum „Menschen“ verloren haben.
Sie haben im Krieg gelernt, nur an sich zu denken. Ja, egoistisch zu sein um zu überleben.
Jeder, der anders aussieht oder einer anderen Rasse angehört, ist ihnen ein Dorn im Auge und Schuld an ihrer unzufriedenen sozialen Situation.
Hier ist definitiv die Politik gefordert zu handeln. Sie müssen die Medien, die auch die Gesellschaft merkwürdigerweise enorm manipulieren können, unter Druck setzen, um die Hetze gegen „Ausländer“ und die Spaltung der Gesellschaft durch negative, verzerrte und einseitige Berichterstattung zu unterbinden.
Durch die politisch motivierte und „zionistische“ Presse wird bei dem „naiven“ Bürger der Eindruck erweckt, Rassismus ist gesellschaftsfähig geworden.
Bei Behörden und Verwaltung muss ebenso eingegriffen werden ggf. müssen Personen in Führungspositionen zwangsversetzt werden.
Dies ist bei institutionellem Rassismus besonders von Nöten; denn die „kleinen“ Angestellten in der Verwaltung handeln vermutlich nach „Anweisung von oben“.
Als Letztes sollte man sich die überfällige Frage langsam stellen, in wie weit die CDU-Regierung mit den „Öffentlich-Rechtlichen“ und der Presse zusammenarbeitet und WARUM nichts unternommen wird???
surviver sagt: 9. Dezember 2014 um 19:23
„Ich denke das dieses Phänomen im “Osten” Deutschlands ausgeprägter ist als im Westen liegt auch daran, dass die “Ossis” oder die Menschen in Ostdeutschland damals in der “DDR” 40 Jahre in Kommunismus-Gefangenschaft gelebt und daher den Bezug zum “Menschen” verloren haben.
Sie haben im Krieg gelernt, nur an sich zu denken. Ja, egoistisch zu sein um zu überleben.“
Blödsinn, auch in der DDR sind mindestens zwei Generationen aufgewachsen, die den Krieg nur aus Geschichtsbüchern kennen. Im Artikel wird deutlich angesprochen, wo die Ursache liegt. DDR-Bürger sind zwangläufig provinzieller aufgewachsen. Die Frage ist halt nur, ob man seit der Wende immernoch gerne diese gewisse Spiessigkeit weiterpflegt oder halt offener reagiert.
@Tei Fei Ihre Argumente sind nicht realitätsnah. Hier geht es nicht um „Menschen“, sondern um das „Geld“, also die Frage, ob und wie viel umverteilt werden soll. Den „Rechten“ unter den Ostdeutschen ist es egal, wo die Migranten konkret leben, entscheidend ist doch, wie viel sie aus ihrer Sicht „kosten“. Wenn man jemand als Konkurrent empfindet, ist es egal, wo er lebt. Wenn Sie anderer Meinung sind, dann überzeugen Sie Leute, die in einer Region mit 10, 15, 20% Arbeitslosigkeit leben, davon, dass die Zuwanderung ihnen etwas bringt. Viel Spass! Der Begriff „Rassismus“ greift hier viel zu kurz, „kapitalistischer Konkurrenzkampf“ unter Einheimischen und Nichteinheimischen wäre besser.
@Taifei Mag sein, dass die von surviver aufgeführten Gründe diskutabel sind, auch das provinzielle Aufwachsen kann man gerne diskutieren, aber eine Sache ist Tatsache, die man nicht leugnen sollte. Der Rassismus in Ostdeutschland entlädt sich in roher menschenverachtender Gewalt in einer Form, die so in Westdeutschland nicht beobachtbar ist. In Westdeutschland erfährt man Diskriminierung strukturell, aber latent. In Ostdeutschland in den nationalbefreiten Zonen wird die Abneigung gegenüber allem was nicht deutsch ist offen zur Schau gestellt und endet nicht allzu selten mit brutaler Gewalt, nur wird über die tagtäglichen Angriffe in den deutschen Medien kaum berichtet.
Ex-FDPler sagt: 10. Dezember 2014 um 11:30
„@Tei Fei Ihre Argumente sind nicht realitätsnah. Hier geht es nicht um “Menschen”, sondern um das “Geld”, also die Frage, ob und wie viel umverteilt werden soll. Den “Rechten” unter den Ostdeutschen ist es egal, wo die Migranten konkret leben, entscheidend ist doch, wie viel sie aus ihrer Sicht “kosten”. Wenn man jemand als Konkurrent empfindet, ist es egal, wo er lebt. Wenn Sie anderer Meinung sind, dann überzeugen Sie Leute, die in einer Region mit 10, 15, 20% Arbeitslosigkeit leben, davon, dass die Zuwanderung ihnen etwas bringt. Viel Spass! Der Begriff “Rassismus” greift hier viel zu kurz, “kapitalistischer Konkurrenzkampf” unter Einheimischen und Nichteinheimischen wäre besser.“
Ich hab´noch gar keine Argumente vorgebracht, sondern lediglich Survivers Kriegsgeneration zerpflückt. ;)
Was die Rechten in Ostdeutschland angeht, so dürfte denen jedes Argument so ziemlich egal sein. Dem Verfasser geht es auch weniger um diese Gruppe als mehr um den strukturellen Rassismus in der sogenannten bürgerl. Mitte. Daher geht eigentlich auch die Diskussion, ob Zuwanderung was bringt, am grundsätzlichen Problem vorbei. Gerade hier im Osten würde es den Menschen ohne Migranten, egal wo untergebracht, auch nicht besser gehen. Nur führt diese Diskussion hier nicht weiter, dass ist NICHT der Punkt des Artikels.
Rassismus gehörte in der DDR eigentlich nicht zur offiziellen Propagandalinie. Das Gegenteil war der Fall. Basis war hier dass kommun. Manifest mit seiner Aussage „Proletarier aller Länder vereinigt euch“! Das ändert nichts daran, dass es in der Bevölkerung jede Menge Ressentiments gegen Ungarn (lustigste Baracke des Ostblocks) Polen (kleptomanische Arbeitsverweigerer) und natürlich auch Russen gab. Allerdings kam der „gemeine“ DDR-Bürger auch kaum mit anderen in Kontakt. Die Vertragsarbeiter der anderen „Bruderstaaten“ lebten komplett isoliert und Auslandsreisen selbst ins sozialistische Ausland waren keineswegs die Regel. Spießige Provinzialität wurde in der DDR damit quasi gefördert. So ein Klima ist ein perfekter Nährboden für rassistische Vorurteile. Da viele DDR-Bürger durch die „Einheit“ schließlich gar zu Verlierern wurden, sowohl materiell als auch ideologisch, suchten diese nach Schuldigen, gemäß ihres Prinzips „kapitalistischer Konkurrenzkampf“, was ich eher als „nach oben buckeln – nach unten treten“ bezeichnen würde. Ihre Definition unterschlägt nämlich, dass Konkurrenzkampf eigentlich eine Auseinandersetzung auf gleichem Niveau zumindest aber mit Chancengleichheit ist. Ferner können Sie ökonomische Formeln nicht ohne weiteres auf gesellschaftliche Prozesse ausweiten. Allerdings legt Ihr Name nahe, dass Sie das Konzept des Homo Oeconomicus bereits verinnerlicht haben, welches jeder Anthropologe bereits in der Luft zerrissen hat.
@Tei Fei
1. Sie diskutieren an der Sache vorbei. Die Welt besteht nicht nur aus Ideologie. Verteilungsrivalitäten gehören nun mal zur Politik. Wer arm ist, wählt eher links, wer reich ist, wählt meist schwarz, freie Unternehmer eher gelb, wer Migrant ist, wählt oft grün, wer von Hartz IV lebt, die Ultralinken. Wer deklassiert ist, tendiert in die Extreme. Besitzende Außenseiter, die über ein bisschen Vermögen verfügen, also etwas zu verlieren haben, tendieren eher nach rechts, solche Außenseiter, die nichts haben, nach links. Ich finde daran nichts Schockierendes. Jede Gruppe beruft sich bei der Formulierung ihrer spezifischen Interessen auf die höhere Moral und die demokratische Gesinnung. Das kennt man alles. Wer ist nicht der Beste, der Edelste und der klügste Bürger?
2. Die Frage ist, ob Deutsche (mit oder ohne Migrationswurzeln egal) und Ausländer Konkurrenten sein können. Wenn Sie 10 Arbeitslose in einer Schlange haben und 5 kommen hinzu, ist der Konkurrenzkampf vorprogrammiert. Wenn sich nicht drei, sondern sechs Bewerber um einen Arbeitsplatz bewerben, gilt das Gleiche. Entsteht hier Rassismus, weil man zusätzliche Konkurrenz an Äußerlichkeiten erkennt?
3. Die ehemalige DDR ist sicher kein Sonderfall, da in anderen westlichen Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Österreich, Niederlande, usw. ganz ähnliche Phänomene auftreten. Sie ist lediglich insofern etwas „Besonderes“, als sie eigentlich immer noch am Tropf der Subventionstöpfe hängt, die desto kleiner werden, je mehr unser Staat verteilen muss. Darum trifft der Beitrag des Ex-FDPlers meiner Meinung nach durchaus den Kern.
Omowale sagt: 10. Dezember 2014 um 12:07
„@Taifei Mag sein, dass die von surviver aufgeführten Gründe diskutabel sind, auch das provinzielle Aufwachsen kann man gerne diskutieren, aber eine Sache ist Tatsache, die man nicht leugnen sollte. Der Rassismus in Ostdeutschland entlädt sich in roher menschenverachtender Gewalt in einer Form, die so in Westdeutschland nicht beobachtbar ist. In Westdeutschland erfährt man Diskriminierung strukturell, aber latent. In Ostdeutschland in den nationalbefreiten Zonen wird die Abneigung gegenüber allem was nicht deutsch ist offen zur Schau gestellt und endet nicht allzu selten mit brutaler Gewalt, nur wird über die tagtäglichen Angriffe in den deutschen Medien kaum berichtet.“
Also Mölln und Solingen liegen aber im Westen und die NSU hat ihre Anschläge auch vor allem im Westen verübt. Sicher war die Gruppe aus ostdeutschen Landen, dass sie im Westen jedoch jede Menge Unterstützung fand, steht wohl außer Zweifel. Ich gebe zu, dass ich diese sogenannten „nationalbefreiten Zonen“ nicht persönlich kenne, da dass meisten auch ziemlich tote Käffer sind, in die ich mich selten verirre. Da im Osten zurzeit noch der größere Teil der Bevölkerung zu den gesellschaftlichen Verlierern zählt (was natürlich nichts entschuldigt), ist die Gefahr hier auf Radikalisierung zu treffen wesentlich höher. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das in den nächsten Jahren auch noch ändern wird. Allerdings geht diese rohe Gewalt auch selten von der Mitte der Gesellschaft aus, die steht dann i.d.R. allenfalls applaudierend daneben.
Der Artikel behandelt aber mehr diesen strukturellen Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft. Nach meinen Erfahrungen (bzw. die meiner Frau, mich direkt betrifft das nicht) kann ich diese Beobachtungen des Autors durchaus bestätigen, allerdings nur teilweise. Da wir auch in Leipzig leben bekomme ich das aus Erzählungen meiner Frau auch oft mit. Mitunter verunsichert das meine Frau sogar so sehr, dass sie hier Zugeständnisse macht, die mich fast zur Weißglut treiben, da ich so ein devotes Verhalten sonst nicht von ihr kenne.
Allerdings scheint mir Berlin als Gegenbsp. eher ein Sonderfall in Deutschland zu sein, da sich dort etliche Communitys konzentrieren. Auch wenn ich das Wort „Parallelgesellschaft“ albern finde, weil es immer Schnittmengen gibt, was dieses Wort eigentlich ausschließt, so muss man zugeben, das es viele parallele Strukturen gibt. Je größer und konzentrierter die Community umso perfekter funktionieren diese und Berlin ist hier ein gutes Bsp., was ich persönlich so interessant an Berlin finde, auch wenn die alte Erbfeindschaft dem im Grunde im Wege steht ;) . Allerdings lässt sich das Bsp. Berlin nicht unbedingt auf ganz Deutschland übertragen, weder in Ost noch West. Fakt ist aber auch, dass meine Frau oder mehr noch dort lebende Freunde, ebenfalls diese kleinen alltäglichen Rassismen erleben.
Richtig ärgerlich finde ich diese latenten Diskriminierungen seitens staatlicher Organe. So bin ich erst im August wieder mal einen Passkontrolleur am Flughafen angegangen. Auch auf unserer Ausländerbehörde hab´ ich mir schon viele „Freunde“ gemacht. Allerdings kann ich hier überhaupt einen Ost-West-Unterschied feststellen.
Miriam Kohn sagt: 10. Dezember 2014 um 17:19
„1. Sie diskutieren an der Sache vorbei. …?“
Mache ich gar nicht, denn dieses Pamphlet ist überhaupt nicht Gegenstand des Artikels. Ferner kann ich ihre Kausalitäten zum Wahlverhalten nicht unbedingt nachvollziehen, mal davon abgesehen, dass Migranten in DE gar nicht wählen dürfen.
Miriam Kohn sagt: 10. Dezember 2014 um 17:19
„2. Die Frage ist, ob Deutsche (mit oder ohne Migrationswurzeln egal) und Ausländer Konkurrenten sein können. Wenn Sie 10 Arbeitslose in einer Schlange haben und 5 kommen hinzu, ist der Konkurrenzkampf vorprogrammiert. Wenn sich nicht drei, sondern sechs Bewerber um einen Arbeitsplatz bewerben, gilt das Gleiche. Entsteht hier Rassismus, weil man zusätzliche Konkurrenz an Äußerlichkeiten erkennt?“
Die Frage des Rassismus hat doch mit diesem „Konkurrenzkampf“ nicht wirklich etwas zu tun. Wenn 10 Leute sich um EINE Stelle bewerben spielt es keine Rolle, ob noch 5 oder 50 hinzukommen. Es ist auch völlig egal wo die herkommen. Was wollen Sie denn hiermit zum Ausdruck bringen?
Miriam Kohn sagt: 10. Dezember 2014 um 17:19
„3. Die ehemalige DDR ist sicher kein Sonderfall, da in anderen westlichen Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Österreich, Niederlande, usw. ganz ähnliche Phänomene auftreten. Sie ist lediglich insofern etwas “Besonderes”, als sie eigentlich immer noch am Tropf der Subventionstöpfe hängt, die desto kleiner werden, je mehr unser Staat verteilen muss. Darum trifft der Beitrag des Ex-FDPlers meiner Meinung nach durchaus den Kern.“
Auch hier ist die ehemalige DDR kein Sonderfall. In Europa gibt es jede Menge Regionen, die an Subventionstöpfen hängen, siehe Wales, Süditalien, Wallonien usw.usf.
Ferner müssen Sie mir mal verraten, wieso Sie die Grundproblematik Ihrer Aussage immer noch nicht begriffen haben. Wieso haben wir denn angeblich immer weniger zum Verteilen? Sie unterschlagen das Wirtschaftswachstum. Heute wird an einem Tag mehr produziert als vor 50 Jahren in einem Monat, wenn nicht gar noch mehr. Unsere heutige weltweite Landwirtschaft ist in der Lage 12 Mrd. Menschen zu ernähren und dennoch verhungern täglich tausende. Es muss also gar nicht immer WENIGER an immer MEHR verteilt werden. Die Praxis sieht so aus, dass immer Mehr an immer WENIGER verteilt wird. Genau deshalb ist der Beitrag de Ex-FDPlers eben nicht zutreffend. Ganz davon abgesehen geht sein und auch IHR Beitrag am Inhalt des Artikels vorbei.