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Inklusion

Für Gehörlose ist das Erlernen einer Fremdsprache mühsam

Behinderte und nicht-behinderte Menschen sollen gleichermaßen überall dabei sein können – so steht es in der UN-Behindertenkonvention, die Deutschland 2009 unterzeichnete. „Inklusion“ heißt das dazugehörige Wort. Wie schwierig Inklusion im Fremdsprach-Alltag von Gehörlosen sein kann, bringt der folgende Beitrag zum Ausdruck.

Mittwoch, 03.12.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 04.12.2014, 17:41 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Es gibt unzählige Lautsprachen. Allein in Europa sind es 200 offiziell registrierte. Für Gehörlose ist die Sprachenvielfalt – besser gesagt die Gebärdensprachenvielfalt – jedoch deutlich umfangreicher, denn jedes Land hat eine eigene Gebärdensprache. Selbst die Österreicher gebärden bereits anderes als wir Deutschen, von den Engländern oder Japanern ganz abgesehen.

Allerdings benötigen Gehörlose unterschiedlicher Nationalitäten nicht immer „Fremdsprachkenntnisse“, um sich auszutauschen, denn sie können über die Gebärden zumindest auf einfacher Ebene direkt gut miteinander kommunizieren. Hörende stehen im Normalfall vor viel größeren Schwierigkeiten, wenn sie einer fremden Sprache nicht mächtig sind.

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Dennoch muss von Gehörlosen die jeweils andere nationale Gebärdensprache gelernt werden, wenn sich die Gesprächspartner über tiefer gehende oder abstrakte Themen austauschen möchten. Beispielsweise sind die beiden Gebärdensprachen ASL (American Sign Language) und BSL (Britisch Sign Language) sehr verschieden. Im Gegensatz zur amerikanischen und englischen Lautsprache, die, abgesehen von der Aussprache und den existierenden Dialekten, doch nahezu identisch sind. Besonders bei globalen Konferenzen oder Tagungen wird deshalb ergänzend die internationale Gebärdensprache „International Signs“ eingesetzt, oder es stehen für gehörlose Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern jeweilige Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung. So kann es durchaus sein, dass bei einem internationalen Kongress sechs oder sieben Gebärdensprachdolmetscher auf der Bühne das Gehörte in die jeweilige Gebärdensprache übersetzen, parallel zu den Dolmetschern, die für die Übersetzung der Lautsprache in die Landessprachen zuständig sind.

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Über Inklusion
Inklusion ist ein Menschenrecht. So steht es in der UN-Behindertenkonvention, die Deutschland 2009 unterzeichnet hat. In einer inklusiven Gesellschaft ist es normal, verschieden zu sein. Wörtlich übersetzt steht der Begriff „Inklusion“ für Zugehörigkeit, also für das Gegenteil von Ausgrenzung. Jeder Mensch, ob mit oder ohne Behinderung, soll also überall dabei sein können: in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit. Die Umsetzung der Vereinbarung bedeutet den Abbau von Hürden, damit die Umwelt für alle Menschen zugänglich wird. Und sie bedeutet auch den Abbau von Barrieren in den Köpfen, d.h. mehr Offenheit, mehr Toleranz und ein besseres Miteinander.

Für Gehörlose gibt es mehrere Möglichkeiten, um eine Fremdsprache zu erlernen. Grundsätzlich gilt, dass Gehörlose, im Gegensatz zu Hörenden, sich die Schriftbilder zu den Wörtern mühsam einprägen müssen. Sie können das (Fremd-)Wort nicht hören und somit können sie auch nicht aus dem Gehörten die Buchstabierung eines Wortes ableiten. Zum Erlernen der Schriftsprache benötigen Gehörlose also in der Regel mehr Zeit als hörende Menschen. Eine entsprechende Förderung wäre hier mit Sicherheit hilfreich.

Einige Eltern schicken ihre gehörlosen Kinder heutzutage auf eine „normale“ Schule, anstatt auf eine Förderschule. Die Kinder erlernen dort gemeinsam mit den anderen Schülern die Fremdsprache als Laut- und Schriftsprache. Dabei steht ihnen ein Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung, der die Übersetzung des deutschen Sprachanteils in die Deutsche Gebärdensprache (DGS) übernimmt. Das Erlernen der ausländischen Gebärdensprache findet hierbei jedoch nicht statt. Um diese zu erlernen, reisen Gehörlose meist für längere Zeit in das jeweilige Land. Die Gebärdensprache eignen sie sich dann durch den Kontakt zu gebärdend-sprechenden Gehörlosen im Land selbst an.

Aus Sicht eines Hörenden klingt das nahezu normal. Schließlich nehmen doch auch einige von ihnen einen Auslandsaufenthalt war, um die Sprache vor Ort besser zu lernen. Das unterstützende Angebot an Sprachkursen im Ausland ist für Hörende verlockend und vielfältig. „Sprachschulen, bei denen Gebärdensprechende eine ausländische Gebärdensprache erlernen können, gibt es meines Wissens nach bisher nicht. Jedoch gibt es in Deutschland wohl Deutschkurse für gehörlose Migranten,“ entgegnet Monika Krumpen, staatlich geprüfte Gebärdensprachdolmetscherin, aus Hürth. „Eine weltweit vertretene Fremdsprachenschule wie inlingua bietet zwar unterschiedlichste Lernformen und auch interkulturelle Inhalte an, doch letztendlich können wir – zumindest bisher – nur den Laut- und Schriftteil der Fremdsprachen abdecken,“ gibt Heidrun Englert, 2. Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft inlingua Deutschland, Hamburg, zu bedenken.

Selbst im Zeitalter von Internet, Webcam und Online-Learning existieren bis heute keine ausreichenden „Videokurse“ zu den Gebärdensprachen unterschiedlicher Länder – nicht für Hörende, und erst recht nicht für Taube. Die Problematik liegt darin, dass die Bildübertragung im Allgemeinen bisher nur zweidimensional stattfindet. Für die Gebärdensprache werden jedoch drei Dimensionen benötigt, denn neben der korrekten Handform spielen Handstellung, Mimik, Haltung und Verortung im Raum sowie weitere Faktoren eine Rolle. Aktuell Feuilleton

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