Wie bitte?

Hooligans gegen Salafisten

Nach einem kleinen Vorspiel in Essen und Dortmund lassen die Hooligans in Köln ihre Muskeln spielen. Glaubt man unseren Sicherheitskräften, ist es ein Tag der Überraschungen. Überraschend viele Hooligans grölen überraschend rechte Parolen und verhalten sich überraschend unfriedlich. Wer hätte auch damit rechnen können?

Von Anja Seuthe Mittwoch, 29.10.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 30.10.2014, 20:58 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Offensichtlich verkehren unsere Sicherheitskräfte nicht auf sozialen Medien, sonst wären ihnen all diese Überraschungen erspart geblieben. Dass die rechte Band Kategorie C singt: „Heute schächten sie Schafe und Rinder, morgen vielleicht schon Christenkinder…“ Dass friedlich demonstrierende Fußballfans skandieren „Ausländer raus„ und mehrere Dutzend Polizisten verletzen. Dass die Demonstranten sich nach der Auflösung der Demonstration nicht einfach in Luft auflösen. Man hatte die Lage unterschätzt.

Aber auch ich wurde überrascht. Ich habe Deutschland überschätzt. Ich dachte, mit den paar tausend Rechten werden unsere 80 Millionen Demokraten locker fertig. Stattdessen freuen sich die Rechten schon auf die nächste Demo. Die haben Blut geleckt, während sich unsere Polizei die Wunden leckt. Gelöschte Facebook Seiten der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) werden neu erstellt und erhalten „Gefällt mir“ Klicks im Sekundentakt. Die Szene ist gut vernetzt.

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Und die Medien? Die wissen nicht, wie sie mit dem „neuen“ Phänomen umgehen sollen. Gewalttätige Rechte in Deutschland? Die gibt es doch gar nicht, meint die Gruppe der Realitätsverweigerer. Im Liveticker des Focus liest man noch um 15:09 Uhr: „Der Staatsschutz geht von 10 Prozent Rechten unter den Teilnehmern aus.“ Der Titel in Fettdruck: „Polizei: Türkische Fußball-Fans lösten Ausbruch der Hooligan-Gewalt aus“. Wie bitte?

Stephan Mayer, der Innenexperte der Union im Bundestag, hat offensichtlich den Titel der Veranstaltung „Hooligans gegen Salafisten“ falsch verstanden. Er äußert gegenüber der Rheinischen Post: „Es ist in keiner Weise hinnehmbar, dass sich verfassungs- und demokratiefeindliche Gruppierungen in deutschen Städten gegenseitig bekriegen.“ In Köln war aber nur eine verfassungs- und demokratiefeindliche Gruppierung unterwegs, und „bekriegt“ wurde die Polizei. Salafisten waren weit und breit nicht zu sehen.

Mittlerweile sind sich viele Experten einig, dass das Thema Salafismus von den Rechten nur vorgeschoben wurde. Z.B. Arnold Plickert, Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft in Nordrhein-Westfalen. Der sagt gegenüber dem Spiegel: „Der Kampf gegen den Salafismus ist nur ein Alibi – man will die Gewalt ausleben.“ Ja klar, Gewalt ausleben. Was sonst könnten Rechte auch wollen, die zu Tausenden rechte Parolen skandierend durch die Straßen ziehen.

Aber genug von den Realitätsverweigerern, auf der anderen Seite gibt es die Nazi-Versteher. Will sagen, diejenigen, die das Thema „Salafismus“ ernst nehmen, am Liebsten alle Muslime aus Deutschland rausschmeißen würden und sich durch die Rechten gut vertreten fühlen. Das muss man wohl noch sagen dürfen. Denn eigentlich ist Islamismus und Islam doch ein und das Selbe.

Diese Ansicht hatte ich in den einschlägigen sozialen Medien erwartet, nicht aber in der Presse. In der Welt erklärt uns aber Oliver Jeges – passend zum Thema – genau das lang und breit. Titel: „Islamophobie? Wir nennen es Aufklärung!“ Und im Text heißt es dann „Wenn man bedenkt, dass in diesen Tagen nur von jenen, die permanent als „islamophob“ gebrandmarkt werden, echte und ernst zu nehmende Kritik kommt, dann muss man geradezu islamophob sein.“

Aber sicher doch, die eigentliche Gefahr für Deutschland ist eben immer noch der Islamismus, und nicht die Nazis. Die Presse ist voll davon. Auch das Hamburger Wochenblatt warnt noch eindringlich vor den 150 radikalen Hamburger Salafisten. Nun, am 15. November werden wohl auch in Hamburg die Nazis unter dem Motto „Hooligans gegen Salafisten“ für die „schweigende Mehrheit“ grölen. 5600 Zusagen auf der Facebookseite hatten sie bis Dienstag schon. Die werden die 150 Salafisten locker in den Boden stampfen. Da können die Hamburger wieder beruhigt schlafen. Aktuell Meinung

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  1. humanoid sagt:

    „Heute schächten sie Schafe und Rinder, morgen vielleicht schon Christenkinder…“

    ja der salafist :das mediale konstrukt des sündenbockes .

    ich bin weit entfernt davon einer zusein , aber wie viele von denen sind durch gewalt in deutschland aufgefallen ? hier wird mal wieder mit zweierlei maaß gemessen .

    ich will nicht wissen wie oft die polizei wegen betrunkenen hooligans ausrücken mussten .

    und wenn sich ein paar trottel finden die sich den schuh vom demokratie feindlichen islamisten anziehn dann ist es ja um so besser , es scheint so als suche man ja die „bösen „salafisten , und wenn es die nicht gibt erfindet man sie halt ,ein paar gebrochene persönlichkeiten und gut ist .

    vorallem ist die hysterie erschreckend , im gegensatz zu deutschen soldaten die welt weit im einsatz sind und die souveränität von staaten und völkern verletzen ,habe ich bisher hier noch keinen salafisten gesehn der mit der waffe im anschlag mich drangsaliert hat , oder solche anstalten machte , geschweige denn die geistige kapazitäten dazu besass .

    toll ist in den medien dann der brückenschlag zwichen isis deutschen kämpfern , konvertiten und islam .

    wenn die sicherheitskräfte wollten könnte sie einschreiten , aber sie wollen nicht , so löst sich ja das problemvon selbst . militante oder gewaltbereite reisen von selbst aus und werden von selbstaussortiert oder das problem der anderen .

    auch scheinen die medien auf diesem auge , wie die wächter der brd zu sein , kaum finden sich drei idioten in warnwesten mit shariah police , in anlehnung an die heills armee , schon muss sogar der innenminister stellung beziehn .

    ich bin kein freund von schön rederei , aber die verantwortungslose und zutiefst rassistisch angehauchte stimmungsmache , wird von politik und medien getragen , zu mal sie nicht den kern des problems anspricht , die soziale ungerechtigkeit , verlust von gesellschaftlichen allgemeinen werten und identität .

    ein ehmaliger journalist in einem der zwei großen staatsender , hat es so auf den punkt gebracht : “ die migranten sind schuld das die deutschen von ihrer kultur entwurzelt werden “

    es ist halt einfacher dem anderen die schuld in die schuhe zu schieben , und erst recht in einer gesellschaft , die keines wegs egalitär und demokratisch ist wie sie behauptet ,sondern durch und durch auf hierarchien beruht .

    und dabei geht es den deutschen doch gut ! es gibt noch genug jobs die wirtschaft läuft , man schaue sich nur die neuwagen und luxus autos auf den straßen an .

    vergleicht man das mit der situation in italien oder spanien und griechenland sieht man wie verlogen das spiel doch wirklich ist !

  2. JJoffe sagt:

    Zwar von der Konkurrenz, erklärt aber einiges:

    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20926

  3. Rufus sagt:

    Ein schwacher, äußerst subjektiver Artikel.

    1.) „Ja klar, Gewalt ausleben. Was sonst könnten Rechte auch wollen, die zu Tausenden rechte Parolen skandierend durch die Straßen ziehen.“ – Es gibt durchaus Rechte, die politisch sind und nicht nur Gewalt ausüben wollen. Du unterstellst, es gäbe keine andere politische Einstellung als links und das ist Schwachsinn. Es gibt Konservative und es gibt Rechte und es gibt Faschisten, deren Aktivismus ohne Knüppel auskommt.

    2.) „Aber genug von den Realitätsverweigerern, auf der anderen Seite gibt es die Nazi-Versteher. Will sagen, diejenigen, die das Thema „Salafismus“ ernst nehmen, am Liebsten alle Muslime aus Deutschland rausschmeißen würden und sich durch die Rechten gut vertreten fühlen. Das muss man wohl noch sagen dürfen. Denn eigentlich ist Islamismus und Islam doch ein und das Selbe.“ – Ich sehe kein Problem darin, gegen Salafismus und Islamismus zu sein. Das heißt aber nicht, dass man mit randalierenden Hooligans d’accord ist. Oder magst du den tobenden schwarzen Block, der dir deine Anti-Nazi-Demo versaut und eigentlich auch nichts anderes möchte, als Bullen zu verprügeln? Natürlich nicht? Ja, bist du denn dann SchwarzerBlock-Versteherin und gehörst per se geächtet? Außerdem ist es eine Unterstellung, dass jeder Islamismuskritiker Muslime ausweisen möchte. Es gibt durchaus viele Islamkritiker, die zwischen der individuellen Glaubensfreiheit und dem politisierten Islam unterscheiden können.

    3.) „In Köln war aber nur eine verfassungs- und demokratiefeindliche Gruppierung unterwegs, und „bekriegt“ wurde die Polizei. Salafisten waren weit und breit nicht zu sehen.“ – Die Feststellung ist richtig. Aber muss die Gegenseite vor Ort sein? Dann gibt’s ja noch mehr Prügelei und genau das versucht die Polizei in der Regel zu verhindern.

    Finde ich schade, dass solch ein schlechter, subjektiver und unausgewogener Artikel hier erscheinen kann.

    LG

    Rufus (und noch einmal: ich bin selbst Araber und kenne den Islam; also kommt mir nicht wieder mit dummer Nazi oder dergleichen ;) )

  4. surviver sagt:

    Die GEHIRNWÄSCHE und die VOLKSVERHETZUNG gegen „Islamisten“ und „Salafisten“ scheint zu funktionieren.

  5. Muslim sagt:

    Danke für diesen überaus gelungenen Kommentar, der ausspricht, was Sache ist! Für die Nazi-Beschwichtiger sei nochmal daran erinnert, wie groß der Aufschrei der Medien und Politik bis hin zum Bundespräsidenten (!) nach gewissen Parolen auf Palästina-Demonstrationen war. WIe viel einzelne Sprüche durch die Medien gehypt, gebrandmarkt und geächtet wurden, wie viele Solidaritätsbekundungen mit dem kriegstreibenden Israel folgten. Dabei ist schon fraglich, seit wann ein Staat Solidarität mit einem Völkermord zeigen muss! Aber dieser erkennbar braune faschistische Mob vom Sonntag, der absolut nicht vergleichbar ist, mit dem schwarzen Block, der gegen Kapitalismus demonstriert, sind ganz klar nur „unpolitische Konservative“. Und wenn es nur eine „eine Unterstellung [ist], dass jeder Islamismuskritiker Muslime ausweisen möchte“ fragt sich doch, warum der „Ausländer raus!“ „Moslems raus“ skandiierende Mob gerade von dieser Seite so viel Zuspruch und Verständnis erhält! Und diejenigen, die plötzlich so feinsinnig „zwischen der individuellen Glaubensfreiheit und dem politisierten Islam“ differenzieren können, sind übrigens dieselben, die es nicht schaffen, zwischen Judenfeindlichkeit und legitimer Kritik an Israels Politik zu unterscheiden. Das ist nicht verdeckter, das ist offener Hass auf den Islam und die Muslime, der durch die verzerrende, reißerische und selektive Medienberichterstattung noch zusätzlich angefeuert wird.

  6. Cvdo sagt:

    Hooligans vs. Salafisten…
    Godzilla vs. Spacegodzilla…

    da versagt meine Grimmsche Erziehung ein bischen. Wem soll ich den da jetzt die Daumen drücken, wer ist der Gute wer der Böse?

    Am Besten regt man sich nicht über solchen Unsinn auf, wer auf dieser Seite Beiträge liest war sich doch schon vor der Demo im Klaren darüber was für Hetzparolen die Hools raushauen und wie die Medien auf das Thema eingehen.

    Liebe Grüße

  7. Songül sagt:

    @JJoffe

    Vielen Dank für den Link!
    Fakten such man heutzutage in den Medien wie die Stecknadel im Heuhaufen!
    Das gemeine Volk soll schließlich nicht aufgeklärt werden, sondern per Fernsteuerung parieren.

  8. OJ sagt:

    @ Songül:
    Jo, der Beitrag glänzt nur so vor FAKTEN. Man verweist auf die Aussage EINES ISIS-Führens und stellt das als die ultimative Wahrheit dar. Super!

    Es ist ja immer schön: das Böse kommt eh immer von den Amis, dann kann man sich ja beruhigt zurücklehnen. Oder wie? Bisschen einfach gedacht, oder?