Schleswig-Holstein
Neue Verfassung ohne Gottesbezug in der Präambel
Schleswig-Holsteins neue Landesverfassung wird keinen Gottesbezug in der Präambel haben. Die evangelische Nordkirche und die katholische Kirche bedauerten die Entscheidung des Landtages, FDP und Grüne-Politiker freuten sich.
Dienstag, 14.10.2014, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 14.10.2014, 16:52 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Schleswig-Holsteins neue Landesverfassung wird keinen Gottesbezug in der Präambel haben. Zwei Gesetzesvorschläge mit Bezug auf Gott fanden vergangene Woche Mittwoch im Kieler Landtag nach zweieinhalbstündiger Debatte keine Mehrheit. Mit großer Mehrheit angenommen wurde dagegen ein gemeinsamer Entwurf ohne Gottesbezug von CDU, SPD, Grünen, FDP, Piraten und den Abgeordneten des SSW. Von den 66 anwesenden Abgeordneten stimmten 61 zu, drei votierten dagegen. Es gab zwei Enthaltungen. In ersten Reaktionen bedauerten die evangelische Nordkirche und die katholische Kirche die Entscheidung.
Abgelehnt wurden die beiden Anträge mit Gottesbezug, darunter ein Entwurf der CDU-Fraktion. Hier stimmten 29 Abgeordnete zu, 35 votierten dagegen bei zwei Enthaltungen. Auch ein gemeinsamer Antrag von einzelnen Abgeordneten von CDU, SPD, Grünen und SSW fand mit 33 Ja und 33 Nein-Stimmen nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Mitinitiator war hier der Grünen-Politiker Andreas Tietze, der auch Präses der Nordkirchen-Synode ist.
Nach den Worten von Gothart Magaard, evangelischer Bischof für Schleswig und Holstein, „hätte es gute Gründe gegeben, den Gottesbezug in die Präambel aufzunehmen“. Eine Demutsformel entwerfe kein wie auch immer geartetes Gottesbild, sondern ziele vielmehr auf ein „sehr bestimmtes und gefülltes Menschenbild“. Magaard: „Es geht um die Abwehr politischer Selbstvergottungsträume und Allmachtsphantasien, die Nationalsozialismus und Marxismus-Leninismus ausgelebt hatten.“
Enttäuscht reagierte auch der Diözesanadministrator des katholischen Erzbistums Hamburg, Ansgar Thim. Das Signal, das jetzt ausgesendet werde, laute: „Wir sind selbst die Herren unseres Schicksals.“ Das sei problematisch, so Thim.
In der Debatte hatte auch Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) für die beiden Entwürfe mit Gottesbezug geworben. Mit der Aufnahme in der Präambel wäre niemand verpflichtet worden, an Gott zu glauben, sagte er. Trotzdem sei er bereit, auch für den Entwurf ohne Gottesbezug zu stimmen, wenn die anderen Anträge keine Mehrheit bekämen.
Auch Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) und CDU-Fraktionschef Daniel Günther sprachen sich dafür aus. Günther: „Der Mensch darf sich nicht selbst genug sein – darum gehört Gott in die Verfassung.“ Zu den Gegnern gehören unter anderem FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki und Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben. (epd/mig) Aktuell Politik
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Zitat: „Wir sind selbst die Herren unseres Schicksals.“
Donnerwetter, das heißt ja nichts anderes als:
Wir Männer sind alleinig für unser Handeln verantwortlich, wenn wir Töten, Missbrauchen, Unterdrücken und Ausbeuten.
Gilt dies denn dann auch für Frauen?
Mit verwirrtem Sinn
Ein ziemlich einseitiger Bericht. Es wäre ja vielleicht auch mal interessant gewesen, die Argumente der Gegner des Gottesbezugs in der Präambel zu erfahre??! So drängt sich hingegen der Eindruck auf, der Verfasser habe nichts übrig für atheistische Argumente. Deswegen hier mal eins dagegen gesetzt: Könntent vielleicht menschengemachte Gewaltentrennung und zu dessen Kontrolle installierte Kontrollorgane (Untersuchungsausschüsse z.B.)) vielleicht nicht doch wirksamer sein gegen „Selbstvergottungsträume und Allmachtsphantasien“ (was für ein lächerlicher Sprachgebrauch!)“ als der in der Verfassung nachzulesende Gottesverweis?
Eie verfassung ohne Bezug auf Gott ???? Na, das kann nichts geben…..;-)
Herren unseres eigenen Verstandes sind wir nun wirklich nicht, denn niemand wird doch leugnen, dass er nicht irgendwann Opfer etablierter medialer Dummheit gewesen ist.
Hieb beiseite: Niemand kann behaupten, dass er so frei ist, dass er ganz und gar auf Traditionen verzichten kann. Täte er das, dann würde er keine Sprache sprechen, dann hätte er kein Benehmen, er könnte nicht lesen und schreiben und wäre sonst recht hilflos einem Zustand ausgesetzt, für den ihn kein Hund und keine Katze beneiden würde. Auch menschliche caritas kann ohne Tradition nicht existieren. Genau aus diesem Grund plädiere ich für die Beibehaltung der Kreuze in den Klassenzimmern: Als Symbol und Bekenntnis einer langen Tradition zur Nächstenliebe.
Ein Gottesbezug in der Präambel einer Landesverfassung ist ähnlich nützlich wie ein „I was here“-Graffiti im Straßenraum, nämlich zu überhaupt nichts! Es geht den Gläubigen einfach nur darum ihr Glaube (dass es einen Gott gibt) allen aufzwingen zu wollen und einer Art Selbstbestätigung, weil wenn Gott in der Verfassung erwähnt wird, dann muß es ihn ja schliesslich geben, sonst würde es nicht da stehen.
Nein! Wir leben im 21. Jahrhundert und in Gesetzestexten hat Gott genau so wenig verloren wie Trolle oder Einhörner!
„Ein Gottesbezug in der Präambel einer Landesverfassung ist ähnlich nützlich wie ein “I was here”-Graffiti im Straßenraum, nämlich zu überhaupt nichts! Es geht den Gläubigen einfach nur darum ihr Glaube (dass es einen Gott gibt) allen aufzwingen zu wollen und einer Art Selbstbestätigung, weil wenn Gott in der Verfassung erwähnt wird, dann muß es ihn ja schliesslich geben, sonst würde es nicht da stehen. Nein! Wir leben im 21. Jahrhundert und in Gesetzestexten hat Gott genau so wenig verloren wie Trolle oder Einhörner!“
Nein, so simpel ist es nicht. Es geht darum, einem total materialistischen Weltbild durch ein Symbol gegen den nekrophilen Zeitgeist Einhalt zu gebieten. In diesem Punkt empfinde ich sogar ein bisschen Sympathie für die gläubigen Muslime, die den aufgeklärten Westen deswegen verachten. Wo führt der totale Materialismus hin? Ehescheidungen, Egoismus, Alles-egal-Mentalität, Gleichgültigkeit, einsame Kinder, einsame Alte, einsame Junge, „Wegwerfgesellschaft“ usw. alles Erscheinungen des 21. Jahrhunderts. Wenn es schief geht, muss ja doch der Psychologe für das Seelenheil sorgen. Ein bisschen Bindung tut schon nicht weh. Natürlich muss man zugeben, dass die Kirche sich leider auch diesem materialistischen Zeitgeist hingegeben hat. Sie erkennt nicht, dass das Problem ein Geistiges ist.
@Katholikin
Ich teile Ihre Gesellschaftskritik, nur ändert eine Präambel in einer Landesverfassung überhaupt nichts daran. Warum und wie auch? Weder ich, einer meiner Freunde oder selbst Politiker machen sich die Mühe die Landesverfassung zu lesen oder gar zu verinnerlichen.
Ich kenne kein Land mit einer Erwähnung eines Gottes in der Präambel , das all die Probleme die sie in unserer Gesellschaft erkannt haben, nicht haben. Von den USA hin zu Saudi Arabien. Die Menschen machen immer was ihnen gerade in den Sinn kommt oder was sie für richtig halten. Streng genommen wäre die Erwähnung Gottes in einem menschengemachten Gesetzestext sogar Blasphemie, mal ganz davon abgesehn, dass es in einem hohen Maße respektlos gegenüber Nicht-Gott-Gläubigen ist! Aber das scheint ja das Ziel zu sein.
Gott ist übrigens alles andere als eine Konstante an der man sich orientieren könnte. Gott selbst, seine Eigenschaften sein Regelwerk und seine Moral sind extrem zeit abhängig und regional unterschiedlich. Es ist also die reinste Willkür was gerade in diesen Gott hineininterpretiert wird.
Mal ganz davon abgesehn, dass Gott nie Verantwortung für sein handeln übernimmt und daran sollten unsere Politiker und die Menschen sich kein Beispiel nehmen!
Gott und Religionen waren und werden uns niemals vor Materialismus schützen. Und es ist reines Wunschdenken zu glauben , dass mehr Gott und seine Erwähnung die Gesellschaft verbessern könnte. Dies zu behaupten ist meiner Meinung nach Missionierung, aber keine Problemlösung.
„Nein, so simpel ist es nicht. Es geht darum, einem total materialistischen Weltbild durch ein Symbol gegen den nekrophilen Zeitgeist Einhalt zu gebieten.“
Alleine die Erwähnung von einem „Gott“ soll dieses Problem lösen? Und sie werfen mir vor simpel zu denken?
@Marc Fern
Ich muss Ihnen z.T. sogar recht geben. Aber Sie – und leider auch viele „moderne“ Kirchenleute – haben nicht erkannt, dass Religion auch etwas mit dem Inneren des Menschen zu tun hat. Wer sich vom Materialismus völlig losgelöst hat, kann den Glauben auch nicht missbrauchen.
@Überzeugte Katholikin
„Ich muss Ihnen z.T. sogar recht geben. Aber Sie – und leider auch viele “moderne” Kirchenleute – haben nicht erkannt, dass Religion auch etwas mit dem Inneren des Menschen zu tun hat. Wer sich vom Materialismus völlig losgelöst hat, kann den Glauben auch nicht missbrauchen.“
Mal ganz davon abgesehn ob diese Behauptung von Ihnen richtig oder falsch ist, aber was hat das mit dem eigentlichen Thema zu tun? Gesetze oder Verfassungen sollen alle Menschen ansprechen und somit kann und darf Gott darin keine Rolle spielen. Das muß einfach akzeptiert werden! Sein Seelenheil sollte man doch bitte nicht in der Landesverfassung suchen, sondern in der Kirche oder in der Moschee. Glauben ist etwas privates.