Gedanken aus der Arena

Erdoğan der Hauptdarsteller, der eigentlich gar keiner ist

63.000 Menschen hat der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan bei seinem Deutschlandbesuch mobilisiert, ob in der Arena oder auf den Straßen. Obwohl die Massen die Hauptdarsteller waren, stand Erdoğan im Fokus. Warum eigentlich, fragt Gonca Mucuk.

Von Gonca Mucuk Mittwoch, 28.05.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 04.06.2014, 2:20 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

An medialer Aufmerksamkeit hat es Erdoğan, vor, während und nach seinem Auftritt in der Lanxess Arena am 24. Mai 2014 in Köln nicht gefehlt. Wie ein Superstar kam er mit einem riesigen Tross an Begleitern eingeflogen. Einen roten Teppich gab es zwar nicht, dafür aber eine gigantische Aufmerksamkeit von allen Seiten. Sowohl seine Fans sind für ihn querbeet aus Deutschland und Europa angereist, als auch seine Gegner. Da dürfte manch ein Hollywoodstar vor Neid erblassen.

18.000 Anhänger Erdoğans waren Medienberichten zufolge in der Arena und haben ihm zugejubelt. Viele sind gar nicht reingekommen, weil es keine Karten mehr gab. Auf der anderen Rheinseite haben sich laut Medien sogar 45.000 Gegner Erdoğans eingefunden, um gegen ihn und seine Politik zu protestieren. Die zuvor befürchteten Straßenschlachten hat es nicht gegeben.

___STEADY_PAYWALL___

Alle Medien haben sich auf Erdoğan und seine Rede gestürzt. Vieles wurde geschrieben, einiges kann ich bestätigen, einiges habe ich anders wahrgenommen. Für mich war nicht Erdoğan der Hauptdarsteller, sondern die rund 63.000 Nebendarsteller auf den Straßen und in der Arena. Was Erdoğan sagen würde und sogar wie er es sagen würde, war mehr oder weniger klar. 2008 hatte ich seinen Auftritt aus dem Presseraum mitbeobachtet. Dieses mal war ich mitten in der Menge und konnte alles live sehen, hören und fühlen.

16:48 Uhr: Ich frage mich, wie es sein kann, dass diese riesige Arena restlos voll ist und diese Menschen sich so sehr für die türkische Politik interessieren. Wo waren diese Massen, als die NSU Morde aufgeflogen sind? Wo? Warum gab es damals keinen Massenaufmarsch mit 63.000 Menschen? Warum setzen sie sich nicht so massiv und präsent für ihre wirklichen Themen ein, wie zum Beispiel die doppelte Staatsbürgerschaft oder das Wahlrecht ein? Und: Warum schafft es die deutsche Politik nicht, diese Verbindung mit diesen Menschen hier aufzubauen?

17:31 Uhr: Nun ist er da. Er kommt in die Arena wie ein Popstar, ein osmanischer Herrscher, permanent angepriesen als der Mann aus dem Volk. Die Menge tobt. Immer wieder rufen Menschen seinen Namen, sie singen ihn. „Reeeceeep Taaayyip Erdoğan, Recep Tayyip Erdoğan“. Die Stimmung ist wie im Fußballstadion. Dann Stille.

Es wird aus dem Koran rezitiert zum Gedenken an die Toten vom Grubenunglück in Soma. Es gibt keine musikalischen Beiträge. Keine Feierstimmung. Gefeiert wird trotzdem. Er wird gefeiert und lässt sich auch feiern. Immer wieder gibt es Zwischenrufe „Allahu Akbar“ (Allah ist der Größte). Millionen von Fragen gehen mir durch den Kopf. „Büyük Imparator“ (Großer Imperator) ruft einer, ein anderer „Seni çok seviyoruz!“ (Wir lieben Dich sehr!).

Ein scheinbar berühmter Hoca (Prediger) ruft auf der Bühne den Gebetsruf aus, weil das Volk Sehnsucht danach hat, wie er meint. Der Saal hört sichtlich gebannt und gerührt zu. Auch ich lasse mich in den Gesang fallen. Es folgt Sufi-Musik, die Arena singt mit. Diese Szenen kenne ich sonst nur von Moscheebesuchen. Auf der riesigen Leinwand kann man immer wieder close-up Aufnahmen von weinenden Frauen und begeisterten Männern sehen.

18:33 Uhr: Endlich steht Erdoğan auf der Bühne. Sobald er Merkels Namen ausspricht, wird sie ausgebuht. Er aber bedankt sich bei der Kanzlerin für den Beileidsanruf nach dem Grubenunglück und bringt die Menge zum Schweigen. Ich habe durchgehend den Eindruck, dass es eine riesige religiöse Veranstaltung ist.

18:56 Uhr: Integration versus Assimilation. Erdoğan bekräftigt, dass er für Integration, aber gegen Assimilation ist. Er geht auch auf den Aufstiegserfolg der Türken in Deutschland ein. Er bedankt sich immer und immer wieder bei den in Deutschland lebenden Türken. Er spricht sie immer als „kardeşlerim“ an, meine Geschwister. Eine hoch emotionale und das Publikum mitreißende Rede.

19:13 Uhr: Die Türkei heute sei nicht mehr die alte Türkei. Die Masse tobt. Sein Name wird wieder und immer wieder gesungen. Auf die Kritik, in der Türkei gebe es keine Pressefreiheit, kontert er mit Medienkritik gegen seine Person. Wo er recht hat, hat er recht denke ich mir. Er stellt die Frage: „Welcher Diktator würden denn Anti-Propaganda zulassen?“

19:43 Uhr: Erdoğan fordert seine Landsleute auf, unbedingt sehr gut Deutsch zu lernen. Jeder Türke im Ausland soll die Sprache des Landes lernen. Er bittet darum, die Kinder im Spracherwerb zu unterstützen. Gleichzeitig bittet er auch darum, die eigene Sprache und Kultur nicht zu vergessen. Er sagt, dass die Menschen hier nun die Staatsbürger dieses Landes sind und dementsprechend hier Verantwortung übernehmen. Danach ruft er zur Europawahl auf. Morgen stehen die EU Wahlen an sagt er und ruft seine Geschwister auf, daran teilzunehmen. Die Gegendemonstranten soll man nicht ernst nehmen und sich ruhig und friedlich verhalten. Unter großem Jubel verlässt er die Bühne.

Scheinbar gibt es eine große Klientel, die sich lieber mit Außenpolitik beschäftigt, als mit den Dingen, die sie unmittelbar in Deutschland betreffen. Ich kann es wirklich nicht begreifen und habe dieses Thema schon in unterschiedlichsten Kreisen diskutiert. Fast immer war das Ergebnis gleich: Wahrscheinlich fühlen sich diese Menschen nicht so sehr mit unserer neuen Heimat verbunden. Sie sind zwar körperlich hier aber mit dem Geist in der Türkei.

Bei der ersten, ja auch noch der früheren zweiten Generation, kann ich es irgendwie noch nachvollziehen. Aber was ist mit der 3. oder der 4. Generation, den Jugendlichen? Sie kennen nichts anderes als Deutschland.

Fazit: Die gesamtgesellschaftliche Selbstreflexion in den Medien fehlt mir durch die Bank weg. Keiner scheint sich ernsthaft mit dieser Frage auseinanderzusetzen oder dies überhaupt zu wollen. Lieber wird auf Erdoğan geschimpft. Stehen wir nicht in der Pflicht, uns diesen Fragen zu stellen und nach Lösungen zu suchen? Können wir es uns als Gesellschaft wirklich leisten, dieses Phänomen unbeachtet, undiskutiert und ungelöst zu lassen? Im Hinblick auf die zunehmende Diversität innerhalb unserer Gesellschaft, ist es meines Erachtens zwingend und dringend notwendig, sich politisch und gesellschaftlich diesem Thema zu widmen. Leitartikel Meinung

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Warum sagt:

    Zitat: „Die gesamtgesellschaftliche Selbstreflexion in den Medien fehlt mir durch die Bank weg. Keiner scheint sich ernsthaft mit dieser Frage auseinanderzusetzen oder dies überhaupt zu wollen. “

    Das passiert doch. Wird aber durchweg als rechtspopulistisch gebrandmarkt. Deswegen wird auch kein Redakteur oder Politiker, der was auf seine Karriere gibt, das Thema über die Oberfläche hinaus anschneiden.

  2. Wundervoll sagt:

    Liebe Gonca, interessanter Artikel. Ich denke der Grund warum die 3. und 4. Generation sich so sehr Erdogan verbunden fühlt, ist dass wir hier jahrelang aufgrund der Zustände in der Türkei als „minderwertig“ angesehen wurden. Jedes Argument, das wir hervorbrachten wurde mit Verweis in der Türkei abgeschmettert. Das ist eine Erfahrung, die viele uns geprägt hat. Viele von uns haben auch kein Blog, keine Kanäle oder andere Möglichkeiten auf den Punkt zu bringen wie sehr unser „Geist“ allein gelassen wurde. Wir sind als Teil dieser Gesellschaft wirtschaftlich oder kulturell nicht „wertvoll“. Unsere Religion und die Behandlung die wir für unsere Ausübung erfahren schmerzt unser sensibles Inneres, unsere größte Intimität. Es übrigt sich, dass zu sagen, dass dies wohl oftmals mit der Freiheit der Christen in der Türkei bei jeder Möglichkeit totgeschlagen wird. Es ist eine Ohnmacht in uns, die wir vergessen, verdrängen oder versuchen auf anderen Ebenen auszudrücken. Gehört werden wir nicht, wir sind in der führende Industrienation mit über 80 Millionen Einwohnern im Herzen Europas nicht in der Lage unsere Belange auf den Tisch zu bringen. Entweder fehlen uns die Persönlichkeiten oder wirkliche Sprachrohre (damit schließe ich die meisten Berufspolitiker aus) um auf Augenhöhe zu diskutieren oder Lösungen zu suchen.

    Erdogan greift diese Erfahrungen auf. Er kennt diesen Schmerz bzw. versteht diese Ebene der Gefühle und Gedanken und greift diese auf und weiß somit mitzunehmen. Er hat sehr viel geleistet für die Türkei und indirekt für uns. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie sehr ich mich darüber gefreut hatte, dass endlich die Todesstrafe abgeschafft wurde, Dialoge mit den Armeniern, Griechen und Kurden begonnen wurden, eine Sozialversicherung eingeführt und Militärjunta die wie ein Damoklesschwert über die Gesellschaft schwebte endlich in ihre Schranken verwiesen hat. Ich frage ganz offen, welcher Politiker dieser Welt hat diesen Mut und diese Gestaltung in seinem Land durchführen können? Das wird alles unterschlagen… alles und wieder sind wir als „Minder“heit dort wo wir zu Beginn waren als es in der Türkei trüb aussah.. Denn wir haben jetzt endlich einen Staat, aber einen „Autokraten“ als Ministerpräsident… Ich weiß nicht ob die Analogie rüber kommt, aber egal was passiert in Deutschland oder in der Türkei keiner nimmt sich die Nöte der schweigenden Mehrheit an. Mir wird die doppelte Staatsbürgerschaft verwehrt, ich zahle „sehr“ fleißig in die Rentenkasse ein, ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern jemals über das Kindergeld Sozialzahlungen des Staates erhalten haben und das seit bald 40 Jahren. Trotzdem gehören wir nicht dazu.. Verstehst du was ich meine? Die NSU Fälle waren da nicht mehr die großen Aufreger, sondern nur eine Vervollständigung des Mosaiks der Wahrnehmungen und Erfahrungen.

  3. krause sagt:

    @Wundervoll.

    Beeindruckend formuliert. Vielen Dank, jetzt kann man nachvollziehen, wie man sich in diesem Land als Türke fühl (wobei dies sicherlich nicht für alle zutrifft). Aber vielleicht sind sich Deutsche und Türken aber auch zu fremd. Wenn ich den obigen Bannerspruch „Wir sind gekommen, um dir Kraft zu geben … und für Dich zu sterben“, lese, dann weiss ich: dies gehört nicht zusammen und wird auch nie zusammen wachsen.

  4. Ayten sagt:

    Liebe Gonca,

    vielen Dank für diesen tollen Artikel, der mir wieder neue Aspekte gebracht hat. Du hast recht, warum können wir die Hallen nicht füllen, wenn es um NSU, doppelte Staatsbürgerschaft ect. geht.

    @ Wundervoll
    danke für deine Ausführungen. Ich kann mich jetzt besser in die Erdogan Anhänger hineinversetzen, ohne mit ihnen zu sympathisieren. Aber du hast sehr gut die Argumente aufgeführt, wie wir uns hier fühlen und was mit uns (nicht) passiert (die fehlende Anerkennung, ständig als Sündenbock für die Verhältnisse in der Türkei gerade stehen, ect.).
    Danke nochmal.

  5. Wundervoll sagt:

    @krause & @Ayten.. ich bin kein Erdogan Anhänger, sondern erkenne seine Leistungen und seine Bedeutungen an. Ich versuche mich aus den politischen Wirren in der Türkei, sei es privat wie auch öffentlich herauszuhalten. Zutreffend ist natürlich, dass ich nicht für alle spreche. Allerdings ist das Problem bzw. die Herausforderung die wir als deutsch-türken stehen aus der passiven zum Teil noch sehr emotionalen Haltung heraus sachlich und progressiv auf unsere Belange aufmerksam zu machen und diese zu vertreten. Hier ist allerdings das größte Problem, dass man die Parteistrukturen und Demokratieprozesse bzw. Gremien nicht kennt und somit nicht vertreten ist.

    Deswegen ist man sicherlich gesellschaftlich und kulturell ein stückweit näher gekommen, man hat allerdings nie wirklich eine gemeinsame Gestaltung über die „Integration“ hinaus vorgenommen. Das gilt es jetzt aufzuholen. Es fehlen Institutionen, Think Tanks oder Vereinigungen, die nicht nur ein Klientel und deren spezifischen Interessen vertreten, sondern sich über Themen und Projekte für die Gesamtgesellschaft hervortun. Vieles türkische oder anatolische ist tief von Ideologien und ethnischen Besonderheiten versetzt, oftmals sind die Paradigmen in diesen Vereinigungen hemmend und ausgrenzend für andere, links wie rechts.

    Integration sollte ein „beiläufiges Thema“ sein, gezielt fördern ja, aber die Metathemen und Herausforderungen der Gesellschaft sollte durch gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden. Für die deutsch-türken geht es um die elementaren Fragen, wie Reisepass, Reisefreiheit für Verwandten (es gibt Mütter & Väter, die Ihre Kinder mit großer Sorge vor 30-40 Jahren in ein unbekanntes Land gesendet haben und noch immer nicht wissen wie nun ihre Kinder, die mittlerweile selbst Eltern / Großeltern geworden sind) leben. Warum dieser bewußte Trennungsschmerz bei den Menschen beibehalten? Haben Sie/Ihr Kinder? Weil viele elementare Fragen, die sonst der gesamten Bevölkerung zustehen nicht gewährt werden…. uns so weiter und so fort… :D Verzeiht mir, aber Erdogan Besuch ist mehr, es geht nicht um seine Person, sondern darum was die Menschen in seinen Besuch an sich hinein-projezieren. Eigentlich ist das die Message des Besuchs und die tatsächliche Dramatik.

  6. Da Lang sagt:

    Frau Mucuk, Sie stellen genau die richtigen Fragen. Ein sehr guter Artikel!!

    Dies sind die Fragen, die auf Unverständnis bei vielen Deutschen stoßen: Wieso schafft es Erdogan, die hier geborenen Türken derart in den Bann zu ziehen? Nun, die Antwort scheint klar: Den hießigen Türken wird die Entscheidung sehr leicht gemacht, indem sie von Deutschland sehr starke Ablehnung erfahren. Wird nicht auf dem Rücken der Türken regelmäßig aggresivster Wahlkampf gemacht? Wird nicht ihre Religion sehr stark diffamiert und verlacht? Müssen sich nicht sogar Türken der x-ten Generation noch polemisierend anhören, dass sie gefälligst „zurück in die Heimat gehen sollen“? Und: Müssen nicht diese Menschen sich, egal ob sie politisch sind oder nicht, permanent für die Verhältnisse in der Türkei rechtfertigen?
    Es ist nur logisch und natürlich, dass diese Menschen zwei Staatsbürgerschaften in sich tragen, auch wenn man es ihnen mit Zwang austreiben will (entscheide dich mit 20 (?) entweder FÜR oder GEGEN – das geht nicht!!) . Natürlich fühlen sich diese Menschen geistig und seelisch in der Türkei beheimatet, wenn sie hier nicht für voll genommen werden. Ich kenne persönlich eine, wenn man so will, perfekt integrierte Türkin, die die – obwohl sie keinerlei Landestracht oder Kopftuch trägt und sehr „freiheitlich“ ist – einzig und allein wegen ihrer türkischen Identität im Berufsalltag Sprüche hören müssen, wie: „Dieser Arbeit sollte rein Deutschen vorbehalten sein“. Deutschland ist ein wunderbares Land, mit einer reichen Tradition und Deutsche sind größtenteils sehr engagierte Menschen, nur ist die trübe Seite nunmal die alltägliche Realität für so viele Türken.

  7. Gürhan sagt:

    Toller Artikel und sehr informativ!
    Wie geht es eurer Meinung nach weiter? Wie wird die politische Entwicklung in der Türkei, die Türken in der BRD beeinflussen?

  8. JJJuncker sagt:

    Sind wir doch mal ehrlich: der Erdogan befriedigt bei seinen Anhängern die gleichen Gefühle, wie die Rechtspopulisten bei den Europäern. Erdogan ist selbst ein Rechtspopulist, das erkennt man wunderbar an seinen Parolen.

    Wie will man eigentlich noch glaubwürdig gegen Rechtspopulisten argumentieren, wenn man selbst einen wählt?

  9. AI sagt:

    @ JJJuncker: darum geht es, und genau mit diesem Hinweis kann zwischen Integrierten und denen, die das gar nicht wollen unterschieden werden…..

  10. Lionel sagt:

    @Wundervoll

    Vielleicht könnte das weiterhelfen:

    In Teilen der deutschtürkischen Communities, lautet dazu Geoghegans These, gelten miteinander unvereinbare Ziele: Die Integration in Arbeitsmarkt und Bildungssystem der Aufnahmegesellschaft stehen hoch im Kurs. Wichtig sei aber auch, die traditionelle Kultur zu erhalten und zu reproduzieren. Um das erste Ziel zu verwirklichen braucht es Individualität und enge soziale Beziehungen zu Deutschen. Nur so könnten Migranten das notwendige kulturelle und soziale Kapital erwerben. Der Erhalt und die Reproduktion der traditionellen Sozialordnung hingegen erforderten es, Individualität zu unterdrücken und soziale Distanz gegenüber Deutschen aufzubauen.

    Verhängnisvollerweise wirke sich alles, was die traditionelle Kultur erhalten soll, negativ auf die berufliche, schulische und soziale Integration in Deutschland aus, so Geoghegan: das Festhalten an traditionellen Erziehungsmethoden und -werten, die strenge soziale Kontrolle, die Verfestigung der türkischen Communities, die anhaltende Tendenz, Ehepartnerinnen bzw. Ehepartner aus der Türkei zu holen, die Hinwendung zum Islam.
    http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/newsletter/forschungundentwicklung/news07-miriam.shtml