José Mujica
Ärmster Präsident der Welt nimmt 100 syrische Waisen in sein Haus auf
Während man sich in Europa darüber streitet, wie viele syrische Flüchtlinge aufgenommen werden sollen, hat der Präsident Uruguays sein eigenes Heim für 100 syrische Waisenkinder geöffnet. Damit zeigt José Mujica, der gerne als „ärmster Präsident der Welt“ betitelt wird, wie reich er ist.
Von Emran Feroz Dienstag, 27.05.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 03.06.2014, 9:18 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Seit nun zwei Jahren tobt der Stellvertreterkrieg in Syrien. Während sich der Fokus der Medien mittlerweile auf die Ukraine und Russland gerichtet hat, findet im Nahen Ostern weiterhin das Blutvergießen statt. Über zwei Millionen Syrer befinden sich auf der Flucht. Die meisten von ihnen verweilen im Libanon, in Jordanien oder in der Türkei. Es sind vor allem diese Staaten, die mit den massiven Flüchtlingswellen stark überlastet sind.
Währenddessen ziehen einige westliche Staaten es vor, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Das beste Beispiel hierfür sind die USA. Obwohl Washington maßgeblich zur Eskalation des Konflikts beigetragen hat, der CIA weiterhin verschiedene Rebellen-Gruppierungen ausbildet und mit Waffen versorgt, wurde bis jetzt lediglich 31 syrischen Flüchtlingen Asyl gewährt.
In den europäischen Staaten sieht die Flüchtlingspolitik von Land zu Land anders aus. Schweden präsentierte sich vorbildlich und versicherte jeden Flüchtling aus Syrien, aufgenommen zu werden. Mit dieser Einstellung steht das skandinavische Land jedoch allein da. Deutschland hingegen entschied sich anfangs dazu, 5.000 Syrern Asyl zu gewähren. Abgesehen davon, dass dies mit Blick auf über zwei Millionen Flüchtlingen eine relative kleine Zahl ist, müssen sich viele Syrer in Deutschland bürokratischen Hürden stellen, die alles andere als human erscheinen.
Ähnlich sieht es in Österreich aus. Dort hat die Regierung versichert, 500 Syrer aufnehmen zu wollen, österreichische Bürokratie inklusive. Nach einiger Kritik entschloss man sich, zusätzlich weiteren 1000 Flüchtlinge aus Syrien Asyl gewähren zu wollen. In den meisten Ämtern und Büros können nur wenige nachvollziehen, wie man sich als Kriegsflüchtling fühlt. Stattdessen herrscht – auch aufgrund der politischen Lage, sprich, Aufstieg der rechtspopulistischen FPÖ usw. – eine angespannte, teils fremdenfeindliche Stimmung.
In vielen europäischen Staaten ist die Lage ähnlich. Während die Polit-Elite noch vor Kurzem darauf gepocht hat, in Syrien militärisch zu intervenieren und auch ansonsten nicht davor zurückschreckt, Waffen in alle Welt zu exportieren, herrscht ein erschreckendes Desinteresse an dem Schicksal von Flüchtlingen. Dies merkt man vor allem, wenn vor den Toren Europas immer wieder zahlreiche Flüchtlinge im Meer einen grausamen Tod finden.
In Südamerika hat nun ein Mann gezeigt, dass es auch anders geht. José Mujica, Präsident Uruguays, hat verkündet, seine Sommerresidenz für 100 syrische Waisenkinder sowie deren Begleitungen zur Verfügung stellen zu wollen. Mujica, ein freundlich aussehender, älterer Mann, ist bekannt dafür, in einfachen Verhältnissen zu leben. Die meisten Medien betiteln ihn oft und gerne als „ärmsten Präsidenten der Welt“. Unter anderem fährt El Pepe – wie er gerne genannt wird – einen alten VW-Käfer und wohnt mit seiner Frau auf einem kleinen Bauernhof. Neunzig Prozent seines bescheidenen Gehalts, was umgerechnet etwa 12.500 US-Dollar beträgt, spendet er für wohltätige Zwecke und an NGOs.
Es ist nicht überraschend, dass in der heutigen Gesellschaft ein Mann wie Mujica als „arm“ bezeichnet wird und seine Taten nur selten erwähnt werden, während die Politiker im Rampenlicht hauptsächlich die Interessen diverser Großunternehmen und Banken vertreten, ganze Völker in den Ruin treiben und ausbeuten und nebenbei noch für zahlreiche Menschenrechtsverbrechen verantwortlich sind.
Es sind auch die Anhänger einer solchen Politik, die nun Mujica vorwerfen, sich selbst inszenieren zu wollen. Sagen wir, nur mal angenommen, dass dem tatsächlich so wäre, dann wäre es doch nur allzu schön und wünschenswert, wenn mehr Politiker sich auf diese Art und Weise inszenieren würden.
Doch welcher Politiker hierzulande würde auf Teile seines Gehalts verzichten? Welcher von ihnen würde anfangen, die Interessen der Massen zu vertreten, anstatt jene von Finanzmanagern, Bankenchefs und Waffenhändlern? Welcher dieser Anzugträger könnte nur ohne seine Limousine und sein prunkvolles Haus leben? Welcher von ihnen könnte auch nur einmal versuchen, sich in die Lage jener zu versetzen, die tagtäglich unterdrückt, gejagt, gefoltert und ermordet werden? Wahrlich keiner von ihnen hat das Herz eines José Mujicas. Und falls doch, so möge er vortreten und handeln, so möge er doch einfach Menschlichkeit zeigen.
Doch genau das wird nicht geschehen. Aus diesem Grund ist El Pepe nicht arm, sondern reich. Reich an etwas, was all die anderen, die vorgeben, den Mensch, den Bürger, das Volk oder sonst wen zu vertreten, schon längst verloren haben. Feuilleton Leitartikel
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wieder mal ein Artikel, der lesenswert ist :)
ja!
100% wahr
Ja, da könnte unser Bundespräsident sich wirklich mal ein Beispiel nehmen, statt immer nur an die Großherzigkeit seiner Mitbürger zu appellieren.