Austauschjahr
Kinder reicher Eltern häufiger im Ausland
Ein Austauschjahr ist enorm wichtig für Schüler. Sie lernen Land und Sprache kennen und entwickeln interkulturelle Kompetenzen. Doch nur Kinder reicher Eltern können sich diesen Luxus leisten, wie eine aktuelle Auswertung zeigt.
Mittwoch, 09.04.2014, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 11.04.2014, 1:07 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Ein Austauschjahr ist nicht nur aufregend, sondern auch lehrreich. So können Schüler nicht nur Neues erleben, sondern auch Sprache und Kultur lernen. Sie entwickeln interkulturelle Kompetenz, sehen wie andere Menschen leben, wie sie sich verhalten, was ihnen wichtig ist. Durch das Wohnen in einer Gastfamilie haben sie nicht nur die Möglichkeit, ein fremdes Land kennenzulernen, sondern auch die Menschen.
Doch die Zahl der Austauschschüler nimmt ab, wie die Austauschorganisation TravelWorks recherchiert hat. Grund hierfür ist die Schulzeitverkürzung, wie sie mittlerweile in einigen Bundesländern praktiziert wird. Raum für ein Auslandsjahr bleibt den Schülern nicht mehr, wenn sie ihr Abitur schon nach 12 statt 13 ablegen müssen. Aktuell entscheiden sich rund 18.500 Schüler für einen Schulbesuch im Ausland. Im Schuljahr 2009/2010 waren es noch 20.000.
Geldbeutel entscheidend
Wie TravelWorks außerdem recherchiert hat, hängt die Beteiligung der Schüler an einem Austauschjahr vor allem an der Schulform ab, die sie besuchen und vom Geldbeutel der Eltern. Kinder reicher Eltern und Gymnasiasten gehen deutlich häufiger ins Ausland als Hauptschüler und Kinder ärmerer Eltern. Das ist ein deutliches Warnsignal, wie der weitere Bildungsweg der Schüler zeigt. 95 Prozent der Schüler, die an einem Austauschprogramm teilgenommen haben, haben später ein Studium aufgenommen. 54 Prozent haben sogar im Ausland studiert und 46 Prozent haben ein Praktikum im Ausland absolviert.
Diese Zahlen bestätigen andere Studien, wonach es dem deutschen Bildungssystem nicht gelingt, Bildungserfolg vom sozialen Status zu trennen. Wie die Studie „Hindernis Herkunft: Eine Umfrage unter Schülern, Lehrern, und Eltern zum Bildungsalltag in Deutschland“ feststellte, besuchen in Deutschland 70 Prozent der Kinder aus gut situierten Elternhäusern ein Gymnasium und lediglich 30 Prozent aus sozial schwächeren. Entsprechend gehen fast 96 Prozent der Lehrer davon aus, dass vor allem der soziale Hintergrund des Elternhauses die Leistung von Schulkindern beeinflusst.
Eine weitere Untersuchung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Allerdings wird deutlich: Kinder mit Migrationshintergrund haben es doppelt schwer. Sie bekommen auch bei gleichem Status der Eltern und gleichen Leistungen viel seltener eine Empfehlung für ein Gymnasium. „Die Wahrscheinlichkeit, nach der Grundschule aufs Gymnasium zu wechseln, ist stark von der Herkunft abhängig“, stellen die Wissenschaftler fest. (hs) Aktuell Gesellschaft
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Die Schulzeitverkürzung von G9 nach G8 spricht eher für als gegen ein Auslandsjahr. Selbst mit Auslandsjahr und ein Jahr Work and Travel ist heute ein Schüler eher am Start als ein G9’er der seinerzeit noch Wehr- oder Wehrersatzdienst geleistet hat. Eltern mit notorischer Schnappatmung bezüglich der Karrierechancen ihrer Kinder werden das trotzdem anders sehen.
Die Preise von gemeinnützigen und kommerziellen Anbietern unterscheiden sich nicht sehr und liegen auch innereuropäisch nicht unter 4500,-/a. Das sind dann aber auch nicht Aufenthalte in den Ländern, die bei Schülern als erstrebenswert gelten. Wenn es exotischer sein soll oder entsprechende Schulgelder getemmt werden müssen, sind locker über 10000,- fällig. (Taschengeld nicht eingerechnet)
Um eins der durchaus zahlreichen Förderprogramme nutzen zu können, ist Insiderwissen nötig. Wenn da von Seiten der Schule keine Expertise und aktive Unterstützung gegeben ist, kommt das Kind da nicht dran. Hat also eine Schule keinen Lehrer, der sich da einarbeitet, haben die Schüler dieser Schule schon fast keine Chande mehr auf ein Auslandsjahr.
Für ein Auslandsjahr braucht es Selbstbewußtsein und ein Sicherheitsgefühl nicht nur beim Spracherwerb. Ein Kind, das bereits den eigenen Sprachunterricht als deprimierend und die eigene soziale Lage als Bildungsverlierer an einer „Restschule“ als prekär erlebt, wird eher nicht das notwendige Selbstbewußtsein mitbringen, das für ein Auslandsjahr nötig ist.