Frauen in Deutschland

Sie sind nicht nur weiß. Sie sind schwarz, of Color und ja, auch weiß

Im August Bebel Institut Berlin hat die Ausstellung Daima – Women of Color in Germany eröffnet. Fünf Veranstaltungen der Reihe zeigen auf, dass Feminismus in Deutschland vor dem Hintergrund von Diversität neu gedacht werden muss.

Von Rebecca Weber Dienstag, 18.02.2014, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 23.02.2014, 22:29 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Wer in Deutschland von Feminismus spricht, bezieht sich meist auf die politischen Kämpfe der weißen Frauenbewegung. Die Reihe „Daima“, die auch als Buch mit dem gleichnamigen Titel erschienen ist, möchte auf die Diversität von Frauenleben in Deutschland aufmerksam machen und jene Akteure in den Mittelpunkt stellen, deren Erfahrung zu Feminismus in den Medien bislang kaum eine Rolle gespielt haben.

Im Rahmen der einzelnen Veranstaltungen erzählen in Deutschland lebende Frauen of Color von ihrer alltäglichen Konfrontation mit Sexismus und Rassismus. Denn rassistische und sexuelle Diskriminierung sind nicht etwa als getrennte Phänomene zu verstehen, sondern werden von vielen Menschen in Deutschland zumeist in Kombination erfahren.

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Fragen, die nerven
Die Veranstaltungsreihe „Daima“ bringt bis Ende März unterschiedliche Perspektiven zusammen, die das Bild einer ausschließlich weißen Feminismusbewegung korrigieren sollen. Der Begriff „of Color“ weist dabei nicht auf das Äußere einer Person hin, sondern bezieht sich auf alle Menschen, die vom Rassismus einer Mehrheitsgesellschaft betroffen sind.

Das Wort Daima ist Suaheli und bedeutet „für immer“. Für die Fotografin Nzitu Mawakha, Porträtistin von „Daima“, beantwortet es die Frage danach, wie lange sie in Deutschland bleiben möchte. Mawakha ist in Tansania geboren und in Köln aufgewachsen. Fragen wie „Wo kommst du her?“, „Wie lange möchtest du in Deutschland bleiben?“ nerven sie. Deutschland müsse endlich anfangen, sich mit seiner Kolonialgeschichte auseinander zu setzen, so Mawakha, deren Fotos im Rahmen der Ausstellung „Homestory Deutschland“ Lebensläufe von Schwarzen Menschen in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert nachzeichnen.

Ausschließlich weiße Geschichte
Deutschland verstehe sich nach wie vor als ‚weißes‘ Land, meint Sharon Dodua Otoo, Herausgeberin der Buchreihe „Witnessed“. Medien, Bücher und Filme erhielten das angebliche ‚Weißsein‘ der deutschen Gesellschaft aufrecht. Alles was in Deutschland mit Geschichte zu tun hat, werde immer als ausschließlich weiße Geschichte dargestellt. Dies führe dazu, dass der vermeintlich ’normale‘ Blick auf Deutschland als weißes Land geschärft werde und Menschen, die nicht weiß sind, eben nicht aus Deutschland sein können, so Otoo, die in London geboren und aufgewachsen ist. Ihr Selbstverständnis als Britin musste sie nie hinterfragen.

Info: Daima | Frauen | Bewegung | Feminismen | Identitäten; Ausstellung: Mo 17. Februar bis Fr 28. März 2014 / 
Öffnungszeiten: Mo–Fr 14–18 Uhr, August Bebel Institut, Berlin

Nzitu Mawakha wünscht sich eine größere Sensibilisierung der Gesellschaft für die Situation Schwarzer Menschen in Deutschland. Schwarze Deutsche Menschen seien deutsch, diese Tatsache müsse endlich akzeptiert werden, so Mawakha. Eine wichtige Plattform, um auf die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland sowie auf die Position von Frauen of Color aufmerksam zu machen, stellen für Sharon Dodua Otoo neben Blogs insbesondere Social Media wie Facebook und Twitter dar. Print- und Radiomedien in Deutschland können, um relevant zu bleiben, Themen wie Rassismus und Sexismus nicht länger ignorieren, zu groß seien die Aktivitäten der Schwarzen Community im Netz, so Otoo. Die Streichung von rassistischem Vokabular in Otfried Preußlers „Kleiner Hexe“ sei nach Otoo ein erstes Zeichen dafür, dass die Interessen und Forderungen von Schwarzen Menschen langsam im deutschen Mainstream anzukommen scheinen. Feuilleton Leitartikel

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