IW-Studie

Einwanderung aus Bulgarien und Rumänien zahlt sich aus

Die Einwanderung aus Bulgarien und Rumänien zahlt sich unter dem Strich aus. Viele Einwanderer sind hochqualifiziert und tragen damit dazu bei, den Fachkräftemangel in Deutschland einzudämmen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft.

Dienstag, 21.01.2014, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.01.2014, 8:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Diskussion in Deutschland über Migration aus Südosteuropa wurde in den vergangenen Wochen zum Teil recht unsachlich geführt. Die von der CSU angestoßene Debatte über sogenannte Armutszuwanderer hat zuletzt sogar dazu geführt, dass im ZDF Politbarometer Zuwanderung bei der Frage nach dem wichtigsten Problem in Deutschland erstmals an erster Stelle rangierte.

Dabei sprechen die Fakten eine andere Sprache. Am Montag veröffentlichte Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigen, dass sich die Einwanderung aus Rumänien und Bulgarien unter dem Strich auszahlt. So besitzen knapp 25 Prozent der erwachsenen Zuwanderer aus diesen Ländern einen akademischen Abschluss; unter den Einwanderern insgesamt sind es 29 Prozent, innerhalb der Gesamtbevölkerung hierzulande aber nur 19 Prozent.

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Besonders positiv für die Innovationskraft der Bundesrepublik wirkt sich laut Erhebung aus, dass rund 10 Prozent aller erwachsenen Einwanderer über einen Hochschulabschluss in einem MINT-Fach verfügen. Sie sind also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik qualifiziert. Unter den Rumänen und Bulgaren liegt dieser Anteil bei gut 8 Prozent, während es in der Gesamtbevölkerung nur 6 Prozent sind.

Einwanderung entlasetet Rentenkasse
Laut Studie wirkt sich die Einwanderung auch positiv auf die Rentenkasse aus. IW-Direktor Prof. Michael Hüther: „Zuwanderung erhöht die Anzahl der Beitragszahler und hilft so mittelfristig dabei, die Finanzen der Rentenversicherung zu stabilisieren.“ Unter allen im Ausland geborenen Personen sei der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland zwischen 2005 und 2011 von 36,7 auf 41,9 Prozent gestiegen. Unter den in Rumänien und Bulgarien Geborenen betrage dieser Anteil 39,4 Prozent. Damit lag dieser Anteil unter Zuwanderern im Jahr 2011 deutlich höher als bei in Deutschland Geborenen mit 35,5 Prozent.

Die Alterung der Bevölkerung belaste nicht nur die Renten-, sondern auch die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung. Ein Grund hierfür sei, dass für ältere Menschen wesentlich höhere Krankheitskosten anfallen als für jüngere. „Nur wenige Zuwanderer befinden sich in den älteren Altersgruppen, für die besonders hohe Ausgaben entstehen. Im Jahr 2009 waren nur 3,8 Prozent der in den vorangegangen 10 Jahren zugewanderten Personen über 65 Jahre alt“, so Hüther.

Einwanderung stärkt Wirtschaft
Die IW-Untersuchung belegt zudem, dass Einwanderung die negativen Effekte des demografischen Wandels abmildert. „Durch die neu hinzugekommenen Arbeitskräfte steigt die Wirtschaftskraft Deutschlands, was sich wiederum positiv auf die öffentlichen Haushalte und die Kommunen auswirkt“, so das Institut. Insofern habe Einwanderung nicht nur positive Auswirkungen auf die Sozialversicherungen, sondern verbessere auch die Lage der öffentlichen Haushalte insgesamt.

Allerdings weisen die IW-Forscher darauf hin, dass Deutschland im Wettbewerb um ausländische Fachkräfte noch Nachholbedarf habe. Es gelte, eine Willkommenskultur zu etablieren. „Wenn sich Menschen aus dem Ausland in Deutschland wohlfühlen, entscheiden sie sich eher dafür, im Land zu bleiben. Dafür sind Behörden, Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt gefragt“, so Hüther. (etb) Leitartikel Wirtschaft

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  1. trauma sagt:

    Der selbe Michael Hüther der Mindestlohn mist findet und bei jeder gelegenheit erzählt alle müssen bis 70 arbeiten.
    Ist das nicht der Mensch der in jeder sendung erklärt Riestern lohnt für gering Verdiener.
    Seine Studie vergleicht eine gruppe von 0-100 jahren mir einer von 20-40 jahren. Und sorry Migazin jubelt weil Migranten(Angeblich) im Schnitt besser ausgebildet sind mit Abschlüssen von denen hier nur 50% anerkannt werden.
    Michael Hüther ist weder Sozial noch ein Menschenfreund er ist das Sprachrohr der Arbeitgeberverbände und die möchten nur eines Billige Arbeitskräfte.

  2. Pingback: Viele Umfragen: Einwanderung ist Zukunftsthema - Einwanderung, Fachkräftemangel - MiGAZIN

  3. posteo sagt:

    Die Studie der IW weißt einen methodischen Mangel auf.
    Sie kann nur eine Aussage über die seitherige Einwanderung treffen, bei der die Einwanderer nach 3 Monaten ein Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis nachweisen mussten, um bleiben zu können, daher die hohe berufliche Qualifikation.
    Über die zukünftigen Einwanderungsbedingungen mit dem seit 2014 bestehenden Recht, sich nach 3 Monaten arbeitssuchend zu melden, kann die Studie gar keine Aussage treffen.

    Dann ignoriert die reine Betrachtung der formalen Qualifikation die unterschiedlichen Verfahrensabläufe, technischen und personellen Gegebenheiten und Organisationsstrukturen der jeweiligen Arbeitsorte (Z.B. die materielle und personelle Ausstattung und die gesetzlichen Vorgaben eines Gesundheitssystems) und natürlich auch die Sprachbarriere.
    Wer daran denkt, wie viel sprachliche Kompetenz er als Berufsanfänger noch erwerben musste, um sich in einem bestimmten Beruf sicher zu bewegen, wozu auch der soziale Code gegenüber Kunden, Kollegen und Vorgesetzten gehört, weiß was ich meine.

  4. Marianne sagt:

    Einwanderer mit akademischem Abschluss = gute Einwanderer, die sich „auszahlen“
    Einwanderer ohne akademischen Abschluss, die niedere Arbeiten zu niedrigen Löhnen verrichten= schlechtere Einwanderer, die sich weniger „auszahlen“ aber immer noch ein bisschen, solange sie jung und nicht arbeitslos sind und vor dem Rentenalter das Weite suchen, weil das günstig für die Sozialkassen und die Arbeitgeber ist
    arme Einwanderer =äh-bä-igitt-igitt-Einwanderer, die in die Sozialsysteme „einwandern“, Ältere belasten die Sozialkassen sowieso
    am „günstigsten“ sind jüngere MINT-Einwanderer, aber auf gar keinen Fall mit Kindern, die sind ungünstig, die kosten nur, fertig ausgebildet sollten die Einwanderer schon sein
    gaaanz schlecht und oberpfuibäh sind Afrikaner auf Flüchtlingsschiffen, egal ob jung oder alt, ob gebildet , ausgebildet oder nicht, die lässt man besser ertrinken

    Die sozialdarwinistisch-faschistische Einteilung der Menschen in günstig, sich auszahlend, die Sozialkassen belastend und entlastend ist an Ekelhaftigkeit und Menschenverachtung nicht zu überbieten, und auf die neoliberale Propaganda des Oberpropagandisten Hüther und seines marktradikalen Arbeitgeberinstituts kann verzichtet werden. Das wäre jedenfalls „günstig“ für den geistigen, moralischen und ethischen Zustand dieser von neoliberalen Menschenverächtern zugetexteten und manipulierten Gesellschaft.

  5. Pingback: Bulgarien und Rumänien - Die Lüge von der "Armutsmigration" - Armutseinwanderung, Bulgaren, Bulgarien, Einwanderung, Fachkräftemangel, Meinung, Rumänen, Rumänien - MiGAZIN

  6. Sarrazin-Fan sagt:

    http://www.welt.de/wirtschaft/article124544181/Fast-50-Prozent-mehr-Hartz-Bezieher-aus-Osteuropa.html

    Tut mir leid, aber die Realität sieht anders aus. Die „Migizin“-Schreiber sollte mal eine Realitätsspülung vornehmen. Deutlicher möchte ich nicht werden.

  7. mickis39 sagt:

    @Sarrazin-Fan

    0,7% – das hört sich jetzt nicht nach wirklich viel an.

    „Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger aus Bulgarien und Rumänien ist zum Jahresende weiter gestiegen – betroffen von dieser Entwicklung sind aber nach Informationen der Bundesagentur für Arbeit (BA) nur einige wenige deutsche Großstädte….
    Nach Angaben der Nürnberger Behörde bezogen im November 2013 fast 44.000 Rumänen und Bulgaren Hartz-IV-Leistungen – und damit 51 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. …
    Eine BA-Sprecherin warnte am Donnerstag vor einer Überbewertung der Entwicklung. Die Zahl der bulgarischen und rumänischen Zuwanderer sei derzeit so klein, dass schon kleinere Veränderungen „gigantische Prozentzahlen provozieren“. Derzeit machten die auf Leistungen der Jobcenter angewiesenen Bulgaren und Rumänien lediglich 0,7 Prozent aller Hartz-IV-Empfänger aus, gab die Sprecherin zu bedenken….“

    http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/leistungsansprueche-mehr-osteuropaeer-bekommen-hartz-iv/9576698.html