Menschlichkeit

Kleine Erinnerungen im Ramadan

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleinen Schritte gehen, können sie das Gesicht der Welt verändern“, sagt ein Afrikanisches Sprichwort. Haben wir, hat das unsere Welt nicht dringend nötig?

Von Navid Dastkhosh-Issa Mittwoch, 17.07.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 01.08.2013, 2:59 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Übeltäter und Ungeheuer bin ich leid, mich sehnt es nach Menschen“ sagte einst der berühmte persische Mystiker und Dichter Saadi im 13. Jh. Was hätte er dann wohl jetzt gefühlt und wie wäre es ihm denn jetzt ergangen, wenn er heute zwischen uns Menschen weilen würde? Worunter er gelitten hat, ist leicht zu benennen, umso schwerer lastet er auf dem Rücken unserer Erde. Er klagte über die Unmenschlichkeit des Menschen!

Nun, es ist der freie Wille, der Menschen sowohl geschenkt als auch aufgebürdet worden ist und der ihn inmitten seines Menschseins zum Unmenschen machen kann. Diese Verantwortung der Wahl ist groß, sie ist immens, dabei jedoch nicht allzu vielen bewusst.

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Menschlichkeit, sie wird auf Anhieb mit Helden, die große und unvergessliche Taten vollbringen, in Verbindung gebracht. Das ist ja auch richtig und gewiss, ja sogar in unserer heutigen desillusionierten Zeit gibt es immer noch Menschen, die durch Selbstlosigkeit und Mut Großes bewirken und vielen bekannt werden. Diese Menschen haben zu einem Zeitpunkt, in dem es eben darauf ankam oder vielleicht sogar im letzten Moment, sich für das „Richtige“, d.h. sich für die “Menschlichkeit“ entschieden. Was ist aber mit dem ganz normalen Alltag und den hunderten, tausenden und abertausenden Möglichkeiten, die sich in den Tagen, Wochen, Monaten und Jahren eines Lebens hindurch ergeben, Mensch sein zu können, d.h. Menschlichkeit zu praktizieren und das Terrain, in dem Unmenschlichkeit gedeihen kann, erst gar nicht entstehen zu lassen?

Diese kleinen Möglichkeiten, in denen es oft nur darum geht, etwas Selbst-Bewusstsein i.S.v. Selbstkritik zu haben und somit das eigenen Handeln, das eigene Unterlassen und die eigenen Worte im Lichte einer Objektivität zu betrachten, kurzum, von dem eigenen Gewissen Gebrauch zu machen; in denen es vielleicht nur darum geht, ein ehrliches „Ja“ nicht gegen ein falsches „Nein“ zu tauschen oder andersherum; in denen es vielleicht nur darum geht, beim „Geben“ genauso pingelig zu sein wie beim „Nehmen“; solche und ähnlich gering wirkenden Momente und Möglichkeiten werden viel zu oft übergangen und für die eigene „weiße Weste“ von vielen als unnötig angesehen, dabei machen gerade diese „Kleinigkeiten“ die Grundlage dafür aus, Mensch i.S.v. menschlich zu sein; und was Menschlichkeit überhaupt bedeutet – darauf brauche ich nicht groß einzugehen, denn wir alle wissen, was damit gemeint ist, ja es ist längst sogar wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen schon im Kleinkindalter eine gute Vorstellung davon haben, was „richtig“ i.S.v. gerecht ist.

Der Mensch betritt diese Welt schon ausgestattet mit dem Keimling der Weisheit um die Menschlichkeit, er muss ihn nur noch nähren. Wie viele von uns Menschen wertschätzen dieses Geschenk jedoch und pflegen und hegen ihn jeden Tag aufs Neue, so dass dieser Keimling nicht Stück für Stück unter anderen, sich aufdrängenden „Bewusstseinszuständen“ und anderen geistigen „Konzepten“ begraben wird?

Das Konzept der Menschlichkeit muss mit jedem Atemzug wahrgenommen, ja bewusst trainiert werden, damit es zur Selbstverständlichkeit wird.

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleinen Schritte gehen, können sie das Gesicht der Welt verändern“, sagt ein Afrikanisches Sprichwort. Haben wir, hat das unsere Welt nicht dringend nötig?

Wir sind alle Menschen – die Menschlichkeit ist uns freigestellt. Aktuell Meinung

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  1. Affron sagt:

    Schön geschrieben! Wir brauchen fernab von Egoismus und Konsumterror eine wieder entdeckte Menschlichkeit, einen gesellschaftlichen Zusammenhalt, ohne diese wird die Gesellschaft garantiert zerfallen.

  2. Lionel Bessi sagt:

    Ach ja, die Menschlichkeit, wie schön du doch mal warst… Back to the roots, anstatt „Kampf der Kulturen“