TV-Tipps des Tages
29.05.2013 – Türkei, Istanbul, Anatolien, Solingen, Rassismus, Ausländer
TV-Tipps des Tages sind: Mit dem Zug durch die Türkei: Eisenbahnen sind der Garant des zivilisatorischen Fortschritts - das sagte Atatürk; Alle sind noch da, nur die Toten nicht. 20 Jahre nach dem Brandanschlag in Solingen. "Ich brenne", schrie Bekir Genc, bevor er aus dem Fenster des brennenden Hauses sprang, um sich zu retten
Von Ümit Küçük Mittwoch, 29.05.2013, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.05.2013, 12:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Mit dem Zug durch die Türkei
Dokumentation – Ein Film von Alexander Schweitzer. Eisenbahnen sind der Garant des zivilisatorischen Fortschritts – das sagte Atatürk, der Gründer der modernen Türkei, vor bald einem Jahrhundert. Filmautor Alexander Schweitzer geht, von Istanbul aus, mit dem Zug durch die Türkei auf Entdeckungsreise. Er verlässt Istanbul, die Metropole am Bosporus, vom Bahnhof Haydarpasa aus auf Gleisen der ehemaligen Bagdad Bahn. Vor ihm liegt eine fast 1.900 Kilometer lange Bahnfahrt durch Anatolien bis zum größten See der Türkei, dem Van-See ganz im Osten. Hier ist es nicht mehr weit bis zur iranischen Grenze.
Schweitzer lernt eine moderne Türkei mit Hochgeschwindigkeitszügen genauso kennen wie den althergebrachten Meerschaumabbau. Auch in der Hauptstadt Ankara wird der Spagat zwischen Modernität und Tradition deutlich. Moderne Glasarchitektur und das Strammstehen der Schüler beim Singen der Nationalhymne, auch das ist die Türkei von heute. Da fährt dann sogar der Staatspräsident mit der Eisenbahn. Von Ankara aus legt Schweitzer seine Reise im Transasia-Express zurück, einem Zug, der Istanbul mit Teheran verbindet. Er führt immer weiter Richtung Osten, vorbei an schneebedeckten Bergen. 14:30-15:15 • HR
Alle sind noch da, nur die Toten nicht
20 Jahre nach dem Brandanschlag in Solingen. „Ich brenne“, schrie Bekir Genc, bevor er aus dem Fenster des brennenden Hauses sprang, um sich zu retten. Der Sohn türkischer Einwanderer verlor bei dem Brandanschlag in dieser Nacht vor zwanzig Jahren sein Gesicht. Ein Großteil seiner Familie kam dabei ums Leben. Damals war Bekir 15 Jahre alt.
„Ihr dreckigen Schweine“, schrie der 18jährige Täter die Richter an, als sie den Sohn aus linksliberalem Elternhaus für seine Tat zu zehn Jahren Haft verurteilten. Am 29. Mai 1993 wurden bei dem Brandanschlag in Solingen fünf Türkinnen ermordet. Die Täter waren vier Jugendliche aus der Nachbarschaft.
Für die Stadt und ihre Bewohner im Bergischen Land war diese Nacht ein tiefer Einschnitt. Seitdem wird Solingen in einem Atemzug genannt mit Hoyerswerda, Mölln und Rostock-Lichtenhagen, also die Orte schlimmster fremdenfeindlicher Anschläge.20 Jahre danach bereitet die Stadt mit vielen Veranstaltungen den Jahrestag vor. Solingen will das Stigma loswerden, welches die Täter ihr gaben und das nun an ihr klebt. Es gibt in Solingen die, die nicht vergessen können. Und es gibt die, die am liebsten alles ungeschehen machen würden. Das Leid der einen, die Schuld der anderen. Die Täter haben ihre Haftstrafen längst verbüßt und leben wieder auf freiem Fuß, zum Teil wieder in Solingen. Sie hüten ihr neues Leben. Und die Überlebenden? Kämpfen für die Erinnerung und gegen das Misstrauen. Und hoffen, dass aus dem Tod etwas Gutes entsteht, dass Deutsche und Türken Freunde werden. Die WDR-Autoren zeichnen in ihrer Reportage das Bild einer Stadt und seiner Bürger, die nicht zur Ruhe kommen können. 15:15-16:00, 21:00-21:45 • PHOENIX, 21:02-21:45 • tagesschau24 TV-Tipps
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