Jede Stimme zählt!

Wen würden Türkeistämmige wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?

Die bevorstehende Bundestagswahl wird knapp. Wähler mit Migrationshintergrund könnten sie entscheiden. Die meisten Stimmen unter den Migranten haben Türken. Doch wen wählen sie? Eine aktuelle Erhebung hat die klassische Sonntagsfrage gestellt.

Mittwoch, 22.05.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bei der Bundestagswahl im September bahnt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Regierungsparteien CDU/CSU und FDP auf der einen Seite und der Opposition mit SPD und Grünen auf der anderen Seite an. Es sieht so aus, dass derzeit noch unvorhersehbare Themen womöglich die Wahlen entscheiden könnten. Eine bisher von fast allen Parteien weitgehend vernachlässigte Wählerschaft könnte ebenfalls das Zünglein an der Waage spielen: die eingebürgerten Migranten.

Bei den Bundestagswahlen 2013 sind über 5 Millionen Bürger mit Migrationshintergrund wahlberechtigt, so viele wie nie zuvor. Eine möglicherweise wahlentscheidende Klientel wird im Vergleich zu anderen Wählergruppen (z.B. junge Wähler, Senioren, die „Mitte“) bisher nicht zielgerichtet angesprochen.

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Kaum migrationsspezifische Themen
Migrationsspezifische Themen wurden bislang entweder vernachlässigt oder frontal und verkürzt als Wahlkampfinstrument verwendet. Obwohl es inzwischen bei allen etablierten Parteien Abgeordnete und Delegierte gibt, die einen Migrationshintergrund haben, trauen sich die Parteien nicht, diese Wählerschaft gezielt anzusprechen und zu mobilisieren.

Wähler mit Migrationshintergrund und deren Nachkommen werden sich zunehmend weniger von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und damit für politischen Parteien langfristig nicht mehr zu ignorieren sein. Den Großteil der „Zwischen-Generation“ erreichen die Parteien mit ihrem Mainstream-Wahlkampf jedoch nur unzureichend. Dabei wären diese Wähler sehr leicht erreichbar. In ihren Medien und ihn ihrer Muttersprache. Denn diese „Zwischen-Generation“ der Migranten sieht, surft und schaut eher in heimatsprachlichen Seiten und TV-Sendern vorbei, wie Studien über den Medienkonsum beweisen.

Beispiel USA
Die etablierten Parteien in Deutschland können sich ein Beispiel an dem Wahlkampf in den USA nehmen. Dort werben Demokraten wie Republikaner z.B. um die Stimmen der Hispanics. Parteiprogramme sind auf Webseiten der Parteien auch in Spanisch abrufbar. Auf spanischsprachigen Sendern laufen Werbespots der Parteien in Spanisch. Ein solches Vorgehen würde auch den Migranten in Deutschland das Gefühl vermitteln, dass sie wichtig sind.

„Die Gewinnung von Wählern mit Migrationshintergrund sollte nicht als „Multi-Kulti-Konzept“ betrachtet werden. Vielmehr sollten Parteien jetzt und verstärkt das Potenzial dieser Wählergruppe nutzen und sich mit den Anliegen dieser Menschen beschäftigen. Die Sorgen dieser Menschen sind i.d.R. dieselben wie die der Gesamtbevölkerung, nur sollte die Ansprache gezielt geschehen. Das politische Gedächtnis wird diese Bemühungen der Parteien um ihre Wählergunst langfristig beeinflussen“, sagt Necati H. Dutar, Geschäftsführer der nhd consulting GmbH in Frankfurt/Main.

Die Sonntagsfrage
Einer aktuellen Umfrage von Anfang Mai 2013 (durchgeführt von Data 4 U im Auftrag der nhd consulting GmbH) bei der türkischen Bevölkerung zufolge ergibt, dass 27,4% (entspricht ca. 600.000) die deutsche Staatsbürgerschaft und damit das politische Wahlrecht in Deutschland besitzen.

Die klassische Sonntagsfrage – „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?“ – wurde wie folgt beantwortet: Von den wahlberechtigten Migranten mit türkischen Wurzeln würden 64% die SPD wählen, 23% die Die Grünen und nur 7% die CDU/CSU. (nhd/ck) Aktuell Politik Studien

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  1. Mustafa Can sagt:

    Und was ist bitte mit der BIG Partei?
    Wundert euch nicht wenn diese Partei bei den Bundestagswahlen 2013
    auf mehr als 0,5 % kommt das wären ungefähr 80 Tausend Stimmen!
    Die etablierten Parteien haben wir satt! Weder die SPD mit Thilo Sarrazin Heinz Buschkowsky oder Heinz Fromm noch die Grünen […] kommen in Frage!Es lebe die BIG Partei!

  2. yasar mert sagt:

    habt Ihr auch die BIG Partei als Option zur Wahl gestellt?

  3. Rudolf Stein sagt:

    Der Artikel beschreibt exakt das, was hier und anderswo immer abgestritten bzw. bekämpft wird: wenn die Anzahl der wahlberechtigten Muslime eine bestimmte Höhe überschritten hat, wird ihr politischer Einfluss einschneidend. Es ist blauäugig, zu glauben, muslimischer Einfluss werde erst dann die politische Landschaft dieses Staates verändern, wenn er auf eine Bevölkerungsmehrheit zurückgreifen kann. Es genügt, wie im Artikel prognostiziert, eine muslimische Wählerschaft von wenigen Millionen, um Parteien an die Macht zu bringen, die muslimische Interessen mit Macht weiter verfolgen werden. So entsteht ein politischer Circulus vitiosus, der eines Tages auch diese Parteien „überflüssig“ macht. Sie haben dann ihre politische Schuldigkeit getan, so wie die Leute vom Tahrirplatz.

  4. Pingback: Wen würden Türkeistämmige wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre? | Bundestagswahl 2013 - #BTW13

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