Erste Bilanz

Ein Jahr Anerkennungsgesetz

Vor einem Jahr ist das Anerkennungsgesetz in Kraft getreten. Die zentrale Prüfstelle für die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen hat jetzt eine erste Bilanz gezogen - positiv. Für den Sachverständigenrat für Integration und Migration ist das Potenzial aber noch lange nicht ausgeschöpft.

Mittwoch, 03.04.2013, 8:27 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 05.04.2013, 0:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Am 1. April feierte das Anerkennungsgesetz sein Einjähriges. Wie die zentrale Prüfstelle der Industrie- und Handelskammern, IHK Fosa, jetzt mitteilt, wurden bis Ende März 2013 insgesamt 2.542 Anträge gestellt und 1.074 Bescheide erteilt. Dabei wurde in rund 69 Prozent der Fälle eine volle Gleichwertigkeit ausgesprochen, bei einem knappen Drittel erfolgte eine teilweise Anerkennung.

Wie die IHK Fosa weiter mitteilt, sind als Länder der Ausbildung vor allem Polen, Russland und die Türkei vertreten. Insgesamt haben die Antragstellenden ihre Ausbildungen in insgesamt 101 Ländern der Welt absolviert. Bisher wurden rund 130 verschiedene Referenzberufe in der gesamten Spanne von gewerblichen Berufen über Gastronomie bis hin zu kaufmännischen Berufen zur Feststellung der Gleichwertigkeit gewählt. Laut IHK Fosa sind die wichtigsten Berufsgruppen die kaufmännischen Berufe vor den Elektronik- und Metallberufen.

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Licht und Schatten
„Der Start für die IHK Fosa ist gut gelungen, wir sind vom Wirkungsgrad des Anerkennungsgesetzes überzeugt“, resümiert Heike Klembt-Kriegel, Geschäftsführerin der IHK Fosa. „Wir stellen fest, dass die Möglichkeiten und Vorteile eines Anerkennungsverfahrens noch nicht alle Adressatenkreise erreicht haben. Dies nicht zuletzt aufgrund der Komplexität des Themas und der großen Diversität der Zielgruppen.“

Ähnlich bewertet auch Prof. Dr. Christine Langenfeld, Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), die ersten Zahlen zum Anerkennungsgesetz. Die große Nachfrage nach Informationen und Beratungen sei sehr positiv. „Allerdings bleiben die fünfstelligen Antragszahlen bislang deutlich hinter dem antragsberechtigten Personenkreis zurück, der auf 285.000 Personen geschätzt wird. Diese Personen leben bereits in Deutschland und arbeiten meist seit Jahren unterhalb ihrer Qualifikation“, so Langenfeld. Die hohen Anerkennungsquoten bei der IHK Fosa seien zwar erfreulich, zu berücksichtigen sei hierbei aber auch, dass „Anträge mit geringen Chancen auf Anerkennung schon mit Blick auf die Bearbeitungskosten nicht gestellt werden“.

Elf Länder noch ohne Gesetz
Die SVR-Vorsitzende macht vor allem auf das starke Interesse an der Anerkennung ausländischer Abschlüsse von Lehrern und Ingenieuren aufmerksam. Für diese Berufe müssen die Bundesländer eigene Gesetze erlassen. Da aber in elf Bundesländern die erforderlichen Landesgesetze noch nicht verabschiedet sind, befinden sich die Antragsteller in der Warteschleife. „Die Landesgesetze sollten nun zügig beschlossen werden. Die Anerkennung der beruflichen Qualifikation ist eine entscheidende Starthilfe für die Integration. Darauf sollten die Menschen nicht länger warten müssen“, mahnt die SVR-Vorsitzende. Landesanerkennungsgesetze sind bislang nur in Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland in Kraft getreten.

Langenfeld fordert hier eine Offensive seitens der Politik, aber auch aller beteiligten Stellen. „Und wir brauchen einen Mentalitätswandel in den Unternehmen: Sie sollten sich stärker für Bewerber öffnen, deren ausländische Berufsabschlüsse als gleichwertig anerkannt wurden.“ (etb) Aktuell Wirtschaft

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