Filmprojekt

Die Geschichte der südkoreanischen „Gastarbeiter“ in Deutschland

2013 wird das 50. Jubiläum des Wirtschaftsabkommens zwischen Deutschland und Südkorea gefeiert. Die Geschichte der Südkoreanischen „Gastarbeiter“ ist aber kaum erforscht. Miriam und Sou-Yen wollen dem entgegenwirken – mit einem Film. Nur noch das nötige Kleingeld fehlt.

Donnerstag, 29.11.2012, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.12.2012, 8:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Filmemacherinnen Miriam Rossius und Sou-Yen Kim sind das Ergebnis eines Wirtschaftsabkommens, das zwischen Deutschland und Südkorea in den 1960er Jahren abgeschlossen wurde. Der damalige koreanische Machthaber General Park Chung-Hee bat die Bundesrepublik um Wirtschaftshilfe und erhielt 150 Millionen Mark. Im Gegenzug dafür wurden Krankenschwestern und Bergarbeiter nach Deutschland geschickt, die damals dringend gesucht wurden. Es war ein Handel: Geld gegen Menschen.

Miriams Mutter, Bang Young-Sook, und Sou-Yens Vater, Kim Dong-Hai, gehörten zu jenen Entsandten, die im fernen Deutschland ihr Glück suchten. Und Vieles aus dem Leben ihres Vaters ist Sou-Yen immer ein Rätsel geblieben – bis zu seinem Tod. Dass die ersten Jahre in Deutschland voller Entbehrungen waren, weiß Sou-Yen zwar, aber sie hat es immer nur in Bruchstücken erfahren.

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Auch Miriam hat viele unbeantwortete Fragen an ihre Mutter. Als sie 1966 nach Deutschland kam, um Geld für die Familie zu verdienen, da dachte sie an Beethoven, Heine – aber Alltag hier bedeutete dann: Dienst im „Siechenheim“, wie die Geriatrie-Abteilung mitleidig genannt wurde, Bettpfannen ausleeren, Essen verteilen. Als gut ausgebildete Krankenschwester mit Fachhochschulabschluss war sie in einem Job gelandet, den man in Korea ungelernten Aushilfen anbieten würde.

Erzählt hat sie das lange Jahre nicht, jedenfalls nicht ihrer Tochter Miriam. Ihr ist die Mutter oft ein Rätsel. Wenn sie gemeinsam in Korea sind, taucht sie in eine andere Welt ab, in der es eindeutig fröhlicher und sorgenfreier zugeht als in Berlin. Immer steht Miriams Mutter im „Dazwischen“: zwischen zwei Kulturen, zwei Familien, zwischen westlicher Selbstbestimmung und konfuzianischer Tradition. Bei soviel Dazwischen – wo ist da sie selbst geblieben? Mit ihren eigenen Wünschen und Hoffnungen? Und ist sie jemals wirklich in Deutschland angekommen?

Miriam und Sou-Yen wollen diesen und weiteren Fragen mit einem Roadmovie auf die Spur gehen. Sie möchten ihre koreanisch-deutsche Familiengeschichte ergründen. Sie wollen herausfinden, warum der Aufbruch ins ferne Europa ihren Eltern nicht das erhoffte Glück gebracht hat, sondern viele schmerzhafte Erfahrungen, über die lange geschwiegen wurde und die noch immer Schatten auf die Familie werfen. Die beiden Regisseurinnen betrachten die Filmarbeit aber auch als eine Forschungsarbeit zur koreanischen Migrationsgeschichte in Deutschland.

Alles was zum Film fehlt, sind 5.000 Euro. Deshalb haben Miriam und Sou-Yen eine Kampagne gestartet. Jeder kann einen kleinen Beitrag zur Finanzierung des Films leisten. Kommen die 5.000 Euro zusammen, erhalten die Spender ein kleines Dankeschön. Wer 100 Euro spendet wird beispielsweise im Abspann erwähnt und erhält eine eine signierte DVD.

„Im nächsten Jahr wird das 50. Jubiläum des deutsch-koreanischen Anwerbeabkommens gefeiert. Unser Ziel ist es, den Film bis dahin fertig zu stellen“, sagt Sou-Yen dem MiGAZIN. Anders als bei türkischen oder italienischen Gastarbeitern gebe es über koreanische Arbeitsmigranten kaum Informationen, wenig Literatur oder Berichte. Sou-Yen weiter: „Dabei sind die damit verbundenen Fakten und Umstände außergewöhnlich.“ Aktuell Feuilleton

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  1. Bschaefmd@yahoo.com sagt:

    Schick das doch mal an Meung Hoan.
    M

  2. schwesteringeborg sagt:

    Für mich, die ich meinen Nickname nicht zufällig ausgesucht habe, möchte ich zunächst auf die grundsätzlichen Unterschiede in der Ausbildung der Krankenpflege zwischen Deutschland und Korea eingehen:
    In Dt.land ist die Pflegefachkraft ein 3jähriger Ausbildungsberuf, auf den dann weitere Qualis (OP-, Anästhesie, Stationsleitung, Pflegedienstleiterin, Pflegeschul-Lehrerin etc.) draufgesattelt werden können.
    Die „Assistenz bei Ausscheidungen“ (wie das „Nachtopf-Kellnern“ in Krankenkassendeutsch heißt) gehört auch zu den Aufgaben der vollexaminierten Krankenschwester.
    In Ostasien wird das amerikanische Nursery-Diplom erworben, dass eine 4jährige Ausbildung vorsieht und mehr quasi ärztliche Befugnisse beinhaltet.
    Darüber hätte sich die Mutter der Regisseurin vorher informieren und dann entscheiden müssen, ob sie zunächst Arbeiten verrichten will, die in Korea den Helferinnen vorbehalten sind.
    Eine Stationsleitung, was dem Nursery-Diplom nahe kommt, war vermute ich mal, aufgrund der noch mangelnden Deutschkenntnisse nicht drin.

    Der Satz „Geld gegen Menschen impliziert“, dass die angeworbenen Fachkräfte in Dt.land keinen Lohn ehalten haben. Anwerbe- (neudeutsch: head-hunter)-Prämien gab und gibt es auch in Dt.land.

    Die sinngemäße Aussage „sie dachte an Heine und Bethoven und fand sich in einem Siechenheim wieder“ erschließt sich mir ebenfalls nicht. Auch als Arbeitsmigrantin hatte sie doch einen Feierabend oder ein Wochenende, an dem sie sich ihren musischen Interessen widmen konnte.

    Der Artikel sagt für mich mehr über die mangelnde Erfahrung der jungen Filmemacherinnen mit der Arbeitswelt aus, als über die tatsächlichen Schwierigkeiten ihrer Eltern in der neuen Heimat Dt.land.
    Ich hoffe, dass das geplante Filmprojekt diese Lücke schließt und einen wirklich informativen Beitrag zu dem Thema koreanische Einwanderung leistet.