Essay

Plakataktion der Initiative Sicherheitspartnerschaft schürt Vorurteile

Je mehr der Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus in Deutschland sichtbarer wird, desto mehr wird merkwürdigerweise die Gefahr vor einem Islamismus beschworen, schreibt Yasin Baş.

Von Dienstag, 28.08.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 01.12.2015, 9:26 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Sie erinnern an Vermisstenanzeigen und sollen auf die Gefahren vor der so genannten „islamistischen Radikalisierung“ junger Menschen aufmerksam machen. Mit einer 300.000 EURO teuren Plakatkampagne möchte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) Eltern, Verwandte, Freunde und Lehrer von jungen Muslimen sensibilisieren. Sobald sie Radikalisierungstendenzen erkennen, sollen sie sich bei einer Beratungsstelle beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) melden. Die Plakate sollen ab Ende September in deutschen Großstädten und in türkischen Tageszeitungen zu sehen sein. In den sozialen Netzwerken wie Facebook sollen die Werbebotschaften ebenso veröffentlicht werden.

Bereits jetzt sind die Anzeigen auf der Internetseite der Initiative Sicherheitspartnerschaft (ISP) zu sehen. Dargestellt sind dort vier Personen. Unter allem steht folgende Botschaft: „Wir vermissen sie, denn wir erkennen sie nicht mehr. Sie zieht sich immer mehr zurück und wird jeden Tag radikaler. Wir haben Angst, sie ganz zu verlieren – an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen.“ Darauf folgt die Telefonnummer der Beratungsstelle Radikalisierung beim BAMF.

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Diese Werbekampagne stößt bei der FDP auf Kritik. „Hier werden Steuermittel vergeudet und Ressentiments geschürt, weil der Islam in die Nähe des Terrorismus gebracht wird“, sagt Serkan Tören, integrationspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Für ihn bestärken solche Aktionen Vorurteile in der Gesellschaft gegen den Islam und die Muslime.

Der Grundstein für diese Plakataktion wurde im Juni 2011 gelegt. Bundesinnenminister Friedrich lud zum „Präventionsgipfel“ in das Bundesministerium des Innern (BMI) nach Berlin ein. Dieser Präventionsgipfel war eine Auftaktveranstaltung der „Initiative Sicherheitspartnerschaft – Gemeinsam gegen Extremismus – Gemeinsam für Sicherheit“. Anlass des Zusammentreffens seien „die Fälle islamistischer Radikalisierung von Jugendlichen und Heranwachsenden in Deutschland“, hieß es. Zu den Teilnehmern der Initiative Sicherheitspartnerschaft zählen staatliche Organisationen wie das Bundeskriminalamt (BKA), das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) aber auch das in Nürnberg ansässige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Auf muslimischer Seite präsentiert die Initiative die Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), den Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), den Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), die Alevitische Gemeinde Deutschland (AABF), den Zentralrat der Marokkaner in Deutschland (ZRMD) sowie die Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD) als ihre Kooperationspartner. Diese ISP sei eine „Partnerschaft zwischen muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und Sicherheitsbehörden“. Sie habe sich zum Ziel gesetzt, „gemeinsam Radikalisierung, Gewalt und Islamismus zu bekämpfen“.

Auf der Internetseite der Initiative Sicherheitspartnerschaft, erklärt das BAMF die Intention und Ziele der Sicherheitspartner: Anlass für die Gründung der Initiative Sicherheitspartnerschaft sei die Tatsache, dass vom „islamistischen Terrorismus“ für Deutschland nach wie vor eine Gefahr ausgehe. „Mit den tödlichen Schüssen auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen hat sich am 2. März 2011 erstmals ein ‚islamistisch’ motivierter Anschlag mit terroristischem Hintergrund auf deutschem Boden ereignet.“ Dieser schreckliche Vorfall zeige, dass die Gefahr nicht nur von „islamistischen Organisationen“ wie Al Qaida ausgehe, sondern dass auch sich im Verborgenen „radikalisierende Einzeltäter Anschläge vorbereiten und ausführen“ könnten. Aus diesem Grund sei die Teilnahme der muslimischen Bürgerinnen und Bürger entscheidend für eine „erfolgreiche Bekämpfung von Radikalisierungen und Extremismus in Deutschland“. Gerade die Muslime seien in der Lage, „im Privaten, in der Familie, in Vereinen, bei Predigten und beim Diskurs über das eigene Verständnis des Islam radikale Ansichten schon im Frühstadium“ wahrzunehmen und „mit den Betroffenen in eine Auseinandersetzung und Diskussion“ zu treten. Für Nicht-Muslime dagegen, sei dies „mangels Kenntnis oftmals nicht möglich“. Weiter heißt es: „Die Clearingstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge hat die Arbeit an diesem Punkt bereits aufgenommen (Stand: 01.02.2012).“ So habe das BAMF arabisch und türkisch sprechendes Personal für diese äußerst sensible Tätigkeit bereitgestellt.

In der ISP müsste es aber auch um die eigene Sicherheit der Muslime gehen. Nach den Mordanschlägen in Norwegen, die der Täter Anders Behring Breivik selbst als antiislamische Tat bezeichnet hat, nach den Lynchmorden von rechtsextremistischen Terroristen in Deutschland auf Muslime und die noch nicht vollständig aufgeklärte Rolle der Sicherheitsbehörden in diesem Fall (bewusste Aktenvernichtung, Geheimnisverrat, Mitgliedschaft in rassistischen Organisationen wie dem Ku-Klux-Klan) und nach dem islamfeindlichen Verbrechen, die inzwischen fast die gleiche Stufe wie die antisemitischen Delikte erreicht haben (laut BKA wurden zwischen 2006 bis 2011 pro Jahr 24 politisch motivierte Anschläge auf Moscheen und 25 vergleichbare antisemitische Delikte verübt), sind die Muslime selbst in höchstem Maße bedroht und müssen sich neben der gesamtgesellschaftlichen- auch um ihre eigene Sicherheit sorgen. Allein 2011 wurden nach Erkenntnissen der Linkspartei mindestens 13 weitere Anschläge auf Moscheen nicht in die Statistik aufgenommen. So gibt es deutliche Hinweise, dass islamfeindliche Angriffe vonseiten der Behörden heruntergespielt und unterbewertet werden. Die Existenz von Mordlisten mit muslimischen Persönlichkeiten vermittelt darüber hinaus ebenso kein Gefühl der Sicherheit. Unter diesen Umständen erscheint eine unverhältnismäßige Fokussierung auf „islamistische Radikalisierung von Jugendlichen und Heranwachsenden“ eigenartig. Fachleute, deren Aufgabe es ist, für alle (!) Menschen in unserem Land Sicherheit zu gewährleisten, müssten nochmals erörtern, von welchen Kreisen die eigentliche Radikalisierungs- und Extremismusgefahr ausgehen.

Auch die Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichts in der Sommerpause lässt einige Zweifel nach sich ziehen. So wurde nicht nur eine gesellschaftliche Debatte über die Art und Weise der Arbeit unserer Verfassungsschützer umgangen, sondern auch eine mögliche Kritik an der Erstellung des Verfassungsschutzberichts selbst. In dem Bericht tauchen für 2011 keine Todesopfer rechtsextremer Gewalt auf. Dass die Behörden- und Ministerialleitung nach diesen Ereignissen immer noch den „islamistischen Terrorismus“ als größte Bedrohung in den Vordergrund rückt, ist nur schwer nachvollziehbar.

Zweifellos gibt es eine Gefahr vor Radikalen, die die Religion für ihre extremistischen und radikalen Ansichten und Ziele missbrauchen. Diese Verbrecher müssen auch gewiss zur Rechenschaft gezogen werden. Doch je mehr der Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus in Deutschland sichtbarer wird, desto mehr wird merkwürdigerweise die Gefahr vor einem „Islamismus“ beschworen. Das fällt selbst dem letzten Dilettanten auf.

Ferner werden immer mehr Sicherheitsinitiativen, sowohl im Bund als auch in den Ländern, ins Leben gerufen, die sich politisch ausnutzen lassen. Es ist zu hoffen, dass diese Strategie keine Investition für kommende Landtags- und Bundestagswahlkämpfe ist. Auch der letztes Jahr ausgearbeitete und erst vor wenigen Wochen bekannt gewordene Merkmalskatalog mit Indikatoren für „radikale Islamisten“ aus dem „Handlungskonzept zur Antiradikalisierung und Prävention im Bereich des islamistischen Extremismus und Terrorismus in Niedersachsen“, trägt einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen Partnern wenig bei.

Überdies bestürzt die Aussage des scheidenden Verfassungsschutzpräsidenten Fromm über die NSU, dass es nicht auszuschließen sei, „dass Einzelne diese Taten sich zum Vorbild nehmen und ähnlich agieren könnten“, nicht nur die gesamte Gesellschaft, sondern vor allem auch die Muslime, besonders vor dem Hintergrund, dass rassistische Terroristen derzeit im Untergrund agieren und im Besitz gefährlicher Waffen sind. Was gedenken die Verantwortlichen hier für die Sicherheit der Menschen aber auch der Muslime zu unternehmen? Dazu gibt es keine Äußerung. Wie wäre es vielleicht mit einem „Präventionsgipfel“ oder einer „Initiative Sicherheitspartnerschaft ‚Gemeinsam gegen Extremismus – Gemeinsam für Sicherheit’“?

Eine Partnerschaft besteht erfahrungsgemäß auf gemeinsamer Augenhöhe und wenn beide Seiten über den gleichen Informationsstand verfügen. Partnerschaft bedeutet, dass man über die Ziele des Partners stets in Kenntnis ist. Ohne dieselben Voraussetzungen oder Ressourcen kann nur schwer von einer Partnerschaft gesprochen werden. Bei einer Partnerschaft wird der Partner in der Regel ernst genommen, er wird weder mit Misstrauen betrachtet noch beobachtet noch getäuscht.

Wie ist es überhaupt zu bewerten, dass eine Religionsgemeinschaft sich mit Sicherheitsbehörden an einen Tisch setzt? Findet diese widersinnige Praxis auch mit anderen Religionsvertretern der Kirchen und Synagogen statt? Diese Verfahrensweise mit islamischen Religionsgemeinschaften entspricht nicht dem allgemeinen Verständnis eines Rechtsstaats, sondern erinnert stark an antidemokratische und totalitäre Regime, die in Religionsgemeinschaften oder Kirchen ihre Erfüllungsgehilfen such(t)en.

Die Partner von Religionsgemeinschaften in einem Rechtsstaat sind bekannt: Es sind nicht Sicherheitsbehörden oder Nachrichtendienste, sondern Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Synagogen, Moscheen und Tempel. Es sind jüdische Rabbiner, buddhistische Mönche, christliche Pfarrer und Pastoren, muslimische Imame oder Geistliche anderer Glaubensgemeinschaften. Die muslimischen Religionsgemeinschaften müssen sich ihren eigenen Aufgaben widmen. Diese sind vorrangig Seelsorge, religiöse Betreuung und Unterweisung in den Gemeinden, die Mitorganisation des islamischen Religionsunterrichts und weitere Dienste mit religiösem Bezug. Dies sind Themen, in denen die islamischen Religionsgemeinschaften etwas bewegen können.

Die vorrangige Aufgabe dieser Gemeinden ist nicht die Gewährleistung von Sicherheit oder das Melden von vermeintlichen „Radikalen“, die bestimmte „Radikalisierungsmerkmale“ wie „sichtbare äußere Veränderungen“ (Kleidung, Verhalten, Aussehen), Teilnahme an Kampfsportarten oder die Beschäftigung mit dem Tod, aufweisen. Dies wiederum ist die Pflicht der Sicherheitsbehörden. Falls die Behörden unbedingt mit Muslimen zusammenarbeiten möchten, können sie muslimisches Personal einstellen und ihre Stuben für andere Kulturen und Religionen öffnen. Dies wäre ein kleiner Schritt für den in den letzten Tagen so oft beschworenen Mentalitätswandel bei den Behörden. Eine moderne Personalpolitik, die Verschiedenheit als Chance erkennt, würde den Behörden alles andere als schaden. Interkulturelle Öffnung und interreligiöse- sowie interkulturelle Kompetenz müsste auch und gerade bei bestimmten Behörden ausgebaut werden. Dies würde Vertrauen schaffen. Außerdem würde es bestimmten Missverständnissen und dilettantischen Formulierungen vorbeugen, die so manche Texte der Dienststellen füllen. Allein das Motto der ISP: „Gemeinsam mit Muslimen für Sicherheit“ ist, um es freundlich auszudrücken, suboptimal. Wieder werden Muslime und Sicherheit im gleichen Atemzug genannt.

Möglicherweise könnten die Verantwortlichen ihre Texte und Formulierungsentwürfe kultursensiblen Fachleuten vorlegen, bevor sie sie der Öffentlichkeit präsentieren. Mit dieser Arbeitsmentalität wird man Muslime schwer als Partner gewinnen. Mit solchen Formulierungen werden Muslime, vornehmlich muslimische Kinder in Schulen und Sportvereinen täglich mit Sicherheitsfragen und Bedrohungsszenarien in Zusammenhang gebracht. Schon im Kindesalter werden die Menschen unterschiedlicher Religionen in „Wir“ und „Ihr“ differenziert. Dieses zugespitzte Klima vergiftet das gemeinsame Leben in unserem Land. Dem müssen wir alle gemeinsam entgegen treten. Aktuell Meinung

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  1. Pingback: Innenministerium schürt Angst vor Muslimen. Unabsichtlich? « BlogIG – Migrationsblog der InitiativGruppe

  2. Gelenkte sagt:

    Hetzer muss man nicht ändern, sondern nur isolieren. Es sind eigentlich nur wenige, die geben aber den Ton an, vielleicht nicht mehr als 10 Unterschnittstellen in Deutschland.
    Die Ablenkung durch Politiker (A) nimmt man nicht ernst ohne breite Flankierung von BILD, vermeintlich oppositionellen PIpi-Blogs& WELT & Regionalblätter (Springer-Herrschaftsbereich) (B) – also der schlichten Kost. BILD & Co.. nimmt niemand ernst ohne Flankierung von FAZ, ZEIT, Öffentlichen Rundfunk (C).
    Man muss bloß die Mitte entschlüsseln (C), Tag für Tag, das wäre harte Arbeit und es gibt mE kein derart fokussiertes Projekt – dann löst sich der ganze Knoten von selbst. Es geht vor allem um die Bilder, und die Intention zeigt sich erst in der ständigen Widerholung.

    Wenn z. B. an einem Abend die Talkshow zum Thema „passt der Islam zu UNSEREN Werten“ auf Sender 1 angesetzt wird und als Alternative auf dem „seriösen“ Masse-Sender 2 zufällig ;) die „Wüstenblume – Beschneidung von Mädchen“ angeboten wird, dann ist auch klar, dass die BILD daraufhin heute Folgendes ganz groß schreiben kann zur “ Geschichte von Waris Dirie​“: „“TV-Drama „Wüstenblume -….Gestern sahen Millionen Menschen den Film „Wüstenblume“ in der ARD. Praktiziert wird die Beschneidung in vielen Religionen: In erster Linie sind es Muslime“…“.

    So geht das Tag für Tag, diese vielleicht 10 „Macher“ spielen sich den Ball hin und her, mehrmals täglich wenn man genau hinschaut. Alles wird am Ende durch die „Scheinseriösen“ möglich gehalten. Und dies sind wenig überraschend alles die wirtschaftsnahe Institutionen, denn sie genieren sich, ihre finanzielle Raffgier zum Nachteil der Allgemeinheit offen zur Wahl zu stellen. Sie wollen lieber „Gefühle“.

    Als Antwort müsste man alle Kritik zielgerichtet fokussieren aber leider merken selbst Betroffene nicht, wie simpel das Spiel von wo aus abläuft. Das ganze ist ein Witz und es sind sehr wenige Verführer.

  3. Manuel sagt:

    Und wieder bekleckert sich das Innenministerium nicht gerade mit Ruhm. Die Positionierung dieser Plakate ausschließlich in Vierteln mit hoher Ausländerquote ist nur einer der Punkte, die diese Initiative von vornherrein den GHar ausmacht. Isabell Schayani hat ein interessantes Interview im Radio dazu gegeben. http://detektor.fm/politik/vermisst-kampagne-gegen-islamische-radikalisierung/

  4. Anna Radack sagt:

    @ Gelenkte
    Was wollen Sie? Dieser Staat hat sich mit der massenhaften Einwanderung von Muslimen und seiner offiziellen Position hierzu in eine Sackgasse manövriert. Man hat sich kulturellen und ökonomischen Benefit von der Einwanderung versprochen und steht nun vor einem riesengroßen Berg unlösbarer Probleme, die so weit gehen, dass man in bestimmten Regionen des Landes nicht mehr Herr im eigenen Haus ist und sich einer dauernden Politk der Nadelstiche erwehren muss, die eine Aufweichung unseres kulturellen Erbes zum Ziel haben. Nun, da das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, aber aus politisch-korrekter Disziplin das Unglück nicht beim Namen nennen darf, kommt man eben auf solche Ideen mit dem Plakat. Statt auf dem Plakat zu schreiben:“Muslime, Brüder und Schwestern Eures Glaubens werden Terroristen im Namen Eures Gottes. Was tut Ihr dagegen?“ schrieb man eben in charakterlicher Verdrucktheit .“Vermisst“. Die Leute, die diese Plakate zu verantworten haben, sitzen auf einem Ast, den sie sich nicht absägen können.

  5. Cabelguy sagt:

    Der Staat gibt jedes Jahr Millionen Euro für Organisationen und Kampagnen gegen Rechtsextremismus aus. Und auch da setzt man vorallem in Regionen an, wo die meisten Rechtsextremisten vermutet werden. Dazu wird das Thema deutsche Rechtsextremisten und Rassismus fast täglich in Massenmedien wie „Die Zeit“ thematisiert. Das geschieht in so einer Häufigkeit, dass man den Eindruck gewinnen könnte, fast alle Deutsche sind irgendwie Nazis. Als nicht-rechtsextremer „normaler“ Deutscher könnte man sich hier auch beschweren wie durch solche Kampagnen und Artikel das Deutschen- und Deutschlandbild verzerrt dargestellt wird. Das passiert aber nicht, weil kritisches Hinterfragen der eigenen Gesellschaft und das Thematisieren von Problemen wichtig ist.

    Das gilt genau so auch für diese eine und sinnvolle Kampagne gegen islamischen Extremismus. Es ist sehr schade und auch vielsagend das diese Kampgagne in der Schärfe und Wehemens abgelehnt wird. Mit dieser Einstellung kann man keine Probleme lösen und gesellschaftlichen Fortschritt lässt sich so auch nicht erziehlen. Man muss sich den Problemen offen stellen, auch wenn es wehttut. Leider zeigt die Ablehnung dieser Initiative gegen Islamismus nur wie weit man von der Lösung dieser Problematik entfernt ist.

  6. sandmannHH sagt:

    Gut gemeint – schlecht gemacht

    Es soll eine Beratungsstelle beworben werden, an die sich Angehörige von Personen wenden können, die ins radikal islamistische Millieu abzurutschen drohen. Das ist ja keine schlechte Sache, zumal es sowas ja auch für rechtsextremistisch gefährdete Jugendliche bereits gibt.

    Aber warum werden die islamischen Verbände nicht miteinbezogen, wenn es um die Werbung für diese Stelle geht und gefragt wie sie sich das vorstellen? So ist der Ärger schon verständlich.
    Sicherlich kann man das auch sachlicher und weniger reißerisch bewerben. Mit dieser Herangehensweise ist das Projekt doch schon wieder tot und alle können weiter ihre Vorurteile pflegen.

    Typisch Friedrich, wo andere versuchenFettnäpfchen zu vermeiden, springt er fröhlich rein.

  7. aloo masala sagt:

    @Sandmann

    —-
    Es soll eine Beratungsstelle beworben werden, an die sich Angehörige von Personen wenden können, die ins radikal islamistische Millieu abzurutschen drohen. Das ist ja keine schlechte Sache, …
    —-

    Das sehe ich auch so. Wenn ich mir aber die Webseite Initiative Sicherheitspartnerschaft genauer anschaue, dann drängt sich bei mir der Eindruck auf, dass nicht die Plakataktion auf Beratungsstelle aufmerksam machen soll sondern umgekehrt die Beratungsstelle als Aufhänger für die Plakataktion dient.

  8. Ali S. sagt:

    Und wieder werden alle Muslime als potentielle Terroristen und Mörder
    dargestellt, nur weil sie eben Muslime sind. Jeder, der muslimische Nachbarn, Freunde oder vielleicht sogar Verwandte hat, wird, nachdem er dieses Plakat o.ä. gesehen hat, immer im Hinterkopf den Verdacht haben, daß eben diese Person evtl. ein radikaler Moslem ist und vielleicht sogar ein Terrorist, der nur auf seine „Chance“ wartet, nur weil er sich in letzter Zeit „komisch“verhalten hat.
    Ich bin selber Moslem. Immer wieder werde ich von meinen deutschen, nichtmuslimischen Freunden, Kollegen oder Nachbarn gefragt, wie ich z.B. zur Al-Qaida oder zu den Steinigungen stehe. Eine gewisse Furcht vor dem Islam wurde bereits von den Behörden und Medien erfolgreich verbreitet (Ehrenmord, Bescheidungen etc.) Wobei bei Ehrenmorden sage ich meinen nichtmuslimischen Freunden und Bekannten immer: Ehrenmorde gibt es auch in Deutschland, nur hier nennt man sowas „Familiendrama“.

  9. Brandt sagt:

    @Anna Radack

    Die Kampagne kostet 300 000 €. Hinzu kommen die Kosten für die Abteilungen beim Verfassungsschutz. Das sind einmalige Setup-Kosten pro Arbeitsplatz, laufende Kosten wie Gehälter und Energie und schließlich Pensionskosten und Langlebigkeitsrisiken dieser Beamter. Der Aufwand entspricht nicht der extremen Seltenheit islamischer Terroranschläge in Deutschland. Die Kosten muss man mit den Prämienzahlungen für CAT-Bonds auf dem Versicherungsmarkt für Terrorismus-Risiken ins Verhältnis setzen. Selbst der Hurrican Andrew brachte es nur auf etwas weniger als 7 Mio. Emission auf den CAT-Bond Markt, und er hatte große Teile der USA verwüstet. Hier bezahlen wir Milliarden um uns vor eng lokalisierten islamischen Terroranschlägen zu schützen, deren Anzahl und Eintrittswahrscheinlichkeit das nicht rechtfertigen.

    Die Benefits der Arbeitsmigration sind nicht nur versprochen worden, sondern es gibt sie wirklich. Die Anwerbung von Arbeitsmigranten im besten arbeitsfähigen Alter generiert Sozialbeiträge, Steuern und Wachstum zu geringen Kosten, weil man die Erziehungskosten nicht hat. Der Rechtsstatus der Arbeitsmigranten ermöglicht es sie als Konjunkturpuffer in die Belegschaft zu integrieren. Diese Rolle hätten ohne die Arbeitsmigranten Geringqualifizierte, Frauen und junge Menschen übernommen, wozu man aber sagen muss, dass diese Gruppen als Konjunkturpuffer durch die Erziehungskosten teurer daher kommen.

    Sie drücken sich auch falsch aus über die Gebiete, wo man nicht mehr „Herr im eigenen Haus“ ist : dort ist man durchaus „Herr im eigenden Haus“. Fragen Sie doch einmal die Vermieter dort, die eine Nachfrage nach schlechter Wohnqualität ohne eigenes Zutun geschenkt bekommen.

    Diese Gebiete entstehen durch die Lohnunterschiede auf den seggregierten Arbeitsmärkten und natürlich auch durch Diskriminierung durch die Vermieter.

    Den Berg unlösbarer Probleme gab es schon vorher. Die Arbeitsmigranten macht die geringe soziale Durchlässigkeit unserer Institutionen nur sichtbarer. Es gab ja auch schon vorher sehr wenig Aufsteiger aus den deutschen Aufsteigermilieus.

    Außerdem sind eine Reihe von Institutionen am Platz, die systematisch von den deutschen Arbeitermilieus, unteren Mittelschichten, Rentnern und Migranten in Richtung der oberen Mittelschichten und Oberschichten umverteilen. Ein Beispiel ist die staatliche Lotterie, wo die Loskäufer aus den „sozial schwachen“ Milieus Opern, Museen und Breitensport für die angesehenerern Miilieus subventionieren. Ein anderes Beispiel ist die Mehrwertsteuer mit der die sozial schwachen Schichten anteilig stärker an der Finanzierung öffentlicher Güter belastet werden als sie eigentlich zurück erhalten.

    Die Liste kann man bequem fortsetzen. Wohlgemerkt, die priviligierten Milieus sind nur eine Minderheit der deutschen Bevölkerung. An der fiskalischen Wahrheit ändert sich auch nichts, wenn sie immer das Schild Mehrheitsgesellschaft vor sich her trägt. Die Fronten bei den Verteilungskämpfen verlaufen in Wahrheit kreuz und quer durch die deutschen Milieus.

  10. Rotormitsch sagt:

    „Ehrenmorde gibt es auch in Deutschland, nur hier nennt man sowas “Familiendrama”.“

    Ali S, dem ist nicht ganz so. Ehrenmorde bezeichnen das Phänomen, dass Mitglieder einer Familie „beratschlagen“, ob und wie man das Opfer zu beseitigen hat. Ein Familiendrama hingegen ist meist eine Affekthandlung aus tiefer Verzweiflung. Nicht jedes türkisches Familiendrama ist ein Ehrenmord, da gebe ich Ihnen recht. Wenn Sie aber behaupten, Ehrenmorde gibt es nicht, oder sind quasi das gleiche wie Familiendramen, dann sind Sie schlecht informiert.

    Kennen Sie einen Fall, wo ein Deutscher seine Tochter umbrachte bzw. umbringen ließ, weil sie nicht so lebt, wie er es sich vorgestellt hat? Einen einzigen Fall?