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TV-Tipps des Tages

07.05.2011 – Gorbatschow, Iran, Sowjetunion, Ausländer, Jugend, Migranten

TV-Tipps des Tages sind: Mythos Gorbatschow: 1985 gelangte Michail Gorbatschow als Generalssekretär der KPdSU an die Spitze der Weltmacht Sowjetunion; Wilder Iran; alpha-Campus DOKU: Geballte Wut - Werden Jugendliche immer brutaler; Was ist bloß mit Frankreich los? Klassiker der Weltliteratur Heinrich Heine

Von Montag, 07.05.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 03.05.2012, 13:04 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Mythos Gorbatschow
1985 gelangte Michail Gorbatschow als Generalssekretär der KPdSU an die Spitze der Weltmacht Sowjetunion. Seine erklärten Ziele waren, den Sozialismus, die UdSSR sowie den Ostblock insgesamt zu stärken.

Aber es kam ganz anders: Am Ende seiner sechseinhalbjährigen Amtszeit standen der Zusammenbruch des Sowjetimperiums und die Einführung des Kapitalismus in Russland.Im Westen der Held, in der Heimat der Buhmann Gorbatschow, im Westen gefeiert und zum Mythos gemacht, wird in Russland und in den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken überwiegend als inkompetenter Staatsmann angesehen, der das Land in den Ruin getrieben hat mit seiner konzeptionslosen und widersprüchlichen Perestroika.

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Putsch 1991, Ende der Sowjetunion
Dramatischer Höhepunkt der Perestroika-Zeit war der Putsch gegen Gorbatschow im August 1991. Die Politiker, die er alle selbst in ihre Ämter gebracht hatte, begründeten ihr Vorgehen gegen ihn damit, das unstrittige Chaos und den drohenden Zerfall des Landes stoppen zu wollen. Damals hielt die Welt den Atem an. Man befürchtete eine Rückkehr zum gerade beendeten Kalten Krieg. Gorbatschow wurde drei Tage lang von den Putschisten in seiner Urlaubsvilla am Schwarzen Meer isoliert. Die Innen- und Außenbilder der Villa sind ein selten gezeigtes Dokument.

Die Ursachen für Gorbatschows Scheitern
„Die Perestroika ist die Fortsetzung der Oktoberrevolution“, so Gorbatschow während seiner Amtszeit. Er wollte das Unvereinbare miteinander verbinden: Eine Reform des Sowjetsystems bei gleichzeitiger Stärkung der Fundamente, die Lenin gelegt hatte. Von Wirtschaft verstand Gorbatschow sehr wenig. Seine Reformschritte waren schließlich nur noch von Improvisieren, Reagieren und von Sprunghaftigkeit geprägt.

Weggefährten, Widersacher
In der 45-minütigen Dokumentation des Russland-Experten Ignaz Lozo kommen neben dem Hauptakteur Michail Gorbatschow auch dessen Mitstreiter wie Eduard Schwewardnadse zu Wort, ebenso der damalige Anführer der Perestroika-Gegner im Poltitbüro, Jegor Ligatschow, der mittlerweile 90 Jahre alt ist. Ein seltenes Dokument ist auch das Interview mit Oleg Baklanow, einem noch lebenden Hauptbeteiligten am Putsch 1991. Von den Akteuren und Zeitzeugen auf deutscher Seite schildern Hans-Dietrich Genscher und Horst Teltschik, damals engster Berater von Kanzler Kohl, ihre Sicht der Geschehnisse.

Würdigung
Die Wahrnehmung und Wertschätzung Gorbatschows im Westen und in seiner Heimat könnte unterschiedlicher nicht sein. Den Ursachen dafür geht der Film auf den Grund und zeichnet die spannende und widersprüchliche Zeit nach, in der Gorbatschow Herr im Kreml war. „Gorbi“ war ein großer Reformer, doch das Ergebnis seiner Politik, für das ihm viele im Westen applaudieren, hatte er nie gewollt – auch wenn Gorbatschow nach seiner Amtszeit im Westen mehrfach behauptete, er habe Pluralismus und Marktwirtschaft als Ziele gehabt. 13:15-14:00 • PHOENIX

Wilder Iran
1/2, In den heißen Süden – Wüsten und große Seen, urige Laubwälder, sprudelnde Wasserfälle und schneebedeckte Berge – der Iran bietet überraschend spektakuläre Landschaften. Die abgelegenen Nationalparks des riesigen Landes beherbergen eine einzigartige Mischung von Tierarten aus Afrika, Asien und Europa, Bären neben Leoparden, Flamingos und Geiern.

Häufig ist der Iran nur wegen seiner umstrittenen Politik in den Nachrichten, viele Menschen haben nur lückenhafte Vorstellungen von der islamischen Republik. So blieb das Land, doppelt so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen, weitgehend ein weißer Fleck im Bewusstsein vieler Europäer.
Bislang wurde wenig über „die andere Seite“ des Irans berichtet. Natur- und Kulturschätze standen nicht im Fokus. Nun macht sich jemand auf, um dies zu ändern: der Deutsch-Iraner Benny Rebel, international renommierter Tierfotograf und Umweltschützer. 20 Jahre hat er seine Heimat nicht besucht, jetzt unternimmt er eine Expedition durch das ehemalige Persien. Ausgerüstet mit professioneller Kameratechnik und seinem in vielen Bildbänden dokumentierten Talent, sucht er in Nationalparks und Wildschutzgebieten nach Raritäten und Besonderheiten.

Seine Reise zeigt einen anderen Iran, wie man ihn so kaum zuvor gesehen hat. Mit Erfahrung und Glück gelingen dem Naturfotografen überraschende Aufnahmen von seltenen Tieren. So trifft er in der Steppe einen der letzten Asiatischen Geparden. Nicht einmal hundert der Großkatzen gibt es noch in freier Wildbahn. In der Wüste spürt er die letzten Onager auf, eine äußerst scheue Art der Wildesel. Benny Rebel interessiert auch das Verhältnis der Iraner zur Natur. Er besucht einen historischen Taubenturm und trifft Vogelliebhaber, die mit eigenartigen Tauben Haus und Hof verwetten. In den paradiesischen persischen Gärten findet der 43-jährige Abenteurer Pelikane, zwischen den antiken Ruinen von Persepolis spürt er Eulen, Schlangen und Echsen auf.

Hintergrundinformationen:
Der erste Teil der zweiteiligen Dokumentation stellt den Süden des Landes in den Mittelpunkt. Der zweite Teil folgt am morgigen Freitag, den 27. April ebenfalls um 19.30 Uhr. 13:30-14:15 • arte

alpha-Campus DOKU
Dokumentation – Geballte Wut – Werden Jugendliche immer brutaler? „Gewaltexzesse … pure Aggression … Brutalo-Kids …“ Immer häufiger kursieren in den Medien Meldungen über junge Gewalttäter. Neun von zehn erwachsenen Deutschen waren 2010 in einer Umfrage der Meinung, dass die Jugendgewalt zugenommen hat. Berichte über U-Bahn-Schläger im Teenageralter scheinen den Eindruck zu bestätigen: Die Hemmschwelle ist niedriger geworden; der Kopf ist bevorzugtes Ziel von Schlägen und Tritten und auch wenn das Opfer schon hilflos am Boden liegt, ist das für den Angreifer oft kein Grund, aufzuhören.

Doch die polizeiliche Kriminalstatistik überrascht. Sie verzeichnet bei der Gewaltkriminalität Jugendlicher 2010 einen Rückgang um 9,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gefährliche und schwere Körperverletzung sind sogar um 10,8 Prozent zurückgegangen.

Campus Doku fragt also nach bei Wissenschaftlern und Praktikern: Werden Jugendliche tatsächlich immer brutaler? Oder beeinflussen die Bilder der Überwachungskameras unsere Wahrnehmung?

Endstation Knast – Zu spät für ein gewaltfreies Leben?
Die Lebenslauf des 21jährigen Max hört sich an wie der vieler anderer im Jugendstrafvollzug: Die Eltern kamen aus dem Ausland hierher, sprachen nicht gut Deutsch, Max hatte in der Schule Probleme. Seine Eltern haben viel gestritten, als er zwölf war, ließen sie sich scheiden. Max war fast nur noch auf der Straße, „schauen, wie man Geld macht“. Bei den Älteren in der Clique wollte er sich beweisen, indem er trank und zuschlug. Seit er 14 war, nahm er regelmäßig Drogen. In der 7. Klasse flog er von der Schule – kein Abschluss, keine Ausbildung. Max‘ Schlägereien führten zu Anzeigen wegen Körperverletzung und schließlich zur ersten Haftstrafe.

Mittlerweile ist er zum dritten Mal in Haft und sitzt nun seit einem Jahr in der JVA Neuburg-Herrenwörth ein. Deren Insassen sind alle nach Jugendstrafrecht verurteilt. Anders als beim Erwachsenenstrafrecht zählt hier der Erziehungsgedanke. Die Täter sollen nicht nur bestraft werden, sondern vor allem lernen, straf- und gewaltfrei durchs Leben zu kommen. In der JVA Neuburg-Herrenwörth gibt es Therapieplätze speziell für jugendliche Gewalttäter. Max soll lernen, über sich, die Familie, die eigenen Taten zu sprechen – das fällt ihm wie den meisten schwer. Noch schwerer fällt es Max, sich für seine Gewalttaten wirklich verantwortlich zu fühlen und sich in die Situation seiner Opfer hineinzuversetzen. Viele der jungen Gewalttäter haben außerdem ein Männlichkeitsideal, bei dem es darauf ankommt, stark und hart zu sein.

Psychologin Martina Thiel, die mit den jungen Gewalttätern arbeitet, stellt, nach Durchsicht der Gerichtsakten der letzten Jahre, eine höhere Brutalität fest. Wie erfolgreich das Therapieprogramm in der JVA ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Aber sie findet bei einigen Tätern die Motivation, sich zu ändern – eine Voraussetzung für die Teilnahme an der Therapie. 16:00-16:30 • BR-alpha

Was ist bloß mit Frankreich los?
Wie wir unsere Nachbarn sehen. Wie geht Frankreich mit seinen Ausländern um, warum setzt das Land hartnäckig auf Atomstrom, obwohl es doch beste Möglichkeiten hätte, Sonne, Wind und Wasser zu nutzen? Was gewinnen die Franzosen mit ihren vielen Streiks? Oder schaden sie sich nur selbst?

Frankreich, das Land des guten Essens und des Rotweins, der eleganten Frauen und charmanten Liebhaber – es ist ein ziemlich romantisches Bild, das viele Deutsche von unserem Nachbarn haben. Aber ist es auch ein realistisches Bild? Vor dem Präsidentschaftswahlkampf hat sich „WDR weltweit“-Autor Tom Theunissen zusammen mit der in Deutschland lebenden Französin Nathalie Licard und dem ARD-Korrespondenten in Frankreich, Michael Strempel, auf Spurensuche gemacht: Was denken die Deutschen über die Franzosen? Und ist „der Franzose“ so, wie man ihn sich hierzulande vorstellt? 18:00-18:30 • PHOENIX

Klassiker der Weltliteratur
Heinrich Heine – Moderation: Tilman Spengler – Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Einstellung wurde Heinrich Heine zeitlebens angefeindet und ausgegrenzt. Diese Außenseiterrolle prägte sein Werk und beschied den Deutschen das wohl berührendste Gedicht eines Emigranten: Deutschland. Ein Wintermärchen.

Heinrich Heine (1797 – 1856) kehrte im November 1943 für wenige Wochen von Paris nach Deutschland zurück, um seine Mutter und seinen Verleger zu besuchen. Bei seinem Besuch war Heine 47 Jahre alt und seit 13 Jahren nicht mehr in Deutschland gewesen. Auf der Rückreise entstand der erste Entwurf zu „Deutschland. Ein Wintermärchen“.

Radikale politische Ansichten
Geflohen war Heine, weil er unzufrieden mit den politischen Verhältnissen im Deutschland der Restaurationszeit war. Er galt als einer der führenden Köpfe des „Jungen Deutschland“, einer von ihren Feinden als „politische literarische Bewegung“ verfolgten Gemeinschaft. Sie bezog ihre stärkste politische Inspiration aus der französischen Julirevolution des Jahres 1830. Um der Zensur zu entgehen emigrierte Heine nach Frankreich. 1835 wurden seine Schriften verboten.

Außenseiterleben in der Heimat
Heine war Sohn eines jüdischen Textilkaufmanns. Sein vermögender Onkel Samuel erkannte die vielfältige Begabung seines Neffen und unterstützte ihn bis zu seinem Tod. Er ermöglichte ihm das Studium der Rechtswissenschaften. Um leichter eine Anstellung zu finden, konvertierte Heine zum protestantischen Glauben. Er verkehrte mit den Größen des damaligen Geisteslebens – Schlegel, Savigny, Hegel – und hoffte vergeblich auf eine Berufung an die Münchner Universität.

Ab 1825 konnte Heine erste Erfolge als Dichter feiern. Dazu trugen die Gedichtsammlung „Buch der Lieder“ (1827) und seine „Reisebilder“ bei. Letztere erschienen zwischen 1826 und 1831 und waren eine virtuose Mischung aus Naturschilderung, Essay, Selbstbetrachtung und Dichtung. Sie wurden auch ein wirtschaftlicher Erfolg. Im selben Jahr begann seine Geschäftsbeziehung zu dem Hamburger Verlag Hoffmann und Campe. Julius Campe sollte bis zu Heines Tod sein Verleger bleiben

Deutschland. Ein Wintermärchen
1844 erschien der Gedichtband „Neue Gedichte“, darin das bekannte „Deutschland. Ein Wintermärchen“. In Preußen wird die Sammlung von der Zensur verboten, im Namen von Friedrich Wilhelm IV. wird ein Haftbefehl gegen Heine erwirkt. Zu der Zeit befindet sich Heine wieder im sicheren Paris.

Im Februar 1848, als die Revolution in Paris ausbricht, erleidet Heine einen Zusammenbruch. Fast vollständig gelähmt, muss er die acht Jahre bis zu seinem Tod bettlägerig in der von ihm so bezeichneten „Matratzengruft“ verbringen. 1856 stirbt Heine in Paris.

Doch die Anfeindungen und Ausgrenzungen setzten sich auch im 20. Jahrhundert fort. Heines Geburtsstadt Düsseldorf stiftete dem Dichter erst 1981 ein Denkmal. Er dagegen ahnte wohl, dass er seinem Vaterland mit dem „Wintermärchen“ eines gesetzt hatte, das über die Jahre Bestand hatte. 22:45-23:00 • BR-alpha TV-Tipps

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