Baden-Württemberg

Studie über Migrantenunternehmen widerlegt Vorurteile

Eine aktuelle Studie der Uni-Mannheim räumt mit Vorurteilen auf: Migranten-Unternehmen bieten Arbeits- und Ausbildungsplätze und sind zunehmend in modernen Branchen angesiedelt. Fast jeder fünfte Selbstständige hat ausländische Wurzeln.

Freitag, 16.03.2012, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

„Diese Studie räumt mit einigen Vorurteilen auf: in Migranten-Unternehmen entsteht eine wachsende Zahl von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Menschen mit Migrationshintergrund gründen überdurchschnittlich häufig Unternehmen und das nicht nur im Gastgewerbe und im Handel, sondern zunehmend in modernen Branchen“, erklärten der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid und Integrationsministerin Bilkay Öney (beide SPD) am vergangenen Freitag (9.3.2012) in Mannheim.

Sie stellten die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (ifm) zu Migranten-Unternehmen in Baden-Württemberg vor. Die Studie „Bedeutung, Triebkräfte und Leistung von Migrantenunternehmen“ wurde im Auftrag des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft am ifm der Universität Mannheim erstellt.

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Fast jeder 5. Selbstständige mit ausländischen Wurzeln
Die Mannheimer Ökonomen zeigen, dass die Migrantenökonomie ein besonders dynamischer Teil der Wirtschaft im Südwesten ist: von den 536.000 Selbstständigen in Baden-Württemberg besitzen 95.000 ausländische Wurzeln, Migranten-Unternehmen machen 38 Milliarden Euro Umsatz im Jahr und schaffen 243.000 Arbeitsplätze.

„Gerade den Profilwandel der Migranten-Gründungen hin zu modernen Branchen mit hoher Wertschöpfung können wir für den Strukturwandel in Baden-Württemberg gut nutzen. Wissen ist die wichtigste Ressource für Selbstständigkeit“, so Schmid. Der Wirtschaftsminister warb bei Gründern mit Migrationshintergrund dafür, Förderinstrumente und Beratungsangebote der Landesregierung zu nutzen. „Der nächste Spätzle-Shaker könnte ja von einem Ingenieur mit russischen Wurzeln in Baden-Württemberg entwickelt werden – gefördert mit einem Innovationsgutschein des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft.“

Studie widerlegt Vorurteile
„Die Studie widerlegt das Vorurteil, selbstständige Migranten seien nur im Obst -und Gemüsehandel oder in der Gastronomie zu finden“, sagte Öney. Bereits jetzt entfallen 25 Prozent der selbstständigen Tätigkeiten auf wissensintensive Dienstleistungen, rund 17 Prozent auf das Produzierende Gewerbe. „Arbeitgeber mit ausländischen Wurzeln sind wichtige Partner für das Land. Wir wollen sie noch stärker für die duale Ausbildung gewinnen“, so die Ministerin. Ziel der grün-roten Landesregierung sei es daher, die Ausbildungsbefähigung und die Ausbildungsbereitschaft von Migranten-Unternehmen zu steigern. Öney: „Sie leisten schon jetzt einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung und Chancengerechtigkeit in Baden-Württemberg.“

Download: Die Ergebnisübersicht und die Studie „Bedeutung, Triebkräfte und Leistung von Migrantenunternehmen“ stehen zum Download bereit.

Und am meisten in Mannheim. Die Stadt liegt in Baden-Württemberg „an der Spitze der Existenzgründungen von Migranten“, erläuterte die Mannheimer Bildungsbürgermeisterin Ulrike Freundlieb und betonte: „Unternehmerischer Erfolg von Migrantinnen und Migranten hat viele Gründe. In Mannheim herrscht traditionell ein Klima der Toleranz und Offenheit. Wir begreifen ethnische und kulturelle Vielfalt nicht als hemmenden Faktor, sondern als wichtiges Erfolgspotenzial unserer Stadt. Deshalb verstehen wir Wirtschaftsförderung immer auch ressortübergreifend als Teil unserer Bildungsstrategie, um das Potenzial der gesamten Mannheimer Bevölkerung gezielt zu nutzen.“

Unterdurchschnittliche Selbstständigenquote
„Weniger als häufig angenommen, sind die Triebkräfte ausländischen Unternehmertums in Deutschland in kulturellen Faktoren zu suchen, dafür stärker im mitgebrachten Wissen“, sagte Projektleiter René Leicht vom ifm in Mannheim. „Der Profilwandel in der Migrantenökonomie ist vor allem auf osteuropäische Zuwanderer zurückzuführen, die im Durchschnitt höhere Qualifikationen mitbringen“, so Leicht.

Die Mannheimer Forscher wiesen aber auch darauf hin, dass die Selbstständigenquote von Migranten in Baden-Württemberg unter dem Bundesdurchschnitt liege. Zu erklären ist das mit den vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquoten im Schwabenland. Studien aus anderen Bundesländern zufolge ist das ein wichtiger Faktor. Aktuell Studien Wirtschaft

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  1. Haller sagt:

    Na mit Vorurteilen und Provokationen kennt sich Frau öney ja bestens aus. Hatte sie doch u.a. behauptet, die Türken gucken 5 x mehr TV als Deutsch und das, obwohl esr in einer Studie wiederlegt wurde.

    „Bilkay Öney hat eine erkennbare wie nachvollziehbare Freude daran, ihre eigenen Leute, seien es türkischstämmige Migranten oder Parteifreunde, zu irritieren, zu provozieren oder gar zur Weißglut zu treiben. Wobei die Schwelle, ab der sich Multikulti-Migrationspolitiker herausgefordert fühlen, nicht besonders hoch liegt.

    Was Öney wiederum erst recht anstachelt, sich öffentlich zu mokieren, etwa über die türkischen Vereine. Will sie das Kopftuchverbot abschaffen? „Nö“, antwortet Öney. Die Visumspflicht für Türken möchte sie erhalten.

    Dem türkischen Botschafter, der für eine Aufhebung wirbt, verkündete sie kürzlich: „Je mehr Türken wir im Lande haben, desto mehr Unruhe haben wir.“ Öney wendet sich gegen „unkontrollierte Einwanderung“. Sie sperrt sich gegen ein kommunales Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer, auch wenn dies im Koalitionsvertrag von Grün-Rot verankert ist.

    „Die Mehrheitsgesellschaft mitnehmen“

    Sie möchte „die Mehrheitsgesellschaft mitnehmen, diejenigen 80 Prozent, die Thilo Sarrazin recht geben“. Sie gibt die empirische Sozialforscherin, indem sie behauptet: „Die Türken gucken fünfmal mehr Fernsehen als die Deutschen.“ Sie beklagt: „Viele Migranten leiden unter Selbstüberschätzung.“ http://www.welt.de/politik/deutschland/article13556196/Tuerken-schauen-fuenfmal-mehr-TV-als-Deutsche.html

  2. Pragmatikerin sagt:

    „Die Studie widerlegt das Vorurteil, selbstständige Migranten seien nur im Obst -und Gemüsehandel oder in der Gastronomie zu finden“, sagte Öney.“

    Ich denke, kein vernünftiger Mensch hat jemals abgestritten, dass Migranten auch sehr produktiv für die Deutsche Wirtschaft sind. In der Studie wird ja NUR von Migranten geschrieben und nicht von einer ganz bestimmten Volksgruppe, die hier in Deutschland hauptsächlich im Nahrungsmittelbereich, sprich u.a. im Obst- und Gemüsehandel oder in der Gastronomie tätig. ist. Man muss einen Artikel nur genau und richtig lesen um festzustellen, dass Alles oder auch Nichts gemeint ist. ;-) Ich halte so eine „Studie“ für Augenwischerei und überflüssig wie einen Kropf. Wäre die jeweilige Volksgruppe der Migranten genannt worden, würde so eine Studie in „sämtlche Einzelheiten zerpflückt“ keinen „Nährwert“ mehr haben.

    Pragmatikerin

  3. aloo masala sagt:

    @Pragmatikerin

    Würde man eine solche Studie in „sämtliche Einzelheiten zerpflücken“, dann wäre der „Nährwert“ immerhin der, dass Personen wie Sarrazin oder auch Sie beharrlich einem Vorurteil aufsitzen. Das Essener Institut für Türkeistudien hatte eine ähnliche Studie für türkischstämmige Migranten durchgeführt. Das Ergebnis war – was man beispielweise auch schon in Berlin sieht – türkische Unternehmer sind in etwa 100 verschiedenen Branchen wieder zufinden. Neben Obst- und Gemüsehandel oder Gastronomie findet man Friseure, Bäcker, Blumenläden, Juweliere, Brautmoden, Reisebüros, Authohändler und KFZ Werkstätten, Arztpraxen, Rechtsanwälte, Architekten, Makler, Gutachter, … Das ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs.

  4. Pragmatikerin sagt:

    „… Neben Obst- und Gemüsehandel oder Gastronomie findet man Friseure, Bäcker, Blumenläden, Juweliere, Brautmoden, Reisebüros, Authohändler und KFZ Werkstätten, Arztpraxen, Rechtsanwälte, Architekten, Makler, Gutachter“

    Habe ich abgestritten, dass es auch unter den Türken oder Arabern Unternehmer gibt? Nein! Ich sehe auch in Frankfurt und Offenbach dass es neben “ Obst- und Gemüsehandel oder Gastronomie, Friseure, Bäcker, Blumenläden, Juweliere, Brautmoden, Reisebüros, Authohändler und KFZ Werkstätten, Arztpraxen, Rechtsanwälte, Architekten, Makler, Gutachter“ gibt, aber diese sind z.B. für mich nicht relevant. Warum das so ist, kann ich Ihnen leicht erklären. Ein türkischer Rechtsanwalt deckt hauptsächlich die Bedürfnisse seiner Klientel ab, wie z.B. Asylrecht usw. Als Deutsche werde ich auch sicher – wenn ich kein Faible für die ‚Türkei habe – meine Reise nicht in einem türkischen Reisebüro buchen und einen Friseur müsste ich – wie in Offenbach – in einem ganz bestimmten Stadtteil suchen. Ebenfalls gibt es soviele deutsche Ärzte, warum sollte ich einen ausländischen Arzt aufsuchen. Obwohl, ich habe schon sehr gute Erfahrungen mit jugoswlawischen Ärzten gemacht!!!!!!

    Was ich mit meinen Ausführungen sagen will ist, die von Ihnen genannten Berufe gibt es natürlich auch neben dem Obst- und Gemüsehandel und der Gastronomie, die Dienstleister bedienen aber hauptsächlich ihr eigenes Klientel, oder?

    Sollten orientalische Mitmenschen in Deutschland oder Europa einmal die Mehrheitsgesellschaft stellen, bin ich mir sicher, dass sich daran mal etwas ändern wird, es wird aber sicher noch seine Zeit dauern ;-)

    Pragmatikerin

    P.S. ach ja, ich vergass speziell auf „Brautmoden“ einzugehen. Schöne Kleider gibt es da sicher, aber leider auch wieder Klientelbezogen :-(

  5. aloo masala sagt:

    @Pragmatikerin


    Habe ich abgestritten, dass es auch unter den Türken oder Arabern Unternehmer gibt? Nein!

    Habe ich behauptet, dass Sie das abgestritten haben? Nein!

    Sie haben in Ihren Kommentar durchblicken lassen, dass eine bestimmte Gruppe von Migranten hauptsächlich im Gemüse- und Obsthandel sowie in der Gastronomie unternehmerisch tätig ist und somit kein Vorurteil widerlegt werden würde. Welche Gruppe Sie damit meinen ist wohl kein Geheimnis, nämlich die gleiche wie Sarrazin, der das Vorurteil plakativ popularisierte.
    Sie geben klar zu verstehen, dass die Ergebnisse der Studie über die Gesamtheit der Migranten hinsichtlich des Vorurteils keinerlei Aussagekraft für Türken und Araber besitzt und für Sie auch nicht zutrifft (weil sie ja hauptsächlich im Gemüsehandel unterwegs sind).

    Immerhin widerlegen Sie in Ihrer Antwort an mich sich selbst. Sie stimmen mir zu, dass die Studie über die Gesamtheit der Migranten sich auch auf Türken und Araber hinunter brechen lässt. Sie bestätigen, die Studie des Essener Instituts für Türkeistudien aus eigener Erfahrung Im Raum Frankfurt/Offenbach. Sie bestätigen damit die Aussage von Öney, der sie zuerst widersprochen haben.

    Nun zur Klientel. Zunächst einmal ist Ihre Behauptung, dass die Unternehmen in erster Linie für türkische Klientel ein weiteres Vorurteil.

    Beispiel – Rechtsanwälte: Sicher sind davon einige auf Ausländerrecht spezialisiert. Doch nicht ausschließlich. Studieren Sie selbst welche Rechtsgebiete von türkischen Rechtsanwälten abgedeckt werden. Das hauptsächlich türkische Klientel bedient werden ist falsch und auch unternehmerisch unsinnig.

    Beispiel – Reisebüros: Öger-Tours bietet für deutsche Touristen Reisen in die Türkei/Orient an. Das auschließlich eine türksiche Klientel bedient wird ist falsch und unternehmerisch unsinnig.

    Beispiel – Brautmoden: Auch Deutsche kaufen in türkischen Brautmodegeschäften ein. Die Unternehmer haben auch verstärkt deutsche Kunde im Visier. Warum auch nicht, alles andere ist unternehmerisch unsinnig.

    Wie auch immer vom wirtschaftlichen und unternehmerischen Standpunkt spielt die Klientel ebenso wenig eine Rolle, wie die Art des Unternehmens. Als ob es schlecht ist einen Obst- und Gemüsehandel zu betreiben. Als ob die türkische Klientel keine richtige Klientel ist. Als ob Türken keinen Unternehmergeist haben und kein Wert auf das Geld deutscher Kunden legen.

    Hier werden Vorurteile auf Biegen und Brechen konstruiert, Wirklich schade. Aber da, so befürchte ich, kann man nichts mehr machen.

  6. Pragmatikerin sagt:

    @ aloo masala

    ich finde es „rührend“, wie Sie meine Aussagen Ihren gegenüberstellen. Nichtsdestotrotz liege ich eher richtig als Sie.
    Die Internationalität z.B. der Stadt Frankfurt erfordert eine grosse Anzahl an Rechtsanwälten, auch ausländische und mit „Migrationshintergrund“. Bei einer Einwohnerzahl von 650.000 Menschen hat mir Herr Google mitgeteilt, dass es gerade mal 6 Anwaltskanzleien gibt, die offensichtlich von Türken betrieben werden. Im Gegensatz zu den z.B. Deutschen Anwälten, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt angeben, z.B. Anwalt für Familienrecht, Baurecht Strafrecht usw. habe ich diese Aussagen bei den „türkischen“ Anwälten nicht gefunden, warum?

    Auch meine Behauptung, dass die von Ihnen aufgeführten Berufsgruppen tendentiell nur Klientelbezogen tätig sind, nehme ich nicht zurück. Schauen Sie sich mal z.B. in Frankfurt um, Sie werden internationale Geschäfte finden aber keines mit türkischem Flair. Es gibt aber viele Gemüsestände z.B. an der Konstabler Wache die fest in „Türkischer Hand“ sind. Dagegen fahren Sie mal nach Offenbach, da gibt es für Türken „Herz was begehrst Du“.
    Ich z.B. suche einmal in der Woche in Offenbach eine Hähnchenbraterei auf, die unter türkischer Leitung ist. Dort gibt es wunderbar krosse Hähnchen mit einem Salat, wo ich mit der“Zunge schnalze“. So gibt es diese Ware in einem Deutschen Unternehmen schon lange nicht mehr – leider.

    Mit dem türkischen Reisebüro habe ich keinerlei „Schwierigkeiten“, ich fliege nicht in die Türkei, Die Alpen oder Kanada liegt mir mehr.

    Zum Schluss, türkische Unternehmer haben – meiner Meinung nach – nur dort geschäftlichen Erfolg, wo es das entsprechende Klientel gibt, in Offenbach also ja – in Frankfurt eher nein. Beide Städte haben übrigen ungefähr die gleiche Migrantenquote, ca. 33 %. Der Unterschied ist allerdings, dass in Offenbach viele Türken wohnen, aber eher weniger internationale Personen – z.B. Bänker!

    Lassen Sie bitte auch Herrn Dr. Thilo Sarrazin (soviel Zeit den korrekten Namen auszuschreiben, muss sein), aus dem „Spiel“. Er hat es nach vielen Jahrzehnten „Einwanderung“ ermöglicht, dass z.B. in Deutschland erstmalig offen über die Probleme mit Migraten und speziell mit einer orientalischen Bevölkerungsgruppe gesprochen und geschrieben werden „darf“. Neben einigen unbewiesenen Behauptungen seinerseits hat er aber auch viele Aussagen gemacht, die richtig und wahrhaftig sind.

    Zum Ende möchte ich noch bemerken, dass einiges schon besser geworden ist – im Gegensatz von vor 10 Jahren – z.B. stelle ich fest, dass es mehr Migranten mit türkischen Wurzeln gibt, die gut Deutsch sprechen. Was mich aber immer noch sehr stört sind die „vielen“ Kopftücher.

    Pragmatikerin

  7. aloo masala sagt:

    @Pragmatikerin

    Rührend finde ich an Ihnen auch eine ganze Menge. Zum Beispiel finde ich sehr rührend, dass sie meine Gegenüberstellung der Argumente rührend finden aber den Zweck der Gegenüberstellung unter den Tisch fallen lassen.

    Mit meiner rührenden Gegenüberstellung wollte ich deutlich machen, dass Ihr erster Beitrag zu diesem Thema im krassen Widerspruch zu ihren folgenden Beiträgen steht. Hatten Sie zuerst behauptet, dass die üblichen Verdächtigen hauptsächlich im Obst- und Gemüsehandel sowie in der Gastronomie tätig sind, so vertreten Sie inzwischen die Ansicht, dass dieses offenbar doch nicht ganz so eindimensional aussieht. Das ist ein Fortschritt, der mich nicht nur rührt sondern auch freut.

    Rührend finde ich auch Ihre Erwiderungen, die für mich Scheinargumente ohne jegliche Substanz in einer politischen Diskussion sind. Beispiel: Die Tatsache, dass Sie nur 6 türkische Rechtsanwälte in Frankfurt gefunden haben, hat keinerlei Aussagekraft über die tatsächliche Anzahl von türkischen Rechtsanwälten. Anderes Beispiel: Ihre persönlichen Präferenzen und Eindrücke sind zwar interessant gehören aber in die Kategorie ‚anectdotal evidence‘ und taugen daher wenig für eine politische Diskussion.

    Bemerkenswert ist, wenn das Vorurteil mit dem Obst- und Gemüsehandel nicht mehr haltbar ist, dann muss ein anderes Vorurteil konstruiert werden, um die unternehmerischen Leistungen der Türken zu bekritteln und madig zu machen. Dann heißt es, sie würden die falsche Klientel bedienen obwohl auch deutsche Kunden willkommen sind. Und obwohl das aus Sicht des Unternehmertums völlig unerheblich ist, wer die Klientel ist sondern nur relevant ist, dass eine Nachfrage bedient wird. Manche Personen kann man es eben nie recht machen.

  8. Pragmatikerin sagt:

    @ aloo masala

    Sie schrieben: „Die Tatsache, dass Sie nur 6 türkische Rechtsanwälte in Frankfurt gefunden haben, hat keinerlei Aussagekraft über die tatsächliche Anzahl von türkischen Rechtsanwälten“
    Hier irren Sie schon wieder! Genau wie jedes andere Unternehmen muss eine Anwaltskanzlei für sich werben. Da aber das Standesrecht verbietet, auffällige Werbung zu machen, bedienen sich Rechtsanwälte und Ärzte! der Möglichkeit per Inserate und Mund zu Mund Propaganda zu werben. Wo macht man am besten diese Propaganda, bei dem Klientel was angesprochen werden soll (Zeitung, TV usw.). Ein Türke wird sich – wenn es z.B. um religiöse oder die Famile betreffende Themen geht, sicher nicht an einen Deutschen Anwalt wenden, genauso wenig wenn er Grundstückskäufe in der Türkei vornehmen will. Da hat ein türkischer Anwalt einfach „bessere Karten“ und – er spricht auch noch die richtige Sprache. ;-)

    So ist es auch mit allen anderen Berufen. Nur an einem Ort, wo die anzusprechenden Kunden wohnen, macht z,B. ein Migrant türkischer Abstammung Geschäfte. Ein türkischer Bäcker hat z.B. nicht die Ware die mein „Deutsches Mäulchen“ kennt; ein türkischer Arzt wird auch sicher besser mit den Wehwechen von z.B. türkischen Frauen und deren Begleitung zurecht kommen. Deutsche Ärzte gehen da nicht so auf die Befindlichkeiten dieser Patientengruppe ein. Ich habe es in der Uniklinik Frankfurt erlebt, dass eine Frau mit Maske (Araberin) von 10 Personen zur Therapie begleitet wurde und der Arzt völlig hilflos wirkte. Diesen „Kulturschock“ kann wohl ein türkischer/arabischer Arzt besser kompensieren, oder?

    Dass ein Türkischer Unternehmer gerne auch andere Kunden hätte, ist nachvollziehbar, aber wenn diese ganzen Firmen nur in Orten mit vielen Migranten türkischer/arabischer Abstammung ihren Firmensitz haben, ist das doch ein Wunschgedanke?

    Ich glaube auch, dass, wie Sie es nennen ‘anectdotal evidence’ (anedoktischer Beweis) auch hier in diesem Thread wichtig ist. Denn Geschichte wiederholt sich – meistens!!!

    Das mein zweiter Beitrag sich grundlegend von dem anderen unterscheidet, streite ich rundweg ab. Ich denke, meine hier gemachten Ausführungen haben das auch eideutig bewiesen, oder :-)

    Pragmatikerin

  9. aloo masala sagt:

    @Pragmatikerin

    Anekdoten in Ehren aber sie genügen den Standard einer politischen Diskussion nicht. In einer politischen Diskussion geht es darum einen Standpunkt mit schlüssigen Argumenten darzulegen. Anekdoten sind höchstens als Beispiele brauchbar lassen aber keine Verallgemeinerungen zu und sind auch nicht verifizierbar. Aus diesem Grund ersetzen Anekdoten keine Argumente. Genau das aber ist leider in Ihren Beiträgen häufig der Fall.

    Zu den Rechtsanwälten. Ich habe natürlich auch recherchiert und konnte eine deutlich höhere Anzahl türkischer Rechtsanwälte ausmachen als Sie. Ihre Ergebnisse sagen weniger etwas über türkischer Rechtsanwälte aus als über die Qualität Ihrer Recherche. Ich gehe davon aus, dass sie nicht nur hier sondern auch in anderen Punkten ähnlich nachlässig recherchieren und argumentieren. Dieser Eindruck wird u.a. auch durch ihre Anekdoten bestätigt, die unzulässigerweise schlüssige Argumente ersetzen sollen. Ich habe den Eindruck, dass Sie sich Ihre Realität genau so konstruieren, wie Sie diese benötigen um Ihre Vorbehalte gegenüber Türken und Muslimen aufrecht zu erhalten.

    Ein weiteres Beispiel, wie Sie ihre Realitäten konstruieren sind Ihre Aussagen zu türkischen Ärzten. Der Vorteil türkischer Ärzte ist, dass Sie türkisch können. Das ist hilfreich bei türkischen Patienten, die sich besser in türkisch als in deutsch ausdrücken können. Ansonsten durchlaufen türkische Ärzte die gleiche Ausbildung wie ihre deutschen Kommilitonen. Arztpraxen sind für alle Patienten offen. Wenn der deutsche Patient einen türkischen Arzt meidet nur weil er Türke ist, dann ist es eine perfide und hinterhältige Argumentation, den türkischen Arzt die Schuld dafür zu geben und zu behaupten er würde vorwiegend nur die türkische Klientel bedienen. Ihre Argumentation bricht ohnehin zusammen, da sie türkische Ärzte ähnlich wie andere türkische Unternehmer über einen Kamm scheren.

    Ein weiterer Beleg für Ihren klassischen Fehlschluss ist der türkische Bäcker. Es gibt nicht DEN türkischen Bäcker. Türkische Bäckereien sind vielfältig. Es gibt klassische türkische Bäckereien, die sich nur im Personal von deutschen Bäckereien unterscheiden, es gibt türkische Bäckereien, die sowohl deutsche als türkische Waren feilbieten und es gibt türkische Bäckereien für türkische Waren.

    Der türkische Bäcker ist auch ein Beispiel, der Ihre Abneigung gegen Türken offen legt. Kaum einer wird sich darüber beschweren, dass der Italiener hauptsächlich italienische Spezialitäten anbietet. Es hat eine Weile gedauert, bis Deutsche die Pizza akzeptierten. Wenn der Türke etwas ähnliches macht, dann wird ihm unterstellt, er würde nur eine Klientel bedienen wollen, nur weil man selbst dort nicht einkaufen möchte.

  10. aloo masala sagt:

    @Pragmatikerin

    Ich würde gerne zum Ausgangspunkt unserer Diskussion zurückkommen. Dazu muss ich leider wieder einer der rührenden Gegenüberstellungen machen. Ausgangspunkt war Ihr erster Beitrag. Dort gaben Sie zu verstehen, dass Sie folgender Aussage nicht zustimmen:

    „Die Studie widerlegt das Vorurteil, selbstständige Migranten seien nur im Obst -und Gemüsehandel oder in der Gastronomie zu finden“, sagte Öney.”

    Im zweiten Beitrag schrieben Sie:

    „Ich sehe auch in Frankfurt und Offenbach dass es neben ”Obst- und Gemüsehandel oder Gastronomie, Friseure, Bäcker, Blumenläden, Juweliere, Brautmoden, Reisebüros, Authohändler und KFZ Werkstätten, Arztpraxen, Rechtsanwälte, Architekten, Makler, Gutachter” gibt“.

    Im letzten Beitrag können wir folgendes lesen:

    „Das mein zweiter Beitrag sich grundlegend von dem anderen unterscheidet, streite ich rundweg ab. Ich denke, meine hier gemachten Ausführungen haben das auch eideutig bewiesen, oder“

    War im ersten Beitrag noch die Rede davon, dass selbständige Migranten aus gewissen Kreisen hauptsächlich im Obst- und Gemüsehandel sowie in der Gastronomie tätig sind so wurde im zweiten Beitrag bestätigt, dass Türken in nahezu hundert verschiedenen Branchen unternehmerisch tätig sind. Damit unterscheiden sich der erste und zweite Beitrag nicht nur grundlegend sondern Ihre Aussagen widersprechen sich.

    Ihre Ausführungen, die eine Synthese zwischen ersten Beitrag und zweiten Beitrag herstellen sind zum einen hauptsächlich Anekdoten, die keinerlei Beweiskraft haben und zum anderen sich lediglich darauf beschränken, dass türkische Unternehmen darauf abzielen nur eine gewisse Klientel zu bedienen, nämlich die türkische. Diese Ausführungen haben zwar das Ziel türkische Unternehmen ins schlechte Licht zu rücken bestätigen aber indirekt, die Studie des Essener Instituts für Türkeistudien, dass Türken vielfältig unternehmerisch tätig sind und ihr erster Beitrag ein schlichtes Vorurteil ist.

    Die Überlegungen welche Klientel nun bedient wird ist ein anderes Thema über das man diskutieren kann. Entscheidend ist, dass Sie sich in ihren ersten beiden Beiträgen deutlich widersprechen. Hier ist mir nicht klar, welchen Standpunkt Sie eigentlich vertreten.