TV-Tipps des Tages

17.12.2011 – Weihnachten, Muslime, Terror, Zwickauer, Neonazi, Integration

TV-Tipps des Tages sind: Meine Kindheit in der Weihnachtszeit; Mit offenen Karten:Die gefährdeten Staaten der Sahelzone; Puzzle: Viele Kulturen - Ein Land; Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin: Die Opfer der Rechtsterroristen; Cosmo TV: Bleiberecht in Deutschland, Italienische Gastarbeiter

Von Samstag, 17.12.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 16.12.2011, 17:44 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Meine Kindheit in der Weihnachtszeit
Dokumentation – Ein Film von Ulrike Brincker – Im Hause Adenauer machten in der Vorweihnachtszeit die Engel mit etwas Lametta auf sich aufmerksam. Für die Kinder ein eindeutiger Hinweis auf himmlische Tätigkeit. „Schreibt mal auf, was Ihr euch vom Christkind wünscht“, rieten die Eltern. Am zweiten Weihnachtstag kam die Großfamilie Adenauer dann alljährlich in Rhöndorf zusammen. Vor der Bescherung mussten die Kinder ein mehrstrophiges Gedicht oder ein Lied vortragen. „Schweiß und Tränen“ hätten sie geschwitzt, „damit das fluppte“, erinnert sich Sven Georg Adenauer, der Enkel von Konrad Adenauer, heute Landrat in Gütersloh. Im Publikum saßen immerhin der Bundeskanzler und siebzig bis achtzig Verwandte. Mit der Strenge sei es anschließend vorbei gewesen und Konrad Adenauer konnte durchaus mit den Enkeln auf dem Boden knien und mit der Modelleisenbahn spielen.

1920, als Adenauer Oberbürgermeister der Stadt Köln war, wurde Agi Hartfeld auf der „schäl Sick“, der „falschen Seite rechts des Rheins“, geboren. Sie war die Älteste von drei Kindern. Aus „Tutti“ , ihrer kleinen Schwester, wurde später die Schauspielerin Trude Herr. Die Familie wohnte in einem Arbeiterviertel, die Luft roch nach der benachbarten chemischen Fabrik. Auf den Tisch kamen in der Regel „Möhrchen“ – auch an Weihnachten, wenn ihnen nicht der Pfarrer ein Stück Fleisch für die Festtage schenkte. Auch die Weihnachtswünsche der Kinder waren bescheiden. Agi träumte von einer großen Schüssel Feldsalat – „ganz für sich allein“, und Trude freute sich über Stoffreste jeder Art für ihre Theaterkostüme.

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Der 1966 in Bochum geborene Schriftsteller und Kabarettist Frank Goosen war Einzelkind, hatte zwei „Ommas“ und seine nächstrangige Verwandte lebte in Kanada. Er bekam in der Regel das, was er sich wünschte, und oft noch einen Bagger oben drauf. Aber das Schönste an Weihnachten blieben doch immer „Ommas Rolladen“, die es alljährlich gab. Schon nachmittags stand er mit in der Küche und sah zu, wie „Omma“ das Rindfleisch mit einer ordentlichen Portion Senf einstrich und die Pfannen tanzen ließ. Auch bei Familie Goosen wurde viel Wert auf Rituale gelegt: „Erst die „Rolladen“, lacht Frank Goosen, “ und dann erzählte der Opa, dass früher alles besser war“.

Immer gleiche und vor allem immerwährende Weihnachten wünscht sich „Tante Milla“ aus Heinrich Bölls Satire „Nicht nur zur Weihnachtszeit“. An eine Tante mit diesem Namen kann sich Bölls Neffe Clemens zwar nicht mehr erinnern, aber an jede Menge schrullige Verwandtschaft. Die Großfamilie Böll lebte nach dem Krieg in einem „besetzten“ Haus in Bayenthal, oben unter dem Dach schrieb Heinrich, im Garten tobten die neun Kinder. An Heiligabend wurde bei den Bölls gebadet, erst am 25. Dezember gab es die Bescherung. Besonders genossen hat Clemens Böll die Gänge in die nächtliche Christmette. Nicht etwa, weil er besonders fromm gewesen wäre, sondern weil er schon mit dreizehn Jahren angefangen hatte zu rauchen. Auf dem Weg zur Kirche konnte er das unbemerkt von den Eltern tun. Und noch wichtiger: In der Kirche traf man Mädchen.

Nilgün Özel kam 1966 als Sechsjährige mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Ein doppelter Kulturschock, war sie doch in einer Großstadt aufgewachsen und landete nun in einem kleinen Dorf im Hochsauerland. Christliche Traditionen hatte sie in der Türkei nie kennen gelernt. Ab 1967 ging sie in eine katholische Grundschule. „Es interessierte den Lehrer nicht, wer Muslim war“. Und so sang auch Nilgün „Oh du fröhliche“ und „Ihr Kinderlein kommet“, obwohl Heiligabend in ihrer Familie ein Tag wie jeder andere war. Vor fünf Jahren feierte Nilgün Özel mit Freunden das erste Mal deutsche Weihnachten. „Herrlich“ fand sie den Abend, zumal sie ja auch problemlos alle Lieder mitsingen konnte. 13:50-14:35 • WDR

Mit offenen Karten
Politikmagazin – Die gefährdeten Staaten der Sahelzone – Moderation: Jean Christophe Victor

Zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September scheint sich der Terrorismus nach Asien, in den Nahen Osten und nach Afrika verlegt zu haben. Mit offenen Karten“ analysiert die möglichen Destabilisierungsfaktoren dieser Region.

So ist die afrikanische Sahelzone, in der einige der ärmsten Staaten der Welt liegen, zum Schauplatz von Anschlägen und Entführungen geworden, die sich sowohl gegen die lokalen Regierungen als auch gegen die westlichen Interessen richten. Hat Al Qaida hier eine neue Front aufgemacht? “ 19:15-19:30 • arte

Puzzle
InterKulturMagazin: Viele Kulturen – Ein Land – Moderation: Özlem Sarikaya

Themen u.a.: Die Singer-Songwriterin Alev Lenz; TV-Kommissar und Autor Miroslav Nemec; Das Iwalewa-Haus in Bayreuth; Das islamische Aschura-Fest; „Verkaufsschlager“ Buddha

Die Singer-Songwriterin Alev Lenz – In ihren Songs erzählt Alev Lenz, was sie berührt: Geschichten, die das Leben schreibt, sehr persönlich und voller Leidenschaft. Der Singer-Songwriterin mit der ausdrucksvollen Stimme ist es wichtig, „dass es gelebte Momente sind“, von denen sie singt. Sie lässt sich in keine Schublade stecken, weder musikalisch noch persönlich. Bei Open-Mic-Sessions in New York entdeckte Alev Lenz, was sie sein wollte: ein erzählendes Fräulein am Klavier. „Storytelling Pianoplaying Fräulein“ – so hat sie auch ihr Debütalbum genannt.

TV-Kommissar und Autor Miroslav Nemec – Er ist einer der bekanntesten Fernsehkommissare Deutschlands und bei Krimifans Kult: Seit mehr als 20 Jahren ist Miroslav Nemec im „Tatort“ Ivo Batic. Dabei hat die Schauspielerei den zweifachen Grimme-Preisträger zunächst gar nicht interessiert. Eigentlich wollte er Pianist werden. Seine Kindheit verbrachte der in Zagreb geborene Münchner zwischen Kroatien und Bayern. In der Schule hieß er „Miroslav-Jugoslav“ und so hat der 57-Jährige auch sein kürzlich erschienenes autobiografisches Buch betitelt.

Das Iwalewa-Haus in Bayreuth – Bayreuth, das sind nicht nur Richard Wagner, die Festspiele und der Grüne Hügel. Die oberfränkische Stadt ist auch ein Zentrum für die Kunst der afrikanischen Moderne. Seit 30 Jahren gibt es dort eine in Bayern und im deutschsprachigen Raum einzigartige Institution: das Iwalewa-Haus in der ehemaligen Markgräflichen Münze. Der Name Iwalewa geht auf ein Sprichwort der in Nigeria lebenden Yoruba zurück. Derzeit stellt dort der afrikanische Künstler Sam Hopkins seine Installation „Not in the title“ aus.

Das islamische Aschura-Fest – Ramadan und Opferfest sind mittlerweile vielen Menschen in Deutschland ein Begriff. Einen weiteren bedeutenden islamischen Feiertag kennen dagegen nur wenige: Aschura, für die Aleviten neben dem Opferfest der wichtigste religiöse Festtag. An diesem Tag im Trauermonat Muharram gedenken die Gläubigen der Schlacht um Kerbela im heutigen Irak, bei der im Krieg gegen die Umayyaden im Jahr 680 zwölf Imame getötet wurden. Daher spielt die Zahl 12 bei diesem Fest eine wichtige Rolle, u.a. geht ihm ein zwölftägiges Fasten voraus.

Hintergrundinformationen:
Vielfältig und einmalig zugleich – das ist „puzzle“, das InterKulturMagazin. Das Format stellt interkulturelle Themen und Menschen vor, die die Kultur und das Leben in Deutschland auf ihre Weise mitprägen. 22:00-22:30 • BR-alpha

Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin
Die Opfer der Rechtsterroristen – Die Morde der Zwickauer Terrorzelle schockieren, die mutmaßlichen Täter machen Schlagzeilen. Doch wer waren die Opfer? Dieser Film gibt ihnen einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte. Wie lebten sie unter uns?

Die Nachrichten über die Morde der Zwickauer Terrorzelle schockieren die Menschen. Die Täter machen Schlagzeilen. Die Ermittlungsbehörden stehen am Pranger, dem Verfassungsschutz wird Versagen vorgeworfen. Die Bundeskanzlerin nennt die ausländerfeindlichen Taten eine „Schande für Deutschland“. Diese Dokumentation fahndet nicht nach den Tätern, deckt nicht auf, was Behörden falsch gemacht haben. Sie fragt: Wer waren die Opfer? Was wissen wir über sie? Wie lebten sie unter uns?

Der Film gibt den Opfern einen Namen, ein Gesicht, eine Geschichte. Und erzählt von den Angehörigen. Wie die mörderische Tat ihr Leben veränderte, wie die lange, ergebnislose Ermittlung sie deprimierte und was sie in diesen Tagen durchmachen.

Hintergrundinformationen:
Film von Matthias Deiß, Eva Müller und Anne Kathrin Thüringer. 00:20-01:15 • EinsExtra

Cosmo TV
Integrationsmagazin – Moderation: Till Nassif. Themen u.a.: Bleiberecht in Deutschland – Regelung läuft Ende diesen Jahres aus: Wie soll es weiter gehen? Italienische Gastarbeiter – Seit Jahrzehnten in Deutschland: Giovanni Pullara und Filippo Mugnos; Cosmo TV-Jahresrückblick

Bleiberecht in Deutschland – Er ist seit Jahren hier, hat hier eine Ausbildung gemacht, einen Job bei einer Reifenfirma. Aber er soll abgeschoben werden, weil er noch nicht lange genug hier lebt. Der junge Afghane floh vor den Taliban, als er 17 war. Das war vor fünf Jahren. Wären es bereits sieben Jahre, dürfte er bleiben. Bis zu 16 000 Menschen allein in NRW haben ein ähnliches Schicksal, sie sind hier geduldet. Um den Menschen eine Perspektive zu geben, nach langen Jahren der Kettenduldung irgendwann auch hier bleiben zu können, gibt es in Deutschland die Bleiberechtsregelung. Diese Regelung läuft Ende diesen Jahres aus. Nun diskutieren die Innenminister, wie es danach weiter gehen soll. Cosmo TV zeigt Betroffene und fragt direkt nach beim Land NRW, wie es in Zukunft mit Geduldeten umgehen will.

Italienische Gastarbeiter – Giovanni Pullara und Filippo Mugnos leben seit Jahrzehnten in Deutschland. Die beiden gehören zu der ersten Generation italienischer Gastarbeiter. In den 60er Jahren sind sie als Kinder nach Köln gekommen. Heute leben hier beide mit ihren Familien ein sehr unterschiedliches Leben. Für Cosmo TV blicken Giovanni Pullara und Filippo Mugnos zurück auf die Jahre hier in Deutschland, auf die alten Bilder, die zeigen, wie ihre Eltern ausgewandert sind. Und stellen fest: Wir sind – jeder auf seine Art – angekommen in Deutschland.

Cosmo TV-Jahresrückblick– 2011 neigt sich seinem Ende zu – ein Grund für Cosmo TV noch einmal das Jahr Revue passieren zu lassen. Die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei sowie der Rechte Terror, das sind nur zwei der prägenden Ereignisse, über die Cosmo TV in diesem Jahr berichtet hat. Aber es gab noch viel mehr Geschichten, fröhliche, anrührende, traurige und skurrile. Cosmo TV zeigt noch einmal die Highlights aus den letzten 12 Monaten Programm.

Hintergrundinformationen:
Integration geht jeden etwas an, ob im Beruf, in der Schule oder unter Nachbarn. Deshalb ist Cosmo TV ein Magazin für alle, Zugewanderte und Deutsche. 07:10-07:40 • HR TV-Tipps

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