TV-Tipps des Tages
30.08.2011 – Terror, Juden, Antisemitismus, Islam, Kosovo, Nazi
TV-Tipps des Tages sind: Modus Operandi - Die belgische Shoah. 1940 setzte sich in Belgien die antisemitische Maschinerie der Nazis in Bewegung; Der Heilige Krieg: Terror für den Glauben; Fremd und doch vertraut - Wie Integration gelingt; Mein Krieg im Frieden
Von Ümit Küçük Dienstag, 30.08.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 21.08.2011, 15:44 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Modus Operandi – Die belgische Shoah
Dokumentarfilm– 1940 setzte sich in Belgien die antisemitische Maschinerie der Nazis in Bewegung. Beinahe 25.000 Juden wurden nach Auschwitz deportiert, fast die Hälfte der damaligen jüdischen Bevölkerung. Mitverantwortlich war auch die belgische Verwaltung.
Es gibt zahlreiche Filme, die die Shoah als Gesamtphänomen mit ihren sechs Millionen Toten und den Konzentrationslagern behandeln. Weniger bekannt sind jedoch oft die konkreten Umstände, die in die Vernichtung führten. Genau dieser Frage geht der Dokumentarfilmer Hugues Lanneau nach. Er zeigt auf, wie nach dem Einmarsch der Deutschen vor den Augen der belgischen Bevölkerung eine Todesmaschinerie eingerichtet wurde, die in 26 Transporten fast 25.000 Menschen nach Auschwitz verschleppte.
Sein Dokumentarfilm zeichnet die einzelnen Etappen der Judenverfolgung bis hin zur sogenannten „Endlösung“ nach. Es begann mit dem Ausschluss der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben, es folgten diskriminierende Maßnahmen wie das Verbot, bestimmte Berufe auszuüben, die Erfassung im „Judenregister“, die Verpflichtung zum Tragen des Judensterns ab Juni 1942, die Aufforderung zur „Zwangsarbeit im Osten“ durch die von den Deutschen gegründete „Vereinigung der belgischen Juden“ (AJB, Association des juifs de Belgique), Razzien in Brüssel und Antwerpen und schließlich die Deportation nach Auschwitz. Dabei geht es auch um die Rolle der im Dienste der Nazis stehenden Zeitungen sowie um die Beteiligung der belgischen Verwaltungen und Beamten an Erfassung und Deportation der jüdischen Bevölkerung.
In Belgien war besonders, dass damals die Fremdenpolizei Personalakten über alle auf belgischem Boden lebenden Ausländer anlegte, und dafür ein Foto von ihnen verlangte. Daher besitzt Belgien Bilder von allen ausländischen Juden, die im Land lebten und deportiert wurden. So kann man auch heute noch nachvollziehen, welche Menschen dieses Schicksal persönlich erlitten.
Außerdem behandelt der Film auch die belgischen Widerstandsbewegungen, insbesondere das Wirken des „Ausschusses zur Verteidigung der Juden“ (Le Comité de Défense des Juifs). 09:55-11:35 • arte
Der Heilige Krieg (5)
Dokumentation (Kultur – Religion, Kirche) – Die Bilder des 11. September 2001 gingen um die Welt, der beispiellose Anschlag veränderte das internationale politische Gefüge. Eine tiefe Kluft zwischen der westlichen und der muslimischen Hemisphäre schien sich aufzutun. Doch maßgebliche islamische Rechtsgelehrte und moderate Stimmen aus muslimischen Ländern brandmarkten den willkürlichen Missbrauch des Begriffs „Dschihad“ und verurteilten das Verbrechen. Dennoch fand der verheerende Schlag gegen Amerika bei einigen radikalisierten Fundamentalisten auch Befürworter.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es in der arabischen Welt politisch wirk-same islamistische Strömungen – ihr Programm lautet im Kern: „Der Koran ist unsere Verfassung!“ Unter diesem Motto stellten Islamisten die von ihnen empfundene innere und äußere Schwäche der arabischen Staaten an den Pranger – Symbol dafür war die arabische Niederlage im Sechstagekrieg 1967. Die Eroberung der Altstadt von Jerusalem verschaffte dem Staat Israel auch die Kontrolle über einige heilige Stätten des Islam; der „Erzfeind“ hatte für eine tiefe Demütigung gesorgt. Einzelne Vordenker predigten fortan den „Dschihad“ gegen alle „Besetzer muslimischer Länder“ als Beginn einer spirituellen Erneuerung des Islam. So wurde auch der Afghanistankrieg der Sowjets zu einer Herausforderung – hier radikalisierte sich neben vielen anderen der junge Saudi Osama Bin Laden. Weitere Nahrung erhielt sein fundamentalistischer Eifer durch die Präsenz von US-Truppen in Saudi Arabien im ersten Golfkrieg 1991. Amerika wurde für ihn zunehmend zum Hauptfeind.
Der Film „Terror für den Glauben“ beschreibt die Wurzeln des modernen „Dschihadismus“ und zeigt, dass sich seine Ursprünge in der politischen Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens seit 1945 finden lassen. Zudem wird deutlich, dass der Rückgriff auf ältere Traditionen des „Dschihad“ von selbsternannten Vordenkern, zumeist religiösen Laien, willkürlich und vorwiegend propagandistisch eingesetzt wird. Der Film schildert, welche Wendepunkte in der Biografie Osama Bin Ladens zu seiner „Kriegserklärung gegen Amerika“ führten und welche Zufälle die blutigen Anschläge vom 11. September 2001 ermöglichten. Al-Kaida galt ein Jahrzehnt lang als die gefährlichste Terror-Organisation der Welt. Im Mai 2011 wurde ihr Anführer Bin Laden getötet. Gleichzeitig zeichnet sich in der arabischen Welt ein politischer Aufbruch ab, der sich von den Zielen militanter Islamisten distanziert. Inwiefern sich Al-Kaida wirklich als Hydra erweist, bei der viele neue Köpfe nachwachsen, wenn man einen abschlägt, wird die Zukunft zeigen. 20:15-21:00 • ZDF
Fremd und doch vertraut – Wie Integration gelingt
2/3, Berufliche Integration – Der renommierte Bildungsjournalist Paul Schwarz hat sich u. a. zur Aufgabe gemacht, die vielen positiven Beispiele gelungener Integration in Deutschland zu zeigen, und stellt in seinen Filmen bemerkenswerte Initiativen und Projekte vor.
Wie Integration in Deutschland gelingt, zeigt seine dreiteilige Dokumentation „Fremd und doch vertraut“. Fast ein Jahr, lange vor Sarrazins Buch, reiste das Filmteam kreuz und quer durch die Bundesrepublik, immer der gelungenen Integration auf der Spur, auf der Suche nach ermutigenden Beispielen.
Am Beispiel der Handlungsfelder Integrationskurse, Berufliche Integration und Integration durch Sport in unterschiedlichen deutschen Städten sowie am Beispiel der porträtierten Migrantinnnen und Migranten wird deutlich, welche Integrationsanstrengungen in Deutschland unternommen werden, um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu ermöglichen. 23:00-23:30 • BR-alpha
Mein Krieg im Frieden
Dokumentafilm – Der Film von Anne Thoma zeigt, wie beschwerlich der Alltag für die jungen Menschen ist, die den Krieg als Kinder erlebt haben. Es gibt Hass und Angst zwischen Kosovo-Albanern und Serben, Verdrossenheit und Missmut gegenüber der Politik.
Kosovo, 2007: Labinot, Lorenc und Milica – drei Jugendliche acht Jahre nach dem Krieg. Sie wollen ausgehen, flirten und wie ganz normale Teenager leben. Doch die Wunden des Krieges sitzen tief. Drei Jahre lang reiste Anne Thoma immer wieder in das Kosovo, um den Alltag und die Entwicklung der drei Heranwachsenden mitzuverfolgen. Sensibel erzählt sie von den Schwierigkeiten, Widersprüchen und Ausweglosigkeiten, aber auch von Hoffnungsschimmern bei dem Versuch, den Krieg zu vergessen und in all diesen Wirren erwachsen zu werden.
Den Geschichten aus dem Leben der Teenager stellt Anne Thoma die politische Entwicklung gegenüber. Wie beeinflusst die internationale Politik das Schicksal des Einzelnen? Die Politiker und die Teenager: Zwei Welten, die in der Realität meist völlig getrennt bleiben und sich dennoch um dasselbe Thema drehen – die Zukunft des Kosovo. Der Film von Anne Thoma zeigt auf einer ganz persönlichen, menschlichen Ebene, warum uns dieser Konflikt noch lange beschäftigen wird.
1999 war Bürgerkrieg im Kosovo. Die serbisch-jugoslawischen Truppen massakrierten und vertrieben die Albaner, die sich gegen die Unterdrückung durch die Serben gewehrt hatten. Der Westen griff ein: 78 Tage lang bombardierte die NATO Serbien und Teile des Kosovo. Danach kam es zu Racheakten der Albaner gegen die Serben. Die teuerste Mission in der Geschichte der UN begann. Bis heute kann eine kleine serbische Minderheit, die lediglich noch fünf Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, nur unter dem Schutz einer internationalen Friedenstruppe im Kosovo leben.
Vom Frühjahr 2006 bis zum Herbst 2007 verhandelt die UNO unter der Federführung von UN-Chefvermittler Martti Ahtisaari zwischen Serben und Kosovaren, um endlich eine einvernehmliche Lösung zum Status des Kosovo zu finden.
Die Kosovaren fordern die Unabhängigkeit, die Serben wollen dies mit allen Mitteln verhindern. Am 17. Februar 2008 ruft die kosovarische Regierung unter dem Jubel der kosovo-albanischen Bevölkerung einseitig die Unabhängigkeit aus. Diese wird von den USA und vielen europäischen Staaten zwar anerkannt, trifft aber auf erbitterten Widerstand aus Serbien und Russland. 05:00-06:00 • arte TV-Tipps
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