TV-Tipps des Tages
14.07.2011 – China, Asyl, Migration, Ramadan, Russland, Türkei, Moscheen
TV-Tipps des Tages sind: Pu Yi, der letzte Kaiser von China - 2/2, Die lange Reise in den Sonnenuntergang; Der Asylchef und die Nigerianer- Die harte Tour im Flüchtlingswesen - Film von Karin Bauer; Sarah Wiener in Marrakesch; Welt in Bewegung - Migration als Ausweg ; Unter falscher Flagge; Länder - Menschen – Abenteuer; Auf der anderen Seite
Von Ümit Küçük Donnerstag, 14.07.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.07.2011, 16:12 Uhr Lesedauer: 10 Minuten |
Pu Yi, der letzte Kaiser von China
Die lange Reise in den Sonnenuntergang – Dieser Teil erzählt von der Lage des letzten chinesischen Kaisers Pu Yi während der Herrschaft der Japaner, von seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg und von den Jahren nach der Machtübernahme der Kommunisten in China bis zu seinem Tod im Jahr 1967.
Nachdem er während der 30er Jahre als Marionettenkaiser von der Gnade der Japaner abhängig war, dankt Pu Yi 1945 zum letzten Mal ab. Er wird von der Roten Armee gefangen genommen und in die Sowjetunion deportiert. 1946 sagt er als Zeuge vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Tokio gegen japanische Kriegsverbrecher aus und entgeht selbst nur knapp einer Strafverfolgung.
Nach dem Sieg von Mao Zedong liefert ihn Stalin im Jahr 1950 der Volksrepublik China aus. Pu Yi verbringt dort neun Jahre in einem Umerziehungslager für Kriegsverbrecher und wird erst 1959 von Mao Zedong begnadigt, den er später persönlich kennenlernt. Danach führt er in Peking ein unauffälliges Leben, bis er dem damaligen Premierminister Zhou Enlai begegnet, der ihm eine Stelle im Botanischen Garten der chinesischen Hauptstadt anbietet.
Dort heiratet Pu Yi zum fünften Mal und schreibt seine Autobiografie, die sowohl in China als auch im Ausland enormes Aufsehen erregt. 1964 wird Pu Yi Mitglied der einflussreichen Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes und hat zum ersten Mal Gelegenheit, China zu bereisen. 1966 wird er während der Kulturrevolution häufig von der Roten Garde attackiert. Ein Jahr später stirbt er im Alter von 61 Jahren an Krebs. (11:05-11:55 • arte)
Der Asylchef und die Nigerianer
Dokumentation (Gesellschaft – Gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – Die harte Tour im Flüchtlingswesen – Film von Karin Bauer
Joseph Chiakwa war ein Wirtschaftsflüchtling, der seine Hoffnung auf ein besseres Leben mit dem Tod bezahlen musste. Die meisten Asylbewerber in der Schweiz stammen derzeit wie Joseph aus Nigeria: 1.800 sind im Jahr 2009 eingereist, ein Einziger bekam Asyl. Alle anderen sollen das Land verlassen. Weigern sie sich, werden sie von den Behörden gefesselt und gewaltsam abgeschoben. Nach Joseph Chiakwas tragischem Tod stoppte der Direktor des Bundesamts für Migration, Alard du Bois-Reymond, die Abschiebungen nach Nigeria. Als Folge setzen mehrere Kantone nigerianische Abschiebehäftlinge auf freien Fuss. In Basel freut sich der verurteilte Drogendealer Livinus M. auf seine unerwartete zweite Chance in der Schweiz. Auch die Beziehung zur nigerianischen Regierung belastet Joseph Chiakwas Tod schwer. Die Dokumentation „Der Asylchef und die Nigerianer“ beleuchtet die Abschiebemethoden der Schweiz. (13:15-14:05 • 3sat)
Sarah Wiener in Marrakesch
Im Frühherbst 2006, mit Beginn der muslimischen Fastenzeit, reiste die Berliner TV-Köchin Sarah Wiener nach Marokko. Sie begibt sich auf eine faszinierende Reise in eine Welt, die normalerweise hinter hohen Mauern verborgen bleibt.
Sarah Wiener wollte den Fastenmonat Ramadan in Marrakesch erleben, der alten Handelsstadt am Fuße des Atlasgebirges, Marokkos Touristenziel Nummer eins. Ein SWR-Fernsehteam begleitete sie.
Der Ramadan gebietet anders als die christliche Fastenzeit Enthaltsamkeit nur für die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. In den Stunden dazwischen darf hemmungslos geschlemmt werden. Zu keinem anderen Anlass wird in muslimischen Ländern so viel gekocht, so viel gegessen, an Gewicht zugelegt und so viel Geld für Nahrungsmittel ausgegeben wie im Ramadan. 30 Tage fasten heißt 30 Tage Festessen. Für die Gastronomin Sarah Wiener eine ideale Gelegenheit also, hinter die Geheimnisse der arabischen Küche zu kommen. Die Kamera folgt ihren Streifzügen durch die Welt der Genüsse, bei denen sie nicht nur orientalische Rezepte kennen lernt, sondern auch die Rituale des islamischen Glaubens – und vor allem neugierig eintaucht in die Welt der marokkanischen Frau.
Der traditionelle Aufenthaltsort für Frauen ist in Marrakesch das Riad, das um einen baumbestandenen Hof herum gebaute, großbürgerliche Stadthaus. Wenn sich am Ende einer oft dunklen Gasse die Türen in ein Riad öffnen, dann ist es, als täte sich ein Tor zu Tausendundeiner Nacht auf: mit Mosaiken verzierte Wände und Decken, kostbare Teppiche und – nach Sonnenuntergang – reich beladene Tische. Bis vor wenigen Jahrzehnten durften marokkanische Frauen ihren Riad nicht verlassen, erst seit kurzem genießen sie größere Freiheiten.
Umso stärker ist ihre Stellung innerhalb des Hauses, hier haben sie das Sagen, zelebrieren ihre Speisen und feiern ihre Feste. Hier absolviert Sarah Wiener einen Crash- und Intensiv-Kurs in der Kultur und Küche des Orients. Hier ist alles hand- und hausgemacht, erfordert viel küchenhandwerkliches Können, die Kenntnis der überlieferten Rezepte, Hingabe und Geduld. Kaum bleibt Zeit, das zu tun, was auf dem Terminplan der traditionell lebenden marokkanischen Frau sonst noch steht: Haare färben, Hände und Füße kunstvoll mit Henna dekorieren, ins maurische Bad gehen, Moschee und Heiligengräber aufsuchen, künftige Hochzeiten einfädeln, mit anderen singen, tanzen, vieles mehr.
Von einer Marokkanerin wird Sarah Wiener zur anderen gereicht, ist im Haus einer Geschäftsfrau ebenso zu Gast wie in einer Armenküche, bei Intellektuellen und einer Familienfeier am 27. Tag des Ramadan, dem Tag, an dem der Überlieferung nach der Koran vom Himmel fiel. (15:15-16:00 • NDR Hamburg, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein)
Welt in Bewegung
Migration als Ausweg – In den Medien tauchen Migranten häufig nur im Zusammenhang mit Problemen auf. Ihre Leistung für diese Gesellschaft wird gerne übersehen. Dabei sind ganze Branchen wie die Gastronomie oder das Gesundheitswesen auf Einwanderer angewiesen.
Deutschland leidet unter einem gravierenden Ärztemangel, Tendenz steigend. Ohne Ärzte aus dem Ausland wäre die Versorgung bereits jetzt nicht mehr gewährleistet. Der Migrationsforscher und Politikberater Professor Klaus J. Bade erklärt, warum dies vorauszusehen war und weshalb das Land eine konzeptorientierte Migrations- und Integrationspolitik braucht.
Das Statistische Bundesamt hat 2006 erstmals die Zahl der „Menschen mit Migrationshintergrund“ ermittelt: Von den über 82 Millionen in Deutschland lebenden Menschen haben etwa fünfzehn Millionen einen Migrationshintergrund. Das sind gut achtzehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Unter ihnen sind neun Prozent Ausländer und knapp zehn Prozent deutsche Staatsangehörige.
Der Film porträtiert drei Menschen mit Migrationshintergrund, exemplarisch für viele andere in unserer Gesellschaft. (19:00-19:30 • BR-alpha)
Unter falscher Flagge
Weltumsegler Rollo Gebhard unterwegs auf Wolga und Don – Noch nie wagte eine fremde Jacht eine Bootsreise durch Russland von der Ostsee über die Wolga nach Moskau und bis zur Mündung ins Kaspische Meer. Bis heute ist es ausländischen Schiffen untersagt, russische Binnengewässer zu befahren.
Also verwandeln zwei abenteuerlustige Weltumsegler ihre kleine Zwölf-Meter-Jacht in ein russisches Schiff, setzen eine russische Flagge und bemalen die Bordwand mit russischen Registrierungsbuchstaben. Mit an Bord ist der Schauspieler und Kameramann Andrey Alexander aus Moskau. Auf ihrer Expedition stoßen sie tief ins Herz Russlands vor. In Moskau entgehen sie knapp ihrer Verhaftung, als sie mit ihrem Boot nachts heimlich am Kreml vorbei in die russische Metropole eindringen und von der Polizei aufgegriffen werden. Die Geschichten, die das Weltumseglerpaar auf dem gewaltigen Strom erlebt, sind vor allem die Geschichten der Menschen – der verschiedensten Völker und Kulturen mit ihren spezifischen Eigenarten und Traditionen: Karelier, Kosaken, Tataren, Tschuwaschen und andere. Die Abenteurer entdecken aber auch ein Land voller Aufbauwillen, Optimismus und Lebensfreude. Und an den Schleusen, an denen jedes Mal die Papiere kontrolliert werden, erfahren sie stets aufs Neue den Nervenkitzel: Wird ihre Tarnung auffliegen? Zum 90. Geburtstag von Rollo Gebhard. (19:30-20:15 • BR-alpha)
Länder – Menschen – Abenteuer
Reisereportage – Diese Folge der mehrteiligen Reisereportage erzählt Geschichten entlang der Strecke vom beschaulichen Saratov in Russland bis nach Astana, der modernen Hauptstadt Kasachstans.
Saratov liegt am Ufer der Wolga. Ein Wahrzeichen ist die fast drei Kilometer lange Brücke, die den Fluss überspannt und direkt nach Engels, der früheren Hauptstadt der Wolgadeutschen (1924 bis 1941), führt. Saratov ist ein großer Verkehrsknotenpunkt und mit seinen Galerien und Museen auch ein interessantes Kulturzentrum. Die junge Stadt wird von Studenten geprägt. Die staatliche Tschernyschewski-Universität und die Technische Universität gehören zu den bekanntesten Hochschulen Russlands. Im Sommer trifft sich jeden Freitagabend die Gruppe Los Engeles am Ufer der Wolga, um Salsa zu tanzen. Alle die mitmachen wollen, sind eingeladen.
Auf dem Weg nach Kasachstan liegt Dergatschi, die letzte Siedlung auf russischem Territorium. Eine Region, die von der Landwirtschaft geprägt ist, und in der man gut vom Getreideanbau lebt. Obwohl nur 240 Kilometer von Saratov entfernt belegen, ticken hier die Uhren anders; vor allem die Holzhäuser zeugen von überlieferten, bäuerlichen Traditionen.
Nach dem ideologischen Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden in Kasachstan viele neue Kirchen und Moscheen. Die Religion füllte eine entstandene Lücke. In Aktjubinsk (kasachisch Aktöbe) kamen der erfolgreiche Unternehmer Boris Nurdauletowitsch Bayzharkynow und sein Sohn auf die Idee, eine Moschee mit Einkaufstempel zu bauen: vorne im Gebäude kann man shoppen, im hinteren Teil beten.
In der von den Einheimischen genannten Goldenen Steppe, einer endlos wirkenden, schönen Landschaft, sollen sich Saigas aufhalten, eine besondere Art von Antilopen. In den letzten 20 Jahren wurde sie unkontrolliert gejagt und gewildert, dass man ihr Aussterben befürchtete. Jetzt hat sich die Zahl der Exemplare wieder auf 54.000 erhöht.
Der deutsche Wissenschaftler Steffen Zuther erforscht das Verhalten der Saigas. Mit einem Peilsender versucht er die Tiere, die Halsbänder mit Satelliten tragen, zu orten. Das Klima in der Steppe ist im Sommer heiß und trocken, es herrschen 30 Grad im Schatten und es gibt jede Menge Mücken. In dieser Umgebung erscheint Astana, die neue Hauptstadt Kasachstans, wie eine Fata Morgana. Geld spielte beim Bau offenbar keine Rolle. Der Boulevard gilt als das Wahrzeichen Astanas. (20:15-21:00 • NDR Hamburg, NDR Mecklenburg-Vorpommern, NDR Niedersachsen, NDR Schleswig-Holstein)
Auf der anderen Seite
Spielfilm – Als der pensionierte Witwer Ali der Prostituierten Yeter begegnet, glaubt er, dass sie seiner Einsamkeit ein Ende setzen könnte. Er schlägt ihr vor, gegen eine regelmäßige monatliche Unterstützung, mit ihm zusammen zu leben. Nejat, Alis belesener Sohn, der als Germanistik-Professor an der Hamburger Universität arbeitet, missbilligt die Wahl seines halsstarrigen Vaters. Allerdings wächst sein Respekt gegenüber der liebenswürdigen Yeter, als er entdeckt, dass sie seit langem den größten Teil ihres schwer verdienten Geldes nach Hause in die Türkei schickt, um das Studium ihrer Tochter zu finanzieren. Als Yeter tödlich verunglückt, werden sich Vater und Sohn noch fremder. Nejat reist nach Istanbul, um Yeters Tochter Ayten aufzuspüren. Er beschließt, in der Türkei zu bleiben und übernimmt von einem deutschen Buchhändler, der zurück nach Deutschland möchte, dessen Geschäft. Was Nejat allerdings nicht weiß, ist, dass die politische Aktivistin Ayten bereits illegal in Deutschland ist – nachdem sie von der türkischen Polizei geflohen war.
Allein und abgebrannt hat sich Ayten mit der etwa gleichaltrigen deutschen Studentin Lotte angefreundet, die ebenso von der Herzlichkeit der jungen Türkin wie von ihrer politischen Situation eingenommen ist. Lotte bietet Ayten an, bei ihr zu wohnen, wovon ihre konservative Mutter Susanne alles andere als erfreut ist. Aber Ayten wird festgenommen und für viele Monate in einem Asylbewerberheim untergebracht. Als ihr Antrag auf politisches Asyl abgelehnt wird, muss sie zurück in die Türkei und wird dort inhaftiert. Die leidenschaftliche Lotte will sich damit nicht abfinden und gibt alles auf, um Ayten zu helfen.
In der Türkei angekommen, verfängt sich Lotte schnell in den Fallen der Bürokratie. Ihr Vorhaben, Ayten frei zu bekommen, scheint hoffnungslos. Eine zufällige Begegnung in Nejats Buchladen führt aber dazu, dass Lotte in Nejats Wohnung unterkommt. Tragische Umstände lassen auch Susanne nach Istanbul reisen. Die Emotionalität, die Nejat in der Begegnung mit dieser Frau empfindet, veranlassen ihn schließlich, nach seinem ihm fremdgewordenen Vater, der sich inzwischen an der türkischen Schwarzmeerküste niedergelassen hat, zu suchen. Mit „Wolke 9“ folgt am 21. Juli der nächste Film zum SommerKino im Ersten. (23:15-01:05 • Das Erste (ARD[/efn_note] TV-Tipps
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