Studie
Junge Migranten würden sich gern mehr einbringen
54 Prozent der jungen Migranten würden sich gern mehr ehrenamtlich einbringen, finden aber zu wenig Möglichkeiten. Bei jungen Deutschen beträgt die Quote 49 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie.
Mittwoch, 27.04.2011, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Während das freiwillige gesellschaftliche Engagement älterer Menschen zwischen 1999 und 2009 erheblich zugenommen hat, sank das von Jugendlichen im selben Zeitraum: Entgegen dem Trend von 37 auf 35 Prozent. Insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund sind mit nur 22 Prozent (2009) vergleichsweise selten engagiert. Dabei würden sich aber 49 Prozent der Jugendlichen gern stärker einbringen, noch mehr sogar Jugendliche mit Migrationshintergrund, nämlich 54 Prozent.
Vor allem Schüler und Studenten haben immer weniger Zeit für freiwillige Tätigkeiten. Ursachen dafür sind Ganztagsschulen, die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von neun auf acht Jahre sowie die Umstellungen auf das Bachelor- bzw. Master-Studium. So engagieren sich 51 Prozent der Gymnasiasten, die in neun Jahren zum Abitur geführt werden, aber nur 41 Prozent derjenigen, die diesen Schulabschluss in acht Jahren erreichen möchten. Die Engagementquote von Ganztagsschülern liegt mit 31 Prozent acht Punkte unter der von Schülern, die mittags Schulschluss haben.
Dabei ist die Bereitschaft, sich stärker freiwillig zu engagieren im Laufe von zehn Jahren um zehn Prozent gestiegen und liegt bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund mit 54 Prozent insgesamt sogar deutlich über der Gesamtquote von 49 Prozent. Sie finden aber offensichtlich weniger Möglichkeiten, aktiv zu werden. Während 31 Prozent der „einheimischen“ Jugendlichen beispielsweise Mitglied in einem Verein sind, liegt die Zahl der Jugendlichen mit Migrationshintergrund nur bei 16 Prozent.
„Wir müssen gerade Jugendlichen aus Migrantenfamilien, die mitmachen wollen, den Zugang zu unseren zivilgesellschaftlichen Strukturen erleichtern. Vereine und Organisationen tun gut daran, ihnen die Türen zu öffnen und dieses Potenzial zu nutzen“, sagt Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmit-glied der Bertelsmann Stiftung. Mit dem Projekt „jungbewegt“ will sie dazu beitragen, dass junge Menschen früh erfahren, wie bereichernd es ist, Verantwortung zu übernehmen und das Gemeinwesen aktiv mit zu gestalten.
Download: Die Studie: „Jugend in der Zivilgesellschaft – Freiwilliges Engagement Jugendlicher von 1999 bis 2009“ kann kostenlos (PDF) heruntergeladen werden.
Je jünger, desto eher machen junge Menschen im Sport, in der Kirche, in einer Theater- oder Musikgruppe, in der Schülervertretung, beim Naturschutz oder in den Jugendverbänden mit. Vor allem die Kirche verzeichnet seit dem ersten Freiwilligensurvey Zuwächse bei der Aktivierung von Kindern und Jugendlichen.
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind Jugendliche nach wie vor besonders beim Engagement in Politik und Parteien deutlich unterrepräsentiert. Einen erheblichen Rückgang gab es im Bereich „Freizeit und Gesellschaft“. Die Motive der Engagierten zielen stärker auf den individuellen und gesellschaftlichen Nutzen des Engagements – ein Trend weg von der Spaß-Orientierung.
Zu den Ergebnissen kommt eine aktuelle Sonderauswertung des Dritten Freiwilligensurveys des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die von der Jugendforscherin Sibylle Picot in Kooperation mit TNS Infratest im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt wurde. (sb)
Gesellschaft Studien
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So lange in diesen Studien einfach der Sammelbegriff „Migranten“ benutzt, und nicht nach Herkunftshintergrund,Religionszugehörigkeit differenziert wird, haben solche Studien kaum Aussagekraft. Würde man es tun, würden erhebliche Diskrepanzen zu erkennen sein.
@Manfred O.
eigens dafür wurde ja der Sammelbegriff “Migranten” erschaffen, um entweder die positiven Aspekte der „Migration“ zu verallgemeinern (maximieren) und die Negativen zu verdünnen (minimieren)…!
Es wäre schön, wenn es differenziertere Untersuchungen gäbe, denn wie schon in dem ausführlichen Bericht angedeutet, beziehen sich die Hilfeleistungen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund eher auf den weiteren Familienkreis. Allerdings ist ihr gesellschaftliches Engagement im Sport nach der hier zitierten Umfrage recht groß, was sicher auch daran liegen mag, dass die gesellschaftlichen Schwellen hier geringer sind als in anderen Bereichen. Wie können wir dafür sorgen, dass die zivilgesellschaftlichen Strukturen sich zu der Bereitschaft der jungen Menschen hin öffnen. Ich habe eine sehr positive Erfahrung mit einer multinationalen Gruppe Heranwachsender gemacht, die aus einem Schmuddelplatz einen Treffpunkt gestalteten und sich sogar vom Gartenamt Unterstützung holten. Meine Hilfe dabei war eher ideell.
Rita Zellerhoff
Ja, dort gibt es Definitionsprobleme. Besonders haben wir bei
internationalen Vergleichen enorme Schwieridkeiten.
„Kinder mit Migrationshintergrund“ sind, Kinder, die selbst oder deren Familie nicht aus Deutschland stammen. Im KIGGS-Survey vom RKI ist
folgende Unterscheidung har sich nützlich erwiesen>>>>
Beidseitiger Migrationshintergrund: Beide Elternteile sind in einem anderen Land geboren und/oder nicht deutscher Staatsangehörigkeit oder Kind ist selbst zugewandert und mindestens ein Elternteil ist im Ausland geboren / Einseitiger Migrationshintergrund: Ein Elterteil ist nicht in Deutschland geboren und/oder nichtdeutscher Staatsangehörigkeit /da die Unterschiede (wenn sie existieren) bei Kinder aus binationalen Familien Kindern ohne Migrationshintergrund ähneln. Unterschiede gibt es besonders zwischen den Einwanderungsgenerationen, den Herkunftsländern (der Eltern oder Großeltern) und den sozialen Milieus
@Fikret
NOCH nützlicher (und aufschlussreicher) wäre die Einordnung des Migrationshintergrundes NACH HERKUNFTSLAND und natürlich Religionszugehörigkeit (was NATÜRLICH nicht gewünscht wird).
Warum? Weil man vor den ERGEBNISSEN Angst hat.
Nach Herkunftsland JA, aber eine Zuordnung nach Religion ist wenig nützlich. Man kann damit sehr wenig „nützliche Angaben“ machen. Als Mediziner kann ich kaum etwas damit anfangen. Außerdem gibt es auch deutsche Müslime . Ich selbst bin ich besonders viel religiös eingestellt. Die Ergebnisse sehen statistisch gut aus – wie gesagt – von wenig Nutzen.Nur einige Aspkte könnten interessant sein, z.B. Einstellung gegeneüber Krankheit und Tod oder einige Aspekte in der Pflege. Es ist nur ein Faktor unter vielen Faktoren. Dadurch sollten individuelle Aspekte jedes einzenen Menschen nicht kurz kommen.
@Fikret
Sie bestätigen meine Feststellung: Denn die Zuordnung nach Religion
bringt GENAU die Problematik ans Tageslicht.