Partiziano
Dem Stiefel auf den Versen
Dieses Jahr begeht Italien sein 150. Bestehen als Nationalstadl. Während manche den Stiefel tief im Sumpf der Korruption versunken sehen, fragen sich andere, wann das Land endlich seine Siebenmeilenschuhe anzieht oder ob es auch weiterhin auf Geh-Hilfen angewiesen sein wird.
Von Marcello Buzzanca Montag, 17.01.2011, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 21.01.2011, 15:53 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Italien feiert dieses Jahr seinen 150. Geburtstag als Nationalstadl. Das ärgert einige, vor allem die Spekulanten. Hätten diese sich nämlich bereits 1861 an der Börse getummelt, sie hätten sich mit Optionen und Terminkontrakten mit schneller Fälligkeit eingedeckt und auf einen schnellen Zusammenbruch Italiens gewettet. So scheinbar unbeholfen, wie der Stiefel vom Schaft bis zum Absatz in den letzten Jahrzehnten mitunter agiert hat, scheint es fast schon einem Rettungsschirm aus Richtung Petersdom zu gleichen, dass Italien als erfahrener Gratwanderer nicht schon längst zum Schumacher musste oder aber als milde Gabe in einem jener Container gelandet ist, die Schuhfachgeschäfte aufstellen und in die welchen man als Kunde seine abgelaufenen Latschen schmeißen kann. Dafür erhält man dann eine Einkaufsgutschrift von einem Euro je Paar. Dumm nur, dass Italien (nicht nur aufgrund seiner markanten Form) einmalig ist.
Nun, italienische Spekulanten ihrerseits hätten schon damals eher auf Termingeschäfte gesetzt, deren Fälligkeit weit in der Zukunft liegt. Schließlich weiß man als Italiener, dass nur der stabil steht, der auch mal dem Druck des Systems auszuweichen weiß. Nicht umsonst werden Warteschlange und sich durchschlängeln als Synonyme verwendet. Dabei führt Italien überhaupt keine Schlange in seinem Wappen. Dafür aber einen Kraken. Die Mafia, die überall ihre Finger im Spiel hat, ist Wahrzeichen und Aushängeschild, auch für die Politik Italiens. Silvio Berlusconi nimmt dabei wahlweise die Rolle des Kopfes oder auch der Tentakel ein. Vergeblich haben Richter und Opposition versucht, ihm beides abzuschlagen oder wenigstens die Saug- und Sogkraft zu verringern. Neuester Erfolg: Das Immunitätsgesetz wird teilweise annulliert. Will heißen: Jetzt kann die Justiz von Fall zu Fall über jenen des Italienischen Gottkaisers entscheiden. Andererseits sollte man nicht vergessen, dass es mehr als eine aufgebrachte Menschenmenge und ein Tau braucht, um den Meister der undurchsichtigen Manöver und Seilschaften vom Sockel zu reißen.
Berlusconi geht dem Ganzen aus dem Weg, indem er sich auf die Reise begibt. Am besten nach Bella Germania. Im Gepäck: Ein paar Staatsanleihen, die es gemeinsam mit den anderen mediterranen Müßiggängern Spanien und Portugal unter die Spekulanten bringt. Die Wetten mittlerweile nicht mehr auf Italiens Staatsbankrott, sondern darauf, wann Berlusconi endlich Papst und damit der legitime Vertreter der Allmacht auf Erden wird.
Und wer sich darauf keinen Reim machen kann, dem mögen diese Verse auf den Stiefel als Gehhilfe dienen:
Es saß ein Berluscon
Alleine auf dem Thron
Da fiel dem Presi(al)dente
Ein Zacken aus der Kron‘
Da langweilig die Rente
Beschloss der schlaue Klon
Mag Wojtyla auch selig sein
Was mir noch fehlt? Der Heiligenschein
Dann sitz ich bald als Papst in Rom
Immunität? Wer braucht die schon?
Den Santo Padre hinter Gittern?
Das würde ja selbst Marx verbittern!
Den weißen Rauch kann ich bezahlen
Genau wie auch die andren Wahlen
Und wenn ich denn zum Teufel fahre
Singe ich noch auf der Bahre
Schalte live in meine Sender
Sehen werden alle Länder
Santo Silvio B. den Ersten
Werden dann vor Neid zerbersten
Kapo Schulz, du wirst mir pfählen
Wen bitte wollt ihr denn dann wählen
Wenn niemand mehr euch so betrügt?
Euch in euer Schicksal fügt?
Euch aufzeigt, dass Korruption
Ist auch ‚ne Form von Religion.
Und nun, lasset uns beten:
Silvio unser, der du bist im Äther!
Gesteinigt (also in Stein gemeißelt) werde dein Name
Dein Reich bleibe so groß wie es ist
Dein Wille geschehe (also bitte Präsident auf Lebenszeit)
Wie bei Mediaset, so auch jenseits der terrestrischen Empfängnis
Unsere tägliche Show gib uns heute und vergib uns unseren Unglauben
Wie auch wir den Richtern nicht vergeben werden
Und verschweige uns nicht deine Partys
Sondern erlöse uns von den Blöden (die dir nicht glauben)
Denn du bist reich, hast die Kraft
In Ewigkeit
Dein Samen Aktuell Meinung
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So richtig will das nicht in meinen Kopf rein, wie konnte dieser Mann sich solange an der Macht halten? Dabei seid ihr Italiener doch so bekannt für euer Temperament, warum wird der nicht einfach aus Amt und Würden gejagt? Ihr könntet es ja Mal mit italienischem Charme versuchen und ihn bitten, euch endlich in Ruhe zu lassen. ;-)
Ja, ich weiß, ist zu kurz gedacht war auch nur ein Scherz
@Nee, hast Recht. Man muss es mit bissigem Humor sehen und ihn von Thron fegen …