Wochenrückblick
KW 52/10 – Dänemark, Migranten, Sarrazin, Muslime, Terror
Die Themen der 52. Kalenderwoche: Zwei dänische Lektionen; zwei Sarrazin-Lektionen; zwei islamische Lektion – eine über Banking und eine darüber, wie man sich als Muslim von einem Terroranschlag distanziert.
Von GastautorIn Montag, 03.01.2011, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 02.01.2011, 21:27 Uhr Lesedauer: 7 Minuten |
Von Dänemark lernen. Lektion 1:
Seit 2001 regieren die Liberalkonservativen in Dänemark und lassen sich von der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei zu immer mehr Ressentiments-Politik treiben. Das zeigt allmählich Wirkungen – aber nicht unbedingt die, die beabsichtigt sind. Die WELT berichtet:
Auch Shahar Silbershatz, britischer Staatsbürger israelischer Herkunft mit einem Master der Columbia-Universität in New York zweifelt daran, dass Dänemark zu seiner Heimat werden kann. „Mein dänischer Partner und ich hielten Dänemark und insbesondere Kopenhagen für eine internationale, vibrierende, dynamische und kosmopolitische Stadt“, sagt er. „Was wir vorfinden, ist ein extrem ängstliches, konservatives und verschlossenes Dänemark.“
Das sieht der Industrieverband ähnlich: „Dänemark wird das zweitniedrigste Wachstum aller OECD-Staaten in den nächsten Jahren haben. Um aus dieser Wachstumsfalle herauszukommen, ist es entscheidend, die Fähigkeit zu verbessern, ausländische Arbeitskräfte anzuwerben und sie zu binden.“
Von Dänemark lernen. Lektion 2:
Man muss den Dänen zugute halten, dass sie immer noch weniger islamfeindlich sind als die Deutschen (im Durchschnitt), und dass sie immerhin wissen, Probleme mit den Migranten nicht dadurch lösen zu können, dass man die unliebsame Minderheit einfach aus dem Lande treibt. Die WELT berichtet über ein für uns unglaubliches Projekt der Regierung: Zunächst wird beschrieben, was als Ghetto gelten soll:
Die Regierung hat in dem 5,5 Millionen Einwohner zählenden Land 29 Wohngegenden ausgemacht, die fortan als Ghetto gelten. Sie fallen in diese Kategorie, wenn mindestens zwei von drei Kriterien erfüllt sind:
- Mindestens 40 Prozent der Bewohner sind weder erwerbstätig noch in der Ausbildung;
- mindestens 270 von 10.000 Einwohnern sind wegen strafrechtlicher Verstöße wie Drogen- oder Waffenbesitz verurteilt worden;
- mindestens die Hälfte der Bewohner sind Einwanderer aus nicht-westlichen Ländern oder deren Nachkommen.
Rund 68.000 Menschen leben danach in Ghetto-Gebieten.
Ob das schon den Begriff Ghetto verdient, lassen wir einmal dahin gestellt sein. Interessant ist auch: Das Problem betrifft kaum mehr als 1 Prozent der Bevölkerung, ist also recht überschaubar. Aber dann kommt der Hammer:
Deshalb soll die Sozialstruktur in den definierten Gegenden nun staatlich verordnet geändert werden. So soll erreicht werden, dass Erwerbstätige in Wohnungen in den Ghetto-Gebieten einziehen. Aufgrund der hohen Mieten in dänischen Großstädten ist so etwas machbar, wenn günstigere Mieten geboten werden.
Im Kommentarteil – ein Tummelplatz von Dänemark-Fans normalerweise – zeigt sich das blanke deutsche Entsetzen. Niemals würde man sich zwangsweise in so ein Ghetto einweisen lassen! – Die Dänen scheinen doch etwas anders zu sein als wir Deutsche: Die fremdenfeindliche Dänische Volkspartei scheint den Plänen der Regierung zuzustimmen …
Lernen von Sarrazin. Lektion 27: Wie man zur Lichtgestalt wird.
„Die von mir genannten Statistiken und Fakten hat keiner bestritten.“ (Sarrazin zu Weihnachten in der FAZ, online nicht frei zugänglich)
Jakob Augsteins Attacke auf diese offene Lüge hat der Wochenrückblick schon letzte Woche gebracht. (Der FREITAG).
Michel Friedman beleuchtet in der Frankfurter Rundschau Sarrazins Mangel an Zweifel und die Neigung zum Rassismus unter seinen Fans, einen Rassismus, der wieder salonfähig zu werden droht.
Es ist den von Sarrazin verächtlich gemachten Protagonisten wie Angela Merkel, Christian Wulff oder Bundesbankpräsident Axel Weber zu verdanken, dass diese „Salonfähigkeit“ weiterhin kritisch beleuchtet wird. Zur Selbstkritik unfähige Menschen wie Sarrazin neigen dagegen zum Größenwahn. Indem er der Bundeskanzlerin vorwirft, sein Buch „auf den Index“ gesetzt zu haben, „so wie es früher die Heilige Inquisition tat“, macht er sich endgültig unmöglich. Hält er sich am Ende gar für eine religiöse Heilsgestalt? Hat er vergessen, dass unser Land eine Demokratie ist, in der Kritiker weder verbrannt noch verbannt werden? Will er sich als Märtyrer der freien Meinungsäußerung inszenieren, obwohl es in Deutschland nicht des Heldentums bedarf, um seine Meinung zu formulieren? Geht es in eigener Sache nicht eine Nummer kleiner, Herr Sarrazin?
Lernen von Sarrazin. Lektion 34: Wie man sich Feinde macht.
Der Westen berichtet über eine Veranstaltung mit Sarrazin in Duisburg. Im Publikum Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen, CDU.
In Duisburg also, am Montagabend, entgleiste die Diskussion nach einem Vortrag des Buchautors, wie sie eigentlich überall entgleist, wo der Ex-Bundesbankvorstand derzeit auftritt auf seiner Lesemission. „Ihr Kulturdezernent ist strohdoof.“ Das antwortete Sarrazin bei der Autogrammstunde einem älteren Fan, der sich berufen fühlte, sich für Duisburgs Kulturdezernenten Karl Janssen zu entschuldigen, der Sarrazin auf dem Podium freilich einen „unerträglichen Populisten“ genannt hatte.
Aber von vorne: Afrika – überflüssig. Die Gastarbeiter – schuld, dass der Bergbau uns noch heute auf der Tasche liegt. Marxloh – dumm, dümmer, am dümmsten. Das waren im Kern Sarrazins Thesen, sachlich, technokratisch vorgetragen. Und als Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen spontan und ohne Vorbereitung aus dem Publikum auf die rote Diskussionscouch gebeten wurde, „da bin ich sehr erschrocken über mich selbst und meine Ablehnung. Ich bin eigentlich unvoreingenommen reingegangen.“
Sarrazin konterte den Populistenvorwurf: „Sie sind sicher ein guter Mensch, aber offensichtlich auch sehr naiv. Kümmern sie sich lieber um ihre Migranten in Marxloh.“
… Janssen: „Es hat mich schockiert, wie rechtslastig das Publikum war, das sage ich als CDU-Mann. Ich habe in ganz aggressive Gesichter geguckt, zum Teil bösartig im Ausdruck.“
Lernen von den Muslimen. Die Banking-Lektion.
Islamische Geldinstitute dürfen nicht zocken. Vielleicht sind sie deshalb besser durch die Krise gekommen.
Das vermutet Der Westen und schaut sich die Sache mal an:
Während Nichtmuslime mit der Scharia eher grausame Strafen und frauenfeindliche Gesetze verbinden, dürften ihre Regeln für Finanzgeschäfte beim einfachen Sparer auf breite Zustimmung stoßen. „Kreditblasen und Derivate wären nach islamischen Regeln nicht erlaubt gewesen“, sagt Chtaiti. Spekulationen, Zinsen und Glücksspiel sind den Scharia-Banken verboten. Jedes Geschäft muss mit einem realen Wert verbunden sein.
Und es geht noch weiter: die Geldgeschäfte müssen moralischen Regeln gehorchen. Aktien dürfen nur von Unternehmen erworben werden, die ihr Geld nicht mit Alkohol, Waffen, Pornografie oder Schweinefleisch verdienen. Kinderarbeit ist ebenfalls tabu. „Und die Löhne müssen rechtzeitig gezahlt werden“, sagt Chtaiti.
Ein „Scharia-Board“, eine Ethikkommission aus in der islamischen Welt anerkannten Gelehrten, entscheidet, welche Firmen islamkonform sind und welche nicht.
Bei Alkohol und Schweinfleisch würde eine nicht-muslimische Ethikkommission wohl kein Problem sehen, aber der Rest und die Grundidee wirken in der Tat attraktiv.
Aufgrund des deutschen Steuerrechts gibt es in Deutschland noch keine Scharia-Bank. Weltweit sind immerhin bereits 700 Milliarden Dollar in scharia-konformen Finanzprodukten angelegt, die jährliche Wachstumsrate beträgt 15 Prozent.
Lernen von den Muslimen. Wie man sich von einem Terroranschlag distanziert.
In den deutschen Medien war kaum etwas zu finden darüber, wie die Muslime in Ägypten auf den Terrorakt reagiert haben, der in Alexandria 21 Menschen das Leben gekostet hat. Juan Cole zeigt das Entsetzen, die Wut, die Entschlossenheit der Muslime, sich gegen diese Terroristen zu wehren. Zum Beispiel auch die führende islamische Autorität der Sunniten, der Rektor der al-Azhar-Universität in Kairo (meine Übersetzung aus dem Englischen): Das sei ein Anschlag auf alle Ägypter gewesen.
(He) issued a plea for Egyptians to maintain their national unity the face of this bombing. In a statement, al-Azhar urged all Egyptians to rise above their anguish and perceive that the criminal hand that attacked the church in Alexandria is not an Egyptian hand. It added that “The brotherhood that has united them across centuries cannot be affected by a cowardly, criminal act perpetrated by enemies of the nation and of the [Muslim] community.”
The invocation of both watan (the secular nation-state) and umma (the Muslim community or nation) refers to the two major political identities of Egypt. It is the secular nation-state or watan to which the Coptic Christians belong, and which was sinned against by the bombing of the church, but the al-Azhar is going further, and saying that the Muslim community was also harmed by this attack.
His Excellency the Rector of al-Azhar, Dr. Ahmad al-Tayyib, expressed his utmost regret and pain at the criminal incident and sent his condolences to the families of the victims. Al-Tayyib said in his official statement that the criminal action is prohibited in Islamic law, since Islam obliges Muslims to protect churches the same way they protect mosques. He said, “The targets of this attack are not the Christians alone, but rather all Egyptians.” He said that the bombers were seeking to destabilize Egypt by dividing it. Wochenschau
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Hallo,
ich würde es auch begrüßen, wenn für Investment-/Landesbanker, Politiker und besonders die mit Hang zum Kokain und Zwangsprostituierten, Lobbyisten und sonstigen Eliten die Scharia gelten würde.
Ja ich muss zugeben, ich „glaube“ daran, dass die Politik generell gegen die Mehrheit der Bürger gerichtet ist. Politik wird meinem „Gefühl“ nach für elitäre Minderheiten(genannt im ersten Satz) gemacht.
Dieses „mangelnde Vertrauen“ in unsere Eliten machte Sarrazin für mich überhaupt zu einem Thema. Die Eliten schufen und verteidigen um jeden Preis die EU, Euro, Neoliberalismus, Landesbanken, Hartz4, Leiharbeit, Afghanistan-/Irakkrieg…
Und genau diese Eliten sind geschlossen gegen Sarrazin.
Vielleicht hat er doch Recht, da liegt bestimmt was im Argem wie z.B. bei den Landesbanken, IRAK oder Euro…???
Und falls jetzt jemand kommt und schreibt ich bin islamophob, gruppenbezogen menschenfeindlich etc etc etc, da ich total wirtschaflich/sozial verunsichert und ein Globalisierungsverlierer bin oder Abstiegsängste habe, so möchte ich gleich folgendes klarstellen:
Ich bin vor allem neidisch auf unsere Eliten! Für mich gibt es keine saftigen Boni, Rettungsschirme, Abfindungen…
Ich habe es einfach nicht geschafft Gewinne zu privatisieren und meine Verluste zu sozialisieren.
Ja ich bin ein Verlierer!
@Ludwig S.
Willkommen im Klub. ;-)
Ne, jetzt mal im Ernst wie ist das gemeint, dass er damit erst für sie interessant wird. Im Grunde ist er damit ja auch für uns (bin keine Muslima ) interessant, aber eben genau wegen den Argumenten, die sie jetzt angebracht haben. Heute erschien bezeichnender Weise diese internationale Vergleichsstudie der Bertelsmann Stiftung zu sozialer Gerechtigkeit, für Deutschland heißt das, ein Armutszeugnis in den Kategorien Armutsvermeidung, Bildung und Arbeitsmarkt.
http://www.fr-online.de/politik/arm-bleibt-arm–reich-bleibt-reich/-/1472596/5059552/-/view/asFirstTeaser/-/index.html
Ihren Text habe ich bisher nicht als Islamfeindlich einordnen können, ich glaube sie sprechen auch vielen Muslimen, dem Prekariat oder auch der Mittelschicht aus der Seele, es sei denn sie wollen Muslime dafür verantwortlich machen, aber das haben sie auch nicht getan. Wie gemeint?
Moment sorry, sie sprechen uns nicht ganz aus der Seele. Keine Sharia in Deutschland oder sonstwo, sei festzuhalten bitte, für Niemanden.
@Ludwig S.
Sehr schöner Kommentar. Daumen hoch!
Vergleicht man die Philosophie der Scharia Banken mit der (Un)Moral der westlichen Banken, wird sofort glasklar, warum Unworte wie „Islamophobie“ entstehen. Dieser Zusammenhang erinnert mich an die Zeiten der Templer und ihre zinslosen Darlehensgeschäfte sehr zum Unwohl der damaligen Fürsten und Könige und nicht zuletzt dem Vatikan selbst. Den Rest kennen Sie sicherlich aus der Geschichte.
Da muß man auch nicht lange nachdenken, um zu verstehen, dass es aus „steuerrechtlichen Gründen“ in Deutschland keine Scharia Banken gibt.
Man muß nur diesen hervorragenden Beitrag von Leo Brux sorgfältig durchlesen.
Ghostrider
@Ghostrider,
Danke, jetzt hab ich’s kapiert. :-)
Haben sie gestern Abend auch „Die Deutschen“ gesehen? Der Gang nach Canossa. Viel hat sich nicht verändert, auch wenn manche glauben sie leben tatsächlich in einer gerechteren Welt als Knechte im frühen Mittelalter. Dann passt ja der Link von gestern Abend, was bekommen den z.B. die Leiharbeitsfirmen für ihren Einsatz uns in Arbeit zu bringen und wieso keinen Mindestlohn?
Jede Menge 400 Euro Job’s, aber keine Vollzeitbeschäftigung. Logo eine Vollzeitkraft muss Sozialabgaben zahlen und damit auch der Arbeitgeber. Nehme also drei Knechte im Niedriglohnsektor, dann hast du eine Vollzeitkraft den Rest kann der Knecht beim Amt aufstocken und mit etwas Schwarzarbeit nebenbei geht es doch allen prima, vor allem dem Chef. Wenn sich da mal die Katze nicht in den Schwanz beißt.
Auf den Rest brauch ich jetzt mal nicht eingehen, Ludwig hat es doch wunderbar formuliert, nur hab ich es nicht kapiert.
Ludwig S.,
Ihren Sarkasmus sollten sie zu Geld machen, hätte ich geahnt das uns hier Jemand wohlgesonnen vorführt, hätte ich es gleich verstanden. Ich gebe zu ich bin zu Mißtrauisch, weil ich ein Verlierer bin. ;-)
„Die Gastarbeiter – schuld, dass der Bergbau uns noch heute auf der Tasche liegt… Das waren im Kern Sarrazins Thesen“ (Zitat „Der Westen“)
Die Qualitäts-Journalisten-Azubis von „Der Westen“ waren entweder auf einem NPD-Parteitag oder gehören zu den Bildungs-Totalausfällen. Ich vermute beides.
mal abgesehen davon, dass dieser Unsinn sowieso im krassen Widerspruch zu Sarrazins „Thesen“ stehen würde, hat er 100x darauf hingewiesen (extra für Leute mit besonders schwach ausgeprägter Lesekompetenz!) dass ausdrücklich Gastarbeitern KEIN Vorwurf zu machen ist und gerade sie keine Schuld trifft!
Das ergibt sich aber auch schon aus der Logik seiner Argumentation, dazu muss man nichtmal sein Buch gelesen haben, da genügt es bereits 1-2 Interviews mit ihm nur überflogen – allerdings auch verstanden – zu haben…
Wer glaubt, dass unsere Regierung seit Jahrzehnten ausländische Arbeitskräfte aus humanitären Gründen angeworben habe, glaubt wahrscheinlich noch an den Weihnachtsmann und dem Osterhasen.
Es sollte mit der Zeit ein Überangebot an Arbeitskräften gerade auf dem gewerblichen Sektor entstehen. Der gewerkschaftliche Einfluß auf die Verbesserung der Sozialsysteme war spätestens nach der Beendigung des kalten Krieges zwischen Ost und West, nach Öffnung des eisernen Vorhang und der deutschen Wiedervereinigung 1989 ein großer Dorn im Auge des westlichen Kapitalismus.
Deshalb wurde seit Anfang der 90er Jahre kontinuierlich soziale Demontage betrieben. Es wurden über 5 Millionen Arbeitslose produziert und mittelständige Existenzen bedroht. Danach rollte beim Mittelstand die Pleitewelle. Die Kluft zwischen arm und reich dehnte sich aus.
Massenentlassungen in den Großkonzernen. Es begann der Überlebenskampf in der Arbeitnehmerschaft. Trotzdem versprach die damalige Bundesregierung den türkischen Arbeitern in der Türkei eine bessere Zukunft in Deutschland. Und sie kamen.
Das Überangebot an Arbeitskräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt hatte Dumpinglöhne zur Folge. Leiharbeitsfirmen wurden aus dem Boden gestampft und verdienten sich eine goldene Nase am Elend der Menschen, zur Freude der Wirtschaftsbosse.
Die hässliche Fratze der Marktwirtschaft!
Ghostrider
Zu Dänemark: Nun gut in manchen Dingen übertreiben sie schon.
Zu Sarrazin: Ich glaube der Typ würde gar nicht abstreiten das er eitel ist.
Zu Islambanking: Hört sich gut an. Kann aber auch sehr schnell eine große Mogelpackung drauss werden. Tausende wenn nicht millionen von Türken haben das vor gar nicht langer Zeit am eigenen Leib erfahren müssen und so mancher hat sein gesamtes Erspartes verloren. Und der Imam hat es vermittelt.
Die wirkliche Tauglichkeit von Islambanking steht noch völlig aus:
http://www.bilanz.ch/edition/artikel.asp?AssetID=7825
@Ghostrider
Massenentlassungen in den Großkonzernen. Es begann der Überlebenskampf in der Arbeitnehmerschaft. Trotzdem versprach die damalige Bundesregierung den türkischen Arbeitern in der Türkei eine bessere Zukunft in Deutschland. Und sie kamen.
Also hier schmeissen Sie schon ein paar Jahrzehnte Zeitunterschied ordentlich durcheinander. Die Türken kamen als es richtig Brummte. Ich glaube nicht das in den 60ern schon jemand daran dachte das es 30 Jahre später so ganz anders aussehen würde.
Hallo Boli
Spätestens, als ich 1985 auf Transparenten in Offenbach den Spruch las „Bleiberecht für alle“ war mir klar, dass wir dem Chaos entgegengehen. 100.000 Flüchtlinge, jeden Monat (manchmal noch sehr viel mehr), ein Kanzler Kohl der sich Gedanken darüber machte, welche Kasernen man noch öffnen könnte, um alle unterzubringen, die in das „gelobte Land“ Deutschland wollten – spätestens da fing das Unglück mit der Zuwanderung in die Sozialsysteme an – und keiner hat sich getraut etwas dagegen zu sagen oder zu unternehmen.
Resümee. UND HEUTE WILL ES KEINER GEWESEN SEIN!!!!!!
pRAGMATIKERIN
@Boli
danke für den Hinweis, dass ihr Vorredner die Chronologie hier mal total auf den Kopf stellt! Aber noch was zum Thema „Sarrazin, Gastarbeiter & Bergbau“:
1961 fand nicht nur das s.g. Anwerbeabkommen mit der Türkei statt, 1961 war auch das Jahr, in welchem die letzte rentabele Tonne Steinkohle im D zutage gefördert wurde! Seit dem wird subventioniert! Das wussten ALLE Verantwortlichen (verantwortlich waren natürlich ausschliesslich Politiker, Kohlewirtschaft & Gewerkschaften und natürlich NICHT die Gastarbeiter, das weiss auch Sarrazin!)
Aber ausgerechnet in diesem maroden Industriezweig wurden massenhaft türk. Gastarbeiter beschäftigt/untergebracht, vermutlich mit dem naiven Hintergedanken, die Türken nicht mit teuren Abfindungen rausschmeissen zu müssen, da sie ja nach 2 Jahren automatisch wieder gehen… Ein weiterer Grossteil der türk. Gastarbeiter wurden in den 60ern als Hilfskräfte bei Bahn & Post untergebracht -> damals reine Staatsbetriebe!…
für weitere Details zB. auch der unrühmlichen Rolle der Gewerkschaften und der speziellen Rolle unseres grossen Bruders USA, empfehle ich wärmstens die Lektüre „Diplomatische Tauschgeschäfte“ (von Heike Knortz), der vielsagende Titel gibt schon einen kleinen Vorgeschmack darauf, worum es bei der Gastarbeitergeschichte ´55 -´73 wirklich ging…
ein hervorragender Einstieg ins Thema ist auch der Spiegelartikel „Per Moneta“ aus dem Jahr 1964(!):
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46175674.html