Bildungsstudie

Vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund sind extrem lernwillig

Die zentralen Ergebnisse einer Bremer Bildungsstudie sind: Junge Menschen mit Migrationshintergrund sind besonders lernmotiviert und Mädchen haben eine positivere Bildungseinstellung als Jungen.

Freitag, 05.11.2010, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Bremer Schüler wollen einen Schulabschluss, junge Menschen mit Migrationshintergrund sind besonders lernmotiviert, und Mädchen haben eine positivere Bildungseinstellung als Jungen: Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie über die Lernmotivation von Schülern in Bremen und Bremerhaven, die jetzt die Bildungswissenschaftler Christian Palentien (Universität Bremen) und Carsten Rohlfs (Universität Jena) vorgelegt haben.

Das Überraschende: Entgegen dem Bundestrend hat für die befragten Schüler im Bundesland Bremen die Bedeutung von guten schulischen Leistungen und Zensuren nicht abgenommen. „Und was wir auch herausgefunden haben: Vor allem die jungen Leute mit Migrationshintergrund sind extrem lernwillig“, betonen die beiden Professoren vergangenen Dienstag.

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Grundlage der Studie ist eine im Schuljahr 2008/2009 durchgeführte Befragung von 1689 Schülern der Jahrgangsstufen 7 und 9. Befragt wurden Mädchen und Jungen an neun Schulen der Sekundarstufe I in den Städten Bremen und Bremerhaven. Sie mussten zum Beispiel Fragen beantworten, wie wichtig ihnen Bildung, Schule, Schulerfolg und ein guter Schulabschluss sind und welche Bedeutung sie ihrer Schule zumessen. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug zum Zeitpunkt der Untersuchung 13,6 Jahre.

Schulabschluss ist wichtig
Die Ergebnisse zeigen: 84 % der Bremer Schüler erachten Schule als wichtig. Sogar über 90 % geben an, ein guter Schulabschluss sei für sie persönlich von großer Bedeutung. Gefragt nach ihrem eigenen Lernen, bestätigen sich diese Befunde: Eine Vielzahl der Bremer Schüler gibt an, dass es ihnen wichtig ist, im Unterricht gut mitzuarbeiten (85%) und dass Lernen in der Schule für sie mit Leistung (84%) und Erfolg (84%) einhergehen. Dabei zeigt sich, dass die Mädchen insgesamt erheblich positivere Bildungseinstellungen aufweisen als die Jungen.

Auf die Frage, warum sich die von den Bildungsexperten als durchgehend positiv nachgezeichneten Bildungseinstellungen nicht in den Ergebnissen der PISA-Studien der vergangenen Jahre niederschlagen, liefert die Studie Antworten: Zwar ist es den meisten Schülern in Bremen sehr wichtig, dass sie sich mit einem guten Abschlusszertifikat entscheidende Berufs- und Lebensperspektiven erschließen, und sie verbinden mit der Schule entsprechend stark das Bild einer Leistungsschule. Dennoch gelingt es der Schule noch zu wenig, diese Bedeutung und Relevanz für das Lernen auch zu nutzen: Die positiven Emotionen, das Interesse sowie die Motivation der Schüler nehmen vom siebten bis zum neunten Jahrgang wesentlich stärker ab als der Stellenwert von Schule an sich. (bk) Gesellschaft Studien

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  1. cebiniac sagt:

    Schöner Artikel.
    Schöne Studie.

    Was hat man herausgefunden?

    „Und was wir auch herausgefunden haben: Vor allem die jungen Leute mit Migrationshintergrund sind extrem lernwillig“.

    Aha. Wurde bei dieser Studie auch der Herkunfts-bzw. Religionshintergrund erfasst? Oder hat man alle Migranten aus aller Herren Länder und Kulturen einfach „in einen Topf geworfen“?

    Wie sähen wohl die Ergebnisse der Studie aus, wenn man nach diesen Kriterien aufgesplittet hätte ???

    Das MIGAZIN eine solche Studie ohne Hinterfragen hier heranzieht, läßt tief blicken. Für wie dumm hält man hier eigentlich die Leser ?

  2. BiKer sagt:

    @ cebiniac

    danke für ihr kommentar. wie wichtig migazin ist, belegen sie eindrucksvoll. migazin zitiert lediglich die wissenschaftler und sie meinen gleich tief blicken zu können. unglaublich. hätten sie auch mehr differenzierung gewollt, hätten migranten nicht so gut abgeschnitten? oder mal anders gefragt: haben sie andere medien derart an den pranger gestellt, als die tausendfach thilo sarrazin zitiert haben, der – wie man jetzt ja weiß – nicht einmal wusste, wovon er redet.

    im übrigen: was meinen sie, wer waren die 1689 bremer schüler, die man befragt hat und wie hoch wahr wohl der anteil der muslimischen schüler unter den befragten mit migrationshintergrund? sicherlich nicht klein. und wieso kommen die wissenschatler trotzdem zu diesem – allgemeinen – schluss?

    ja, ich weiß, weil die böse sind ;)

  3. Boris sagt:

    Was heisst denn lernwillig?
    Wie äussert sich das? Kann man denn nicht lernwillig sein? Bei solchen Befragungen sagt doch sogar der letzte Raudi dass er hofft viel in der schule zu lernen.