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Entscheidung gefallen

Tübingen, Münster und Osnabrück bekommen Zuschlag für den Aufbau Islamischer Studien

In Tübingen und in Münster/Osnabrück sollen die ersten mit Mitteln des BMBF geförderten Zentren für Islamische Studien entstehen. Das gab Bildungsministerin Annette Schavan gestern in Berlin bekannt.

Freitag, 15.10.2010, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 30.01.2011, 12:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

An den Universitäten Tübingen und Münster/Osnabrück sollen Zentren für islamische Studien entstehen. „Theologie klärt und klärt auf“, sagte Bildungsministerin Anette Schavan (CDU) gestern in Berlin anlässlich der Bekanntgabe der Entscheidung über die Fördermittel des Bundes. Schon im kommenden Jahr werden die ersten jungen Leute ihr Studium beginnen können.

„Deutschland ist weltweit das Land mit der längsten und umfassendsten Erfahrung mit der Theologie im Haus der Wissenschaft. Deshalb sind die deutschen Universitäten besonders geeignet, auch muslimischen Religionsgelehrten und Theologen die Möglichkeit zur Arbeit an einer Theologie zu geben, die Substanz des Glaubens wahrt und die Übersetzung in die Moderne leistet“, betonte Schavan. „An den Universitäten kann sich eine historisch-kritische Methode im Umgang mit dem Koran entwickeln“, fügte sie hinzu.

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An den Universitäten Tübingen und Münster/Osnabrück sollen islamisch-theologische Nachwuchswissenschaftler, Religionslehrer sowie Religionsgelehrte unter anderem für Moscheen und als Sozialarbeiter tätige Personen ausgebildet werden. Der Bund finanziert dabei für die nächsten fünf Jahre Forschungsprofessuren, Mitarbeiterstellen und Nachwuchsgruppen. Pro Standort stellt das BMBF bis zu vier Millionen Euro zur Verfügung.

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Längerfristig werden bis zu 500 Studienplätze zur Verfügung stehen. Insgesamt schätzen Gutachter einen Bedarf von 2.000 Fachkräften in allen Feldern islamischer Theologie, vor allem an Religionslehrern und Imamen. Schavan sieht die Imame als Brückenbauer, die zwischen ihrer Moschee, der Wohngemeinde und der Gemeinde, in der die Moschee beheimatet ist, wirken.

Hessen will aus eigener Kraft
Die Entscheidung des BMBF wurde in den begünstigten Bundesländern mit Freude zur Kenntnis genommen. Der Hessische Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn hingegen zeigte sich enttäusch und kämpferisch zugleich, nachdem bekannt wurde, dass die Universitäten Marburg und Gießen leer ausgehen. Er kündigten die Etablierung einer islamischen Religionspädagogik aus eigener Kraft an. Mürvet Öztürk (Die Grünen) sieht das ähnlich und fordert konkrete Maßnahmen: „Es darf nicht erneut ewig weiter diskutiert werden, ohne dass etwas umgesetzt wird“, erklärte die integrationspolitische Sprecherin der Grünenfraktion in Hessen.

Muslime beheimaten
Der integrationspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Serkan Tören sieht im Aufbau und der Förderung von Zentren für islamische Studien einen wichtigen Beitrag zur Akzeptanz des Islams in Deutschland. „Gerade die theologische Forschung und die Ausbildung von Religionslehrern und Imamen ist entscheidend für die Integration von Muslimen in unserem Land“, erklärte Tören.

Für Schavan bieten die neuen Zentren nicht nur hervorragende Voraussetzungen für einen verstärkten theologischen Diskurs in den Hochschulen. „Wir wollen zugleich dazu beitragen, dass die vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, in unserer Gesellschaft beheimatet sein können. Dazu gehört auch, dass die Kinder Religionsunterricht erhalten und die Religionsgelehrten in den Gemeinden wie auch die jungen Nachwuchswissenschaftler aus den eigenen Reihen der deutschen Muslime kommen.“

Religionen gleich behandeln
Raju Sharma, der religionspolitische Sprecher der Linksfraktion mahnte in diesem Zusammenhang an, dass es höchste Zeit sei für eine Gleichbehandlung der verschiedenen Religionen in Deutschland. Dazu gehöre unter anderem, dass an den Schulen islamischer Religionsunterricht ebenso angeboten werde wie christlicher. Eine universitäre Ausbildung der Lehrer sei dazu der richtige Weg.

„Wie ernst es der Regierung mit der Gleichbehandlung wirklich ist, wird sich allerdings erst bei der Besetzung der Dozentenstellen und der Erarbeitung der Lehrpläne zeigen. Denn solange den Kirchen ein hohes Mitspracherecht eingeräumt wird, muss dies im selben Maße auch den islamischen Gemeinden eingeräumt werden – oder das der Kirchen eingeschränkt werden“, so Sharma.

Die konsequente Gleichbehandlung aller Religionen gebiete nicht nur die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit und das Prinzip der Trennung von Staat und Kirche. Wie die aktuellen Debatten zeigten, sei sie auch unerlässlich für die gesellschaftliche Akzeptanz. Aktuell Feuilleton

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