Bundesregierung

Viele Migranten haben nicht behebbare Lernschwächen

Viele Teilnehmende an Integrationskursen mit schlechten Prüfungsergebnissen hätten eine Lernschwäche. Daher könnten Deutschkenntnisse auch mit zusätzlichen Kursstunden nicht vermittelt werden, so die Bundesregierung.

Dienstag, 28.09.2010, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 03.10.2010, 22:59 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nachdem Thilo Sarrazin mit seinen Thesen über Integrationsverweigerer und über die Vererbung von Intelligenz eine Welle der Empörung hervorrief, wurde er auch in Regierungskreisen kritisiert. Wie nun eine Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion offenbart, ist die Bundesregierung selbst nicht weit von Sarrazin entfernt.

Das Sprachniveau A2 wird von etwa 15 Prozent der Integrationskursteilnehmer nicht erreicht. Auf die Frage nach den Gründen antwortet die Bundesregierung, dass „bei vielen Teilnehmenden mit einem Gesamtergebnis unter A2″ davon auszugehen ist, „dass der fehlende Prüfungserfolg Ursachen geschuldet ist, die auch durch zusätzliche Kursstunden nicht zu beheben sind, beispielsweise äußere Umstände sowie verschiedene Formen von Lernschwäche.“

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Ein Lehrer an einer Schule würde in einem solchen Fall dem Kind Nachhilfeunterricht bzw. Hausaufgabenhilfe verschreiben. Nicht so die Bundesregierung: denn bei vielen der 15 Prozent liege es an einer „Lernschwäche“. Deren Sprachkenntnisse würden sich auch mit Nachhilfe nicht verbessern. Eine äußerst gewagte Aussage, die auf Sarrazins Spuren wandelt.

Kein Geld
Möglicherweise könnte eine Anhebung der Qualität der Integrationskurse zu mehr Erfolg führen. Das allerdings lehnt die Bundesregierung ab und spricht sich gegen die Einführung einer Mindestlohnregelung für Lehrkräfte aus. Dies obwohl bekannt ist, dass teilweise Dumpinglöhne an die Lehrkräfte gezahlt werden, die sich negativ auf die Motivation und Qualität auswirken. So hatten sowohl die Integrationskurs-Bewertungskommission als auch ein vom Bundesinnenministerium selbst in Auftrag gegebenes Gutachten eine bessere Bezahlung der Lehrkräfte an Integrationskursen empfohlen, weil die Bezahlung im Vergleich mit ähnlichen Berufsbildern viel zu niedrig ist.

Aber nicht ohne Grund lehnt die Bundesregierung alles ab, was mit Kosten verbunden ist: Anhebung der Unterrichtsstunden, Anspruch auf Kurswiederholung, einen allgemeinen Anspruch auf Integrationskurs oder die Einführung von Mindestlöhnen. Denn die bereits zur Verfügung gestellten Mittel reichen bereits heute nicht aus. Laut dem Deutschen Hochschul-Verband müssen mehrere zehntausend Personen, die freiwillig an einem Integrationskurs teilnehmen wollen, in diesem Jahr damit rechnen, aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht zu einem Integrationskurs zugelassen zu werden. Wie viele genau, könne die Bundesregierung nicht sagen, da Ablehnungen – im Gegensatz zu den Zulassungen – statistisch nicht erfasst würden. Politik

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  1. NDS sagt:

    Kaum zu glauben, dass die katastrophalen Bedingungen auf den „Ausländerämtern“ bis tief in die 1990er Jahre hinein jetzt auch bei den Integrationskursen vorzufinden sind, die eigentlich eine angenehme „Lernatmosphäre“ bereit stellen sollen. Typisch, damals waren auch die unzivilisierten „Ausländer“ für die Zustände verantwortlich…

  2. Kosmopolit sagt:

    Um welche Migranten geht es hier. Hier leben mittlerweile 10 Mill. Personen aus den unterschiedlichsten Ländern. Wer schlüsselt mal auf !!!

  3. NDS sagt:

    Das mit dem Aufschlüsseln wird schwierig.
    Zu den Integrationskursen sind folgende Personen berechtigt: (Quelle: http://www.migration-asyl.de/public1/aufr/home.nsf/0573e93765407cfcc1256aab006ed6e7/c16f2bb145c56ecbc1256f63003149bb!OpenDocument)
    Folgende Personengruppen sind zur einmaligen Teilnahme an einem Integrationskurs anspruchsberechtigt:
    * Ausländer, die sich dauerhaft im Bundesgebiet aufhalten, wenn sie erstmals eine Aufenthaltserlaubnis
    1. zu Erwerbszwecken,
    2. zum Zwecke des Familiennachzuges,
    3. aus humanitären Gründen
    oder eine Niederlassungserlaubnis erhalten.

    Wesentliche Ergebnisse (Quelle: Migrationsbericht 2008, erschienen März 2010, http://www.bamf.de/cln_170/nn_443284/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/Migrationsberichte/migrationsbericht-2008.html)
    * Hauptherkunftsland der Zuwanderer im Jahr 2008 war Polen
    * Starker Anstieg der Zuzüge aus Rumänien und Bulgarien seit dem EU-Beitritt Anfang 2007
    * Gegenüber der Türkei gab es bereits das dritte Jahr in Folge einen Wanderungsverlust
    * Etwa die Hälfte des Wanderungsgeschehens spielte sich zwischen Deutschland und den anderen Staaten der EU ab
    * Insbesondere der Familiennachzug von Drittstaatsangehörigen und die Zuwanderung von Spätaussiedlern und ihrer Familienangehörigen war weiter rückläufig
    * Leichter Anstieg bei den Asylbewerberzahlen gegenüber dem Vorjahr
    * Trend zu einer verstärkten Zuwanderung von Fachkräften auch im Jahr 2008
    * Anstieg der Zahl der Fortzüge von Deutschen. Hauptzielland deutscher Abwanderer ist seit 2004 die Schweiz.

    Das heißt, an Integrationskursen nehmen vorallem „Neuankömmlinge“ aus der im Migrationsbericht beschriebenen Länder teil. Diese kommen aus sehr unterschiedlichen Regionen der Europas und der restlichen Welt und wahrscheinlich aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Aber vielleicht gibt es noch eine Datenerhebung hinsichtlich der TeilnehmerInnen, mal sehen.

  4. Shaqhi sagt:

    […] Deutschland will germanisch bleiben und tut alles um dies zu blieben. Wer sich nicht diesem „Vorbild“ nähert hat Pech gehabt. Ich möchte in Deutschland leben und sagen „Ich bin stolz auf meinen deutsch-türkischen/-arabischen Dialekt, ich bin Stolz der Nachfahre eines Migranten zu sein!“ Without education you are going nowhere! Klar, aber sollte sich mal endlich fragen warum Lehrer/innen nicht näher auf die diese Schüler eingehen und warum, und ich übertreibe nicht, sich manche ja viele sich wie Nazis benehmen! Vielen Migranten fehlt eine bessere Einstellung zur ALLGEMEINEN Bildung aber es ist kein Geheimnis dass vielen Deutsch-Germanen, so z.B: den Lehrern, jegliches Gespür für das Kosmopolitische fehlt! Die Amerikaner sind da viel besser. Tja, the old world Europa und Deutschland muss da noch einges lernen, subhanllah!

  5. spät komme ich, aber ich komme mit meinem Beitrag. Ich komme sicher nicht leicht in den Verdacht, „germanisch“ bleiben oder sein zu wollen, da ich bereits mehrere Jahre mit einem Schwarzafrikaner verheiratet war. Meine Erfahrungen als Dozentin für Deutsch als Zweitsprache entsprechen in marginalen Teilen allerdings denen, dass Migranten immer wieder kaum zu behebende Lernschwächen haben. Sie kommen häufig – und es ist egal ob Kasachstan oder Kurdistan – aus Gebieten, in denen sie während ihrer Kindheit in keiner Weise im Bereich Lernen gefordert und gefördert worden sind. Viele haben nur einen kurzzeitigen Schulbesuch vorzuweisen, der schon lange zurückliegt und sperren sich auch gegen das geforderte Lernen bei der Sprachfertigkeitsvermittlung. Unsere Klassen sind immer sehr heterogen bezogen auf die Nationalitäten und auch auf das Sprachniveau. Wie soll man in einem einzigen Raum, sich um alle Teilnehmer gleichermaßen kümmern. Selbst wenn ich mich eine Stunde lang ganz intensiv um einen Teilnehmer kümmere, bedeutet das noch lange nicht, dass dieser wirklich dauerhafte Fortschritte gemacht hat. Für die Förderung nicht lern gewohnter Teilnehmer müsste eine viel höhere Stundenzahl zur Verfügung gestellt werden und sie müssten Einzelunterricht bekommen über Jahre hinweg. Damit dass irgendjemand „germanisch“ (wir sind hier übrigens nicht mehr im Dritten Reich!!) bleiben möchte, hat das hier alles nichts zu tun

  6. Hannelore sagt:

    „Viele Migranten haben nicht behebbare Lernschwächen“

    Und warum ist das so? Intelligenz ist erblich:
    http://www.tagesspiegel.de/wissen/zwillingsstudien-intelligenz-ist-erblich/6065240.html
    Sarrazin hat doch recht, oder nicht?

  7. Zu Hannelore:

    Da kommt „Hannelore“ doch wieder mit dem abstrusen „Intelligenzkonzept“ … schon die Intelligenztests, die angeblich Intelligenz messen … messen nicht mehr als die Kompetenz beim Lösen von Kreuzworträtseln.

    Entsprechend sind alle anderen Ergebnisse, die auf der Grundlage solcher Testungen entstehen für die Tonne.

    Und Lernschwäche ist nicht erblich, sondern zu 99.9% den Umweltbedingungen geschuldet mangelnde oder sogar völlig fehlende Förderung machen diese Individuen zu „schwächeren Lernern“. Das lässt sich fast bei allen sehr schwachen Lernern nachweisen

    Ich hoffe Hannelore hat auch (wie ich) 8 Jahre Psychologie studiert um den Wert und Unwert das Intelligenzkonzepts KRITISCH einschätzen zu können.

    Josef Özcan (Diplom Psychologe)
    http://www.mig-gesundheit.com