Sevim Dagdelen

„Debatte um türkische Gymnasien geht an der Realität vorbei“

„Die Debatte über die Einrichtung türkischer Gymnasien in Deutschland geht an der Realität vorbei“, erklärt Sevim Dagdelen zum Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Freitag, 26.03.2010, 8:04 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 13.06.2011, 23:52 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

„In Deutschland geborene oder aufgewachsene Kinder und Jugendliche türkischer Abstammung sind ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Sie sind in erster Linie Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende – mit all den Problemen, die mit ihrem sozialen Status verbunden sind. Und diese Probleme lassen sich nicht durch türkische Gymnasien lösen. Das muss auch Erdogan akzeptieren“, so die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sevim Dagdelen.

„Parallelgesellschaften“ sollen ablenken
Allerdings solle sich „gerade die Bundesregierung“ mit Ratschlägen und Schuldzuweisungen gegenüber Erdogan zurückhalten. Es sei verlogen mit Begriffen wie ‚Parallelgesellschaft‘ von gezielter sozialer Ausgrenzung abzulenken. Die bisherigen Bundesregierungen seien „wesentlich dafür verantwortlich, dass Migranten von den sozialen Problemen im Bildungssystem stärker betroffen sind, dass sie diskriminiert und ausgegrenzt werden“.

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Wer Ausgrenzung und Diskriminierung verhindern wolle, müsse die sprachliche Entwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund verbessern. „Das bedeutet, sich für einen Rechtsanspruch auf kostenlose Kita- und Kindergartenplätze einzusetzen, und dies nicht erst für Kinder ab drei Jahren, sondern bei Bedarf auch schon früher.“

Gesetzliche Ausbildungsplatzumlage
Wer die miserable Bildungssituation von Migranten kritisiere, müsse Gemeinschaftsschulen bis zur Klasse 10 als Regelschulen und zudem individuelle Förderung anbieten. Wer die mangelnde Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund kritisiere, müsse die Konkurrenz auf dem Ausbildungsmarkt durch eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage entschärfen.

„Und wer sich daran stört, dass die Erdogan in Deutschland Beifall für seine Forderung erhält, muss endlich den Weg ebnen für Gleichberechtigung und Partizipation“, so Dagdelen abschließend. Politik

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  1. D. E. sagt:

    lösung sieht so aus: mehr türkisch-stämmige lehrpersonal an deutschen schulen, damit auch der muttersprachliche unterricht gewährleistet ist. aber die regierung in ankara gaukelt der öffentlichkeit in brd dieses –> unterricht in türkischer sprache = islam unterricht!

  2. Jo sagt:

    Frau Dagdelen ist neben Memet Kilic die einzige unter den Deutsch-Türkischen Abgeordneten die etwas taugt. Bei den restlichen muss man denken, dass sie sich zu vornehm sind um sich der Probleme der Deutsch-Türkischen Minderheiten anzunehnmen.

  3. Kigili sagt:

    „Und wer sich daran stört, dass die Erdogan in Deutschland Beifall für seine Forderung erhält, muss endlich den Weg ebnen für Gleichberechtigung und Partizipation.“ Genau so ist es! Es kann nicht mehr um das Gefasel um Integration und um Parallelgesellschaften gehen, die einzig und allein das Ziel haben, Minderheiten zu beschuldigen und von den eigentlichen ursächlichen Problemen abzulenken. Die Diskussionen müssen umgelenkt werden auf die Themen Deutscher Rassismus, um Bürgerrechte, Gleichberechtigung und Partizipation allen voran auch Machtpartizipation in diesem Land! Wir haben kein Integrationsproblem, wir haben ein massives Rassismusproblem in Deutschland.