Wissenschaft
Es gibt nicht den einen Islam
Die deutsche Politik sollte nach Einschätzung von Wissenschaftlern die Suche nach einem einheitlichen Ansprechpartner der Muslime aufgeben.
Montag, 15.02.2010, 8:08 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 2:25 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
„Dieser Wunsch entspringt den Vorstellungen von Verwaltungsstrukturen. Wir brauchen stattdessen Modelle, die den Pluralismus im Islam akzeptieren“, sagte der Duisburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Blätte am Freitag in Münster. Der münstersche Politologe Prof. Dr. Klaus Schubert fügte hinzu, „es gibt nicht ‚den einen Islam‘, sondern zahlreiche religiöse Strömungen. Erst wenn wir die Vielfalt akzeptieren, kommen wir in der Integrationspolitik weiter.“
Die Wissenschaftler äußerten sich auf einer Fachtagung „Zum Verhältnis von Politik und Islam“ des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Auch die Bochumer Religionswissenschaftlerin Raida Chbib hob die Bandbreite der islamischen Verbände und Gruppierungen hervor. Neben den im Koordinationsrat der Muslime (KRM) vereinigten großen Verbänden gebe es zahllose unabhängige, oft multiethnische Moscheegemeinden sowie autonome Projekte von Muslimen im sozialen Bereich. „Das muslimische Netzwerk ist viel facettenreicher als lange angenommen“, unterstrich die Expertin.
Muslime noch zu oft über einen Kamm geschoren
Innerhalb der Gemeinden sei zudem ein offenerer Umgang mit theologischen Fragen festzustellen, erläuterte Chbib unter Verweis auf Studien. Der Trend gehe zu einem intellektuelleren Umgang mit dem Koran und zu mehr Meinungsvielfalt. Die drei Forscher beklagten, dass die Muslime noch zu oft über einen Kamm geschoren würden. Dabei unterschieden sich etwa Sunniten, Schiiten und Aleviten stark in ihren Vorstellungen und Frömmigkeitsformen. Die meisten Politiker sähen daran vorbei, sagte Schubert. Als Ausnahme nannte er NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU), der für einen differenzierteren Umgang mit den Muslimen eintrete als die meisten übrigen Landesminister. Das sei in der CDU allerdings nicht leicht zu vermitteln.
Dabei habe die Große Koalition bemerkenswerte Innovationen in der Integrationspolitik gebracht, erklärten Schubert und der Organisator der Tagung, Hendrik Meyer. „Mit der Einrichtung der Deutschen Islam Konferenz (DIK) und dem Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) fand eine symbolische Einbeziehung des Islam in die bundesdeutsche Verbändelandschaft statt.“ Die Integration könne allerdings nicht allein durch eine politische Steuerung gelingen. Auch die Gesellschaft müsse dazu bereit sein. Schubert und Meyer sind am Exzellenzcluster mit dem Projekt „Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland: Integration durch politische Steuerung?“ beteiligt.
Weitere Themen der Tagung waren die öffentliche Wahrnehmung des Islam, Fragen der „Ghettoisierung“ von Muslimen in Städten und die Geschlechtergleichheit unter Muslimen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Franz Hitze Haus in Münster und dem Institut für Politikwissenschaft der WWU statt. Gesellschaft
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Erst wenn wir die Vielfalt akzeptieren, kommen wir in der Integrationspolitik weiter.“
Der Artikel ist wieder mal viel zu pauschal beschrieben. Er sagt viel und gleichzeitig gar nichts und vor allem sagt er nichts neues. Stattdessen wäre es mal sinnvoll SÄMTLICHE islamische Strömungen die es gibt UND vor allem die in Deutschland vertreten sind auf zu zeigen.
Die Vielfalt kann man schon insofern akzeptieren, das es sie gibt, NUR wenn von sagen wir mal 10 islamischen Konfessionen 3 dabei sind, die uns an den Karren fahren wollen sollte man diesen Adieu Deutschland zurufen!!
Die deutsche Politik sollte nach Einschätzung von Wissenschaftlern die Suche nach einem einheitlichen Ansprechpartner der Muslime aufgeben.
Richtig!! Es gibt keinen Ansprechpartner der für alle sprechen kann. Die Politik kann dies aber für die jeweiligen Konfessionen verlangen. Dieses Recht haben wir!! Und diese Ansprechpartner sollte man auch bei schlimmen Vorfällen in die Verantwortung zwingen dürfen.
Wenn es denn einen Islam nicht gibt, wie kann man sagen, dass der Islam zu Deutschland gehört. Denn der salafistische Islam ist eklatant verfassungswidrig und gehört ganz bestimmt nicht zu Deutschland.
@ Krause: ich könnte dann genauso sagen „das Christentum ist sehr heterogen, es gibt Orthodoxe, Orientale, Katholische, Lutheranische, Anglikanische, und Protestantisch-Freikirchliche. Wie kann man da sagen, dass das Christentum zu Deutschland gehört?“ Der salafistische Islam ist nur eine kleine, aber in den Medien sehr präsente Gruppe. Ich verstehe auch nicht, wie Ihre beiden Sätze in einem Sinnzusammenhang stehen.
@ Boli: eine Übersicht finden Sie z.B. in Ina Wunn (2006): Muslimische Gruppierungen in Deutschland.
Ich sehe das reale Problem folgendermaßen: es geht nicht primär um Konfessionen, sondern darum, dass es im mainstream – also sunnitischen – Islam keinen Klerus gibt, und somit anders als im Katholizismus oder der orthodoxen Kirche z.B. keine feste Struktur. Über die letzten 50 Jahre haben sich also verschiedene – oft ethnisch und teilweise politisch motivierte -Gruppen gebildet, bei denen es jetzt schwer wäre, selbst bei z.B. türkischen Sunniten einen einzelnen Verein daraus zu machen. Man stelle sich mal vor, die Freikirchen in den USA unter einem Dach vereinen zu wollen!
Muslime gehören ganz sicher zu Deutschland.
Aber nicht der Islam als solcher.
Hare Krishna gehört ja auch ncht zu Deutschland.
Der salafistische Islam ist nur eine kleine, aber in den Medien sehr präsente Gruppe. Ich verstehe auch nicht, wie Ihre beiden Sätze in einem Sinnzusammenhang stehen.
Das ist komplett gelogen. Der Salafismus ist auf der ganzen arabischen Halbinsel Mainstream und die heiligsten islamischen Stätten befinden sich in den Händen von Salafisten. Der Salafismus ist im Gegenteil eine sehr starke islamische Bewegung die immer weitere Kreise zieht.
Wenn demnächst mal wieder eine muslimische Lehrerin datauf besteht, die Kinder der Ungläubigen im Klassenraum mit ihrem Kopftuch zu konfrontieren, weil dies ein unerlässlicher Teil ihrer Religion („des“ Islam) ist, sollte man ähnlich differenziert verfahren und es ihr untersagen, weil aus Muslime gibt, die das anders sehen.
@ AHA: ich bezog mich a) auf die Situation in Deutschland b) ist die arabische Halbinsel tatsächlich zu großen Teilen von fundamentalisten beherrscht, aber gucken Sie mal wie wenig Menschen da im Vergleich zu Muslimen in Südasien oder Indonesien leben. Sicherlich ist der Einfluss wegen Mecca und Geld nicht gering, aber in Deutschland ist es eben zum Glück nur eine kleine Kraft. Wenn man die aber mit allen anderen Muslimen immer in einen Topf wirft, wird man sie bestimmt nicht bekämpfen können sondern fördert eher eine strömungsübergreifende Solidarisierung c) ich finde es albern, dass Sie auf meinen einen Satz mit einer so krassen Aussage wie „Das ist komplett gelogen“ Antworten müssen. Ich vermisse von einigen Postern ohne Migrationshintergrund die Debattenkultur!