EU-Agenda Türkei

EU-Beitritt und Integration aus der Sicht des Türkischen Botschafters

"Business as usual" in den EU-Beitrittsverhandlungen ist alles, was die Türkei fordert, so der Türkische Botschafter Ahmet Acet. Die EU soll am Ende des Prozesses entscheiden, ob man die Türkei tatsächlich will. Acet verrät außerdem, warum in einer "Türkei von Morgen" die Absage der EU keinen Widerspruch auslösen würde, warum ein enges Verhältnis zum Iran keine "Appeasement"-Politik ist, und warum Türken Deutsche werden sollten.

Freitag, 15.01.2010, 8:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 23.08.2010, 7:33 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

EU-Mitgliedschaft
„Ich denke, dass größte Missverständnis der meisten kritischen Politiker ist, auf die heutige Türkei zu blicken, die nicht perfekt ist,“ sagt der Türkische Botschafter Ahmet Acet im Gespräch mit EurActiv.de und fügt hinzu „Sie sollten auf eine Türkei von Morgen schauen ein Land, das die Verhandlungen abgeschlossen hat.“

Man solle die Türkei danach beurteilen was wir morgen sein wird. „Wenn dieses ‚Morgen‘ gekommen ist, werden wir nicht widersprechen, wenn man uns nicht in der EU haben will.“ Aber wenn man heute sage, die Türkei sei nicht europäisch oder sollte nicht Mitglied sein oder eher ein ‚privilegierter Partner‘, dann sei das so, als ob man mitten in einem Fußballspiel „die Regeln ändert, und der einen Mannschaft erlaubt, mit zwei Bällen zu spielen. Das ist nicht fair.“

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Daher würde die Türkei es begrüßen, wenn Deutschland eine größere Rolle dabei spielt, auf der politischen Ebene Beitrittsschwierigkeiten zu vermeiden. Auch fordert er dass die „Freunde mehr tun, um das Zypern-Problem zu lösen, indem sie ihren Einfluss nutzen. Die großen EU-Mitglieder sollten Führungsstärke zeigen und beweisen, dass sie in der Lage sind, Probleme zu lösen, anstatt sie zu nur zu beobachten.“

Wenn Nicolas Sarkozy und Angela Merkel sagen, dass ein Beitritt der Türkei den EU-Interessen zuwiderläuft, würden dass die Menschen so empfinden, als ob die gesamte EU die Türkei nicht haben will. Das stimme natürlich nicht. Solche Äußerungen würden die Motivation verringern. Was man aber brauche, sei eine Motivationssteigerung, „weil es in jedermanns Interesse ist, dass die Türkei beitritt.“

Türkische Außenpolitik
Außenpolitisch wolle die Türkei lediglich Frieden. „Wir wollen einen sicheren Mittleren Osten. Wir möchten eine Lösung in der Gaza- und Palästinafrage. Wir wissen, dass die wirtschaftlichen Vorteile des Friedens so groß sein werden, dass dabei niemand verlieren wird. Die Türkei ist ein Land, das vom Frieden im Mittleren Osten extrem profitieren wird, wenn die Grenzen offen sind, und die Menschen frei reisen können.“

Und bevor es zu UN-Sanktionen gegen den Iran komme, wolle die Türkei sicherstellen, dass „alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, eine Lösung zu finden“. Das sei der Grund, warum der Türkische Premierminister und der Außenminister in den Iran gereist seien, um mit der politischen Führung dort zu reden. „Sie haben dem Westen mitgeteilt, dass immer noch ,Bewegungsspielraum‘ da ist.“ Der Iran sei Nachbar der Türkei. Daher wolle man sicherstellen, dass alles getan werde, um eine harte Konfrontation zu vermeiden. Politik

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  1. Boli sagt:

    Dafür müsse das Bewusstsein der Türken geschärft werden, dass ihre Kinder möglicherweise scheitern, wenn sie kein Deutsch lernen. „Wir möchten, dass sie für ihre Kinder Verantwortung übernehmen“, so Acet abschließend.

    Nicht möglicherweise! Sie werden scheitern wie schon die letzte Generation. Und das mit dem Verantwortung übernehmen haut mentalitätsbezogen nur hin wenn der Erzieher des Herkunftslandes nicht dumpf über die nationale Größe schwadroniert sondern schlicht die offene Denkweise der Menschen mit einer entsprechenden Bildungspolitik fördern würde. Dann hätten wir genauso wie es viele Deutsche machen wenn sie auswandern viele Ausländer hier die schon vor der Abreise anfangen sich mit der Sprache und Kultur des Landes beschäftigen in das sie einwandern wollen. Nur so haut das hin und dann kann man auch letztendlich immer auf diesen „wo komme ich her“ Bezug etwas mehr verzichten.

    • BiKer sagt:

      meinst du nicht auch, dass du pauschalisierst, wenn du von der letzten generation sprichst? woran machst du bloß fest, dass die gesamte generation verlorengegangen ist? selbst aus dieser aussage, an dem nichts, aber auch nichts auszusetzen ist, findest du etwas zum kritisieren. nur weil er türke ist. keine solide basis, um mit dir ins gespräch zu kommen.

  2. Boli sagt:

    Wenn ich Deiner Meinung nach so sehr pauschalisiere, wieso ist es dem Botschafter dann diese Aussage wert?? Ich glaube nicht das er es sagen würde wenn von 2 Mill. Türken sagen wir mal 1,8 Mill. durchweg erfolgreich wären. Das er es überhaupt sagt zeigt doch die Dringlichkeit oder nicht?

  3. Kosmopolit sagt:

    @BiKer
    Hier steht etwas anderes, bezüglich Erwerbsqoute und Bereitschaft zur Intergration.
    Das viele andere Migranten besser abschneiden, und warum, kann man hier auch lesen.
    http://www.morgenpost.de/printarchiv/politik/article1021896/Tuerken_in_Deutschland_Das_schwere_Erbe_der_ersten_Generation.html

  4. Boli sagt:

    Gut, stellt sich immer noch die Frage was mit den gut 400 000 (also ca. jeder 4.) Abgehängten passieren soll. Und ich schlag jetzt den Bogen dahingehend zurück das sich so viele Türken benachteiligt fühlen. Ich meine wie passt das Zusammen wenn doch angeblich 3/4 erfolgreich sind??

    • BiKer sagt:

      nix bogen! es geht darum, ob diese zahlen geeignet sind, derart pauschal zu schreiben. es geht um ihr stil, zu diskutieren. es geht um ihre art, zu diskutieren, boli.

    • Mehmet sagt:

      drehen und wenden was das zeug hält. hauptsächlich alles schlecht schreiben.
      wie „trollig“!

  5. Kosmopolit sagt:

    Das Internet ist doch eine gute Quelle. Ich habe, hoffentlich ohne hier jemand auf die Füße zu treten, einen Bericht aus dem Tagesspiegel aus 2008.
    http://www.tagesspiegel.de/berlin/Migranten;art270,2601509
    Die Kommentare in diesem Beitrag tun ihr übriges.