Thilo Sarrazin

Geistige Brandstiftung aus Langeweile

Thilo Sarrazin sorgt erneut mit provokanten Äußerungen für Schlagzeilen. Der Bild-Zeitung zufolge forderte er ein Kopftuchverbot für Schülerinnen und mehr Integrationsdruck auf Migranten. Seine Kritiker werfen ihm geistige Brandstiftung und das Schüren eines Kulturkampfes vor.

Dienstag, 15.12.2009, 8:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 23.08.2010, 7:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Ferner bezeichnete Sarrazin Kopftücher als „Symbol des Machtanspruchs des Mannes über die Frau“. Zur besseren Integration schlug er vor: „Erstens den Zuzug begrenzen. Zweitens diejenigen, die da sind, unter Integrationsdruck setzen. Politik und Gesellschaft müssen eine Erwartungshaltung herstellen.“ Außerdem würde er „in Schulen darauf bestehen, dass man Deutsch redet.“

Geistiger Brandstifter
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth kritisierte Sarrazins Äußerungen und forderte seine Entlassung aus dem Vorstand der Bundesbank. „Sarrazin ist in einem öffentlichen Amt längst nicht mehr zu rechtfertigen und gehört deshalb von der Bundesbank endlich gefeuert“, erklärte Roth in einer Pressemitteilung. Sarrazins Aussprüche zeigten „einmal mehr die Unfähigkeit, Minderheiten mit Respekt gegenüber zu treten“.

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Infobox: Letzte Woche veröffentlichte die ARD eine Studie nach der sich nur 22 Prozent der Deutschen keine Sorgen machen, dass sich der Islam in unserer Gesellschaft zu stark ausbreitet. 39 Prozent haben ein wenig Sorge und 36 Prozent machen sich große Sorgen um eine Expansion des Islams.

Für Christine Buchholz (Die Linke), Mitglied des Parteivorstandes, ist der Vorstoß Sarrazins klar: „Er schürt weiter Ängste vor dem Islam.“ Sarrazins Angriffe seien in Kombination mit der Studie aus vergangener Woche “in höchstem Maße beunruhigend“ (siehe Infobox rechts). Sei es doch nicht das erste mal, dass in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Krise versucht werde, mit rassistischen Parolen von den Ursachen derselben abzulenken. „Sarrazin betätigt sich als geistiger Brandstifter“, so Buchholz.

Sarrazin hat Langeweile
Das Präsidiumsmitglied der Islamkonferenz, Badr Mohammed, bezeichnete Sarrazin in einem Bericht der „Berliner Morgenpost“ als einen „gefährlichen Prediger auf der christlichen Seite“. „Ich rufe Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, diesen Kulturkampf so schnell wie möglich zu beenden“, sagte Badr.

Auch der Berliner Integrationsbeauftragte Günter Piening (Grüne) nahm Stellung zu Sarrazins provokanten Äußerungen. Das Kopftuchverbot sei „mit unserer Verfassung in keiner Form vereinbar“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Herr Sarrazin sollte ins Grundgesetz schauen: In unserem Land herrscht Religionsfreiheit“, sagte Piening weiter. Nach den jüngsten Äußerungen werde es wohl wieder eine Debatte um seine Funktion als Bundesbank-Vorstand geben. „Als Bundesbank-Vorstand wurde er vom Bundespräsidenten ernannt. Wenn so eine hoheitliche Institution so einen gefährlichen Unsinn erzählt, wird es schwierig“, so Piening.

Sarrazins Forderung nach einem Kopftuchverbot rief auch bei der SPD Unverständnis hervor. „Der Vorschlag ist weder neu, originell, realitätsnah noch verfassungsgemäß“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer, Christian Gäbler. „Ich weiß nicht, was Sarrazin dazu bewegt, vielleicht langweilt er sich in Frankfurt.“ Politik

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  1. Boli sagt:

    Was ist an einem Kopftuchverbot provozierend wenn dies sogar an Unis und Schulen in der Türkei so ist?? Frankreich ist den Schritt auch schon gegangen und Belgien wird wohl auch bald folgen. Und bezüglich Burka werden die Betroffenen auch nicht mehr lange ihren Spaß haben.

    • Pretzel sagt:

      Was daran so provozierend ist ?

      Nun zwischen der Türkei, Frankreich und Deutschland besteht ein wichtiger Unterschied die beiden erstgenannten sind Laizistische Staaten in denen das Tragen von Religiösen Symbolen in der Öffentlichkeit verboten sind.

      In Deutschland wäre ein Verbot des Kopftuches seiner Natur nach eine Lex Muslima.

      So etwas widerspricht aber dem Gleichbehandlungsprinzip wie es in der Verfassung dieses Landes vorgesehen ist.

      Das ist dann Provozierend weil der geneigte und davon betroffene Mensch zu Recht fragen wird warum bei mir und bei denen nicht !!!!
      Wenn Deutschland irgendwann mal Laizistisch ist und ALLE Religiösen Symbole aus dem öffentlichen Raum entfernt werden dann ist das eben so vorher wäre ein Kopftuchverbot DISKRIMINIEREND !

      Bitte beachten Sie hierzu auch Artikel 9 der ERMK !

      Hoffe geholfen zu haben nicht wahr…….

    • Anne sagt:

      Die Situation in Frankreich und Belgien ist, was ein Kopftuchverbot an Schulen angeht, nicht vergleichbar mit der in Deutschland. In beiden Ländern besteht keine Schulpflicht wie in Deutschland, sondern eine Unterrichtspflicht. Sprich: die Mädchen können zu Hause oder in Gruppen lernen und müssen nur zu jährlichen Prüfungen antreten (und da, hat man mir gesagt, sei man in Frankreich über das Kopftuchverbot hinweggegangen). In Deutschland hingegen hätten die Mädchen nur die Wahl zwischen Kopftuch abziehen oder im Ausland die Schule besuchen ….

  2. Boli sagt:

    Dann sollten wir wohl das Grundgesetz in der Tat laizistisch gestalten. Wäre fairer für alle. Übrigens ist in Dortmund vor kurzem eine muslimische Arzthelferin wegen dem Kopftuch gefeuert worden. Selbst wenn das Gericht der Entlassung widerspricht, glaube ich das dem Arbeitgeber dann eben andere Gründe einfallen werden.

  3. Malte sagt:

    Es wird solange nicht aufhören, wie wir uns nicht gemeinsam zusammen setzen und so lange miteinander reden, bis wir uns verstehen! die Politik allein, wird es nicht lösen können!

  4. Boli sagt:

    Das ist sehr wohl ein Problem des GG, da dieses von den Staatsgründern so nicht vorhergesehen wurde. Ich denke das GG wird diesbezüglich spätestens in 5 Jahren nachgebessert. Und der Arbeitgeber kann schließlich auch nichts für die Sturheit dieser Frau. Ich meine, wenn der Arbeitgeber schon vorher etwas gegen sie gehabt hätte wäre sie mit oder ohne Kopftuch rausgeflogen. Der Streit fing erst an als sie dieses WÄHREND der Arbeit nicht abnehmen wollte. Was sie nach der Arbeit macht sollte diesbezüglich Privatsache sein (außer bei Burka).

    • Mehmet sagt:

      Wie sich jemand kleidet, sollte generell IMMER Privatsache sein. Einer Frau mit Kopftuch zu sagen, sie solle das Kopftuch ablegen, kommt der Bitte nahe, einer Frau ohne Kopftuch zu sagen, sie solle solle „oben ohne“ rumlaufen.

      Die Hauptsache ist, dass die Person nicht durch ihre Kleidung bei der Ausführung der Tätigkeit behindert wird. Ein Kopftuch wird beim schreiben eines Dokumentes oder bei Vertragsverhandlungen kaum stören, sondern eher die Reaktion oder das Bild ihres Gegenüber. Hier gilt es, die noch nicht vorhandene Toleranz in der deutschen Gesellschaft zu stärken, damit diese Person nicht ausgegrenzt wird.

      Es geht ja hauptsächlich darum, ob eine Frau FREIWILLIG einen Kopftuch trägt. Wird es auferzwungen, dann ist dies natürlich falsch. Möchte die Frau dies jedoch aus eigenen Stücken, dann sollte auch gewährleistet werden, dass Sie so rumlaufen darf. Hierzu nochmal folgender Link:

      http://www.migazin.de/2009/12/07/tragt-ihre-frau-ein-kopftuch/

      • HoKo sagt:

        Dann versuch mal, in einer Bank einen Job zu bekommen, wenn Du in Bermuda-Shorts und Muskel-Shirt erscheinst. Es gibt so etwas wie einen Dress-Code und wenn man sich nicht daran hält, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man den Job nicht bekommt. Ich muss leider auch oft im Büro einen Anzug tragen, auch wenn ich lieber Jeans und Turnschuh anziehe. und reg ich mich auf?

        • Mehmet sagt:

          Dies geht jedoch mit deinen religiösen Einstellungen konform. Ein Dresscode, welcher nur mit der religiösen Einstellung einer Religionsrichtung konform geht, ist ein sehr intoleranter Dresscode.
          Letztendlich ist es doch so: Die Menschen in Deutschland weigern sich, das Kopftuch als eine mögliche Form der Kleidung anzunehmen und grenzen somit jeden aus, der dieser Regel nicht folgt.
          In einem Callcenter sitzt eine Dame mit Kopftuch. Sie trägt es aus Überzeugung und kein Schwein regt sich drüber auf. Sie ist supernett und macht ihr Arbeit auch sehr gut. Bald wird anfangen zu promovieren. Und JA, man kann erfolgreich im Job sein UND einen Kopftuch tragen. NUR will es der intolerante Großteil der Gesellschaft nicht.
          Ich persönlich halte nichts von Kopftüchern, habe aber auch nichts dagegen, wenn jemand so etwas tragen möchte. Nur verstehe ich die aversive Haltung der Deutschen nicht. Meinetwegen soll man die Kopftücher verbieten. Jedoch mit einer Bedingung: Deutschland sollte sich dann auf die Fahne schreiben, dass es ein intolerantes Land ist. Auf Kongressen soll dann gesagt werden: „Als intolerantes Land, welches in gebildeten Arbeitsumgebungen Kopftücher verbieten will…..“ Weiterhin soll noch hinzugefügt werden:“ Als Putzen sind Kopftuchträgerinnen NOCH ok.“ Oder noch besser: „Das Grundgesetz sollte für Kopftuchtragende Menschen nicht gelten.“
          Wenn Deutschland sich SO präsentiert, dann können sie auch Kopftücher verbieten.

          • Mehmet sagt:

            Den Text kann man auch umwandeln:


            Dies geht jedoch mit deinen religiösen Einstellungen konform. Ein Dresscode, welcher nur mit der religiösen Einstellung einer Religionsrichtung konform geht, ist ein sehr intoleranter Dresscode.
            Letztendlich ist es doch so: Die Menschen in Deutschland weigern sich, den Hut bei Juden und die Ringellöckschen als eine mögliche Form der äußeren Erscheinung anzunehmen und grenzen somit jeden aus, der dieser Regel nicht folgt.
            In einem Callcenter sitzt ein Herr mit Hut und Ringellöckchen. Er trägt es aus Überzeugung und kein Schwein regt sich drüber auf. Er ist supernett und macht ihr Arbeit auch sehr gut. Bald wird anfangen zu promovieren. Und JA, man kann erfolgreich im Job sein UND einen diesen Stil haben. NUR will es der intolerante Großteil der Gesellschaft nicht.
            Ich persönlich halte nichts von Ringellöckhen und Hüten, habe aber auch nichts dagegen, wenn jemand so etwas tragen möchte. Nur verstehe ich die aversive Haltung der Deutschen nicht. Meinetwegen soll man die Dinger verbieten. Jedoch mit einer Bedingung: Deutschland sollte sich dann auf die Fahne schreiben, dass es ein intolerantes Land ist. Auf Kongressen soll dann gesagt werden: “Als intolerantes Land, welches in gebildeten Arbeitsumgebungen mit Hüten und Ringellöckchen verbieten will…..” Weiterhin soll noch hinzugefügt werden:” Als Putzen sind Menschen mit Ringellöckchen NOCH ok.” Oder noch besser: “Das Grundgesetz sollte für Menschen mit Ringellöckchen nicht gelten.”
            Wenn Deutschland sich SO präsentiert, dann können sie auch Ringellöckchen und Hüte verbieten.“

            Ich habe hier nur die Kopftücher mit Hüten und Ringellöckchen vertauscht. Die Interpretation überlass Ich anderen.

        • Selçuk sagt:

          „Dann versuch mal, in einer Bank einen Job zu bekommen, wenn Du in Bermuda-Shorts und Muskel-Shirt erscheinst.“

          Toller Vergleich!

          • HoKo sagt:

            Wieso? warum kann es nicht sein, dass mir meine Religion befiehlt, dauernd Muskelshirt und Bermuda-Shorts zu tragen? Ist halt eine kleine Religion. Es ist intolerant, wenn Du Dich über meine Religion lustig machst, nur weil meine religiösen Gefühle das Tragen von Muskelshirts und Bermuda-Shorts verlangen. Was für ein kopftuch gilt, muss auch für Bermuda-Shorts gelten. Jeder, der sich aufregt, dass Frauen mit Kopftüchern nicht überall mit Kopftuch arbeiten dürfen, müsschen sich auch darüber aufregen, dass Bermudashorts-Träger nicht überall arbeiten dürfen.

            • Selçuk sagt:

              Was ist denn das bitte für eine Argumentation? Sie sollten sich nicht irgendwelche „Pseudo-Religionen“ ausdenken, nur um damit Ihre Begründungen stützen zu können. Warum soll eine Arzthelferin kein Kopftuch tragen können, solange sie ein gepflegtes bzw. sauberes Erscheinungsbild hat, was ja für diesen Beruf besonders wichtig ist? Das eigentliche Problem hat nichts mit der vorgeschriebenen Kleiderordnung bzw. einem Dress-Code zu tun. Das Problem ist unter anderem, dass ein Teil dieser Gesellschaft das Bild einer Frau, die ein Kopftuch trägt, nicht sehen will.

              • hoko sagt:

                was man privat macht, bleibt jedem selbst überlassen. Ob die Frau zu Hause, beim Einkaufen oder beim Schlittschuhlaufen also ein Kopftuch, ein Prada-Kostüm oder einen Kartoffelsack trägt, ist nur ihre Entscheidung. Das muss jedem vollkommen egal sein, niemand darf hier jemandem was vorschreiben. Wenn sie aber eine öffentliche Rolle einnimmt, in diesem Fall eine Rolle als Arbeitnehmerin, muss sie kompromissbereit sein und sich an Dresscodes halten. Wenn nicht, dann muss sie halt auf die Einnahme einer Rolle (hier: Arbeitsplatz) verzichten. Das ist ihr Problem.
                Wenn mein Arbeitgeber will, dass ich im Büro einen Anzug trage, dann muss ich das tun, ich trage viel lieber Jeans und T-Shirt, ich finde Krawatten schrecklich unbequem. Zu Hause trage ich also nie einen Anzug, allerdings muss ich in der Arbeit kompromissbereit sein.
                Wer entscheidet eigentlich, was eine Pseudo-Religion ist und was nicht? Gibt es in Deutschland schon einen religiösen Wächterrat, der darüber befindet?

                • Selçuk sagt:

                  „was man privat macht, bleibt jedem selbst überlassen. Ob die Frau zu Hause, beim Einkaufen oder beim Schlittschuhlaufen also ein Kopftuch, ein Prada-Kostüm oder einen Kartoffelsack trägt, ist nur ihre Entscheidung. Das muss jedem vollkommen egal sein, niemand darf hier jemandem was vorschreiben.“
                  Absolut richtig!

                  „Wenn sie aber eine öffentliche Rolle einnimmt, in diesem Fall eine Rolle als Arbeitnehmerin, muss sie kompromissbereit sein und sich an Dresscodes halten.“
                  Wären Sie dann bitte so nett und beschreiben den Dresscode einer Arzthelferin im Detail? Also was genau muss sein und was darf nicht?

                  „Wenn mein Arbeitgeber will, dass ich im Büro einen Anzug trage, dann muss ich das tun, ich trage viel lieber Jeans und T-Shirt, ich finde Krawatten schrecklich unbequem.“
                  Sie können das nicht pauschal auf alle Berufe/Berufsgruppen übertragen. Es gibt auch Berufe, bei denen man diese Entscheidung frei treffen kann. Es gibt aber auch Berufe, wo es eine Kleiderordnung gibt, die auch sinnvoll ist. Evtl. können Sie mir ja auch den Sinn für ein Kopftuch-Verbot bezüglich der Tätigkeit einer Arzthelferin erläutern.

                  „Wer entscheidet eigentlich, was eine Pseudo-Religion ist und was nicht? Gibt es in Deutschland schon einen religiösen Wächterrat, der darüber befindet?“
                  Ich werde diese Entscheidung sicherlich nicht treffen können und würde es auch nicht. Wenn man sich aber die Formulierung Ihres Satzes anschaut, kann man nicht wirklich davon ausgehen, dass es in der Realität Menschen gibt, die nach einer solchen Religion leben. Falls Sie sich diese Religion nicht ausgedacht haben und sie wirklich existieren sollte, würde ich um eine Aufklärung bitten und würde den entsprechenden Teil meines Kommentars zurücknehmen.

                  • hoko sagt:

                    Wären Sie dann bitte so nett und beschreiben den Dresscode einer Arzthelferin im Detail? Also was genau muss sein und was darf nicht?

                    Das kann niemand zentral entscheiden, sondern muss dem Arbeitgeber überlassen sein. In Berlin-Kreiuzberg dürfte es kein Problem sein (mir persönlich wäre es auch egal), anderswo schon. Wenn also durch eine Arzthelferin im Kopftuch Patienten abgeschreckt werden, dann muss ein Arzt (also Arbeitgeber) das Recht haben, zu verlangen, dass das Kopftuch runter muss, sonst geht er Bankrott. In diesen Arztpraxen hat ein Kopftuchverbot also Sinn, weil sonst evtl. auch Arbeitsplätze der nicht-religiösen Kollegen gefährdet sind. Es gibt zum Glück kein zentrales Gremium, was entscheidet, was sein darf und was nicht. Es mag Firmen geben, in denen man in Jeans in Arbeit geht, bei meiner ist das nicht der Fall, wir haben Klienten, die Wert darauf legen, dass man ordentlich angezogen ist, also muss ich kompromissbereit sein.
                    Was mich so an religiösen Muslimen stört ist deren Kompromisslosigkeit. Sie sind nicht bereit, sich einen Zentimeter zu bewegen. Es muss alles sein, alle anderen müssen sich umstellen, müssen sich öffnen, müssen tolerant sein. aber selbst bewegt man sich keinen Zentimeter. Diese Form von Egoismus stört mich wirklich.
                    Ich bin nicht religiös, mir ist Religion (ob Islam, Scientology, Katholizismus oder Satanismus) herzlich egal. Wenn in einer Gesellschhaft alle kompromisslos ihre religiösen Partikularinteressen ausleben (wie es manche (!) Muslime fordern), dann wird Zusammenleben in einer Gesellschaft schwierig. Der eine fordert dies, der andere dies, der nächste das. Eine Gesellschaft zerfällt so. Deshalb sollte Religion Privatsache sein und man sollte es im Privaten ausleben. Sobald man aber Kontakt mit anderen hat, sollte man sich etwas zurücknehmen

                    • Selçuk sagt:

                      Aus der Sicht eines nicht-religiösen Menschen ist es vielleicht einfacher zu sagen, dass man sich da zurückhalten soll. Doch wie soll sich denn eine Frau, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugung ein Kopftuch tragen möchte, sich in der Hinsicht zurückhalten? Also einfach weg mit dem Kopftuch? Fragen Sie sich denn auch, wie schwer oder einfach es ist sich in dieser Form zurückzuhalten?

                      Sie sagen, dass die Kunden bzw. die Patienten wegen dem Kopftuch abgeschreckt sein könnten. Genau das ist ja das Problem, wie ich es bereits in meinem früheren Kommentar formuliert hatte.

                      „Was mich so an religiösen Muslimen stört ist deren Kompromisslosigkeit. Sie sind nicht bereit, sich einen Zentimeter zu bewegen. Es muss alles sein, alle anderen müssen sich umstellen, müssen sich öffnen, müssen tolerant sein. aber selbst bewegt man sich keinen Zentimeter. Diese Form von Egoismus stört mich wirklich.“
                      Wie viele solcher Muslime kennen Sie denn persönlich?

                      Sie verzichten mit Ihrer Kompromissbereitschaft auf ein bequemes Kleidungsstil auf der Arbeit. Kann man das wirklich mit dem Absetzen des Kopftuchs vergleichen?

  5. Boli sagt:

    Wie sich jemand kleidet, sollte generell IMMER Privatsache sein.

    “Dann versuch mal, in einer Bank einen Job zu bekommen, wenn Du in Bermuda-Shorts und Muskel-Shirt erscheinst.”

    Richtig! Und da wo die Arbeit anfängt hört bei vielen Jobs die Privatsache auf. Wie schon gesagt: Bank, Anwaltskanzlei, Beamter, Fabrikarbeiter bei Mercedes usw. das sind alles Jobs die sehr häufig einem Dresscode unterliegen. Wenn die Frau Christin und Nonne werden möchte wird das mit dem Kopftuch auch bei uns in Ordnung gehen. Ansonsten kenne ich keinen Beruf etc. der eine Kopfbedeckung zulässt. Außerdem so wie ich den Bericht gelesen hatte ging es doch vorher auch das mit der Arbeit das Kopftuch eben runter kam. Jetzt auf einmal nicht mehr. Empfinde ich als reine Provokation und dumm dazu weil Job weg.

  6. Boli sagt:

    Das Problem mit dem Kopftuch ist gegenüber Folgendem noch richtig harmlos. Die Franzosen sind schon einen Schritt weiter:

    http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Wenn-Muslime-Geburtshelfer-niederschlagen/story/24584619

  7. bogo70 sagt:

    In Bermuda und Muskelshirt, wie mit weissen Tennissocken und Latschen elegant zu erscheinen, dürfte tatsächlich schwer fallen. Wohingegen manche verhüllte Frau schon fast zu sexy erscheint für ein Kopftuch.
    Ist doch alles Schmarrn, Intoleranz und die Entwicklung in einer Ellenbogengesellschaft die nichts akzeptiert als ihr eigenes abgehobene Ego, der einzige Faktor der es Menschen die sich anders entschieden haben verwehrt an der Erfolgsgesellschaft teilzunehmen. Möchte zu gern wissen wie es ist, wenn dieses ganze Geldsystem nicht mehr funktioniert und nur noch diese sogenannte Unterschicht weiß wie man Kartoffeln anbaut oder ein warmes Essen auf den Tisch bringt. Das wird bestimmt lustig.

  8. HoKo sagt:

    Ich bezweifle sehr, dass ausgerechnet „die Unterschicht weiß wie man Kartoffeln anbaut oder ein warmes Essen auf den Tisch bringt“. Witrd das auf rtl2 gezeigt?

  9. NDM sagt:

    Sarrazin arbeitet ganz offenbar intensiv daran, die SPD-Wahlergebnisse an den Zinssatz für Dispoüberziehungen anzugleichen…

    Hier und dort wird gesagt, dass die Wirtschaftskrise noch weitere Sarrazins hervorrufen könnte. Bereits zu Anfang des Jahres wurde in der Presselandschaft deutlich gemacht, dass die Wirtschaftskrise rechtsextreme Denkmuster stärken könnte – was ja z.Zt. auch innerhalb mehrerer Parteien passiert. Die Rechtsextremen mit ihren Anti-Minarett- und Anti-Moschee-Aktionen setzen dem ganzen lediglich das I-Tüpfelchen drauf.

  10. HoKo sagt:

    @ selcuk
    „Aus der Sicht eines nicht-religiösen Menschen ist es vielleicht einfacher zu sagen, dass man sich da zurückhalten soll. Doch wie soll sich denn eine Frau, die aufgrund ihrer religiösen Überzeugung ein Kopftuch tragen möchte, sich in der Hinsicht zurückhalten? Also einfach weg mit dem Kopftuch? Fragen Sie sich denn auch, wie schwer oder einfach es ist sich in dieser Form zurückzuhalten?“

    Nein, nicht einfach weg, sondern dort weg, wo es unbedingt sein muss. Beim Einkaufen, beim Spazieren gehen und sonst wo kann sie von mir aus auch einen Kartoffelsack (von mir aus in Kombination mit Kopftuch) tragen. das ist mir egal. Es mag ja sein, dass sie ein Kopftuch auch am Arbeitsplatz tragen möchte, der Arbeitgeber und die kollegen und die Kunden möchten es aber nicht und vielleicht wäre es dann ganz gut, wenn man nicht zu 100% auf seinen Partikularinteressen besteht, sondern kompromissbereit ist und am Arbeitsplatz das Kopftuch ablegt. Die Woche hat 168 Stunden, am Arbeitsplatz ist man 40 Stunden. Das sollte drin sein.

    Und mal so neben bei: Es gibt zahlreiche Muslime, die argumentieren, dass das Kopftuch keine religiöse Pflicht darstellt, dass man also genauso gut ohne Kopftuch ein guter Muslim sein kann.

    „Sie sagen, dass die Kunden bzw. die Patienten wegen dem Kopftuch abgeschreckt sein könnten. Genau das ist ja das Problem, wie ich es bereits in meinem früheren Kommentar formuliert hatte.“

    Das mag sein, das ist evtl. ein problem. Esist genauso ein problem, wenn religiöse Muslime mit einer „alles oder nicht haltung“ agieren. Das schaukelt sich dann hoch. Sie verlangen aber nur von der Mehrheitsgesellschaft Anpassung, die muss sich ändern, religiöse Muslime nicht.

    „Sie verzichten mit Ihrer Kompromissbereitschaft auf ein bequemes Kleidungsstil auf der Arbeit. Kann man das wirklich mit dem Absetzen des Kopftuchs vergleichen?“

    Warum eigentlich nicht? Was mich an Ihrer Argumentation stört, ist die Einseitigkeit. Sie haben einen, aber auch nur einen Adressaten, der sich ändern muss und das ist die Mehrheitsbevölkerung. Die religiösen muslime null komma null. Deren religiöse Rechte sind sakrosant, man darf nicht einmal darüber diskutieren. Integration ist für sie ein einseitiger anpassungsprozess der mehrheitsbevölkerung an die religiösen Partikularinteressen der Minderheit. Sie brauchen sich nicht wundern, wenn dieses Verständnis abglehnt wird.

    • Selçuk sagt:

      Sie brauchen eigentlich mir nichts zu unterstellen, da uns das bei unserer Diskussion überhaupt nicht weiterhilft. Ich bin nicht der Meinung, dass meine Argumentation einseitig wäre. Ich möchte nur den Sinn eines Kopftuch-Verbots, bezogen auf den Beruf einer Arzthelferin, verstehen können. Das einzige Argument, das Sie bringen, ist, dass die Mehrheitsgesellschaft etwas gegen das Tragen des Kopftuchs hätte und sich die betroffenen Personen deshalb anzupassen haben. Nur, warum lehnt die Mehrheitsgesellschaft es ab? In meinen Augen ist diese Argumentation nicht schlüssig, denn dann könnte die Mehrheitsgesellschaft einer Minderheit alles Mögliche vorschreiben.

      „Und mal so neben bei: Es gibt zahlreiche Muslime, die argumentieren, dass das Kopftuch keine religiöse Pflicht darstellt, dass man also genauso gut ohne Kopftuch ein guter Muslim sein kann.“
      Ich bin einer von diesen Muslimen.

      Bei solchen Diskussionen stört es mich sehr, dass manche Menschen es sich zu einfach machen und sich mit der Komplexität einer solchen Fragestellung nicht beschäftigen bzw. sich nicht beschäftigen wollen, vor allem, wenn sie nicht selbst zu den Betroffenen gehören. Wenn ich versuche (für mich) eine Antwort zu finden, versetze ich mich in die Lage aller Parteien. Ich persönlich finde bspw. sehr traurig und auch beschämend, wenn manche (ich kenne die genaue Zahl nicht) Gemeinden versuchen den Muezzinruf in Deutschland durchzusetzen. In so einem Fall kann ich absolut nachvollziehen, dass sich nicht-religiöse bzw. Angehörige anderer Religionen zur Wort melden und Ihre ablehnende Haltung öffentlich bekannt geben. Dabei finde es sehr vorbildlich, wenn diese Personen Ihre Stellung ganz sachlich darlegen. Dabei müssen sie nicht mal eine Mehrheit darstellen. Wer sich aber für eine verachtende Ausdrucksweise entscheidet, wird von meiner Seite kein Verständnis bekommen.

      Ich stelle Ihnen noch einmal die Frage: Wie viele dieser kompromisslosen Muslime kennen Sie persönlich und um welche Entscheidungen geht es dabei?

      • HoKo sagt:

        Natürlich sind Sie kompromisslos und einseitig, denn in Ihrer Argumentation muss sich nur einer nicht ändern: die Gruppe religiöser Muslime. Das kommt für sie gar nicht in Frage, alle anderen müssen tolerant sein und ein Stück kompromissbereit sein, nur die Rechte der muslimischen kopftuchtragenden Arzthelferin (um das Beispiel noch mal aufzugreifen) sind absolut. Das ist für mich unverständlich.
        Zu Ihrer Frage:
        Ich kenne einige Personen mit Migrationshintergrund, ich weiß nicht, ob sie religiös sind oder nicht. Ich vermute einmal nicht. Ich kenne aber auch keine religiösen Katholiken, Satanisten oder Scientologen. Mir macht Religion eher Angst, ich meide frömmelnde Gestalten egal welcher (Aber-)Glaubensrichtung.

        • Selçuk sagt:

          Haben Sie sich meinen Kommentar durchgelesen?

          • HoKo sagt:

            Ja, ich habe ihn gelesen und in der Causa Kopftuch bleiben Sie kompromisslos und beharren darauf, dass sich alle ändern müssen nur die Arzthelferin nicht. Wenn es Leute gibt, die ein Kopftuch stört, so wie es Leute gibt, die es stört, wenn ich in Jeans ins Büro käme, dann kann man nicht nur sagen: Leute, stellt euch nicht so an und seit mal tolerant. Mich würde interessieren, ob die betroffene Person für eine Sekunde mal drüber nachgedacht hat, den Konflikt zu lösen, in dem Sie das Kopftuch in der Arbeitszeit abnimmt. Gerade weil ein Kopftuch eben keine islamische Pflicht ist, wäre das aus meiner Sicht nicht zu viel verlangt.