EU-Studie

Vier von fünf Zuwanderern melden Diskriminierung nicht

Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) gibt die Ergebnisse ihrer Umfrage bei über 23 000 Angehörigen ethnischer Minderheiten und Zuwanderergruppen über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung, rassistisch motivierten Straftaten und dem polizeilichen Vorgehen in der EU bekannt. Die Ergebnisse zeigen, welche Diskriminierung Minderheiten im Alltag erleben: in der Schule, bei der Arbeitssuche, beim Arzt oder beim Einkaufen.

Freitag, 11.12.2009, 8:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 06.02.2020, 11:40 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

EU-MIDIS ist der größte und umfassendste Bericht, den die FRA je veröffentlicht hat. Dabei geht es um die erste EU-weite Erhebung unter mehr als 23 000 Angehörigen von ethnischen Minderheiten und Zuwanderergruppen über ihre Diskriminierungserfahrungen in der EU und die Viktimisierung im Alltag. Zum vollständigen Bericht

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Diskriminierung am schädlichsten in zwei fundamentalen Lebensbereichen auswirkt, nämlich Bildung und Beschäftigung. „Dies ist besonders alarmierend, denn geeignete Bildungsangebote und bezahlte Beschäftigung sind der Schlüssel zur Integration und sozialen Eingliederung, stellen sie doch die ‚Vorbedingung‘ für eine würdige, freie und zuversichtliche Lebensführung dar“, heißt es im Bericht der FRA.

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Diskriminierung im Alltag und Opfer von Straftaten
Diskriminierung kommt aber auch in anderen Bereichen des alltäglichen Lebens vor. So erlebten laut Erhebung 11 % der Befragten aus Nordafrika Diskriminierung aufgrund ihrer ethnischen Herkunft in einem Geschäft oder schon beim Versuch, ein Geschäft zu betreten. 17 % der Roma gaben an, durch Personal im Gesundheitswesen diskriminiert worden zu sein. Fast ein Viertel (22 %) der Afrikaner aus Ländern südlich der Sahara wurden bei der Arbeitssuche mindestens einmal aufgrund ihrer ethnischen Herkunft diskriminiert.

Die Zahlen der Opfer von Straftaten sind noch deutlicher. Einer von vier Befragten (24 %) wurde in den letzten 12 Monaten mindestens einmal Opfer einer Straftat. „Angehörige von Minderheiten werden zwar häufig als Kriminelle abgestempelt, doch sie können ganz klar auch Opfer von Straftaten sein, die Hilfe, Schutz und Unterstützung brauchen“, so die FRA.

„Es würde nichts passieren“
Trotz dieser hohen Zahlen hatten die meisten (82 %), ihre letzte erlebte Diskriminierung nicht gemeldet. Laut Umfrage ist der wichtigste Grund, die Vermutung, nach der Meldung „werde nichts geschehen“. Ein weiterer häufiger Grund, aus dem eine Meldung unterbleibt, sind mangelnde Kenntnisse über den Meldevorgang. Die Ergebnisse zeigen, dass die überwältigende Mehrheit der Befragten keine Organisation kannte, die diskriminierten Menschen hilft und sie berät. Nur 16 % der Befragten gaben an, eine solche Organisation zu kennen. Überdies hatten 63 % der Befragten noch nie von einer Gleichbehandlungsstelle gehört, selbst wenn diese namentlich genannt wurde.

Weitere Studien und Umfragen rund um Integration und Migration von Zuwanderern und Minderheiten im MiGAZIN Dossier.

Die FRA resümiert: „Das erklärt die sehr geringen Meldequoten und zeigt, dass dringender Bedarf an besseren Informationen besteht.“ Denn hinzu kommt, so die FRA, dass viele Angehörige ethnischer Minderheiten und Zuwanderergruppen die Rechtsvorschriften zur Diskriminierungsbekämpfung nicht kennen. „So wusste fast die Hälfte (46%) der Befragten nicht, dass es Gesetze gibt, die die Diskriminierung von Menschen aus Gründen der ethnischen Zugehörigkeit in Geschäften, Restaurants, Bars oder Clubs verbieten“, heißt es in der Studie.

Ein weiterer Faktor für die Nichtanzeige ist laut Bericht das Misstrauen gegenüber der Polizei. Einer von fünf befragten Nordafrikanern (19 %) war laut Erhebung der Auffassung, dass er gezielt wegen seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit von der Polizei kontrolliert wurde. Gesellschaft Studien

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