Baden-Württemberg
Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Landesarbeitskreis Integration (LAKI) diskutierte über die Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund Goll: "Eine fundierte Ausbildung ist ein Garant für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben. Wir können und dürfen auf die Potenziale der Jugendlichen mit Migrationshintergrund nicht verzichten!"
Dienstag, 14.07.2009, 6:40 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 03.09.2010, 21:55 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
In der gestrigen Sitzung des Landesarbeitskreises Integration (LAKI) hat der Justizminister und Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Prof. Dr. Ulrich Goll MdL (FDP), die Bedeutung der beruflichen Ausbildung hervorgehoben: „Eine fundierte Berufsausbildung ist nach wie vor eine der besten Versicherungen gegen Arbeitslosigkeit. Sie ist eine der entscheidenden Voraussetzungen für eine erfolgreiche Positionierung auf dem Arbeitsmarkt und somit für eine gleichberechtigte Teilnahme und Teilhabe am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben insgesamt“, erklärte Goll.
„In der Globalisierung sind Potenziale der Migranten wie Mehrsprachigkeit und kulturelles Wissen große Vorteile für die Unternehmen – gerade auch in der Wirtschaftskrise“, erklärte der Integrationsbeauftragte der Landesregierung. „Denn wir können und dürfen auf die Potenziale der Jugendlichen mit Migrationshintergrund nicht verzichten“, betonte Goll. „Das sind Ressourcen, die wir brauchen, um der demografischen Entwicklung und der fortschreitenden Industrialisierung sowie dem Fachkräftemangel zu begegnen“, so der Integrationsbeauftragte weiter.
Die Ausbildungssituation der Jugendlichen mit Migrationshintergrund sei nach Golls Worten trotz vieler Programme und Maßnahmen noch nicht zufriedenstellend. Auch wenn die Arbeitsmarktperspektiven für Migranten in Baden-Württemberg verhältnismäßig günstig seien, würden etwa 32 % der 25-bis unter 35-jährigen Migranten über keinen beruflichen Abschluss verfügen – bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund treffe dies auf lediglich 8 % zu.
Ursache hierfür sei vor allem die teils noch unzureichende schulische Bildungssituation der Kinder mit Migrationshintergrund, die den Übergang in die Ausbildung deutlich erschwere. Hinzu komme, dass viele junge Migranten und deren Eltern unzureichend über unser Ausbildungssystem informiert seien. Damit gehe ein sehr beschränktes Spektrum bei der Wahl des Ausbildungsberufs einher.
Daher sei es wichtig, die Horizonte der Berufswahl von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu erweitern. „Friseurin, medizinische Fachangestellte, Verkäuferin und Kfz-Mechatroniker – das sind die am stärksten besetzten Berufe unter ausländischen Auszubildenden. Wir brauchen jedoch auch mehr Lehrer, Erzieher, Polizisten und auch Pfleger im Gesundheitsdienst mit Migrationshintergrund“, erklärte Goll. Diese könnten als Brücken zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund fungieren und auch eine Vorbildfunktion für Jugendliche mit Migrationshintergrund einnehmen. Aufklärung sei hier gefragt. „Eine Kampagne zur Erweiterung des Berufswahlspektrums der Jugendlichen mit Migrationshintergrund könnte hier Abhilfe schaffen“, schlug Goll vor.
„Landesarbeitskreis Integration (LAKI)“
Der frühere Landesarbeitskreis für Spätaussiedlerangelegenheiten wurde am 24. Oktober 2002 umstrukturiert und unter Einbeziehung von Vertretern migrantenspezifischer Belange zu einem Landesarbeitskreis Integration (LAKI) ausgestaltet, in dem grundsätzliche Fragen der Integration von Migranten und Spätaussiedlern beraten werden. Mitglieder des LAKI sind der Integrationsbeauftragte der Landesregierung als Vorsitzender, der Landesbeauftragte für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler, die kommunalen Landesverbände (Städtetag, Gemeindetag, Landkreistag), die Liga der freien Wohlfahrtspflege (Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Israelitische Religionsgemeinschaft), die evangelische und die katholische Kirche, die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit, der Bund der Vertriebenen, der Städtetag-Arbeitskreis der kommunalen Integrationsbeauftragten, der Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen in Baden-Württemberg, die Türkische Gemeinde Baden-Württemberg, der Bund baden-württembergischer Initiativgruppen in der Arbeit mit Kindern mit Migrationshintergrund e. V., das Landeskuratorium für außerschulische Jugendbildung Baden-Württemberg, das Landespolizeipräsidium Baden-Württemberg, das Innen-, Arbeits-und Sozial-sowie das Kultus-und das Wirtschaftsministerium, ein Regierungspräsidium, die Regionalstellen Reutlingen und Karlsruhe des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sowie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.
Der Landesarbeitskreis Integration tagt in der Regel zwei Mal im Jahr.
Der im September 2008 beschlossene Integrationsplan Baden-Württemberg stelle die Weichen für eine bessere Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Bildung und Ausbildung werden als Schlüssel für eine erfolgreiche Integration besonders hervorgehoben. Der Plan stelle zahlreiche Maßnahmen dar, die die Jugendlichen auf den entscheidenden Schritt der Berufsentscheidung vorbereiten und sie beim Übergang von der Schule in den Beruf unterstützen: So z.B. das Berufsvorbereitungs- und -einstiegsjahr, die Einstiegsqualifizierung als betriebliches Praktikum, das „externe Ausbildungsmanagement“ zur Unterstützung der von Migranten geführten Unternehmen in der Ausbildung von Jugendlichen oder das Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ zur Förderung der Ausbildungsreife und der Berufsorientierung von Jugendlichen.
Darüber hinaus sei wichtig, bereits erbrachte Leistungen nicht außer Acht zu lassen – dies werde auch im Integrationsplan betont. „Viele Jugendliche mit Migrationshintergrund kommen in unser Land bereits mit erfolgreichen Schulabschlüssen. Diesen Jugendlichen darf man nicht zusätzliche Hürden stellen“, betonte der Minister. Hierzu sei es notwendig, das Verfahren zur Anerkennung von Schulabschlüssen und von Bildungsabschlüssen insgesamt zu vereinfachen und für jeden nachvollziehbar zu machen. Diesbezüglich wird das Land im Oktober eine Expertenanhörung zur Anerkennung von ausländischen Abschlüssen durchführen.
Frau Jutta Driesch, Geschäftsführerin (operativ) der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit (BA), berichtete über die Situation der Auszubildenden in Baden-Württemberg sowie über die Instrumente der BA. Dr. Martin Frädrich, Geschäftsführer der Abteilung Beruf und Qualifikation der IHK Region Stuttgart referierte zum Thema „Anforderungsprofile, Wünsche und Maßnahmen aus Sicht der Industrie-und Handelskammern“. Erfahrungen aus der Arbeit mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund standen schließlich im Mittelpunkt der Ausführungen von Dr. Ahmet Ertekin (ATA-Consult, Deutsch-Türkisches Business Center Stuttgart). Wirtschaft
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