Tagung
Tagung: Bildungsgerechtigkeit ist die zentrale Gerechtigkeitsfrage
Die Grünen in Bremen luden am Freitag zu einem Fachtag „Schule und Migration“ ein. Über 300 Eltern, Erzieher, Lehrer und Politiker nahmen die Einladung an. Diskutiert wurde über die neuen Herausforderungen, die sich an die Schule von heute stellen.
Sonntag, 19.04.2009, 13:27 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 21.08.2010, 0:05 Uhr Lesedauer: 1 Minuten | Drucken
Kinder würden mit vielen unterschiedlichen Kompetenzen in „ihrem Rucksack“ in die Schullaufbahn starten. Dies stelle die Schulen von heute vor vielfältige Herausforderungen. Kinder mit unterschiedlichen kulturellen, sozialen und sprachlichen Hintergründen treffen in der Schule zusammen. Dafür brauche Schule geeignete Formen und Strukturen des Unterrichts.
Hauptredner auf der Tagung war Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen. Özdemir wies darauf hin, dass die Bildungsmisere nicht nur ein Problem der Migrantenkinder sei. Viele, die die Pisa-Studie als funktionale Analphabeten einordnet, hätte Deutsch als Muttersprache. Die Misere sei vor allem ein soziales Problem. Die Bildungsfrage sei inzwischen zur zentralen Gerechtigkeitsfrage in Deutschland geworden. Özdemir warnte davor, dass mittlerweile jeder zweite Schüler mit Hauptschulabschluss nach einem Jahr immer noch keine Lehrstelle habe. Die Schule müsse sich ändern und allen eine gute Bildung ermöglichen.
Ursula Neumann, Uni Hamburg, war bei Thema „Ganztagsschulbesuch und Integrationsprozesse bei MigrantInnenkindern“ kritisch. Ganztagsschule sei heute zwar ein Zauberwort, wissenschaftliche Erkenntnisse über diese Schulform gebe es jedoch kaum. Sicher sei aber, dass eine Ganztagsschule, bei der sich nur der zeitliche Rahmen ändert, keine Auswirkungen hat.
In ihrem Vortrag „Die Rolle der Sprachen in der Bildung“ hob Prof. Katja Francesca Cantone von der Uni Bremen die Bedeutung der Zweisprachigkeit hervor. Kleine Kinder könnten sehr gut zwei und mehr Sprachen gleichzeitig als sogenannte „Erstsprachen“ lernen, ohne dass eine „Halbsprachigkeit“ herauskäme. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass die Kinder ein ausreichendes „Sprachbad“ bekommen – spätestens mit drei sollten sie in einen deutschen Kindergarten. Mit sechs Jahren würde sich nämlich das Zeitfenster zum Erlernen von Erstsprachen schließen.
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