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Fereshta Ludin, Lehrerin, kämpfte gegen das Kopftuchverbot und hat die erste große Entscheidung zum Kopftuch erstritten © Daniel Gerlach

Verantwortung

Diversität ist das Markenzeichen einer modernen Gesellschaft

Missstände werden nicht beseitigt, wenn wir uns nicht verantwortlich fühlen, wenn wir die Schuld auf andere abwälzen und immer wieder neue Sündenböcke herauspicken. Von Fereshta Ludin

Von Mittwoch, 21.08.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 22.08.2019, 16:56 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Täglich sind wir konfrontiert mit der Vielfalt. Sei es in den Sprachen, die wir hören und auch selbst sprechen, das Essen, das wir schmecken, den Menschen, denen wir begegnen. Das nennt man Vielfalt. Das Gegenteil von Vielfalt ist Einfalt. Einfalt mag schön, einfach und bequem sein, aber sie wird nicht mehr als das Eine bieten können, sie kann monoton und einseitig zugleich werden, daher brauchen wir die Diversität.

Unter Freundschaften, die divers sind, lernt man nicht nur neue Umgangsweisen, sondern auch neuen Zugang zu Kulturen und Traditionen. Man lernt nicht nur verschiedene Begrüßungsformen, sondern auch unterschiedlichen Umgang mit Zeit und Gefühlen. Diverse Menschengruppen können oft sehr kreativ sein und können neues Gemeinsames, aber Verbindendes, entwickeln. Sie können sogar die Produktivität einer Gemeinschaft steigern, wenn ihr Potenzial entsprechend zum Einsatz kommt. Sei es in Communities, in Vereinen, in Firmen oder sogar in großen Organisationen. Meine Erfahrungen mit diversen Dialogkreisen bestätigen diesen Eindruck.

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Es ist unglaublich schön zu sehen, wie Menschen gemeinsame Ideen und Ziele entwickeln können, trotz unterschiedlicher Herkünfte, Religionen, Hautfarben, Orientierungen und Kulturen. Das Besondere, das uns gemeinsam verbindet, ist eins: Das Menschsein auf Augenhöhe. Gleichberechtigt.

Es ist vielen von uns sicherlich bekannt, dass einst in den 50er und 60er Jahren in den USA eine ganze Bürgerbewegung entstand, die sich für das Menschsein auf Augenhöhe für alle, für Menschenrechte und für ein Leben ohne Ausgrenzung und Diskriminierung des Anderen eingesetzt hat. Diese Zeit, in der sich viele, vor allem People of Colour, einsetzten, war rebellisch, selbstbewusst, hart erkämpft, aber sie war notwendig, bis heute. Die Menschen, die vieles aufopferten, haben eine Errungenschaft geleistet, die bis heute eine Strahlkraft auf die ganze Welt hat, dabei muss man nur Namen wie Rosa Parks, Martin Luther King und Malcolm X hören.

In welcher Zeit leben wir nun? In einer globalisierten Welt, die viele Herausforderungen wie Ungleichheit, sowohl materieller als auch ideeller Art, unsere Zukunft bestimmt. Wir leben in einer Zeit, in der Menschen keinen gleichen Zugang zu Bildung, Arbeit und lebensnotwendigen Ressourcen haben. Eine Zeit, in der subtile, aber auch strukturelle Diskriminierung normalisiert ausgeübt wird.

All diese Entwicklungen schaden unserem Zusammenleben.

Welche Verantwortung übernimmt Politik für diese Herausforderungen? Wo setzt sie ihre Schwerpunkte? Geht sie konfliktorientiert oder lösungsorientiert an diese Herausforderung heran?

Wie gehen unsere Medien mit dem Transfer von Informationen aus Gesellschaft und Politik um? Inwieweit prägen sie die Denkweise der Menschen? Wie sind sie für die Memory-Stores der Bürger verantwortlich? Die Politik ebenso.

Welche Verantwortung tragen wir als einzelne Bürger dieses Landes, um Missstände, die wir offensichtlich wahrnehmen, zu verändern und unsere unmittelbare Umgebung und unsere Gesellschaft zum Besseren zu bewegen?

Wir alle, jeder Einzelne ist für das verantwortlich, was er an Verantwortung tragen kann. Keiner ist ohnmächtig. Daher sind am Ende alle mitverantwortlich, wenn seine Familie, seine Gesellschaft und sein Land sich einer negativen Entwicklung anbahnt. Wenn Diskriminierung und die Missachtung der Menschenrechte hingenommen und geduldet werden, sind wir mitverantwortlich. Missstände werden nicht beseitigt, wenn wir uns nicht verantwortlich fühlen, wenn wir die Schuld auf andere abwälzen und immer wieder neue Sündenböcke herauspicken. Mal die Juden, dann die Muslime, dann die Ossis oder die Wessis. Und wir werden es nicht schaffen, ohne uns zu begegnen und uns für eine Gesellschaft einzusetzen. Aktuell Meinung

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