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Sonderausstellung "Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen" im Dresdner Hygienemuseum © Oliver Killig

Einseitig und Eurozentrisch

Umgang mit kolonialem Erbe auf den Prüfstand stellen

Der Präsident des Goethe-Instituts fordert Museen in Deutschland zu einem neuen Umgang mit ihrem kolonialen Erbe auf. Die Probleme seien die hegemonialen Strukturen in Europa, der einseitige Blick und der Eurozentrismus.

Mittwoch, 16.01.2019, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 17.01.2019, 16:12 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, hat die Museen in Deutschland zu einem neuen Umgang mit ihrem kolonialen Erbe aufgefordert. Nötig seien neben verstärkter Provenienzforschung auch „neue Überlegungen zum Eigentumsverständnis“, erklärte Lehmann in einem Gastbeitrag für den in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“. Der sogenannte intellektuelle Kolonialismus sollte ein Ende finden. Es gebe nicht die „alleingültige Deutungshoheit“, betonte Lehmann.

So gehe es beim Berliner Humboldt Forum, das im Herbst eröffnen soll, auch nicht bloß „um den Transfer der ethnologischen Sammlungen an einen neuen Platz in der Hauptstadt, sondern darum, neue Blickachsen zu schaffen“, erklärte der Präsident des Goethe-Instituts. „Die Hierarchisierung der Kulturen ist keine Herangehensweise in der Gegenwart, erst recht nicht mit westlicher Arroganz.“ Das mache die Musealisierung in abgeschlossenen Sammlungen immer fragwürdiger, nicht nur bei außereuropäischer Kunst.

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Sachlich und respektvoll

„Sammlungen müssen Fortsetzungen finden, um lebendig zu bleiben“, unterstrich Lehmann. Von Gesprächspartnern in ehemaligen Kolonialgebieten seien häufig die hegemonialen Strukturen in Europa, die Einseitigkeit der Narrative und der Eurozentrismus beklagt worden, schreibt der Chef der weltweiten Goethe-Institute. Erklärtes Ziel dieser Gespräche sei die „Dekolonialisierung des Denkens“ gewesen, „sachlich, informativ, respektvoll – und auch emotional“, schreibt Lehmann in dem Zeitungsbeitrag.

Zur Restitution geraubter Kulturgüter erklärte Lehmann, dabei sei die Frage zu klären, „wie afrikanische Museen sie aufnehmen, wie die eigene Geschichte interpretiert wird“. Eine eigenständige kulturelle Infrastruktur, eigene Kuratoren und eine neue Dynamik über Ländergrenzen hinweg seien Voraussetzungen für ein internationales Expertennetzwerk und für sinnvolle Kooperationsprojekte. Dabei verwies Lehmann auf die vom Auswärtigen Amt geplante Agentur für internationale Museumszusammenarbeit. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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  1. Dirk sagt:

    Das Goethe-Institut sollte seine eigene Rolle in der (neo-)kolonialen Abschottungspolitik reflektieren, denn durch das Aufenthaltsgesetz der BRD profitiert das Goethe-Institut immens weltweit durch die Zwangs-Deutschkurse für Familiennachzugsberechtigte. Mit diesen Gebühren erhoben in vielen verschiedenen Ländern finaziert sich das Goethe-Institut zu erheblichen Anteil.

  2. Ute Plass sagt:

    „Von Achille Mbembe, dem global tätigen Philosophen aus Kamerun, stammt der Gedanke: „Die Wahrheit ist, dass Europa uns Dinge genommen hat, die es uns nie zurückgeben kann.“ Ein traurig schöner Satz. Er sagt zumindest: Es kann nicht um die Wiederherstellung eines vergangen Zustands gehen. Bei all der notwendigen Arbeit an der Vergangenheit hilft im Verhältnis zwischen Europa und Afrika ein Blick nach vorn. Für den Streit um die Rückgaben heißt das: Es wäre viel gewonnen, wenn er nicht weiter um das Ob der Restitution kreisen würde, sondern endlich um das Wie.“
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/restitution-afrikanischer-kulturgueter-immer-noch-die-alten.1005.de.html?dram:article_id=439859